David liebte den Wohnort Gottes

Psalm 26,8

«HERR, ich habe geliebt die Wohnung deines Hauses und den Wohnort deiner Herrlichkeit» (Ps 26,8).

Dieser Ausspruch Davids hat sich in seinem Leben in auffallender Weise bewahrheitet. Die Liebe zur Wohnung des Hauses Gottes war seine dauernde Herzenshaltung. Einige Ereignisse und Einzelheiten seiner Geschichte zeigen es deutlich. Wenn wir darüber sinnen, wollen wir uns fragen, ob wir als gläubige Christen, die der Herr zu seiner Versammlung zählt, die heutige Wohnung Gottes, die Er sich aufgerichtet hat, auch in dieser Weise lieben.

Die Überführung der Bundeslade in die Stadt Davids

In der Wüste war die Stiftshütte vierzig Jahre lang die Wohnung Gottes unter seinem irdischen Volk. Israel sah sie beständig in seiner Mitte: den Vorhof mit dem Brandopferaltar und dem Waschbecken; die Hütte selbst, bedeckt mit Teppichen, auf der die Wolkensäule ruhte. Jeder wusste auch, dass darin zwei Räume waren, ein Heiliges und ein Allerheiligstes, mit all den Geräten, die aufgrund der Anweisungen des HERRN an Mose angefertigt worden waren. Trotz der häufigen Wanderungen blieb die Hütte bis zum Ende der Reise völlig intakt.

Das änderte sich aber, als das Volk im Land wohnte, dem Götzendienst die Tür öffnete und das Priestertum unter Eli verfiel. Nach einer Niederlage gegenüber den Philistern holten die Israeliten die «Lade des Bundes des HERRN» aus dem Allerheiligsten aufs Schlachtfeld (1. Samuel 4), und sie war dann jahrzehntelang nicht mehr dahin zurückgekehrt. Zuerst weilte sie sieben Monate im Gebiet der Philister (1. Sam 6,1), dann wurde sie in das Haus Abinadabs in Kirjat-Jearim überführt. Hier verblieb sie zuerst zwanzig Jahre lang, bis zum Tag von Eben-Eser, und dann noch eine lange Zeit, bis zur Regierungszeit Davids (1. Sam 7,2; 2. Sam 6,3), denn auch «in den Tagen Sauls» hatte das Volk nicht nach ihr gefragt (1. Chr 13,3).

Als aber David König über ganz Israel wurde, war es sein sehnsüchtiger Wunsch, «die Lade unseres Gottes» nach Jerusalem, und zwar in die Stadt oder Burg Davids herüber zu holen. In 2. Samuel 6 und 1. Chronika, Kapitel 13, 15 und 16 wird davon berichtet. Für ihn war die Bundeslade nicht nur ein lebloses Gerät, das vorher im Gottesdienst Israels Verwendung fand, sondern ein bedeutungsvoller Gegenstand, der mit «dem Namen des HERRN der Heerscharen, der zwischen den Cherubim thront», eng verbunden war (2. Sam 6,2). Wenn die Lade in der Wüste das Symbol der Gegenwart Gottes in ihrer Mitte war, so begehrte David, dass sie auch in seinem Leben und in seinem Königreich diesen zentralen Platz haben sollte.

Aus der Überführung der Lade machte David in seinem Eifer zuerst einen grossen Staatsakt. Mit militärischen Ehren, einem Heer von 30'000 Soldaten und klingender Musik, wurde sie auf dem neuen Wagen begleitet … bis Ussa, der sie mit einem Handgriff vor dem Herabfallen bewahren wollte, von Gott geschlagen, tot zusammenbrach!

Drei Monate dauerte es, bis sich David von seinem Schrecken erholte. Inzwischen verstärkte sich in ihm der Eindruck, dass die Bundeslade immer noch mit dem heiligen Namen des HERRN verbunden war. Er lernte, dass es in dessen Dienst nicht um wohlmeinende menschliche Gedanken und Gefühle geht, sondern um die sorgfältige Beachtung seines Wortes, in allen Belangen.

Zum zweiten Mal setzte sich David und ganz Israel in Bewegung, um die Lade, die jetzt bei Obed-Edom untergebracht war, nach Jerusalem zu holen. Diesmal standen nicht die Soldaten im Vordergrund, vielmehr die Priester und Leviten, von denen zuerst die Kehatiter genannt werden, weil diese die Lade zu tragen hatten. Die Freude Davids über ihren gelungenen Einzug in Zion hatte sich auf das ganze Volk übertragen: «Und ganz Israel brachte die Lade des Bundes des HERRN hinauf mit Jauchzen und mit Posaunenschall …»

David selbst war von den Dienern Gottes kaum zu unterscheiden. Er zeigte sich nicht im königlichen Prunkgewand; er war nur mit einem schlichten Oberkleid von Byssus angetan, wie die Leviten, die die Lade trugen. Ganz selbstvergessen hüpfte und tanzte er im Zug vor dem HERRN her. Auf diese Weise musste er dem Glück Ausdruck geben, dass die Lade des HERRN nun bei ihm, in Jerusalem wohnen würde. Oh, er liebte seinen Gott! Zu Michal sagte er: «Vor dem HERRN will ich spielen; und ich will noch geringer werden als diesmal und will niedrig sein in meinen Augen …

Der Jubel über den Einzug der Bundeslade in die Stadt Davids kann mit dem Frohlocken verglichen werden, das ein Mensch empfindet, wenn er den Herrn Jesus als seinen Erretter im Glauben aufnimmt. Jetzt hat er ewiges Leben und darf völlige Freude geniessen in der persönlichen Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Denn der Herr hat gesagt: «Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum, und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist» (Jes 57,15). Es kann nicht genug betont werden, dass es für den Gläubigen vor allem wichtig ist, in aller Wachsamkeit persönlichen Umgang mit dem Herrn zu pflegen. So wird er ein lebendiges Zeugnis von der Freude in Ihm sein. Von da her klären sich für ihn alle Fragen des Gottesdienstes und des Dienstes unter den Menschen.

David möchte dem HERRN ein Haus bauen

Im Blick auf David fragen wir uns zunächst: Warum sorgte er, der doch die Wohnung seines Gottes liebte, nicht dafür, dass die Lade wieder ihren Platz im Allerheiligsten des Zeltes der Zusammenkunft einnehmen konnte?

Oh, belehrt von Gott, wusste der König, dass die Behausung des HERRN fortan nicht mehr den Charakter einer wandernden Hütte in der Wüste haben konnte. Sie stand nun in Beziehung zum Reich Davids und Salomos – einem Vorbild auf das wunderbare Reich der Herrlichkeit, das Christus, der Sohn Davids, der kommende König der Könige, auf der ganzen Erde errichten wird.

Der damalige Zustand er Dinge – die Wohnung des HERRN in Gibeon, die Lade in Jerusalem, und der entsprechende geteilte Dienst der Leviten und Priester (1. Chr 16,37-42) – war nur vorübergehend. Immer mehr verdichtete sich im Herzen Davids der Wunsch, in seinem Reich für die Lade des Bundes, d.h. für den Namen des HERRN ein feststehendes, herrliches Haus «der Ruhe» zu bauen. Der Wunsch an sich war ihm zweifellos von Gottes Geist eingegeben worden. Aber als er ihn dem Propheten Nathan gegenüber äusserte, liess Gott ihm sagen: «Du sollst meinem Namen kein Haus bauen; denn du bist ein Kriegsmann und hast Blut vergossen … Salomo, dein Sohn, er soll mein Haus und meine Höfe bauen» (1. Chr 17,1; 28,3.6). Im kommenden Reich will der Herr sein Haus nicht mit Krieg und Blut in Verbindung bringen, sondern mit Frieden und Ruhe.

So, wie David erkannte, dass das Heiligtum Gottes in der Wüste, die Stiftshütte, im Reich Salomos abgelöst werden sollte durch ein überaus grosses, herrliches Haus, so muss sich auch heute jeder Christ fragen: Welches ist im Christentum das Haus, in dem Gott wohnt? Alle die grossartigen Dome, Kathedralen und Kirchen beweisen, dass man in den vergangenen Jahrhunderten der Christenheit die Antwort auf diese Frage nicht im Wort Gottes suchte. Sonst hätte man erkannt, dass im Christentum eine gewaltige Änderung stattgefunden hat. Gott will jetzt nicht in einem steinernen Tempel, sondern in einem geistlichen Haus wohnen, in dem die Gläubigen auf der Grundlage von Jesus Christus, dem Eckstein, als lebendige Steine aufgebaut werden (1. Pet 2,4-6).

David bereitet das Baumaterial vor

Kehren wir zu David und zu seinen Plänen zurück. Hat die unerwartete göttliche Antwort, dass nicht er der Erbauer seines Tempels sein dürfe, den sehnlichen Wunsch nach dieser Wohnung im Herzen Davids zum Erlöschen gebracht? Legt er jetzt enttäuscht die Hände in den Schoss?

Durchaus nicht; es geht ihm nicht um die eigene Ehre, sondern um die Verherrlichung seines Herrn. Er sagt sich: «Salomo, mein Sohn, ist noch jung und zart; und das Haus, das dem HERRN zu erbauen ist, soll überaus gross werden, zum Namen und zum Ruhm in allen Ländern: So will ich denn das Nötige für ihn bereiten» (1. Chr 22,5).

So entfaltet denn David eine grosse Tätigkeit. Er stellt Steinhauer an, um Quadersteine für den Bau des Hauses Gottes zu hauen. Er bereitet Eisen in Menge für die Nägel und die Klammern zu den Torflügeln, auch Kupfer in Menge, so dass es nicht zu wägen war. Von den Sidoniern und Tyrern lässt er Zedernholz in grossen Quantitäten kommen (Verse 2-4).

Und nicht genug damit. «In seiner Mühsal», in den gefahrvollen Kämpfen, in denen er die zahlreichen Feinde des Volkes Gottes überwand, sammelte er als Beute für das Haus des HERRN, das ein unvergleichlicher Prunkbau werden sollte: 100'000 Talente Gold und 1'000'000 Talente Silber (Vers 14). Ein ungeheurer Geldwert! Die Herrscher aus den Nationen mochten die Beute zum eigenen Schatz legen, David dachte nur an Gottes Haus.

«Und überdies», so sagt er, «weil ich Wohlgefallen habe an dem Haus meines Gottes, habe ich, was ich als eigenes Gut an Gold und Silber besitze, für das Haus meines Gottes gegeben … 3000 Talente Gold … und 7000 Talente geläutertes Silber, zum Überziehen der Wände der Häuser» und zur Herstellung der Geräte (1. Chr 29,3-5). Doch bildet er sich auf seine reiche Spende und auf die des Volkes nichts ein. Er sagt: «Wer bin ich, und was ist mein Volk, dass wir vermögen, auf solche Weise freigebig zu sein? Denn von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben» (Vers 14).

David gibt Salomo das Muster für den Tempel und seine Geräte

In 1. Chronika 28,11-19 werden wir vor eine Tatsache gestellt, die leicht übersehen wird: Gottes Geist war der eigentliche Architekt des Tempels Salomos. Und David empfing durch den Geist das Muster oder die Pläne von allem, sowohl der Häuser des Tempels als auch betreffs aller Geräte des Dienstes (Verse 12 und 19). Wie vermöchte der Geist des Menschen ein Haus zu ersinnen, worin die Herrlichkeit Gottes wohnen kann! Und wie vermöchte er sich die passenden Geräte oder Mittel zu einem Gott wohlgefälligen Dienst auszudenken? Alles muss seinen Ursprung in Gott selbst haben.

Noch etwas können wir aus diesem Abschnitt lernen: Es war David, dem das Muster von allem gegeben wurde, also dem Gläubigen, der den Wohnort der Herrlichkeit Gottes liebte. Er war von dem erfüllt, was auch dem Geist Gottes wichtig war. Nichts, keine Einzelheit war David gleichgültig. Mit Herz und Verstand ging er auf alles ein, worüber der Geist ihn «durch Schrift unterwies».

So war David auch imstande, das Muster für den Tempel und seiner Geräte seinem Sohn zu geben, der noch jung und zart war. Seine eigene Überzeugung war tief und fest, und so konnte er auch Salomo zu dem grossen Bauwerk, das Gott ihm aufgetragen hatte, aus tiefstem Herzen unterweisen und ermuntern.

Die meisten der Leser kennen die heutige Wohnung Gottes, das geistliche Haus, das an dem Tag entstand, als der Heilige Geist die Gläubigen zu einem Leib taufte. Dieser Bau ist noch nicht vollendet. Immer noch werden alle, die an den Herrn Jesus glauben und von neuem geboren werden, als lebendige Steine hinzugefügt. «Der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist» (Eph 2,21.22). Der heutige Gottesdienst steht in Verbindung mit diesem Tempel. Die Gläubigen sind sowohl ein geistliches Haus als auch «eine heilige Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus» (1. Pet 2,5).

David bereitete einen materiellen Tempel vor, der noch gebaut werden sollte, genau nach dem Muster, das ihm durch den Geist gezeigt wurde. Im Christentum hingegen besteht der geistliche, «heilige Tempel im Herrn» schon lange. Er muss nur noch wachsen. Einerseits ist es der Herr, der seine Versammlung baut (Mt 16,18). Anderseits hat aber auch jeder Gläubige die Verantwortung mitzubauen, durch die Verbreitung des Evangeliums und einen Gott wohlgefälligen Dienst in seinem Haus, entsprechend seinen empfangenen Gaben und Aufgaben. Auch uns ist für dieses Bauen und allen Dienst im Wort Gottes das Muster, die Anweisung für jede Einzelheit gegeben. Möchten wir uns doch damit vertraut machen, damit das Werk eines jeden bleiben kann (1. Kor 3,10-15)!

Wenn auch der jetzige Bau und der entsprechende Dienst geistlicher Art ist, so können wir doch auch heute durch materielle Güter mithelfen, dass im Inland und in der Ferne das Werk des Herrn voranschreiten kann.

David liebte den Wohnort der Herrlichkeit Gottes von ganzer Seele. Lasst uns darin nicht hinter ihm zurückstehen!