Ein Vermächtnis

Johannes 14,27

«Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.» (Joh 14,27)

Wie unendlich viel bedeuten uns die letzten Worte eines Sterbenden, den wir lieben! Wie sind uns seine letzten Worte, seine letzten Blicke so besonders kostbar! Nun, hier haben wir einige der letzten Worte, das heilige Vermächtnis des Erlösers, der für uns in den Tod ging: «Frieden lasse ich euch.»

Um welchen Frieden handelt es sich? Um den Frieden, den Er uns erworben hat, um einen Frieden als Folge der unverdienten Vergebung durch sein kostbares Blut. «Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes» (Kol 1,20). Diesen Frieden kann uns nur die unendliche Gnade Gottes schenken, und zwar aufgrund des grossen Opfers «seines eingeborenen, geliebten Sohnes». «Jesus, unser Herr, … der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Röm 4,25). Die menschliche Seele hat Frieden nötig. Unser Dasein ist eine einzige, fortwährende Sehnsucht nach der Ruhe, und diese Ruhe findet sich nur in dem Blut des Kreuzes! «Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus» (Röm 5,1). – Er gibt seinen Geliebten Ruhe. Nachdem der Herr Jesus gesagt hat: «Frieden lasse ich euch», fügt Er hinzu: «Meinen Frieden gebe ich euch.» Das ist sein eigener, süsser, tiefer, vollkommener Friede in der innigen Gemeinschaft seiner Seele mit dem Vater, und an diesem Frieden dürfen wir mit Ihm teilhaben. Es ist der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt und der unsere Herzen und unseren Sinn bewahren wird in Christus Jesus (Phil 4,7).

Welch ein Unterschied zu der falschen und trügerischen Sicherheit, in der so viele Menschen leben und sterben. «Denn dieses Land ist der Ruheort nicht», sagt der Prophet Micha (Micha 2,10). «Frieden, Frieden!» – ruft die Welt – «und da ist doch kein Frieden.» – «Kein Friede den Gottlosen!, spricht der HERR» (Jes 48,22). «Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie» (1. Thes 5,3). Aber der Friede des Herrn Jesus ist nicht der Friede, den die Welt gibt. Der Friede des Gläubigen ist echt, tief, fest und ewig. Die Welt mit all ihrem Reiz und ihren Verführungen kann ihn nicht geben – und die Welt mit all ihrer Unbeständigkeit und ihrem Wechsel kann ihn uns auch nicht nehmen!

Er erstrahlt mit einem neuen Glanz in der Stunde der Prüfung und erhellt das dunkle Tal des Todes: «Achte auf den Unsträflichen und sieh auf den Aufrichtigen; denn für den Mann des Friedens gibt es eine Zukunft» (Ps 37,37). – «Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich» (Jes 26,3). Wie oft ist das Sterbebett eines Gläubigen friedevoller als der schönste, sommerliche Abendhimmel, wenn alles in Stille ruht. Wie oft ist eine Seele, die in die Ewigkeit entflohen ist, verschwunden wie die sinkende Sonne, um in einer schöneren Sphäre in neuem Glanz zu erstrahlen. «Es scheint mir», sagte ein Christ auf seinem Sterbebett, «dass ich nichts mehr zu tun habe, als zu warten: Alles ist Friede, süsser Friede!»

Kennst du diesen Frieden, der allen Verstand übersteigt? Kannst du jeden Morgen beim Erwachen sagen: «Ich habe Frieden mit Gott und besitze den Frieden des Herrn Jesus»? Die Wellen der Feindschaft mögen um das Kind Gottes toben, sie werden es nie erreichen, denn es ist im Schutz der Felsenkluft geborgen, und die heftigsten Stürme vermögen es nicht daraus wegzureissen. Oh, warte nicht bis zu deiner letzten Stunde, um einen solchen Frieden zu besitzen! Wie wäre es möglich, die Ängste dieser ernsten Stunde zu besänftigen, wenn du nicht vor diesem Augenblick «die Gnade und den Frieden» angenommen hast, die Gott dir anbietet? Und denke daran, dass alle Worte des Herrn Jesus gleich Bächen sind, die dazu dienen, den Strom deines Friedens anschwellen zu lassen. «O dass du geachtet hättest auf meine Gebote! Dann wäre dein Frieden gewesen wie ein Strom» (Jes 48,18). – Er hat selbst gesagt: «Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt» (Joh 16,33).

«Hören will ich, was Gott, der HERR, reden wird; denn Frieden wird er reden zu seinem Volk und zu seinen Frommen – nur dass sie nicht zur Torheit zurückkehren!» (Ps 85,9)