Anbetung in Geist und Wahrheit

Johannes 4,1-30

Es scheint uns merkwürdig, dass der Herr diese arme, sündige Frau, diese verachtete Frau, deren ganzes Leben gegen sie zeugte, dazu erwählte, um ihr die erhabensten Dinge kundzutun, die die Bibel uns mitzuteilen hat: die Gabe Gottes. Der Herr nimmt diese Frau sozusagen aus all ihrer irdischen Unruhe heraus, aus ihrer Gesellschaft, aus ihrem sündigen Milieu, um sie wohin einzuführen? In den Himmel.

Diese Frau zeigt ihre ganze Unwissenheit, ihre ganze Herzensverhärtung gegenüber den Dingen Gottes, und dieses arme Geschöpf, das kaum weiss, was Sünde ist, wird in den Himmel eingeführt, in die Gegenwart Gottes selbst, mit der Fähigkeit, mit Verständnis begreifen zu können, was der Herr ihr offenbart. Gott macht sich ihr als Vater bekannt, so dass zwischen dieser armen, sündigen Frau und dem heiligen Gott absolut keine Trennung mehr besteht.

Dieses arme Geschöpf hat die Fähigkeit, dem heiligen Gott zu nahen; sie ist als sein Kind vor Ihn gebracht. Der Herr redete vom Vater zu ihr; sie kann Ihn als solchen erkennen und anbeten, sie, diese Sünderin. Sie kann den heiligen Gott in Geist und Wahrheit anbeten.

So ist sie jetzt also passend gemacht, Gott zu nahen, nicht im Geist einer sündigen Frau, sondern mit dem Geist Gottes. Sie kann es tun mit einem vollkommenen Charakter, dem Charakter des erhabenen Gottes selbst.

Das alles wurde dieser armen, elenden Frau enthüllt. Sind wir mehr als sie? Gewiss nicht! Diese Frau hatte Qualitäten, sie hatte ein Bedürfnis nach Zuneigung – sie hatte fünf Männer gehabt – so gross war ihr Bedürfnis, sich an jemand anzuschliessen, und sie sehnte sich nach Wirklichkeit. Dieser Frau also, die sich auf nichts stützen konnte, und uns, die wir uns auch nicht auf irgendetwas stützen können, sind diese Offenbarungen gegeben.

Wir sind durch Glauben plötzlich herausgenommen worden aus all unserer irdischen Unruhe. Und Gott trägt Sorge dafür, dass wir uns von unserer früheren menschlichen Gesellschaft innerlich ganz trennen. Er versetzt uns in einem Augenblick in seine Gegenwart, denn wir haben nun den Charakter und das Leben, die Er selbst besitzt. Wir nahen Ihm in dem Geist, der sein Geist ist, in der vollen Erkenntnis: Er ist uns offenbart in der Person Christi. Wir sehen in Ihm, einem Menschen, die Fülle der göttlichen Vollkommenheiten, auf die wir uns stützen können, und wir sind in Christus mit einer vollen und ganzen Befriedigung von Gott angenommen. Er sieht in uns Anbeter, die herzunahen, um in Geist und Wahrheit anzubeten.

«Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten … Der Vater sucht solche als seine Anbeter.»

Er hat uns gesucht, wie Er die samaritische Frau gesucht hat. Beachten wir dies, und verwirklichen auch wir, was der Gottesdienst am ersten Tag der Woche ist, an dem wir berufen sind, den Vater in Geist und Wahrheit anzubeten?

Diese so unwissende Frau kannte zuerst die Gabe Gottes nicht, wie wir sie nun kennengelernt haben. Aber als sie sich in die Gegenwart der göttlichen Vollkommenheit versetzt sah, hatte sie nicht den geringsten Zweifel über die Grösse der Segnungen, die ihr gegeben waren. Was tut sie? Sie wird ein Evangelist. Sie lässt ihren Krug stehen; sie gibt sogleich ihre Unruhe auf, um die gute Botschaft weiterzugeben. Sie will andere Seelen zu dieser Quelle lebendigen Wassers führen, die sie eben erfrischt hat. Sie will, dass auch andere den vollkommenen Menschen kennenlernen, den sie vor sich hat.

Wir haben das Vorrecht, diese Gabe Gottes zu kennen. Verlassen wir doch die irdische Unruhe der Gesellschaft dieser Welt. Lasst uns nur mit einer Sache beschäftigt sein, mit der einen gesegneten Person, mit dem Herrn Jesus, damit wir durch Ihn fähig gemacht seien, den Vater anzubeten, und zwar in der Weise, wie Er es will: Die Seinen sollen Ihn in Geist und Wahrheit anbeten.