«Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber nachsinnen Tag und Nacht, damit du darauf achtest, zu tun nach allem, was darin geschrieben ist; denn dann wirst du auf deinem Weg Erfolg haben, und dann wird es dir gelingen.» (Josua 1,8).
In diesem Vers finden wir im Blick auf das geschriebene Wort Gottes einen wunderbaren Dreiklang:
- Zuerst haben wir die Grundlage zu einem positiven, reichen und erfüllten Glaubensleben: das Lesen und Studieren des Wortes Gottes.
- Dann sehen wir die gottgewollte Verhaltensweise eines Gläubigen: das Wort Gottes beachten und im Leben befolgen.
- Und drittens haben wir die Folgen, die sich daraus ergeben: die Anerkennung und den Segen des Herrn.
1) Es soll nicht von deinem Mund weichen
Gott beginnt mit einer Aufforderung bezüglich seines Wortes. Das Buch des Gesetzes zur Zeit Josuas entsprach den Gesetzestafeln, die Mose einst von Gott empfing. Welch eine erhabene Tatsache, dass Mose in die Gegenwart eines heiligen Gottes treten durfte. Die Folgen blieben nicht aus. In 2. Mose 34 lesen wir von Mose, dass sein Angesicht strahlte, nachdem er 40 Tage und 40 Nächte bei dem HERRN verweilt hatte. Damals sagte Gott, dass Er nach dem Inhalt dieser Worte, die Mose aufzuschreiben hatte, einen Bund mit ihm und Israel gemacht habe. Dies bestätigte Gott später gegenüber Josua.
Beim Herrn Jesus sehen wir ein schönes Beispiel, wie Er diese Aufforderung verwirklichte. Er verstand es, das Wort Gottes, d.h. eigentlich das Gesetz, mit grosser Wirkung anzuwenden, denn Er hatte es nicht nur auf seinen Lippen, sondern trug es auch in seinem Innern (Ps 40,9). Vor Beginn seines öffentlichen Dienstes weilte der Herr 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste. Da kam Satan, um Ihn zu versuchen (Mt 4,1-11; Lk 4,1-13). Auf alle drei Versuchungen antwortete der Herr mit einem Zitat aus dem Gesetz.
Erste Versuchung
Er hatte Hunger. Der Teufel schlug Ihm vor, aus Steinen Brot zu machen. Menschlich gesehen war dies kein schlechter Vorschlag. Aber was hätte es bedeutet, wenn der Herr darauf eingegangen wäre! Der Sohn Gottes wäre dem Widersacher gefolgt!
Antwort: Jesus zitierte einen Vers aus 5. Mose 8, den Gott im Zusammenhang mit dem Manna geäussert hatte: «Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.» Mit andern Worten: Nicht das Äusserliche, die Befriedigung des Fleisches, also der Materialismus, stehen im Vordergrund, sondern die Gedanken Gottes, sein Wille und seine Worte. So konnte auch ein Jeremia sagen: «Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt, HERR, Gott der Heerscharen» (Jer 15,16).
Zweite Versuchung
Der Teufel, der als Fürst dieser Welt Gewalt über die Erde hat, führte den Herrn auf einen hohen Berg und zeigte Ihm in einem Augenblick alle Reiche dieser Erde. Der Feind wollte die Gewalt über die Erde dem Herrn Jesus übergeben, sofern Er ihn – den Teufel – anbete.
Antwort: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen» (nach 5. Mose 6,13). Aus dieser Antwort erkennen wir auch eine praktische Seite für uns. Wie leicht lassen wir uns von Menschen, von gebildeten und tüchtigen, beeindrucken. Wir hören auf sie, ja, wir verehren sie sogar, wobei doch die Ehre nur Gott gehört, der gesagt hat: «Meine Ehre gebe ich keinem anderen» (Jes 42,8). Oder es kann sein, dass wir einem begabten Bruder zuhören, ihn und seine Fähigkeiten bewundern, anstatt das zu sehen, was der Herr in diesem Bruder und durch ihn wirken kann.
Dritte Versuchung
Der Herr sollte sich von der Zinne des Tempels herabstürzen.
Antwort: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.» Dieses Gebot finden wir in 5. Mose 6,16. Auch diese Aussage enthält für uns eine Belehrung. Wie steht es zum Beispiel beim Autofahren oder beim blossen Überschreiten der Strasse? Gehen wir nicht oft ein Risiko ein, wobei wir Gott versuchen? – Es wäre in diesem Zusammenhang noch manches zu erwähnen. Vor allem aber sind diese Worte in unserem geistlichen Leben von Bedeutung. Haben wir nicht oft zweifelnde Überlegungen? Wandeln wir nicht öfters ängstlich durch diese Welt? Aber die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Oder erlauben wir uns nicht manches, das mit dem schmalen Pfad unvereinbar ist? Bewegen wir uns nicht manchmal auf einer Gratwanderung, in der Meinung, der Herr müsse uns bewahren, auch wenn wir nicht mehr unter seinem Schutz bleiben, wenn wir uns nicht mehr in seiner Gegenwart, im Land der Segnungen, aufhalten?
Der Herr Jesus hat uns nicht nur in dieser Begebenheit ein vollkommenes Beispiel hinterlassen. Nachdem Satan im Anschluss an diese drei Antworten von Ihm wich, lesen wir: «Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück.» Nach 40 Tagen des Fastens war die Kraft des Geistes trotzdem in Ihm. Ähnlich war es bei Mose, der nach 40-tägigem Fasten mit strahlendem Angesicht zurückkehrte.
Es ist also unschwer festzustellen, dass, wenn vom Buch des Gesetzes die Rede ist, das nicht von unserem Mund weichen soll, bestimmt das ganze Wort Gottes gemeint ist. Den Anfechtungen Satans oder der Menschen werden wir nur mit der Bibel erfolgreich begegnen können.
Wir erkennen auch, dass es nicht nur darum geht, die Verse auswendig zu lernen, um sie dann gedankenlos zu wiederholen, wie viele dies mit festgelegten Gebeten praktizieren. Es geht vielmehr darum, die Worte in unserem Herzen zu haben, damit der Mund «aus der Fülle des Herzens» reden kann.
2) Darüber sinnen Tag und Nacht
Wir haben schon an Jeremia gedacht, dem die Worte Gottes zur Wonne und zur Freude waren. Da können wir uns fragen: Ist es die Freude im Herrn, die uns veranlasst, uns in die Bibel zu vertiefen, oder kommt dann, wenn wir beginnen, das Wort mit Gebet zu lesen, die Freude im Herrn über uns? Mir scheint, dass beides möglich ist. Um die Worte des Herrn kennenzulernen, ist es wichtig, sie nachzulesen, sie aufzunehmen. Nicht nur soll dies mit dem Verstand geschehen, sondern vor allem mit dem Herzen – nicht als eine Alibiübung, sondern aus einem tiefen Bedürfnis heraus. Wir sind immer wieder erstaunt, wie viel Herrliches wir entdecken, wenn wir beim Betrachten eines Verses überlegen, was er uns zu sagen hat, was seine tiefere Bedeutung ist, in welchem Zusammenhang er steht und zu verstehen ist. Und wenn wir später den gleichen Abschnitt in der Bibel wieder lesen, zeigen sich uns noch andere Gesichtspunkte und Anwendungsbereiche.
3) Damit du darauf achtest, zu tun nach allem, was darin geschrieben ist
Der Herr wünscht, dass wir auf sein Wort eingehen, aber es soll nicht blosser Selbstzweck sein. Jakobus ermahnt uns: «Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer.»
Lasst uns in Sorgfalt vorangehen. Zuerst heisst es, dass wir darauf achten sollen, was zu tun ist. Damit sind Taten gemeint, die vor Gott überlegt sind. Je mehr wir darauf achten, was der Herr uns durch sein Wort sagen will, was Er uns zeigt, für Ihn zu tun, umso genauer werden wir auch seinen Weg für uns erkennen. Dann werden wir bestimmt auch den Dienst tun, den Er von uns verlangt und durch den Er verherrlicht wird.
Nach dem Tun folgt die Bemerkung «nach allem». Hier haben wir den Massstab Gottes! Braucht es dazu noch eine Erklärung? Sind wir bereit, alles zu tun, was das Wort Gottes von uns verlangt? Nochmals sei betont, dass für all unser Tun – auch die geringsten Dienste für den Herrn – immer das Wort Gottes grundlegend und massgebend ist.
4) Denn dann …
Wenn ein Kind Gottes im Glauben und Gehorsam vorangeht, dann verheisst der Herr besondere Segnungen. Hier werden zwei erwähnt:
- Erfolg und
- Gelingen
a) Du wirst auf deinem Weg Erfolg haben
Der Mensch trachtet nach Erfolg, sowohl in gesellschaftlicher wie auch in beruflicher Hinsicht.
Der Hochmut treibt den Menschen, nach Erfolg zu streben. Erfolgreiche Leute bewundert man, Flops werden verachtet oder ernten Erbarmen.
In der Elberfelder-Übersetzung kommt das Wort «Erfolg» nur einmal vor. Was ist damit gemeint? Der Erfolg Josuas bedeutete, das irdische Volk Gottes glücklich ins verheissene Land zu führen. Hatte er immer Erfolg? In Josua 7 lesen wir von einer grossen Niederlage, weil die Kinder Israel Untreue an dem Verbannten begangen hatten. Obwohl nur ein Mann das Gebot Gottes übertreten hatte, wird das ganze Volk erwähnt, und Josua und seine Soldaten erlitten eine traurige Niederlage.
Wie steht es mit unserem Erfolg oder Misserfolg im Blick auf die Sache des Herrn, sowohl in persönlicher Hinsicht als auch bezüglich des gemeinsamen Zeugnisses?
b) Dann wird es dir gelingen
Diese Worte erinnern uns an Psalm 1, wo es heisst: «Und alles, was er tut, gelingt.» Dies bezieht sich in erster Linie auf den Herrn Jesus. Jesus ist ja der griechische Name von Josua und bedeutet: Gott ist Rettung. Wenn wir wie ein Baum an Wasserbächen gepflanzt sind, also immer wieder durch sein Wort und durch das Gebet mit dem Herrn in Verbindung stehen, dann wird Er auch uns Gelingen schenken.
5) Zusammenfassung
Nach dem eingangs erwähnten Vers fügt der Herr seiner Aufforderung drei Ermutigungen an:
- «Sei stark und mutig!»
- «Erschrick nicht!»
- «Fürchte dich nicht!»
«denn der HERR, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst.»
Ähnlich spricht der Herr Jesus auch zu uns: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.»
Aus den Anfangsversen des Buches Josua wird klar, dass das «Buch des Gesetzes», also das Wort Gottes, die Grundlage für unser Glaubensleben ist, dass es unser Leben als Christen massgebend beeinflussen will und dass daraus sehr positive Folgen entstehen.
Der Apostel Paulus spricht im 2. Timotheusbrief im gleichen Sinn, wenn er sagt: «Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.»
Ein Christenleben ohne Lehre ist undenkbar. Dies ist wie ein Körper ohne Knochen. Anderseits ist nur Lehre im Christenleben wie ein Skelett ohne Muskeln und Fleisch.
Es ist wichtig, dass wir in Bezug auf die Versammlung Gottes, den Heiligen Geist, die Anbetung des Vaters, die Werke, die wir aus Glauben tun, unterwiesen werden. Die Belehrung darüber finden wir nur im Wort Gottes. Auch das Überführen oder Aufdecken, die Zurechtweisung, die Unterweisung in der Gerechtigkeit sind von grösster Bedeutung. Wenn wir an die Fusswaschung denken, bei der das Wasser symbolisch vom Wort Gottes spricht, dann können wir diesen heiklen und schwierigen Dienst nur in Demut und mit dem Wort Gottes «in unserem Mund», das aus dem Herzen kommt, tun.
Der «Erfolg» ist dann, dass wir als Menschen Gottes vollkommen und «zu jedem guten Werk völlig geschickt» werden. Die guten Werke können wir nur aus Glauben und in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes tun.
Dann erklärt der Herr, dass, wenn wir seine Gebote haben und sie halten, wir zu denen gehören, die Ihn lieben. Und Er fährt fort: «Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.»
Konnte Er sich uns heute offenbaren? Kann Er dies täglich tun? Er möchte Gemeinschaft mit uns haben. Geben wir Ihm die Möglichkeit, dass Er bei uns Wohnung machen, d.h. zu uns eingehen kann, um das Abendbrot mit uns zu essen und wir mit Ihm (Off 3,20)? Er wird sich immer an seine Verheissung halten.