Christus ist das Licht, «das wahrhaftige Licht». Welch kostbare Wahrheit für jeden Christen! Sein Kommen in die Welt erleuchtet jeden Menschen. Ob er reich oder arm, gebildet oder ungebildet, aufrichtig oder heuchlerisch ist – er kann seinem alles erforschenden Licht nicht entgehen. Sowohl der kleinste Umstand im Lauf eines jeden seiner Tage als auch sein Verhalten Gott, der Wahrheit und der Moral gegenüber, nicht nur im Blick auf dieses Leben, sondern auch auf die Ewigkeit – bringt Er in das Licht Gottes. Nur durch Ihn sehen wir völlig, was Gott, was Satan, was der Mensch, der Sünder, der Heilige, der Himmel, die Hölle und alles andere ist.
Die Jünger sind, wie der Herr es ihnen in Matthäus 5,1 sagt, das Licht der Welt, so wie sie auch das Salz der Erde sind (Vers 13). Getrennt von Christus könnten sie weder das eine noch das andere sein. Er ist es, der sie sich selbst so ähnlich macht, zu Salz – zu seinem Charakter der Gerechtigkeit, zu Licht – zu seiner Eigenschaft der Gnade. Weil sie Ihn durch Glauben annahmen, haben sie als aus Gott geboren eine neue Natur empfangen; daher ist beides, Gerechtigkeit und Liebe, in ihren Wegen.
Damit steht aber noch eine weitere Wahrheit von grossem Wert in Verbindung.
«Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie gross die Finsternis!» (Mt 6,22.23).
Da geht es nicht um die Qualität des Lichts, das ja vollkommen ist, sondern um das Auge. Der geistliche Zustand hat sehr viel mit dem richtigen Sehen der Jünger zu tun. Unsere Aufnahmefähigkeit und unser Unterscheidungsvermögen, unser gegenwärtiges Urteil und unsere Praxis hängen vom Zustand unserer Zuneigungen ab, und diese von unserer Blickrichtung. Darum sagt der Herr: «Wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.»
Christus als Gegenstand vor uns gibt ein einfältiges Auge, und wo Er einfach und ausschliesslich «das eine» vor der Seele ist, da ist der ganze Leib licht. Die Schwierigkeiten verblassen, der Wille Gottes wird völlig klar. Ich bin dann überrascht und beschämt, dass ich jemals Zweifel und Unsicherheit gehabt habe und bekenne zu meiner Demütigung, dass ich in meinen Wegen eingeschlafen war und aus den Toten aufstehen musste, damit mir Christus leuchten konnte.
Das Gebet allein ist noch keine Garantie für ein einfältiges Auge, auch das Lesen des Wortes, verbunden mit Gebet, genügt dazu noch nicht. Ein fleischlicher Belag mag das Auge trüben. Wir sind zu sehr geneigt, uns vor Gott Wichtigkeit beizumessen, wo es doch nur Gnade ist, wenn Er uns in dieser oder jener Weise gebraucht. Auch sollten wir viel mehr das Verhalten unseres Herrn nachahmen, der allezeit auf seinen Vater wartete und keinen einzigen Schritt tat, bevor Er das Wort dazu empfing. Durch den Geist sind auch wir zu diesem, seinem Gehorsam geheiligt.
Wir sind nicht wie die Juden, die in jedem Punkt, im grossen wie im kleinen, von den Statuten, Verordnungen und Verboten des Gesetzes beherrscht wurden, sowohl im religiösen wie im gewöhnlichen Leben, im Frieden wie im Krieg, sei es persönlich, in der Familie oder auch gesellschaftlich. Sie waren «Knechte». Christus aber hat den tieferen und völligeren Gehorsam eines Sohnes eingeführt und macht ihn durch Gnade zu dem des Gläubigen, durch die Gabe des ewigen Lebens und der ewigen Erlösung, wobei der Heilige Geist persönlich und als Kraft in uns wohnt. Aber obwohl wir in dieser Weise gesegnet wurden, sind immer noch die drei grossen Feinde da:
- das Fleisch,
- die Welt und
- der Teufel,
angesichts derer wir verantwortlich sind, Gott als seine Kinder wohlzugefallen. Wir haben daher nötig zu beten, wie es der Apostel für die Kolosser tat, dass wir erfüllt sein mögen mit der Erkenntnis seines Willens, in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend, und wachsend durch die Erkenntnis Gottes (Kol 1,9.10).
Dazu benötigen wir ein einfältiges Auge und einen Leib, der ganz licht ist. Wie kann dies sein? Der Herr sagt uns in Johannes 15,7: «Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch geschehen.» Gewohnheitsmässige Abhängigkeit von Ihm, gepaart mit Vertrauen in seine Liebe: das heisst in Ihm bleiben. Ohne dieses ist alles umsonst. Aber wenn wir durch Gnade so in Ihm wohnen, brauchen wir seine Worte, um geführt zu werden, und auch sein Geist ist uns gegeben, um uns zu leiten. Nur so sind wir sicher, dass wir seinen Willen kennen, denn so ist das Auge einfältig und der Leib licht. Und wenn wir dann beten, haben wir unsere Bitte.
Dass es doch so sein möchte! Lasst uns mit nichts weniger zufrieden sein!
Was ist die Folge, wenn wir noch andere Gegenstände in unseren Herzen haben? Dann ist nur noch die andere Möglichkeit: «Wenn dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein.» Wie ernst ist dieser Ausspruch und wie wahr! «Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie gross die Finsternis!» Jünger des Herrn, wende dich zu Gott, wenn dies dein Fall ist! Es ist unmöglich, dass du wieder Licht in dir und ein einfältiges Auge haben kannst, wenn du nicht im Glauben an deinen Herrn Jesus Gott gegenüber wahre Buße tust. Er möchte so gerne dein Alles sein.