Josuas Zubereitung zum Dienst

Gott allein wusste, welchen Mann Er nach dem Tod Moses beauftragen würde, das Volk wie ein Hirte ins verheissene Land einzuführen (4. Mo 27,15-18). Das war eine grosse Aufgabe, und Gott wachte darüber, dass er dafür zubereitet wurde. Einige Einzelheiten aus dem Leben Josuas zeigen, wie er dazu heranreifte. Diese zu beachten, kann auch heute jungen Gläubigen helfen, sich in kleineren, aber wichtigen Aufgaben zu bewähren, die Gott ihnen stellen will.

Der Kampf mit Amalek

Wir begegnen Josua zum ersten Mal in 2. Mose 17,8-16. Da war er noch ein junger Mann, aber Mose schon wohlbekannt. Israel hatte eben begonnen, durch die Wüste zu ziehen, und schon kamen die Amalekiter, um über ihre Nachzügler herzufallen, die müde und matt waren (5. Mo 25,17.18). Sogleich rief Mose dem Josua zu: «Erwähle uns Männer und zieh aus, kämpfe gegen Amalek; morgen will ich auf dem Gipfel des Hügels stehen mit dem Stab Gottes in meiner Hand.» Er kannte den jungen Mann als einen, der bereit war, sich für Gottes Volk, auch für die Schwachen unter ihnen, voll einzusetzen, entsprechend dem späteren Wort des Apostels: «Dieses Gebot haben wir von Gott, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe» (1. Joh 4,21).

Josua zog nicht im Vertrauen auf die eigene Kraft und seine militärischen Führerqualitäten in den Streit. Vielmehr stützte er sich im Glauben auf Gott, zu dem Mose auf dem Hügel seine Hand erhob.

So sind auch wir berufen, hier auf der Erde den Kampf des Glaubens zu kämpfen (1. Tim 6,12), hinschauend auf Christus, der sich droben, ohne zu ermüden, für uns bei Gott verwendet.

Der Diener von Mose

Josua, der einmal an Moses statt Führer Israels sein sollte, hatte nicht den gleichen Werdegang wie dieser. Er war nicht am Hof Pharaos, um «in aller Weisheit der Ägypter» unterwiesen zu werden. Aber er hatte als Diener Moses persönlichen Umgang mit diesem Mann, dem Gott das Zeugnis gab: «Er ist treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund zu Mund, und deutlich und nicht in Rätseln, und das Bild des HERRN schaut er» (4. Mo 12,7.8). Da konnte er aus nächster Nähe miterleben, wie Mose nach den Anweisungen Gottes die Kinder Israel durch die grosse Wüste führte, sie im Gesetz Gottes unterwies und unter dem Volk das Amt des Richters ausübte.

Erinnert uns dies nicht an die Beziehungen zwischen dem Apostel und Timotheus, seinem Kind im Glauben? Paulus konnte vor seinem Abscheiden zu ihm sagen: «Du bist ein guter Diener Christi Jesu, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du genau gefolgt bist.» – «Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Langmut, meine Liebe, mein Ausharren, meine Verfolgungen, meine Leiden» (1. Tim 4,6; 2. Tim 3,10).

Wie gut, wenn junge Gläubige auch heute den Umgang mit solchen suchen, die dem himmlischen Ziel nachjagen und sich ausstrecken nach «dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus»! – «Seht hin auf die, die so wandeln» (Phil 3,14.17).

Dass Josua es sich nicht verdriessen liess, lange Zeit eine untergeordnete Stellung einzunehmen und vierzig Jahre lang Moses Diener zu sein, zeigt seine demütige Gesinnung. Er trachtete nicht nach hohen Dingen. Er diente dem Herrn und nicht der eigenen Person. Diese lange Vorschule war nötig; denn der Führer eines grossen Volkes zu sein, erforderte viel Einsicht und Erfahrung. Sie fehlten ihm noch, als er mit Mose und den Gesetzestafeln vom Berg herabstieg (2. Mo 32,15-18). Er beurteilte die Stimme des Volkes, die vom Tal heraufdrang, als «Kriegsgeschrei», während Mose sie als «Wechselgesang» bezeichnete. Schon vorher hatte Mose dafür gerungen, dass der HERR sein Volk nicht vernichte, das in Abwesenheit seines Führers vor dem goldenen Kalb Götzenfeste feierte.

Als sich dann Mose das Zelt der Zusammenkunft ausserhalb des Lagers aufschlug, abgesondert vom götzendienerischen Volk, und jeder, der den HERRN suchte, zu diesem Zelt hinausging – wo hielt sich da Josua auf? Er, «ein Jüngling, wich nicht aus dem Innern des Zeltes» (2. Mo 33,11). Er pendelte nicht hin und her. Er suchte nicht manchmal das Angesicht Gottes, um anderntags wieder nach den Zelten der Gottlosen zu verlangen, die um das goldene Kalb getanzt hatten. Nicht nur sein Verstand, auch sein Herz, seine ganze Person war da, wo der HERR sein Wort mitteilte.

Wir sagen vielleicht: Das ist doch selbstverständlich für einen Gläubigen! Gewiss. Aber ist es auch heute für alte und für junge Kinder Gottes in der Praxis so selbstverständlich, beständig die Gegenwart Gottes zu suchen und sich der Welt in jeder Form fernzuhalten? Nicht als Einsiedler, sondern als solche, die zum Dienst in die Welt gesandt sind? (Joh 17,18.19).

Josua als Kundschafter

Josua stand eine weitere und schwere Glaubensprüfung bevor. Als eines der Häupter seines Stammes wurde er auf Verlangen des Volkes (5. Mo 1,22), jedoch im Auftrag Gottes, mit anderen elf Fürsten ihrer Stämme durch Mose ausgesandt, um das verheissene Land auszukundschaften. Wenn Gott es ihnen als gut beschrieben hatte und wenn Er sie hineinbringen wollte, was gab es da noch zu prüfen? Doch Gott liess es zu, damit der innere Zustand des Volkes offenbar werde (4. Mose 13 und 14)

Als die zwölf Abgesandten zurückkehrten, berichteten sie von dem, was sie gesehen hatten: «Wirklich, das Land fliesst von Milch und Honig, und dies ist seine Frucht», sagten sie. Aber die Macht und Güte Gottes, womit Er sie siegreich einführen wollte, kann das natürliche Auge nicht wahrnehmen. Die Kinder Israel hatten nur diese Blickrichtung. Sie sahen bloss «die sehr grossen, befestigten Städte» und die riesenhaften «Kinder Enaks».

Inmitten des Volkes und der anderen zehn Kundschafter im Vertrauen auf Gott dazustehen, war nicht leicht. Die ganze Gemeinde, von Unglauben erfüllt, schrie und weinte die ganze Nacht und redete davon, nach Ägypten zurückzukehren. Aber Josua und Kaleb liessen sich nicht von ihnen beeinflussen. Ihr Glaubensauge schaute auf den Unsichtbaren, darum konnten sie vom Volk jenes Landes mit Überzeugung sagen: «Unser Brot werden sie sein. Ihr Schirm ist von ihnen gewichen, und der HERR ist mit uns.» Josua blieb so fest wie Kaleb, selbst auf die Drohung hin, dass man sie steinigen solle. – Wer vermöchte dem Herrn zu dienen, ohne einen solchen Glauben, ohne ein solches Vertrauen in Ihn?

Als Letztes sei noch auf ein wichtiges Kennzeichen Josuas hingewiesen: «Der Geist ist in ihm», bezeugte der HERR (4. Mo 27,18). Und in 5. Mose 34,9 sagt das Wort: «Und Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt.»

Gottes Geist

In der Zeit des Alten Testaments wohnte der Heilige Geist noch nicht auf der Erde. Wenn dort berichtet wird, dass der Geist Gottes auf einzelne Personen gekommen sei, so war es, um sie vorübergehend oder dauernd zum Weissagen oder zu einem bestimmten Dienst zu befähigen, wie z.B. Mose oder auch die 70 Ältesten, usw. (4. Mose 11).

Hielt sich das Wirken des Geistes in Josua also auch in bestimmten Grenzen, so konnte Er sich in ihm doch als Geist der Weisheit zeigen, weil dieser Mann das damals offenbarte Wort Gottes nicht nur kannte, sondern auch in Gehorsam darin lebte und praktische Erfahrungen damit gemacht hatte. Darin unterschied er sich deutlich von einem Simson, den der Geist des HERRN wohl «trieb» (Ri 13,25), aber nicht zur Weisheit führen konnte, weil er nach dem Fleisch wandelte.

Dann kam der Tag, an dem Gott seinen treuen Knecht Mose wegnehmen wollte. Gab es einen Mann, in Gottes Schule zubereitet, der an seiner Stelle das schwere Werk weiterführen konnte und imstande war, das hartnäckige Volk ins Land einzuführen, das voller Feinde war? Ja, «der HERR sprach zu Mose: Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hand auf ihn» (4. Mo 27,18).

Josua hatte nicht selbst nach dieser Aufgabe gegriffen, und wenn er auf sich selbst blickte, so fehlte es ihm an Mut, Mose, den einzigartigen Propheten und Führer (5. Mo 34,10-12) zu ersetzen. Aber er durfte sich im Glauben auf die Verheissung des HERRN stützen: «So, wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht versäumen und dich nicht verlassen.» Im Vertrauen darauf konnte er «sehr stark und mutig» sein. Auch hatte er das Buch des Gesetzes Gottes als Licht für all seinen Dienst. Er sollte Tag und Nacht darüber sinnen und danach handeln. So würde er auf seinem Weg Erfolg und Gelingen haben (Jos 1,5-9).

Noch mit 110 Jahren war es der tiefe Wunsch Josuas: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen» (Jos 24,15). Sollten wir, die wir Gott erkauft sind durch Jesu Blut (Off 5,9) etwas anderes wünschen? Gott hat uns in Christus Jesus zu guten Werken geschaffen (Eph 5,10). Er bereitet sowohl uns als auch die Werke zu, in denen wir wandeln sollen.