Das Haus war gekehrt und geschmückt, aber ach, es war leer! Simon, der Gastwirt, war pünktlich gewesen im Beachten der Verbote, der Riten und der Zeremonien des Gesetzes. Aber da war keine Liebe in seinem Herzen oder in seinem Haus.
Und die manchen Gaben und Opfer des Pharisäers konnten den stolzen Mann dem Gewissen nach nicht vollkommen machen. Er reinigte nur «das Äussere der Schüssel». Das Herz, von dem die Ausgänge des Lebens ausgehen, war unrein und verunreinigte sich noch wie eh und je, war kalt und lieblos.
Der Herr hatte von Simon also eine Einladung in das Haus eines sündigen Mannes erhalten, der sich selbst betrog mit dem eitlen Wahn, ein Kind des treuen Abraham zu sein. Aber, obwohl in ein kaltes, ödes, liebloses Heim geladen, ging der sanftmütige und demütige Meister doch hin.
Er liess sich nicht täuschen durch die scheinbare Gastfreundschaft hinter Simons offener Tür. Er wusste, dass Er gebeten worden war, in einem «leeren Haus» zu essen. Aber in jener Gnade, die vom Himmel, nicht von der Erde war, antwortete Er darauf und setzte Er sich an Simons Tisch.
Der Herr wusste, dass bei seinem Kommen jedes äussere Zeichen von Willkommen und Ehrfurcht sorgfältig vermieden werden würde; kein Wasser für die Füsse, kein Kuss auf die Wange, kein Öl für das Haupt. Aber der Heiland blieb nicht vor der Schwelle stehen. Er trat ein, um sich der Geringschätzung und Unehre, die Ihn erwarteten, auszusetzen. –
Welch ein Gegensatz zwischen Simons Empfang und dem Mahl, das Abraham in Mamre für den HERRN bereitete (1. Mose 18), als drei «Männer» in der Hitze des Tages vor seiner Zelttüre erschienen!
Mit welchem Eifer setzte sich der Patriarch für die Bewirtung ein! «Es werde doch ein wenig Wasser geholt», sagte er, «und wascht eure Füsse; und lagert euch unter dem Baum, und ich will einen Bissen Brot holen, und stärkt euer Herz.»
Und Abraham eilte zu Sara, damit Kuchen gemacht würden, während er selbst zur Herde lief, «ein Kalb nahm, zart und gut» und es dem Knaben gab, der sich beeilte, es zuzubereiten. «Und er holte dicke und süsse Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor; und er stand vor ihnen unter dem Baum, und sie assen.»
Abrahams Mahl war nur für den HERRN selbst gemacht, und Er nahm es an, weil es Ihm in Liebe angeboten wurde und in tiefer Ehrfurcht. –
Die gleiche Person, die einst in Mamre bewirtet wurde, kam in das Haus Simons, des Pharisäers, der sich damit brüstete, von den Nachkommen Abrahams zu sein. Aber Simon bewies, dass er kein Sohn Abrahams war, weil er nicht die Werke Abrahams. tat. Wie der Herr sagte: «Abraham … frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich (Joh 8,56). Aber Simon sah keine Schönheit in Ihm, als Er im Fleisch vor ihm war. In seinem Herzen verachtete und verschmähte er seinen Gast und urteilte, dass Er kein Prophet sein könne.
Aber während der Pharisäer den Sohn verunehrte, hatte der Vater solche im Land, die Ihn in den Tagen seiner Erniedrigung ehrten. Welch ein Empfang wurde Ihm im Haus jenes anderen Simon bereitet, des Aussätzigen! (Joh 12,1; Mt 26,6).
Dort war es, wo Ihm liebende Herzen sechs Tage vor dem Passah ein Abendessen bereiteten. Martha diente; Lazarus, der «Gestorbene», sass bei Ihm, und Maria salbte in Glauben und Liebe zum Voraus sein Haupt und seine Füsse zum Begräbnis. Dieses Haus in Bethanien duftete von Huldigung der Liebe. «Besser ein Gericht Gemüse und Liebe dabei, als ein gemästeter Ochse und Hass dabei» (Spr 15,17).
Ist das Herz des Lesers ein Haus der Bewirtung für den Herrn der Gnade und Herrlichkeit? Möge seine Aufnahme bei dir ehrfürchtig und aufrichtig sein, ohne Hochmut und Anmassung. «Seid mit Demut fest umhüllt», denn Er, der «in der Höhe und im Heiligtum» wohnt, will auch bei dem wohnen, «der gebeugten und zerschlagenen Geistes ist».