Der Pfad des Gläubigen umfasst neben den geistlichen und ewigen Dingen auch ganz Alltägliches, wie die Arbeit, und rein irdische Belange, wie Ferien und Freizeit. Wenn der Psalmist sagt: «Dein Wort ist Leuchte meinem Fuss und Licht für meinen Pfad» (Ps 119,105), dann dürfen wir versichert sein, dass das Wort Gottes sein Licht auch auf diese alltäglichen Dinge wirft. Beim näheren Untersuchen der Schrift staunt man über die Fülle der Stellen, die von diesen Dingen reden. Wir wollen uns einige davon neu ins Gedächtnis rufen.
Die Arbeit aus der Sicht der Welt und aus der Sicht Gottes
Viele Menschen betrachten die Arbeit als ein notwendiges Übel, andere sogar als Fluch. Dabei verwechseln sie die Mühsal der Arbeit, die eine Folge der Sünde ist (1. Mo 3,17-19), mit der Arbeit selbst. Manuelle sowie geistige Tätigkeit ist aber gottgewollt. Das sehen wir bei Adam vor dem Sündenfall (1. Mo 2,15.19.20; bebauen = manuelle Arbeit; Namengebung = geistige Arbeit). Bringt es nicht Befriedigung, wenn wir etwas geleistet, etwas hergestellt oder etwas erschaffen haben zum Nutzen anderer?
Die Welt will möglichst wenig leisten für einen grösstmöglichen Verdienst. Die Bibel verurteilt aber das Nichtstun und die Faulheit an vielen Stellen (Sprüche 6,6-11; 10,4; 20,4). Sie zeigt, dass Müssiggang zu Unordnung führt (2. Thes 3,11).
In der Welt herrscht sehr oft ein gespanntes Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber (Unternehmer). Der Arbeiter oder Angestellte neigt leicht dazu, von dem, der nach seiner Meinung zu viel hat, etwas zu fordern, ohne die entsprechende Mehrleistung zu erbringen. «Die Begierde des Faulen tötet ihn, denn seine Hände weigern sich zu arbeiten. Den ganzen Tag begehrt und begehrt man» (Spr 21,25.26). Aber das Wort Gottes zeigt an keiner Stelle, dass die sozialen Unterschiede aufgehoben werden sollten. Es fordert die Knechte (Arbeitnehmer) vielmehr auf, ihre Herren (Vorgesetzte) zu achten (1. Tim 6,1-3). Möchten wir uns nicht vom Geist des Forderns anstecken lassen.
Wie arbeiten?
Für den Gläubigen darf jede Arbeit die Überschrift «Für den Herrn» tragen (Kol 3,23). Oh, wie adelt dies unsere Arbeit, wenn wir unsere tägliche Arbeit, unsere beruflichen Pflichten in erster Linie für unseren geliebten Herrn tun, sei es nun in der Fabrik, im Büro, im Haushalt, oder einfach da, wo uns der Herr hingestellt hat! Braucht es dann noch eine Aufforderung zur treuen Pflichterfüllung, wenn wir alles für Ihn tun?
Wenn wir unsere Arbeit «für den Herrn» tun, dürfen wir auch um seinen Segen und um das Gelingen für unsere Tätigkeit bitten. «Befestige über uns das Werk unserer Hände; ja, das Werk unserer Hände, befestige es!» (Ps 90,17). «Der Segen des HERRN, er macht reich, und Anstrengung fügt neben ihm nichts hinzu» (Spr 10,22).
Ein weiterer Hinweis auf das «Wie» lesen wir in 2. Thessalonicher 3,12: «in der Stille arbeiten». Wenn das in unserer Praxis Wirklichkeit wird, dann geht es uns nicht mehr in erster Linie darum, möglichst viel zu verdienen und eine möglichst angesehene Position zu erreichen. «Bemühe dich nicht, reich zu werden, lass ab von deiner Klugheit» (Spr 23,4).
Warum und wozu arbeiten?
Neben der schon erwähnten Tatsache, dass die Beschäftigung eine vom Schöpfer eingesetzte Sache ist, finden wir im Neuen Testament noch andere Stellen, die die Frage nach dem «Warum» und dem «Wozu» beantworten.
«Wir ermahnen euch Brüder, … mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr … niemand nötig habt» (1. Thes 4,10-12). Der Apostel Paulus, der in 1. Korinther 9,14 schrieb: «So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben», machte von diesem Recht keinen Gebrauch, sondern gab allen ein Vorbild, wie man arbeiten soll, um niemand nötig zu haben. «Denn ihr selbst wisst, wie ihr uns nachahmen sollt … Wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen» (1. Thes 2,9; 2. Thes 3,7-9; Apg 20,34.35).
Weiter unterweist uns Gottes Wort, dass unsere Arbeit und der damit verbundene Verdienst nicht nur für uns sein soll. Wir finden Hinweise auf die Unterstützung der Ehegattin (Eph 5,29); der Eltern (1. Tim 5,4); der Hausgenossen im Allgemeinen (1. Tim 5,8).
Die tägliche Arbeit darf auch getan werden, um mit dem verdienten Lohn das Werk und die Diener des Herrn materiell zu unterstützen. Dabei gibt es zwei Bereiche:
- Das Wohltun: «Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe» (Eph 4,28); und
- das Mitteilen: «Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist» (Gal 6,6; siehe auch 1. Kor 9,14; Heb; 13,16).
Eine Möglichkeit, wie wir der Aufforderung zur Unterstützung des Werkes des Herrn nachkommen können, ist die Kollekte am Sonntagmorgen. «An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat» (1. Kor 16,2). Was und wie viel wir Gott von unseren materiellen Mitteln geben, ist eine persönliche Sache zwischen uns und unserem Gott. Dabei ist es gut, hin und wieder das 9. Kapitel des 2. Korintherbriefes ganz für sich persönlich zu lesen und zu überdenken.
Zuletzt möchte ich das Zeugnis vor der Welt erwähnen, das mit unserer Berufstätigkeit verbunden ist. Ich meine dabei nicht das mündliche Zeugnis, das wir vielleicht dem einen oder anderen unserer Arbeitskollegen weitersagen können. Es geht um unser praktisches Verhalten bei der Arbeit. «Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draussen sind» (1. Thes 4,10-12).
Unsere Einstellung zur Arbeit ist dem Herrn keineswegs gleichgültig. Wer unordentlich wandelt und nichts arbeitet, sondern «fremde Dinge treibt», kommt unter die Zucht der Versammlung. «Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen … Wenn aber jemand unserem Wort durch den Brief nicht gehorcht, den bezeichnet und habt keinen Umgang mit ihm» (2. Thes 3,12-14).
Freizeit und Ferien
Freizeit und Ferien sind von Gott geschenkte irdische Dinge, die wir geniessen dürfen (1. Tim 6,17). Aber Gott möchte uns alles, was Er uns auf der Erde gibt, in Verbindung mit Christus schenken (Röm 8,32). Wir alle stehen in Gefahr, zwischen «Versammlungsleben» und «privatem Leben» einen Unterschied zu machen. In den Ferien erlaubt man sich oft Dinge, die man sich unter den Geschwistern zu Hause nicht erlauben würde. Und der Herr? Er sieht uns doch überall in gleicher Weise. Er sieht, wo wir uns befinden und wie wir uns verhalten. Lasst uns daran denken beim Planen und beim Verbringen unserer Ferien.
Damit diese Erholungszeiten, die Gott uns hier zur Entspannung und zur Sammlung schenkt, nicht falsche Proportionen annehmen, seien noch drei Punkte erwähnt:
- Lasst uns diese freien Tage oder Stunden «im Vorübergehen» geniessen. Wir sind nur Fremde hier – wohl mit einer Aufgabe betraut – aber unterwegs zur himmlischen Heimat. Möchten die irdischen Belange, die wir uns für die Freizeit vornehmen, uns nicht zu sehr ausfüllen, sondern stets untergeordnete Bedeutung haben in unserem Leben. (1. Tim 6,8; Heb 13,5: «Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist.»).
- Vergessen wir nie, dass die wahre Ruhe und die vollkommene Freude noch ausstehen. Wir werden sie nicht auf dieser Erde finden; aber solange es Tag ist, dürfen wir die Werke wirken, die Gott uns zu tun gibt (Joh 9,4).
- Und doch besitzen wir etwas, das alles, was Gott uns in dieser Schöpfung zu geniessen gibt, weit übertrifft: «Deine Liebe ist besser als Wein» (Hld 1,2).
Ferien und Freizeit können leicht eine grosse Gefahr für das Fleisch bedeuten. Deshalb gilt Römer 12,2 auch für diese Zeit unseres Lebens: «Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.»
Wenn wir uns Gedanken machen über den Ort, wo wir unsere Ferien verbringen wollen, ist es wohl auch nützlich, an verschiedene Verse zu denken.
- «Zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden» (Röm 13,14). Lasst uns nur mit dem Herrn in die Ferien gehen und uns nicht bewusst in Gefahr begeben!
- «Lasst uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist» (Heb 10,24.25). Oft ist jemand gezwungen, zu einer Kur an einen Ort zu reisen, wo er keine Gelegenheit hat, die Zusammenkünfte eines örtlichen Zeugnisses der Versammlung zu besuchen. Lasst uns aber darauf achten, dass wir nicht leichthin einen abgelegenen Ferienort wählen, wo wir wochenlang weder der Stunde der Anbetung noch den übrigen Zusammenkünften beiwohnen können. Zu Hause fehlen wir ja auch nicht. Wenn es uns da neben unserer Arbeit ein Bedürfnis ist, sollte es uns dort in den Ferien weniger ein Anliegen sein?
Was sagt Gottes Wort zum Thema Entspannung?
Als der Herr mit seinen Jüngern über diese Erde schritt, sagte Er einmal zu ihnen: «Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus.» Es waren so viele, die kamen und gingen, dass sie nicht einmal Zeit fanden, um zu essen (Mk 6,31). Der Herr wusste damals und Er weiss es auch heute, dass wir Menschen Zeiten der Ruhe und Entspannung nötig haben, um nachher wieder mit neuem Mut und neuer Kraft an unsere Aufgabe gehen zu können. Und Er schenkt uns in seiner Gnade solche Zeiten und Augenblicke.
Aber wir wollen das Wörtchen «ein wenig» aus dem Mund des Herrn nicht überhören, besonders in unseren Tagen, wo das Mass an Ferien und Freizeit einen so grossen Umfang angenommen hat. Der Herr hat uns nicht auf dieser Erde gelassen, damit wir für uns leben und nur unsere Entspannung (vielleicht müsste man oft sagen Bequemlichkeit) suchen. Er hat uns als seine Zeugen hier gelassen. Für jeden hat Er eine Aufgabe. Die Frage ist nur, ob wir Ihm die freie Zeit, die wir nicht zu unserer Entspannung nötig haben, auch wirklich zur Verfügung stellen!
Möge der Herr uns helfen, im Blick auf die irdischen Dinge wie Arbeit und Freizeit, die einen so grossen Teil unseres Lebens hier ausmachen, anhand der angeführten Schriftstellen seinen Weg zu erkennen und zu gehen. Er will uns dazu seine Gnade schenken.