Selbstbeherrschung

Galater 5,22

Hier sind neun Wirkungen des Geistes aufgezählt, die die Bestandteile der Frucht seiner Energie im Gläubigen sind, wenn Er nicht gehindert wird. Es sind also dreimal drei himmlische Tugenden:

  1. Liebe
  2. Freude
  3. Friede
  4. Langmut
  5. Freundlichkeit
  6. Gütigkeit
  7. Treue
  8. Sanftmut
  9. Enthaltsamkeit

Sie greifen ineinander, verflechten sich und bilden geistliche Granatäpfel, die den Saum des Gewandes unseres Hohenpriesters zieren (vgl. 2. Mose 28,33).

Die letzte der neun genannten Tugenden ist «Selbstbeherrschung», was in unseren modernen Ohren den Sinn vielleicht besser ausdrückt als «Enthaltsamkeit». Es ist das «Fleisch» oder das «Ich», das sich dem Willen Gottes widersetzt und gegen den Geist begehrt (Gal 5,17), damit wir die Dinge tun können, die wir wollen. So muss das Ich beherrscht werden, damit Christus in uns leben kann (Gal 2,20).

Wo der Geist regiert, ist das Ich unterworfen, Gottes Wille wird der beherrschende Faktor unseres Lebens, und wir sagen dann: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe in meinem Herzen, wie im Himmel.

Warum kehrten die Galater zum Gesetz als der Richtschnur ihres christlichen Verhaltens zurück? Was das Gesetz nicht tun konnte, weil es durch das Fleisch kraftlos war, vollbringt doch nun Christus im Gläubigen, durch die Kraft seines Geistes!

Und das sichtbare Resultat seiner Energie ist der Ausdruck seines inneren Wirkens. Der innere Mensch ist unter seiner heiligen Kontrolle, und als Folge davon ergibt sich jetzt da, wo sündige Unordnung vorherrschte, himmlische Ordnung.

Es war der Heilige Geist, der am Anfang über den Wassern der chaotischen Wüste schwebte (1. Mo 1,2). Er war es, der durch seinen Hauch den Himmel «heiter» machte (Hiob 26,13) und die Erde ausschmückte. Es ist der gleiche mächtige Geist, der nun den neuen Menschen mit himmlischen Gnaden ziert und in ihm einen unterwürfigen Geist hervorbringt, der in Harmonie ist mit dem Willen Gottes.

Die völlig ausgeglichene Gesinnung – die Gesinnung Christi – hat in Paulus, dem treuen Diener des Herrn, in dem der Heilige Geist einen gewohnheitsmässig unterwürfigen Willen bewirkte, ein schönes Beispiel. In ihm war kein sich Wundreiben an widrigen Umständen, sondern ein ruhiges Annehmen aller Formen der Not, als einer weisen göttlichen Anordnung.

Wir entnehmen dies einem Wort, das der gefangene Diener den Philippern schrieb: «Ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen. Ich weiss sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiss Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden» (Phil 4,11.12).

Hierin erkennen wir die Frucht desselben Geistes, der im Herrn Jesus wirkte, der in dem Augenblick, als die Verwerfung seines Dienstes vor ihm stand, sagen konnte: «Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir» (Mt 11,26).

Diese Selbstbeherrschung bildet einen passenden Abschluss der Serie der neun Tugenden. Keine davon ist unabhängig von den anderen, und jede übt ihren besonderen, vervollkommnenden Einfluss auf die übrigen aus.

Die Liebe, zum Beispiel, am Anfang der Liste, kann ihren Hauptplatz nur einnehmen, wenn sie in Verbindung mit Freude, Friede, usw., steht; und wie könnten wahre Freude und echter Friede in einem lieblosen Herzen sein? Aber Selbstbeherrschung, die innere Herrschaft des Heiligen Geistes, ist der Rahmen, in dem der ganze Rest eingefügt ist. Darin werden alle Tugenden im gleichmässigen Verhältnis entfaltet und zu der Einheit des geistlichen Charakters verbunden, die der Apostel als die Frucht des Geistes bezeichnet.