Die Kraft des Königs Ussija

2. Chronika 26

«Ussija», so wird in unserem Kapitel gesagt, «suchte Gott in den Tagen Sekarjas, der kundig war in den Gesichten Gottes; und in den Tagen, als er den HERRN suchte, gab Gott ihm Gelingen.»

Er zog aus zum Krieg, und Gott half ihm: Er wurde «überaus stark». Er baute Türme in Jerusalem und befestigte sie; er baute Türme in der Wüste und grub viele Zisternen. Er hatte auch Ackerleute und Weingärtner im Gebirge und am Karmel. Zudem hatte er ein kriegführendes Heer, das in Scharen in den Kampf zog. «Die ganze Zahl der Häupter der Väter der tapferen Helden war 2'600. Und unter ihrer Leitung stand eine Heeresmacht von 307'500 Mann, die den Krieg führte mit gewaltiger Kraft, um dem König gegen den Feind beizustehen. Und Ussija bereitete ihnen, dem ganzen Heer, Schilde und Lanzen und Helme und Panzer und Bogen und Schleudersteine. Und er machte in Jerusalem Maschinen – eine Erfindung von Technikern –, die auf den Türmen und auf den Zinnen sein sollten, um mit Pfeilen und mit grossen Steinen zu schiessen.» Wir wollen uns nicht bei der Beschreibung der mächtigen Armee Ussijas aufhalten, sondern die Unterweisungen suchen, die uns Gott in diesem Teil des Wortes gibt. «Und sein Name ging aus bis in die Ferne; denn wunderbar wurde ihm geholfen, bis er stark wurde. Und als er stark geworden war, erhob sich sein Herz, bis er zu Fall kam

Von allen Worten, die wir angeführt haben, sind die letzten die bemerkenswertesten. Wir können annehmen, dass sich Ussija das Ziel gesetzt hat, stark zu werden. Ach! Die Kraft, die wir von Natur aus begehren, ist Unabhängigkeit von Gott. Wie manchmal seufzen die Gläubigen unter ihrer Schwachheit, und was sie bedrückt ist in Wirklichkeit dies, dass jede Kraft für den Christen aus der Fülle kommt, die in Jesus ist, und wie Paulus sollten wir in dem Zustand sein, dass wir sagen: «Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.» Wir dürfen keine Hilfsquelle mehr in uns haben, wenn wir die Kraft erfahren wollen, die in Ihm ist.

Es besteht für uns die grosse Gefahr, zu tausend Mitteln zu greifen, statt uns zum Herrn selbst zu wenden; aber wir können dabei alles versuchen und alles ist nur verlorene Mühe.

Wie war es in der Geschichte der Kirche? Es wurde ihr «wunderbar geholfen, bis sie stark wurde», und «als sie stark geworden war, erhob sich ihr Herz». Die Heiligen in Korinth verfügten über mancherlei Hilfsmittel; unter ihnen waren gebildete und weise Männer, und sie neigten zu der Meinung, dass sie durch ihre Weisheit die Heiden widerlegen könnten. Aber der Apostel sagte ihnen: Nein, dies ist nur durch «die Weisheit Gottes» möglich, die bei den Menschen «Torheit» ist, nur durch «die Kraft Gottes», die für die Menschen «Schwachheit» ist, vermögt ihr es zu tun. Der Geist zeigt uns in der Apostelgeschichte eine Kirche, gering an Zahl, der aber wunderbar geholfen wurde. Ach, bald begann die Kirche auf sich selbst zu schauen, auf ihre Hilfsmittel und ihre Bedeutung, mehr als auf den Herrn. Liegt darin nicht eine Belehrung für uns? Liegt unsere Segnung nicht darin, dass wir klein bleiben und es Gott überlassen, in unserem Nichts für die Herrlichkeit seines Namens besorgt zu sein?

Es ist gefährlich für uns, zu sagen oder zu meinen, wir hätten etwas erreicht. Es ist ein Merkmal des Verfalls, wenn ein Christ auf seine eigene Ehre oder auf seinen Ruf bedacht ist, statt nach der Ehre zu trachten, die dem Herrn zukommt. Das Wichtigste ist, sich auf den Herrn zu stützen; das einfältige Auge ist immer auf den Herrn gerichtet.

Das uns hier vorgestellte Wort ist sehr ernst: «Sein Herz erhob sich, bis er zu Fall kam.» Und in Galater 6,8 lesen wir: «Wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten.» Auch wenn ein Kind Gottes dies tut, wird es eine traurige Ernte des Verderbens haben; seine Zeit war schlecht genutzt. Achten wir auf die Worte der Schrift, die uns durchforschen, ohne die Spitze des Schwertes dadurch von uns abzulenken, dass wir meinen, es sei nicht auf uns gerichtet. Diese Meinung gab in der Kirche Veranlassung zu manchen Irrtümern. Die Seele, die vor dem Wort zittert und ihre Wege dadurch prüfen lässt, wird gedeihen. Als Ussija stark wurde, stark in seinen eigenen Hilfsmitteln, da erhob sich sein Herz. Das war in einem noch grösseren Mass beim König von Babel der Fall (Dan 4,30). Ein Herz, das sich erhebt, ist in einem sehr gefährlichen Zustand und steht fast immer vor einem Fall.

Wenn auch Ussija gesalbter König war, so war er doch nicht gesalbter Priester. Weil er aber in keiner Weise eingeschränkt sein wollte, «handelte er treulos gegen den HERRN, seinen Gott», und trat in den Tempel des HERRN, um Weihrauch zu räuchern, was ihm nicht zustand, sondern nur den Priestern, den für diesen Dienst geweihten Söhnen Aarons. Wir haben darüber zu wachen, dass wir in unseren Beziehungen zum Herrn nicht zu einer unheiligen Vertraulichkeit hinabsinken.

Ein demütiger Christ ist immer voll Vertrauen, das sich auf das Blut Jesu gründet; er kommt nicht in die Gegenwart Gottes mit der Kühnheit, die der zeigt, der sich in seinem Herzen erhebt. Wir können nur im Wohlgeruch Jesu Christi Gott nahen und nicht gestützt auf unsere eigene Frömmigkeit, auf unsere Hingabe oder in einem fleischlichen Eifer.

«Es wird dir nicht zur Ehre gereichen von Gott, dem HERRN», sagte der Priester Asarja zum König, als er ihm mit seinen achtzig tüchtigen Männern widerstand. Doch Ussija wurde zornig; und sobald er über die Priester erzürnte, brach der Aussatz aus an seiner Stirn, angesichts der Priester im Haus des HERRN.

Diese Geschichte des Königs Ussija ist zu unserer Belehrung geschrieben. Sich in seinem Herzen erheben bedeutet, sich selbst suchen anstatt Gott. Wir haben, Gott sei Dank, alle Freimütigkeit in das Heiligtum einzutreten, denn wir sind Priester Gottes, aber wir können es nur durch den Wohlgeruch unseres grossen Priesters tun.

Im Gegensatz zur Geschichte Ussijas wird bei seinem Nachfolger erwähnt: «Jotham erstarkte; denn er richtete seine Wege vor dem Angesicht des HERRN, seines Gottes» (2. Chr 27,6). Das ist das Geheimnis, um in Gottes Kraft praktisch zuzunehmen. So war es auch bei den Thessalonichern: bei ihnen war ein Werk des Glaubens, die Bemühung der Liebe und das Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater. Jotham hatte den HERRN vor sich in seinem ganzen Wandel. In den Augen der Menschen war er nicht so stark wie Ussija, aber der Heilige Geist führt seinen Namen als einen von denen an, die in den Augen Gottes «stark» wurden.