Die Kleider des Herrn

Wenn wir uns mit der herrlichen Person unseres Heilands beschäftigen, erkennen wir immer wieder, wie alles an Ihm, an seiner anbetungswürdigen Person, Liebe, Grösse und Schönheit ist.

Die geringsten Einzelheiten, die das Wort erwähnt, haben ihre Bedeutung, und auch in einem scheinbar so banalen Gegenstand wie dem der Kleider, die unser Herr trug, können wir genügend Stoff zur Betrachtung und zur Anbetung finden für unsere Seelen.

1. Die Windeln

Das erste Kleidungsstück, die «Windeln», in die das Kind in Bethlehem gewickelt war (Lk 2,12), treibt uns zur Anbetung, wie einst die Hirten vor jener Krippe. Dieses kleine Kind, gewickelt und in einer Gestalt der Schwachheit in der Krippe liegend, ist der grosse Gott von Ewigkeit. Der, dessen Glieder in den Windeln in der Bewegung eingeschränkt sind, ist nichtsdestoweniger der, der die ungeheure Welt trägt. Da ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott offenbart im Fleisch. Er hätte zweifellos als ein Erwachsener unter den Menschen erscheinen können, in seiner ganzen Herrlichkeit, hätte an Fleisch und Blut teilnehmen können, ohne durch die Geburt zu gehen, aber dann wäre das Geheimnis seiner Fleischwerdung, seiner wahren Menschheit, seiner tiefen Erniedrigung nicht so offensichtlich gewesen. Hatte der Prophet Jesaja übrigens nicht gesagt: «Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben» (Jes 9,5)? Beachten wir die Genauigkeit des Wortes. Er sagt nicht: «ein Sohn ist uns geboren»; denn Er war ja Sohn von Ewigkeit her, «der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist», aber als Kind ist Er «geboren von einer Frau» (Gal 4,4). Er ist aus dem «Samen der Frau», ein herrlicher Titel, den Er allein beanspruchen darf. Denn wenn auch jeden Tag viele Tausende von menschlichen Wesen geboren werden, so kann doch keines der Neugeborenen diesen Titel tragen: Sie alle sind der Same des Mannes. Aber das kleine Kind in Bethlehem hat erfüllt, was Eva im Garten Eden verheissen wurde. Der grosse Redner Cicero hat einmal gesagt: «Welch kleinen Gott müssen diese Juden haben, dass Er ihnen ein so kleines Land zugeteilt hat!» Was hätte er erst gesagt, wenn er erfahren hätte, dass sich dieser Gott in jenem kleinen Land, in einer kleinen Ortschaft, und zwar in der Gestalt eines kleinen Kindes offenbart hat, das in die Krippe einer Herberge gelegt worden ist! Die Engel ihrerseits brechen in Jubel aus, im Bewusstsein, dass sie da die grösste Nachricht verkündigen, die der Welt je mitgeteilt worden ist: «Euch ist heute in der Stadt Davids ein Erretter geboren, welcher ist Christus, der Herr» (Lk 2,11). Zum ersten Mal sehen die Engel ihren Schöpfer (1. Tim 3,16), in der Gestalt tiefster Erniedrigung; und im Lob der himmlischen Heerscharen hören wir eine Anbetung: «Herrlichkeit Gott in der Höhe», eine Prophetie: «und Friede auf der Erde», und ein Evangelium: «an den Menschen ein Wohlgefallen.»

Dieses kleine Kind von Bethlehem wird ein junger Mann werden, der seinen Eltern untertan ist. Dann, bis zum Alter von dreissig Jahren, wird Er unter seinen Zeitgenossen nicht nur als der Sohn des Zimmermanns, sondern als «der Zimmermann» bekannt sein (Mk 6,3). Anbetungswürdiger Heiland! Er, der die Erde über dem Nichts aufhing (Hiob 26,7), der die Grundfesten der Erde und die Himmel feststellte, hat während so viel Jahren als bescheidener Zimmermann in der Werkstatt seines Vaters gearbeitet, unbeachtet vom menschlichen Geschlecht. Und wir können überzeugt sein, dass Er diese einfache Arbeit gewissenhaft und in vollkommener Abhängigkeit von seinem himmlischen Vater ausführte.

2. Das Gewand mit der Quaste

Aber sehen wir jetzt, was das Wort von den Kleidern des Herrn sagt, die Er während seines Dienstes hier auf der Erde trug. Es berichtet uns, dass die Menschen im Land Genezareth «die Kranken auf den Marktplätzen hinlegten und ihn baten, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und so viele irgend ihn anrührten, wurden geheilt» (Mk 6,56). Und wer erinnert sich nicht an jene Frau, die seit zwölf Jahren einen Blutfluss hatte, die «von hinten herzutrat und die Quaste seines Gewandes anrührte» (Lk 8,44) und geheilt wurde? Zweifellos handelte sie im Glauben, aber warum berührte sie die Quaste seines Gewandes und nicht einfach sein Gewand? In 4. Mose 15,37-41, finden wir die genauen und für jeden frommen und treuen Israeliten zwingenden Weisungen bezüglich der Quaste des Kleides: «Sprich zu ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Kleidung machen, bei ihren Geschlechtern, und dass sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur aus blauem Purpur setzen; und es soll euch zu einer Quaste sein, dass ihr, wenn ihr sie anseht, euch an alle Gebote des HERRN erinnert und sie tut.» Wie waren doch diese Quaste, diese Schnur von blauem Purpur für die Israeliten so wichtig! Sie sollten sie von Geschlecht zu Geschlecht tragen, und damit ihr Wandel einen himmlischen Charakter habe, sollten sie drei Dinge tun:

  • sie betrachten
  • sich an die Gebote des HERRN erinnern
  • sie tun

Diese Verordnung redet auch zu unseren Gewissen, aber, wenn wir sie auf die Quaste des Kleides des Herrn anwenden, die diese Frau berührte, wie ist sie dann ein Bild vom himmlischen Wandel des vollkommenen Menschen, «der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist» (Joh 3,13). Er war der Einzige, der nie «ein Kleid aus zweierlei Stoff gewebt» anzog (3. Mo 19,19); Gott hat in seinem ganzen Wandel nur Licht und Vollkommenheit wahrnehmen können.

3. Die weissen, glänzenden Kleider auf dem Berg der Verklärung

Wenn der Herr inmitten seiner Jünger und der Volksmengen nur bescheidene Kleider trug, und keine Gestalt und kein Ansehen hatte – denn die Menschen, die die weichen (oder kostbaren) Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige (Mt 11,8) – so gab es in seinem Dienst, auf dem Berg der Verklärung, doch einen kurzen Augenblick, in dem Er in seinen Kleidern der Herrlichkeit und der Schönheit erschien. Um den Glauben der Apostel zu stärken, erlaubte Gott, dass seine Kleider «glänzend wurden, sehr weiss, wie kein Walker auf der Erde weiss machen kann» (Mk 9,3). Da entfaltet sich eine himmlische Szene vor uns: ein verherrlichter Christus in seiner wunderbaren Schönheit zeigt sich da. Mose und Elia stellen die beiden Klassen der Gläubigen dar, die in dieser Herrlichkeit mit Ihm vereint sind:

  • die einen, die in Jesus Entschlafenen, werden auferweckt, so wie Mose bei dieser Begebenheit erschienen ist, wobei Gott hier eine Vorschau auf das Ergebnis des vollbrachten Werkes Christi gibt.
  • Die anderen, die beim Kommen Christi noch auf der Erde leben, werden verwandelt und – wie Elia – in den Himmel entrückt, ohne durch den Tod zu gehen.

Aber Mose und Elia reden nicht von der Pracht des Himmels, den sie soeben verlassen haben; vielmehr unterreden sie sich mit Christus über seinen Tod, den Er in Jerusalem erleiden sollte – das ewige Thema des Lobes der Erlösten. Dann kehren sie in die Herrlichkeit zurück, während Jesus vom Berg herabsteigt, zum Unglauben und zur Bosheit der Menschen zurück und sein Angesicht feststellt, nach Jerusalem hinaufzugehen. Petrus, Jakobus und Johannes waren für einige Augenblicke Augenzeugen dieser wunderbaren Herrlichkeit. Sie sahen die glänzenden Kleider des Herrn, und diese Szene ist Petrus unvergesslich geblieben (2. Pet 1,16-19).

Aber lasst uns nicht vergessen, dass auch wir, «mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist» (2. Kor 3,18). Die Betrachtung eines auferstandenen, verherrlichten Herrn drückt unserem Leben einen himmlischen Charakter auf, in Erwartung des Augenblicks, wo wir auf ewig im Licht des Vaterhauses sein werden. Hat Er nicht selbst gesagt: «Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit» (Joh 17,19)? Das will sagen: Ich sondere mich ab, ich nehme eine neue Stellung ein, «abgesondert von den Sündern, und höher als die Himmel geworden» (Heb 7,26), damit diese Wahrheit eines verherrlichten Christus für sie ein Mittel der Heiligung sei, das sie von dieser Welt trennt.

Besonders im Bericht von den Leiden des Herrn erwähnt das Wort mehrmals die Kleider, die Ihm nacheinander abgezogen und angezogen wurden.

4. Das leinene Tuch

Beim Passahmahl im Obersaal steht der Herr auf, legt die Oberkleider ab und umgürtet sich mit einem leinenen Tuch (Joh 13,4). Dann wäscht Er die Füsse der Jünger und trocknet sie mit dem Tuch, womit Er umgürtet war. Er nimmt also den Platz des geringsten Knechtes ein, so wie Abigail zu David sagte: «Siehe, deine Magd als Dienerin, um die Füsse der Knechte meines Herrn zu waschen» (1. Sam 25,41). Er, der sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, konnte in Wahrheit sagen: «Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende» (Lk 22,27). Und nachdem Er seine Oberkleider genommen hatte, sagte der Herr und der Lehrer zu den Jüngern: «So seid auch ihr schuldig, einander die Füsse zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben» (Joh 13,14.15).

Ach, wie stehen wir dem vollkommenen Beispiel so weit hintennach! Es fällt uns schwer, andere in Demut höher zu achten als uns selbst, und uns zu den Füssen unserer Brüder niederzubeugen. Und wie manche Schwierigkeiten entstehen im Leben der Versammlung aus der Tatsache, dass Brüder zu herrschen suchen und einen Einfluss ausüben wollen, indem sie ihre Knechtsstellung vergessen! Das Wort ermahnt uns nicht, andere zu kommandieren, sondern einander untergeordnet zu sein in der Furcht Christi (Eph 5,21). In der Versammlung soll es weder Diktatur noch Anarchie geben, sondern eine harmonische, gegenseitige Unterordnung. Ein Diener des Herrn hat gesagt: Wenn man den Heiligen dienen will, muss man bereit sein, den Brüdern manchmal auch als Türvorlage zu dienen. Den Schülern wird in der Grammatikstunde gesagt:

  • erste Person – ich,
  • zweite Person – du,
  • dritte Person – er.

Aber im christlichen Leben ist das umgekehrte die goldene Regel:

  • erste Person – Er, der Herr;
  • zweite Person, du, die Heiligen, und die
  • dritte Person an Bedeutung – ich.

Fragen wir uns vor dem Herrn, inwieweit wir die demütige Gesinnung realisieren, wovon der Herr uns ein Beispiel gibt.

5. Das glänzende Gewand vor Herodes

Aber wenn der Herr bei der Fusswaschung seine Kleider selber weggelegt hat, so liess Er sich in den tragischen Stunden, die darauf folgten, durch grausame und brutale Menschen mehrmals ausziehen und bekleiden. Herodes, getrieben durch eine ungesunde und unruhige Neugierde, befragte Ihn lange, aber Jesus antwortete ihm nichts: Er befand sich vor dem Sohn des Mörders der Kinder in Bethlehem, vor dem Mörder Johannes des Täufers. Er sagte kein Wort der Verteidigung, des Vorwurfs, der Verurteilung. Er stand nicht als ein zweiter Johannes der Täufer vor ihm, denn Herodes hatte ja den Mund dessen geschlossen, der ihn im Auftrag Gottes warnte. Darum schwieg der Herr, und erst vor dem grossen weissen Thron wird Er das Wort an ihn richten, um ihn zu verurteilen. Herodes und seine Kriegsleute behandelten den Herrn geringschätzend und warfen ihm ein glänzendes Gewand um, vermutlich ein weisses (Lk 23,11) – Dieses Wort «glänzend» findet sich in folgenden Stellen:

  • Apostelgeschichte 10,30
  • Offenbarung 19,8; 22,1.16

Welch ein Hohn! Denn so bekleideten sich, sagt man, die Kandidaten für ein wichtiges Amt.

6. Der scharlachrote Mantel der Soldaten

Aber der Her hatte damit noch nicht das Ende der Reihe von Demütigungen erreicht: Auch die Soldaten des Pilatus zogen Ihn aus und legten Ihm einen scharlachroten Mantel um (Mt 27,28). Vergessen wir nicht, dass diese römischen Soldaten, die die Juden verachteten, anderseits in beständiger Furcht vor Aufständen lebten, die bei diesem unruhigen Volk so häufig waren (vgl. Apostelgeschichte 5,36.37). Voller Hohn stellen sie sich hier so, als ob sie die Besiegten wären und als ob der König der Juden einen triumphalen Einzug hielte, bekleidet mit einer königlichen Purpurtoga, ein Zepter und eine Krone tragend. Das war die Nachahmung eines Siegesfestes. Sie knieten nieder, wie Besiegte, die um Gnade flehen. Dann aber veränderte sich die Szene plötzlich und die brutale Soldateska stürzte sich auf den, der sein Angesicht nicht vor Schmach und Speichel verbarg; sie schlugen Ihn mit Wut, und Er wich nicht zurück (Jes 50,5.6). Er hätte sie mit einem Wort vernichten, sie auf die Erde niederfallen lassen können, wie die Soldaten in Gethsemane, aber unser anbetungswürdiger Herr hat alles ertragen, ohne den Mund zu öffnen.

7. Das Untergewand ohne Naht

Das Wort sagt uns dann, dass Ihm diese Soldaten den Mantel auszogen, Ihm seine eigenen Kleider anzogen und Ihn hinführten, um Ihn zu kreuzigen (Mt 27,31), das alles ohne irgendwelche Schonung. Auf Golgatha angekommen, nahmen die Soldaten, «als sie Jesus gekreuzigt hatten, seine Kleider und machten vier Teile daraus, jedem Soldaten einen Teil» (Joh 19,23). Welch schreckliche Szene! Wenn ein Mensch stirbt, warten seine Erben für gewöhnlich, bis er seinen letzten Atemzug getan hat, bevor sie seine Güter unter sich teilen. Hier aber, unempfindlich für die Schmerzen des noch lebenden, göttlichen Gekreuzigten, teilen die Soldaten seine Kleider. Alles, was die Welt Ihm geben konnte, war eine Krippe, ein Kreuz und ein Grab, und hier nimmt sie Ihm sogar die Kleider weg. Der Herr empfand in seiner heiligen Seele tief die Demütigung, in der Er den spottenden Blicken seiner Feinde ausgesetzt war:

  • «Ich bin ein Wurm und kein Mann» (Ps 22,7)
  • «Ich bin das Saitenspiel der Zecher» (Ps 69,13)
  • «Der Hohn hat mein Herz gebrochen» (Ps 69,21)
  • «Sie schauen und sehen mich an; sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los» (Ps 22,18.19)

Dieses Untergewand ohne Naht, von oben an durchweg gewebt (Joh 19,23), wie erinnert er uns an den vollkommenen, makellosen Wandel des Menschen Christus Jesus!

8. Das reine, feine Leinentuch

Glücklicherweise ändert sich die Szene nach allen diesen Kundgebungen der durch Satan aufgestachelten Brutalität des Menschen. Der Sohn Gottes neigte das Haupt und übergab seinen Geist. Die Jünger, von denen Ihn einer verraten und der andere Ihn verleugnet hat, waren alle geflohen. Aber inmitten der allgemeinen Gleichgültigkeit und des Hasses nähern sich zwei Männer dem Kreuz und nehmen den Leib Jesu herab. Es sind Joseph von Arimathia, ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden ein verborgener, und Nikodemus, der in der Nacht zu Jesus gekommen war (Joh 19,38-40). Ist es nicht bemerkenswert, dass es gerade diese beiden Männer waren, diese verborgenen Jünger, die die Apostel wohl mehr als einmal wegen ihres Mangels an Offenheit und Entschiedenheit kritisiert haben mögen, die hier viel mehr Herz und Hingabe für den Herrn gezeigt haben als die Apostel? Welche Lektion für uns, die wir oft die Neigung haben, Gläubige zu kritisieren, die wir für weniger treu, für weniger in der Wahrheit gegründet erachten als uns, die uns aber manchmal in besonderen Umständen durch ihr Anhangen an den Herrn beschämen!

Diese beiden Männer wickeln den Leib Jesu in Tücher, Leinentücher, in reines, feines Leinentuch, und legen Ihn in eine neue, aus den Felsen gehauene Gruft, in der noch nie jemand gelegen hatte, wo der Geruch des Todes noch nie eingedrungen war. Dieses reine Leinentuch, diese neue Gruft erinnern uns an die absolute Reinheit dessen, dem die Welt alles genommen hat, selbst seine Kleider. «Der Messias wird weggetan werden und nichts haben» (Dan 9,26). «Er wurde abgeschnitten aus dem Land der Lebendigen … Man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod» (Jes 53,8.9).

9. Das bis zu den Füssen reichende Gewand

Während der vierzig Tage, die der Herr zwischen der Auferstehung und der Auffahrt auf der Erde zugebracht hat, und in denen Er ausschliesslich den Seinen erschienen ist, haben seine Kleider nicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Maria hielt Ihn für den Gärtner und die Jünger von Emmaus kannten Ihn nicht. Doch sobald Er in den Himmel aufgefahren ist, redet das Wort von seinen Kleidern der Herrlichkeit. In Offenbarung 1,13 erscheint Er als der Sohn des Menschen, angetan mit einem bis zu den Füssen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel. Dieser höchste Richter, der von allem Kenntnis nimmt, was in den sieben Versammlungen Asiens vor sich geht, ist so verschieden von dem demütigen Jesus, an dessen Brust sich Johannes beim Abendessen gelehnt hatte, dass er wie tot zu seinen Füssen niederfällt. Aber der Herr sagt zu ihm: «Fürchte dich nicht!» Auch wir werden seine Herrlichkeit ertragen, wenn Er sich uns offenbaren wird. Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen wie Er ist. Haben wir schon darüber nachgedacht, wie dieser Einzug in die Ewigkeit sein wird, wenn wir Ihn zum ersten Mal sehen? Wir haben alle in unserem Leben unvergessliche Anfänge erlebt, deren Eindrücke in unser Gedächtnis eingegraben bleiben: Der erste Tag in der Schule, im Büro, in der Werkstatt, der Tag unserer Bekehrung, unserer Heirat. Aber was ist das alles im Vergleich zu dieser ersten Begegnung zwischen der Kirche und ihrem himmlischen Bräutigam? «Myrrhe und Aloe, Kassia sind alle deine Kleider; aus Palästen von Elfenbein erfreut dich Saitenspiel …. die Königin steht zu deiner Rechten in Gold von Ophir … aus Goldwirkerei ihr Gewand» (Ps 45,9.10.14). Welch glückseliger Ausblick, bald bei Jesus zu sein! «Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit, sehen werden sie ein weithin offenes Land» (Jes 33,17).

10. Das in Blut getauchte Gewand

Schliesslich redet das Wort von den Kleidern des Herrn, die Er bei seiner Erscheinung in Herrlichkeit tragen wird, um zu herrschen: «Er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand … und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren» (Off 19,13.16). Der königliche Purpur, womit Ihn die römischen Soldaten zum Hohn bekleidet haben, wird dann für sie eine schreckliche Wirklichkeit sein; denn jedes Knie wird sich vor seiner Majestät in den Staub beugen müssen.

Möchten wir doch beim Sinnen über die verschiedenen Kleider, die der Herr getragen hat, mehr und mehr seine unendlichen Vollkommenheiten entdecken!