Oft entwerten wir gewisse Eigenschaftswörter durch häufigen, unrichtigen Gebrauch. Dadurch haben zum Beispiel die Ausdrücke «kostbar» und «wunderbar» an Kraft verloren. Das Wort Gottes macht von diesen Eigenschaftswörtern dagegen eine massvolle Verwendung. Das gibt ihnen umso mehr Bedeutung und Interesse, wenn wir ihnen in der Schrift begegnen. Die Briefe des Petrus allein bezeichnen sechs Dinge als kostbar.
1. Die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht … (1. Pet 1,7)
Es ist nötig, dass das Wort uns an die göttliche Seite der Glaubensprüfung erinnert, an ihren grossen Wert in den Augen des Herrn. Wir dagegen empfinden sie gar nicht kostbar, wenn wir sie durchschreiten. Sie ist uns von Anbeginn an unangenehm. Wir möchten, dass sie aufhörte, und wir bemühen uns oft darum. Aber die Tatsache, dass die Erprobung eines Gläubigen «zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi» befunden werden kann, rechtfertigt dieses «kostbar»; die Bewährung des Glaubens ist in der Tat kostbar, weil sie zur Ehre des Herrn beiträgt. Der Glaube selbst nimmt ein Ende, wogegen seine Werke für immer sichtbar bleiben. Und die Prüfung ist das ausgewählte Werkzeug, das Gott braucht, um den Glauben fruchtbar zu machen. Wie viele Christen werden Gott in Ewigkeit danken für gewisse Momente grosser Trübsal, wodurch sie einen spürbaren Fortschritt in der Selbstverleugnung und in der Erkenntnis der Liebe des Herrn gemacht haben.
2. Das kostbare Blut Christi (1. Pet 1,19)
Die menschlichen Religionen haben mehr oder weniger die Opfer für eine fordernde Gottheit als Grundsatz; sie lassen sich daher in eine Frage von Silber und Gold zusammenfassen (wenn es nicht gerade diese Dinge sind, die direkt angebetet werden). Aber unser Heiland-Gott zeigt uns hier das einzige Lösegeld, das Er annehmen kann, und Er selbst ist es, der es gibt. Es ist der Preis, den Er bezahlt hat, um sich die Versammlung zu erwerben (Apg 20,28). Daher begreifen wir, dass Er es als «das kostbare Blut Christi» bezeichnet. So gross ist seine Wirksamkeit, dass die ganze Welt dadurch erkauft werden könnte, wenn alle es annähmen. Es reinigt von aller Sünde (1. Joh 1,7). In dem Mass, wie wir unsere Schuldhaftigkeit erkennen, wird uns der Wert dieses Blutes bewusst. Wir sind leider nicht immer genügend davon durchdrungen, aber das Wichtige ist die Wertschätzung, die Gott dafür hat. Freuen wir uns, dass die Schrift diesen für uns völlig sicherstellenden Ausdruck enthält, weil er uns die ganze Befriedigung des Herzens Gottes vorstellt: das kostbare Blut Christi.
3. Ein lebendiger Stein … bei Gott auserwählt, kostbar (1. Pet 2,4)
Wenn das Blut des Lammes an das Werk der Sühnung erinnert, so redet der «lebendige Stein» – ein seit 1. Mose 49,24 verwendetes Bild – von der Person, die das Werk vollbracht hat. Und wenn es die Person ist, die einem Werk seinen Wert gibt, so können wir, wenn dieses kostbar ist, daraus schliessen, dass sein Urheber ebenso qualifiziert sein muss. «Einen Stein … einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs Festeste gegründet», war die Ankündigung in Jesaja 28,16, die in 1. Petrus 2,6 zitiert wird. Es ist, wie wenn Gott, nachdem Er ihn von verschiedenen Seiten betrachtet hatte, sich mit Liebe und Bewunderung über Ihn ausspräche. Welchen Preis hat der vielgeliebte Sohn für das Herz des Vaters! Ach, nur «bei Gott» ist dieser Eckstein kostbar; von den Menschen wurde Er «für nichts geachtet» (Apg 4,11) und verworfen, woran der Herr in den ersten drei Evangelien erinnert, indem Er Psalm 118 anführt. Diese Verachtung dessen, was die Wonne des Herzens Gottes ausmacht, bildet das Mass der Schuld der Menschen und kennzeichnet ihren Zustand. Was im Gegensatz dazu den Gläubigen charakterisiert – der einst mit den anderen Christus verwarf – ist dies, dass er jetzt die gleiche Wertschätzung von Ihm hat wie Gott. «Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit.» Durch Glauben sind wir dazu gelangt, die Gedanken Gottes über Christus zu teilen und den hochzuachten, den Gott wertschätzt, der aber von der Welt immer noch verworfen ist. Der Herr Jesus ist für die Menschheit der ganz genaue Prüfstein. Ist Er kostbar für dich, der du diese Zeilen liest?
4. Ein sanfter und stiller Geist, der vor Gott sehr kostbar ist (1. Pet 3,4)
Der Gott, der soeben von den erhabensten Dingen zu uns geredet hat: vom Blut des Christus, von Christus selbst, zeigt uns, dass Er auch der Gott unserer alltäglichen Umstände ist und sich um unser Verhalten auf der Erde kümmert. Er kann darin etwas finden, das für Ihn kostbar, ja sogar sehr kostbar ist.
Im Blick auf den besonderen Fall von gläubigen Frauen, deren Mann dem Wort nicht gehorcht, unterstreicht der Apostel die Bedeutung des persönlichen Zeugnisses. Lesen die ungläubigen Ehegatten nicht im Wort Gottes? Sie werden indirekt dazu genötigt, wenn dieses Wort durch ihre gläubigen Frauen in die Praxis umgesetzt und sozusagen illustriert wird, durch «Briefe Christi», die unaufhörlich vor ihren Augen entfaltet werden. Zum dritten Mal (1,7; 1,18.19; 3,3.4) wird das Gold dem gegenübergestellt, was unvergänglich ist. Der moralische Schmuck der Frau, und in Wirklichkeit jedes Gläubigen, hat zum Hauptschmuck diese Sanftmut des Geistes. Sie lässt ihn Schlachten gewinnen, ohne dass er sich verteidigt. Sie macht, dass er schliesslich empfängt, was er wünscht, indem er sich scheinbar berauben lässt. Sind sie nicht mit vollem Recht kostbar, diese Sanftmut und dieser stille Geist, die die Macht besitzen, eine Seele zu gewinnen, eine Seele, die so wertvoll ist, dass sie durch das Blut Christi erkauft werden soll?
5. Einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen (2. Pet 1,1)
Petrus, beim Zeitpunkt des Ablegens seiner Hütte angelangt, beginnt seinen zweiten Brief damit, dass er seine Brüder an das erinnert, was er und sie gemeinsam empfangen haben: an den Glauben, der hier die Gesamtheit der göttlichen Wahrheiten bedeutet, die der Glaube ergreift. Er ist der Apostel, sie sind einfache Gläubige; aber ihr Teil an diesem Glauben ist genau dasselbe, und wie gross ist es! Was kann Gläubige, die oft in sehr verschiedenen Umständen sind und vielerlei Erfahrungen hinter sich haben, so eng verbinden, wie der Besitz von herrlichen gemeinsamen Dingen? Kinder Gottes, wir haben gemeinsam ein unschätzbares Erbteil empfangen, aus lauter Gnade. Wenn wir daran denken, werden wir nicht mehr die Unzulänglichkeit unserer Geschwister betrachten, sondern vielmehr ihren Reichtum in Christus; wir werden sie mit uns als Mitbesitzer der Schätze sehen, die der Glaube sich aneignet. Gewöhnlich wird der eigene Anspruch gekürzt, wenn man teilt; je mehr Erben am Nachlass beteiligt sind, desto kleiner werden die Teile eines jeden. Beim himmlischen Erbteil ist es nicht so; die Freude, die ich darin finde, wächst durch den Genuss, den mein Bruder davon hat, und umgekehrt. Wir werden getröstet, «ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist» (Röm 1,12).
So kommt brüderliche Gemeinschaft zustande. Und unsere Zusammenkünfte zur Wortbetrachtung haben zum Ziel, uns gemeinsam mit allem zu beschäftigen, was in diesem Ausdruck zusammengefasst ist: «ein gleich kostbarer Glaube».
6. Die kostbaren und grössten Verheissungen (2. Pet 1,4)
Zu diesem geistlichen Erbteil, das alle Heiligen besitzen, gehören die göttlichen Verheissungen. Der Herr hätte uns die Zukunft verhüllen und sie uns sozusagen als Überraschung vorbehalten können. Aber Er weiss wohl, dass wir, um uns zu beleben, eine Hoffnung nötig haben. Es ist wohlbekannt, dass eine bestimmte Erwartung, ein zu erreichendes Ziel, uns zur Tätigkeit anspornt, viel mehr als ein blosses Gebot. So sind die Verheissungen Gottes ein mächtiger Magnet für unsere Herzen, um sie empor- und vorwärtszuziehen. Und in dem Mass, wie uns diese Verheissungen als «die kostbaren und grössten» erscheinen, wird auch unser Eifer gross sein, um in ihren Besitz zu gelangen.
Was uns mit diesen Verheissungen verbindet, ist der Glaube. Er allein vermag dem, was noch unsichtbar ist, Wert beizumessen, nicht nur um die zukünftigen Dinge selbst gross und kostbar zu nennen, sondern auch schon die Verheissung dieser Dinge. Denn diese Verheissungen ohne Bedingung (die des Gesetzes waren bedingt) tragen für uns den Charakter der Person dessen, der sie uns gab. Der geredet hat, ist sehr gross; was Er verheissen hat, ist es also auch. Alles ist mit dem über alles kostbaren Christus verbunden.
Die Herrlichkeit, die Petrus schon begrüsste und deren Glanz er auf dem heiligen Berg geschaut hatte, als das für uns in den Himmeln aufbewahrte Erbteil, die baldige Erscheinung des Morgensterns, die neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt – all das gehörte zu diesen kostbaren und grössten Verheissungen (1. Pet 1,4; 2. Pet 1,18.19; 3,13). Sie bewirkten im Apostel, der bald seinen Lauf beendete, eine heilige Energie. Er zählte zu denen, die vorausschauten und denen der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi reichlich dargereicht wird (2. Pet 1,9.11).
«Wenn du das Kostbare vom Verachteten absonderst, so sollst du wie mein Mund sein», sagte der HERR zu Jeremia (15,19). Daher ist es auch für uns wichtig, diese Unterscheidung zu machen. Nun, das Wort, das der Mund Gottes ist, bezeichnet uns deutlich, was kostbar ist, und es verbirgt uns auch nicht, was «verachtet» ist. Gott möge uns zeigen, ob es nötig ist, unsere Tabelle der Werte der Seinen anzupassen, damit wir das Wertlose geringschätzen (dem wir trotz allem zu oft nachjagen), um das von Herzen wertzuschätzen, was Er kostbar nennt.