Das Bauen der Mauer (2)

Nehemia 3,1-32

Einzelne arbeiteten besonders eifrig

Der Geist Gottes hebt ausdrücklich die Menge und die Natur der Arbeit hervor, die geleistet wurde. Während viele ein Stück der Mauer ausbesserten, richteten andere die Tore wieder auf und sorgten dafür, dass sie fest verschlossen werden konnten.

Malkija und Haschub (Vers 11) besserten nicht nur eine Strecke der Mauer, sondern auch den «Ofenturm» aus, eine der Befestigungen der Stadt.

Hanun und die Bewohner von Sanoach (Vers 13) reparierten das «Taltor»; ausserdem aber noch «tausend Ellen an der Mauer».

Schallun (Vers 15) besserte das «Quelltor» aus und überdachte es auch; zudem baute er die Mauer am Teich Siloah. Seine Arbeit trug dazu bei, dass sich die Bewohner von Jerusalem unbehindert erfrischen und ihren Durst löschen konnten. Er gehörte nicht zu denen, die die Wasser von Siloah verachteten, die still fliessen (Jes 8,6). Diese Wasser sind ein Symbol der Gnade; sie gelangten in den Teich, zu dem später auch der Blindgeborene hinging, um sich zu waschen und das Augenlicht wieder zu erlangen (Joh 9). Diese Wasser tränkten auch den «Garten des Königs».

Es gefällt Gott, von dem zu reden und das anzuerkennen, was für Ihn getan wird. Der göttliche Baumeister, der jenen Bau überwachte, richtete seine Blicke auf einen jeden seiner Arbeiter. – Welche Ermunterung! Er lässt auch uns zurufen: «Seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn» (1. Kor 15,58).

Wenn auch nicht alle dasselbe Mass an Arbeit leisteten, so nahm Gott doch Anteil an allem, was jeder tat. Gott sieht auf das Herz, und jeder ist Ihm «angenehm nach dem, was er hat, und nicht nach dem, was er nicht hat» (2. Kor 8,12). Die Kräfte und die Fähigkeiten sind verschieden; die Zeit und die Gelegenheiten sind dem einen nicht in dem Mass gegeben, wie dem anderen. Der eine hat fünf Talente und der andere zwei. Was der Herr aber verlangt ist, dass wir damit für Ihn handeln.

So machte zum Beispiel Dorkas, die über eine gewisse Zeit verfügte, Kleider für die armen Witwen. Lydia, die Purpurhändlerin, nahm den Apostel und seine Begleiter bei sich auf. Phöbe (Röm 16,1.2) war als «Dienerin der Versammlung» für Paulus und viele andere eine Hilfe. Rhode, die Magd Marias, tat, was ihrer bescheidenen Stellung angemessen war. Unter denen, die Paulus am Ende des Römerbriefes grüsst, waren Mitarbeiter des Apostels, die ihr Leben für ihn hingegeben hätten. Andere arbeiteten im Herrn, und wieder andere haben «viel» gearbeitet im Herrn. Jeder hat, entsprechend seinen Fähigkeiten und Gaben, demselben Meister gedient. Auch wenn der Dienst nur darin bestand, einem seiner Knechte in seinem Namen ein Glas kalten Wassers darzureichen, so wird der Meister dies anerkennen und belohnen. Diesen allen wird Er sagen: «Wohl, du guter und treuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn.»

O dass wir doch allezeit, in Erwartung des Kommens unseres Herrn, von Herzen bei unserem Dienst wären oder besser gesagt, bei dem Dienst, den Er selbst uns zu tun gibt, worin dieser auch immer bestehen mag! (Mk 13,34.35).

Die Mauer gegenüber dem eigenen Haus

Noch eine andere Einzelheit wird erwähnt, und wir sollten sie sorgfältig beachten, denn sie ist nicht ohne Bedeutung: Von mehreren wird gesagt, dass sie die Mauer ihrem Haus gegenüber ausbesserten (Verse 10, 23, 29 und 30). Sollen wir dies dem Zufall zuschreiben, einer selbstsüchtigen Regung, oder einem höheren Beweggrund?

Wie dem auch sei, ich für mich bin überzeugt, dass wir es hier mit einer ernsten Lektion zu tun haben.

Die Juden, die im Zusammenhang mit dem gemeinsamen Werk «ihren Häusern gegenüber» bauten, waren zweifellos in besonderer Weise mit dem Herzen bei der Arbeit. Die Wohnung ihrer Familie vor Augen, wollten sie, dass diese besonders gut geschützt sei und liessen es an keiner Sorgfalt fehlen, die Mauer möglichst stark zu machen. Die Steine, die sie verwendeten, waren gewiss widerstandsfähig und passend, und der Mörtel von guter Qualität: Das Material war für die Mauern ihren Häusern gegenüber.

Und wir, liebe Geschwister, haben nicht auch wir unsere Häuser? Wir haben wohl erfasst, dass eine Mauer der Absonderung zwischen uns und der Welt aufgerichtet sein muss. Aber haben wir sie auch vor unseren Häusern aufgebaut? Ist es nicht so, dass mehrere von uns sich selber «von der Welt, und was in der Welt ist», zwar fernhalten, gegenüber dem eigenen Haus jedoch nicht dieselbe Sorgfalt ausüben und die Kinder sich mit dem in Verbindung treten lassen, wovon sie selbst sich getrennt halten?

Mose wollte nicht, dass die Kinder der Israeliten in Ägypten blieben. Mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern … wollen wir ziehen, sagte er zum Pharao (2. Mo 10,9). Und Josua, der das Volk Israel vor die Wahl zwischen den falschen Göttern und dem HERRN stellte, sagte: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!» (Jos 24,15), indem er so vor seinem eigenen Haus entschieden und fest die Mauer der Absonderung errichtete.

Jakob hatte dies versäumt. Die falschen Götter waren mit Rahel in der Familie geblieben, und Dina verkehrte mit den Töchtern der Kanaaniter. Wir wissen, welch traurige Folgen daraus entstanden sind. Auch seine Söhne gaben sich schändlichen Dingen hin.

Lasst uns denn auch vor unseren Häusern eine starke Mauer aufrichten, zum Schutz vor den gefährlichen Einflüssen der Welt, die sich überall breitmachen wollen, und vor der Flut des Unglaubens, die immer höher steigt! Schliessen wir die Tore mit den Klammern und Riegeln vor allem, was verführt und zum Verderben gereicht!

Ein gemeinsames Werk

Schliesslich ging die Mauer der Vollendung entgegen. Vom «Schaftor» an, das der Hohepriester mit seinen Brüdern gebaut hatte, – dort lag der Teich von Bethesda (Joh 5) – setzte sich das Werk rings um die Stadt fort und schloss mit der Arbeit der Goldschmiede und der Händler ab, die zwischen dem Obergemach der Ecke und dem Schaftor ausgebessert hatten.

Wie schön musste es sein, dieses ganze Volk freudig und von Herzen für den Herrn arbeiten zu sehen! Priester und Leviten, Oberste und Leute vom Volk, Männer und Frauen, Angesehene und Geringe, Männer von Jericho, von Tekoa, von Gibeon, von der Ebene, wie auch solche von Jerusalem – alle gaben sich mit einer Seele dem gemeinsamen Werk hin. Prächtiges Schauspiel, auf dem Gott seine Blicke mit Wohlgefallen ruhen liess; und Er segnete dieses Werk.

Möchte doch auch in den Versammlungen des Herrn ein solcher Fleiss vorherrschen! Möchten doch alle Brüder und Schwestern in inniger Verbundenheit und von Herzen am gemeinsamen Werk arbeiten, das in einer heiligen Absonderung für Gott besteht, bei der die Tore für alles das geschlossen sind, was nicht von Ihm ist.

Wozu alle diese Namen?

So mag man sich fragen. Die betreffenden Personen sind uns doch alle unbekannt!

Sollten wir gegenüber dem, was für Gott von Interesse ist, gleichgültig bleiben? Ja, Gott nahm am Werk dieser armen Juden ein grosses Interesse, denn Ihn hatten sie dabei vor Augen. Um uns zu zeigen, dass Ihm ihre Namen wertvoll sind, hat Er sie in sein Buch eingeschrieben. Die Welt kannte sie nicht. Sie hat ihre eigenen grossen Männer und füllt ihre Bücher mit deren grossen Taten und Werken. Gott, vor dem sich dieses Werk vollendete, das die Feinde Tobija, Sanballat und Geschem verachteten (Neh 3,19; 4,1-3), kannte jeden einzelnen derer, die sich Ihm hingaben, und Er setzte ihnen dieses Denkmal der Anerkennung. Er wollte, dass uns diese Namen mitgeteilt würden. Es sind Ehrentitel für diese Arbeiter. Damals, wie später zur Zeit Maleachis, wurde ein Gedenkbuch vor Ihm geschrieben für die, die den HERRN fürchten, und die seinen Namen achten.

Dasselbe sehen wir in den Zeiten der Apostel. In ihren Briefen findet sich die Liste von bescheidenen Christen, die überall, auch in Rom, diesem Herd des Verderbens, die Mauer der Absonderung aufgerichtet hatten, bis in den Palast Neros hinein. Die Weltgeschichte kennt sie nicht. Aber mit welchem Glanz erstrahlen sie aus dem Gedenkbuch Gottes, aus seinen Annalen hervor, und zwar für die Ewigkeit! Ihre Namen sind im Buch des Lebens eingetragen, und der Herr Jesus sagt von dem, der wie sie überwunden hat: «Ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens.» Die einen hatten mehr, die anderen weniger getan, aber alle hatten ihren Anteil an den Grüssen des Heiligen Geistes, so wie auch alle der Liebe Jesu und seiner Belohnung teilhaftig sind. «Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient» (Heb 6,10). Welche Ermunterung!

Rückblick und Aufruf

Die Zeit, die uns noch bleibt, ist kurz. Vor mehr als hundert Jahren ist der Ruf erschollen: «Der Bräutigam kommt!» Das war das Signal zur Erwartung und der Beweggrund zur Absonderung. Aber bald schlichen sich Irrtümer ein, selbst unter die, die sich abgesondert hatten. Da galt es, an die Tore zu eilen und sie vor den Verführern zu verriegeln. Das Wort, das allen Bedürfnissen entspricht, gab jenen Heiligen das Unterscheidungsvermögen und die Kraft, um zu widerstehen. In ihrer Absonderung von der Welt und den menschlichen Systemen hörten sie auf die Warnungen der Apostel: «Aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her … Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an» (Apg 20,30.32). – «Ich ermahne euch aber, Brüder, auf die zu achten, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab» (Röm 16,17). – «Lasst euch nicht fortreissen durch mancherlei und fremde Lehren» (Heb 13,9). – «Bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis wegwendest» (1. Tim 6,20).

Die Jahre sind vorübergezogen und der Eifer hat in den Herzen leider nachgelassen. Aber die Grundsätze der Wahrheit bleiben dieselben, denn der, mit dem wir es zu tun haben, ändert sich nicht. Mehr denn je sind Absonderung und die Sorge um das Schliessen der Tore vor dem Bösen dringendes Erfordernis. Wenn die Errettung näher ist als damals, als wir gläubig wurden, ist es da nicht Zeit, aus dem Schlaf aufzuwachen und unser Nasiräertum zu erneuern? Satan sieht, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt. Er verdoppelt daher seine Anstrengungen und Angriffe gegen den schönen Namen Christi, gegen seine anbetungswürdige Person. Oh, so lasst uns in Treue festhalten an dem, was wir haben, das Wort des Herrn bewahren und seinen Namen nicht verleugnen.