Bei den meisten Büchern findet man am Anfang eine Einleitung oder zum mindesten ein Inhaltsverzeichnis, worin auf den Inhalt des Buches hingewiesen wird. Ganz ähnlich ist es bei der Apostelgeschichte. Das erste Kapitel steht noch vor dem gewaltigen Ereignis des Herabkommens des Heiligen Geistes, mit dem die Geschichte der Kirche eingeleitet wird, und lässt doch vieles erkennen, das für die Apostelgeschichte charakteristisch ist und durch das ganze Buch hindurch verfolgt werden kann.
Vers 1
«Tun» steht vor «Lehren». Die Apostelgeschichte ist kein Lehrbuch, sondern ein Geschichtsbuch. Wir finden darin die Taten der Apostel, das Leben der ersten Christen und der örtlichen Versammlungen, aber nicht die Lehre über die Versammlung und das Zusammenkommen als solche. Sie ist in den Briefen niedergelegt, besonders in denen des Apostels Paulus. Gott hatte viel Nachsicht mit den gläubig gewordenen Juden. Er liess sie in manchem noch gewähren, obwohl es Dinge waren, die zum Judentum und nicht zum Christentum gehörten. Es ist also nicht ungefährlich, die Apostelgeschichte als Führer zu benutzen, wenn es sich um Versammlungsfragen handelt. Hingegen sind die vielen praktischen Hinweise aus dem Verhalten der Apostel und der ersten Christen eine Hilfe und Ermunterung für jeden Gläubigen heute.
Verse 3,9
Nur den Seinen, nicht der Welt, hat der Herr Jesus sich als der Auferstandene gezeigt. Jetzt ist Er im Himmel verherrlicht. Der auferstandene und verherrlichte Herr war der Kern der Botschaft der christlichen Zeugen (z.B. Kap. 2,32.33; 3,15.21; 7,55.56; 10,40-43; 13,33-39; 17,31; 26,23). Ist Er nicht heute noch als der verherrlichte und erhöhte Herr in der Mitte der zwei oder drei, die in seinem Namen versammelt sind? (Heb 2,9-12; Mt 18,20).
Vers 5
Die Taufe mit dem Heiligen Geist war das grosse Ereignis, durch das die neue Zeitperiode eingeleitet wurde. Der neue Zustand der Dinge wurde in Johannes 20,22 durch den auferstandenen Herrn schon angedeutet. Am Pfingsttag (Apg 2) kam Gott, der Heilige Geist, vom Himmel, um die Gläubigen zu einem Leib zu taufen und fortan in jedem einzelnen Gläubigen und in der Versammlung zu wohnen (1. Kor 12,13; 6,19; 3,16). Erst wenn das Heilszeitalter der Kirche – gekennzeichnet durch das Wirken Gottes in Gnade – zu Ende geht, wird der Heilige Geist zusammen mit der Braut die Erde wieder verlassen. (Off 22,17; 2. Thes 2,7). Jeder, der sich in dieser Zeitperiode der unumschränkten Gnade in Buße und Glauben zum Herrn Jesus wendet, d.h. sich bekehrt, bekommt von Gott ein ganz neues Leben, und der Heilige Geist nimmt Wohnung in ihm (Eph 1,13). In wie vielen Beispielen hat sich dies im Lauf der Apostelgeschichte und bis heute bewahrheitet!
Verse 6,7
Der Prophet Daniel hatte von Gott einen klaren Zeitplan «bis ans Ende» erhalten (Dan 9,20-27). Auch die Länge des daran anschliessenden Friedensreiches des Herrn Jesus ist in seiner Dauer bestimmt (Off 20,2-7). Die Zeitperiode der Gnade, in der wir jetzt leben und die damals (Apg 1) begann, ist dagegen eine Einschaltung im Ablauf der Jahrwochen Daniels. Ihr Ende, bzw. der Beginn des Tages des Herrn, kennt nur der Vater (Mt 24,36).
Vers 8
In der Zeitperiode der Versammlung sind die Apostel und die, die nach ihnen kommen, beauftragt, Zeugen zu sein. Sie sollten in Jerusalem beginnen und fortfahren bis ans Ende der Erde. Die Versammlung ist heute Gottes Zeugnis auf der Erde. Die Apostelgeschichte berichtet uns, wie treu die ersten Christen diesem Auftrag nachkamen. Heute liegt es an uns, ihn in Treue weiterzuführen. Aber Zeugen zu sein für einen Christus, den die Welt verworfen und gekreuzigt hat, und noch heute verachtet, verspottet, ja hasst, ist keine leichte Sache. Doch durch den Heiligen Geist schenkt Gott uns die nötige Kraft dazu. Wie wunderbar hat sich diese Kraft in der ersten Zeit der Christenheit entfaltet! Wie unerschrocken waren die Zeugen und welch eine Wirkung hatte ihr Wort und ihr Leben! Diese Kraft ist noch heute unverändert. An uns liegt es, den Heiligen Geist in uns und in der Versammlung nicht durch Ungehorsam gegen Gottes Wort und durch Sünde in unserem Leben zu betrüben und zu dämpfen. (Eph 4,30; 1. Thes 5,19). Gott sei Dank für diese Kraftquelle in den «schweren Zeiten der letzten Tage» und am «Tag kleiner Dinge» und «kleiner Kraft»!
Vers 14
Solange der Herr Jesus bei den Jüngern war, lesen wir nie, dass sie gemeinsam gebetet hätten.1 Von Einmütigkeit war bis dahin wenig zu sehen, vielmehr machten sich immer wieder Selbstsucht und Hochmut bemerkbar. Aber jetzt hatte sich das grundlegend geändert. Nicht nur das persönliche Gebet, auch das gemeinsame in der Gebetsversammlung sind unerlässliche Bestandteile des Christenlebens (z.B. Kap. 4,23-31; 6,4.6; 9,11; 10,9; 12,12; 13,3; 14,23; 16,16.25; 20,36; 21,5; 28,8). Das gewaltige Zeugnis der sichtbaren Einheit in der ersten Zeit (Kap. 4,32; 5,13) ist durch unsere Untreue leider verlorengegangen. Aber möchte die hier genannte Einmütigkeit doch noch in den einzelnen örtlichen Zeugnissen der Versammlung gefunden werden.
Verse 20-23
Sie lasen das Wort, sie stellten sich darunter und wenn die Schrift durch sie erfüllt werden musste, dann taten sie es im Gehorsam. Mehr noch als zu jener Zeit, als das Neue Testament weder vollendet noch in geschriebener Form vorhanden war, haben wir nötig, uns dem ganzen Wort zu unterwerfen und das Erkannte in unserem praktischen Leben zu verwirklichen. Woran es uns so oft fehlt, ist nicht das Wissen, sondern die Bereitschaft und Entschiedenheit, es ohne Einschränkungen und Vorbehalte auszuleben. Mögen uns die ersten Christen darin ein Vorbild und ein Ansporn sein!
Vers 21
Als der Herr noch unter ihnen weilte, redeten sie Ihn mit: Lehrer, Rabbi, Meister, Herr an. Wenn sie jetzt von Ihm reden, nennen sie Ihn Herr Jesus. Nur wenn sie die Niedrigkeiten seiner Menschheit betonen wollen, sagen sie Jesus (Kap. 4,33; 7,59; 8,16; 11,17.20; 15,11.26; 16,31; 19,5.13.17; 20,21.24.35; 21,13; 28,31). Der Herr Jesus ist das Haupt seines Leibes, seiner Versammlung, Wir sind sein Leib; Er ist der Bräutigam, wir sind seine himmlische Braut. Wenn es aber um seine Autorität in der Versammlung geht, um die Ausübung der Gaben usw., dann ist Er unser Herr. Auch in unserem persönlichen Leben, wenn es um Gehorsam geht, ist Er unser Herr. Er hat uns um den Preis seines Lebens und Blutes erkauft. Er besitzt ein Eigentumsrecht an uns. Wir gehören ganz Ihm.
Leider kümmern sich viele Menschen in der Christenheit nicht mehr darum. Sie reden nur immer von «Jesus». Sind sie vielleicht nicht mehr bereit, Ihm in allem zu gehorchen?
Es besteht aber noch eine andere Gefahr. Man kann sich die Ausdrucksweise «Herr Jesus» aneignen, ohne innere Bereitschaft seine Herrschaft in allen Lebensbereichen anzuerkennen. Man redet wohl vom Herrn Jesus, will aber noch einen Teil seines Lebens für sich behalten, wo Er nicht dreinreden soll.
Wir wollen unser Reden und unsere Haltung in seinem Licht überprüfen.
- 1Wir dürfen aber annehmen, dass sie es doch taten; denn der Herr ermahnte sie oft dazu.