«Jetzt aber, von der Sünde frei gemacht und Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben» (Röm 6,22).
Die Heilige Schrift zeigt, dass Vergebung der Sünden und Befreiung von der Sünde unterschiedliche Begriffe sind. Manche Gläubige, die diesen Unterschied nicht kennen, werden eine Beute innerer Unruhe und Furcht, und oft zweifeln sie sogar an ihrem ewigen Heil.
Ihre Freude durch den Glauben an die Vergebung ihrer Sünden liess sie für eine Zeit auf einem Höhenweg voranschreiten. Es war eine so glückliche Erfahrung, Frieden zu haben durch das Blut Christi, zu wissen, dass die Sünden weggetan sind und das Gewissen gereinigt ist, Vergebung zu haben und gerechtfertigt zu sein, überwältigt vom Bewusstsein der Liebe und Güte Gottes! Dieser innere Friede kam durch die Erkenntnis des Heilandes und durch Glauben an sein Werk. Aber das war noch nicht die Befreiung von der Sünde. Sie mussten nun unterscheiden lernen zwischen der innewohnenden Sünde, der Wurzel des Bösen, und den verübten Sünden, die deren Frucht sind.
Früher oder später ist jeder Gläubige enttäuscht und niedergeschlagen, wenn er entdeckt, dass trotz Gottes Liebe zu ihm und seiner Liebe zu Gott, die Sünde immer noch in ihm wohnt. Er stellt fest, dass er das Böse tut, das er doch verurteilt, und das Gute nicht ausübt, obwohl er es will. Seine innere böse Neigung ist zu stark für ihn. Er sehnt sich zu wissen, wie er von der in ihm wohnenden Sünde und ihrer täglichen Knechtschaft befreit werden kann.
Diese Frage wird in den Kapiteln 6 – 8 des Römerbriefs ausführlich beantwortet. Dort wird gezeigt, dass der Eine, der nach den Schriften für unsere Sünden starb, als das Sündopfer die Sünde im Fleisch verurteilte. Er ist ein für alle Mal der Sünde gestorben, und nun lebt Er Gott. So wie wir durch Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir durch Glauben auch Befreiung von der Sünde. Sowohl Rechtfertigung als auch Befreiung werden in Christus gefunden.
Wir sind mit Ihm eins gemacht worden in der Gleichheit seines Todes. Unser alter Mensch wurde mit Christus gekreuzigt, damit der Leib der Sünde abgetan, seiner Kraft über uns beraubt würde, damit wir nicht länger der Sünde dienten. Die Sünde soll nicht länger über uns herrschen. Römer 6 ruft uns auf, diese Wahrheit zu glauben, und wir werden ermahnt, uns selbst der Sünde für tot zu halten, aber Gott lebend in Christus Jesus.
Der Tod und die Auferstehung Christi sind also die wirksamen Mittel zu unserer Befreiung von der Macht der Sünde, nicht von ihrer Gegenwart. Es geht nicht um eigene Anstrengung, sondern um Glauben. Weder Nachlässigkeit noch Duldsamkeit, sondern lebendiger Glaube befähigt uns, das praktische Vorrecht unserer Befreiung oder der Freiheit von der Sünde zu ergreifen. Gott lebend in Christus Jesus, sollten wir in unserem sterblichen Leibe nicht die Sünde herrschen lassen, um seinen Begierden zu gehorchen. Da wir aber Befreiung von der Sünde erlangt haben und Gottes Sklaven geworden sind, wollen wir nun Frucht bringen zur Heiligkeit, und die Schrift fügt hinzu: «als das Ende aber ewiges Leben».