Jericho

Josua 6,26; 1. Könige 16,34; 2. Könige 2,19-21; Lukas 19,1-10

Die stark befestigte Stadt Jericho war die erste, die den Kindern Israel beim Einzug in das Land Kanaan Widerstand leistete, aber sie fiel, weil der HERR mit seinem Volk war. Die Stadt wurde völlig zerstört und Gott sprach einen Fluch aus über den, der sie wieder aufbauen wollte (Jos 6,26). Unter der Regierung des gottlosen Königs Ahab fand sich ein Mann, der den Wiederaufbau trotz der Warnung Gottes wagte. Dieser Mann war aus Bethel, wo das Volk eines der beiden goldenen Kälber anbetete, die Jerobeam während seiner Regierung als Götter aufgestellt hatte. Er musste die Wahrheit der göttlichen Worte schmerzlich erfahren: Um den Preis Abirams, seines Erstgeborenen, legte er ihren Grund, und um den Preis Segubs, seines Jüngsten, stellte er ihre Tore auf (siehe 1. Kön 16,34 Fussnote).

Seit der Zeit Elisas scheint dieser Fluch aufgehoben zu sein. Elisa stellte die Gnade in Auferstehungskraft in Israel vor. In 2. Könige 2,19 wird gesagt, dass das Wasser der Stadt Jericho schlecht und das Land unfruchtbar waren, aber Elisa warf Salz in die Quelle des Wassers und sagte: «So spricht der HERR: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht; es wird weder Tod noch Unfruchtbarkeit mehr daraus entstehen. Und das Wasser wurde gesund bis auf diesen Tag, nach dem Wort, das Elisa geredet hatte» (2. Kön 2,21,22). Was für ein schönes Bild der Gnade! Dieses Salz erinnert uns an die Gnade in ihrer ganzen Wirksamkeit und an den Wert des Werkes am Kreuz für Sünder. Kein Tod und keine Unfruchtbarkeit mehr! Es spricht prophetisch von der Zeit, da Christus seine Gnade bis zu den Leuten von Jericho ausdehnen würde.

Am Stadtrand von Jericho

Matthäus berichtet uns von zwei Blinden, die am Wegrand sassen, als der Herr Jesus mit seinen Nachfolgern Jericho verliess. Er wurde von Mitleid bewegt und heilte sie. Das ist ein treffendes Bild vom Zustand des Überrests aus Israel in den letzten Tagen, wenn sie sich ihrer geistlichen Blindheit bewusst sein werden. Markus spricht nur von einem Blinden, namens Bartimäus, und stellt ihn uns als Einzelner vor, der um Gnade bittet. Auch Lukas erwähnt nur einen blinden Bettler, und zwar, als der Herr Jesus sich Jericho nahte. Aber Lukas erzählt dieses Wunder im Zusammenhang mit dem, was folgt. (Lk 18,35 – 19,10). Er spricht zuerst von dem, was die Gnade des Herrn in der Umgebung von Jericho vollbrachte, bevor er in vollem Glanz zeigt, was in Jericho selbst geschah. Es ist wie ein Vorwort zur Geschichte des Zachäus.

Der blinde Bettler, der am Wegrand sass, flehte in seinem elenden und armen Zustand nicht vergeblich um die Gnade des Heilands. Er erfuhr sie und verherrlichte Gott. Ja, selbst das ganze Volk, das zuschaute, gab Gott Lob. Unser blinder Freund wandte sich an Jesus als an den Sohn Davids und bewies damit schon seinen Glauben. Aber nach seiner Heilung erkannte er in Ihm auch den Sohn Gottes. In der Person des Sohnes Davids wurde Gott im Fleisch offenbart. Nun folgte der Geheilte Ihm, der sein Alles war. – Ist das nicht auch unsere eigene Geschichte? Wir waren arm, blind und elend und durften Gottes Erbarmen erfahren. Unsere Augen wurden geöffnet, damit wir Jesus sähen und Gott in Ihm.

Die Gnade in Jericho

In Jericho finden wir Zachäus, einen kleingewachsenen Mann, der aber voll Ehrgeiz und Energie war. Er war Oberzöllner und sehr reich geworden. Seine Autorität und sein Vermögen genügten jedoch nicht, um sein Herz auszufüllen. Er wusste, dass seine eigenen Landsleute ihn nur als «Sünder» betrachteten (Lk 19,7). Aber er hatte vom Freund der Sünder gehört und «suchte Jesus zu sehen, wer er wäre» (Vers 3). Das geschah, als der Herr Jesus durch Jericho zog. Zachäus scheint nicht sehr um seine Würde besorgt zu sein, sondern klettert auf einen Maulbeer-Feigenbaum, so brennend war sein Wunsch, den vorbeiziehenden Herrn Jesus zu sehen.

Er wollte Ihn nichts fragen, aber es war sein Herzenswunsch, den Freund der Zöllner zu sehen. Der Herr Jesus kannte sein Herz mit seinen Bedürfnissen, denn Er weiss, was in dem Menschen ist (Joh 2,25). Zachäus war nicht auf den Maulbeer-Feigenbaum gestiegen, um gesehen zu werden, sondern nur um Ihn zu sehen. Aber Jesus sah ihn und sagte zu ihm: «Zachäus, (Er kannte ihn mit Namen), steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben» (Vers 5).

Es geht nicht mehr darum, Jericho zu durchziehen, sondern der Heiland bleibt dort, und zwar bei diesem Sünder. Er wartete nicht auf die Einladung des Zöllners, denn dieser hätte sich nicht würdig erachtet, Ihn um sein Kommen zu bitten. Aber das Herz des Heilands sehnte sich danach, bei diesem unwürdigen Mann zu sein. «Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist» (Vers 10).

Wenn ich mich frage, warum der Heiland mich gesucht hat und in meinem Haus zu bleiben wünscht, dann lautet die Antwort einfach: weil ich verloren bin. Jeder Sünder kann und muss diese Antwort geben. Welch ein Herz offenbart sich in unserem Heiland!

Das ist das Evangelium der Gnade Gottes. Jene selbstgerechten Menschen, die Christus gegenüber gleichgültig waren, konnten darüber murren, dass Jesus in das Haus eines Sünders einkehrte, um dort zu bleiben. Solange sie solche Gefühle hegten, hatte der Herr ihnen nichts zu sagen. Aber Er sprach zu Zachäus, um ihm die Gewissheit der ganzen Gnade zu geben, deren Gegenstand er war. Die Art und Weise, in der der Herr ihm begegnete, hatte sein Herz schon geändert. Früher häufte er Reichtümer für sich auf, jetzt gab er die Hälfte seiner Güter den Armen. Vorher hatte er die Leute durch falsche Anklage betrogen, jetzt erstattete er es vierfach. Aber das war es nicht, worüber der Heiland mit ihm sprach. «Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, da ja auch er ein Sohn Abrahams ist; denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist» (Verse 9,10). Das war es, was Zachäus erfahren musste, um schon hier und in alle Ewigkeit glücklich zu sein. Er war ein Sohn Abrahams, nicht nur hier im Fleisch, sondern auch durch den «Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist …, vor dem Gott, dem er glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre» (Röm 4,16.17).

All das geschah in Jericho. Elisa hatte allen Grund prophetisch zu sagen: «Es wird weder Tod noch Unfruchtbarkeit mehr daraus entstehen.»