Das schrieb der Apostel Paulus den Korinthern, die früher Heiden waren. Eines Tages war er in jene Stadt gekommen, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen. Während er diesen Dienst in der Kraft Gottes tat, schrieb der Geist des lebendigen Gottes mit seinem Griffel einen unauslöschlichen «Brief Christi» auf die fleischernen Tafeln ihres Herzens. Das geschah, indem die Korinther über ihr bisheriges Leben Buße taten und das Wort von Christus im Glauben annahmen. Dadurch wurden sie von neuem geboren. Nun konnten alle Menschen, mit denen sie zusammentrafen, in ihrem Wandel den Inhalt des «Briefes» lesen und kennenlernen.
Da er aber nicht auf Papier, sondern auf den Boden des Herzens des Gläubigen, das immer in Bewegung ist, geschrieben wurde, so stellt sich die Frage: Wie kann der Brief lebendig und deutlich bleiben? Die eindrückliche Antwort gibt der Apostel am Schluss des Kapitels.
Zunächst spricht er hier von dem, was nur die Verdorbenheit des natürlichen Zustandes des Menschen offenbaren konnte. Gott hatte einmal auf steinerne Tafeln geschrieben, nicht Worte der Gnade, sondern Forderungen des Gesetzes. Als Mose damit vom Sinai herabstieg, begann für das Volk Israel ein jahrhundertelanger «Dienst des Todes». Der Buchstabe des Gesetzes brachte ihnen kein Leben, sondern machte die Israeliten zu Übertretern, die den Tod verdienten. Sie waren tot in ihren Vergehungen und Sünden, wie die übrigen Menschen.
Doch diese Gesetzgebung auf dem Sinai hatte noch eine Begleiterscheinung, die im Bild zeigt, wie der Gläubige heute verwandelt werden kann. Nachdem Mose vierzig Tage und vierzig Nächte bei dem HERRN auf dem Berg gewesen war, da wusste er nicht, «dass die Haut seines Angesichts strahlte, weil er mit Ihm geredet hatte». Zum Volk zurückgekehrt, musste er eine Decke über sein Gesicht legen, damit es ihm nahen und er ihm alles, was der Herr ihm auf dem Berg gesagt hatte, mitteilen konnte (2. Mo 34,29-35). Bald aber sah Israel nichts mehr von dieser Herrlichkeit: Bis auf den heutigen Tag bleibt auf ihren Augen beim Lesen des alten Bundes dieselbe Decke unaufgedeckt. Sie wird erst weggenommen, wenn Israel zum Herrn umkehren wird.
Wie ganz anders ist der Dienst, den die Apostel auszuüben begannen. Er ging auch von dem heiligen Gott aus, aber nicht vom Sinai herab, sondern vom Hügel Golgatha her. Der Sohn Gottes selbst war inzwischen auf die Erde gekommen und hatte dort das göttliche Werk der Erlösung vollbracht, das Ihm der Vater aufgetragen hatte. Er wurde ins Grab gelegt, ist aber auferstanden und zum Vater zurückgekehrt, der Ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt hat (Heb 2,9).
Als Folge dieser wunderbaren Tatsachen konnte der Heilige Geist auf die Erde herabgesandt werden. Durch Ihn wird «der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist», ausgestrahlt (2. Kor 4,4). Jeder Mensch hat nun die Möglichkeit, dieses Evangelium im Glauben aufzunehmen und die jetzige Herrlichkeit des Christus zu betrachten. Mose konnte die Herrlichkeit Gottes nur «von hinten» sehen (2. Mo 33,21-23). Jetzt aber kann jeder Gläubige in der Person des Sohnes, der hier auf der Erde Gott offenbarte und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat (Heb 1,3), den «Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi» schauen (2. Kor 4,6).
Im Geist des Herrn haben wir volle Freiheit dazu. Auf dem Angesicht Jesu Christi liegt keine Decke, und wir alle dürfen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anblicken.
Das Ergebnis dieser Betrachtung wird sein, dass wir nach demselben Bild verwandelt werden, nicht nur äusserlich, sondern dem ganzen Verhalten nach. Dies wird in dem Mass geschehen, wie wir uns mit den Vollkommenheiten von Jesus Christus beschäftigen und sie in unserem Wandel auf der Erde nachahmen. Nur auf diese Weise werden wir deutliche Briefe Christi und um uns her ein Zeugnis für Ihn sein. Dafür will Er uns alle Gnade darreichen.
Aber seien wir auf der Hut! Hat uns Gott für den verherrlichten Herrn die Augen geöffnet, dann wollen wir sie auch offenhalten. Sind wir nicht wachsam, kann alles, was in der Welt ist, in der Hand Satans dazu dienen, dass wir verblendet werden und, wie die Ungläubigen (2. Kor 4,4), die Augen vor diesem Lichtglanz schliessen. Wenn wir aber die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi aus den Augen verlieren, dann gibt es einen Halt, ja, einen Rückschritt in unserer geistlichen Entwicklung. Der Name Jesu Christi verblasst dann in unseren Herzen und wird durch Dinge ersetzt, die uns den Kindern der Welt gleichmachen.
Möge mit Gottes Hilfe die Verwirklichung dieses Wortes unser tägliches Streben bleiben: «Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist» (2. Kor 3,18).
Ihn so zu sehen, wird unser ewiges, glückliches Teil sein.