Ein Freigelassener und doch ein Sklave

1. Korinther 7,20-24

Schon in den Tagen der Apostel gelangte das Evangelium zu jeder Art von Leuten und feierte seine Triumphe unter allen Klassen der Gesellschaft. Knechte (oder Sklaven) hörten die gute Botschaft und glaubten an den Herrn Jesus und andere, die in der Stellung von Herren waren, glaubten ebenfalls.

Die Stellung eines christlichen Sklaven unter einem heidnischen Herrn musste notwendigerweise sehr schwierig sein, die ihn vielfach auf die Probe stellte, und wir können uns leicht denken, dass er dabei durch viele und tiefe Seelenübungen ging.

An solche besonders richtete der Apostel in seinem ersten Brief an die Korinther folgende Worte: «Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist. Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern; wenn du aber auch frei werden kannst, so benutze es vielmehr. Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi. Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht Sklaven von Menschen. Jeder, worin er berufen worden ist, Brüder, darin bleibe er bei Gott» (1. Kor 7,20-24).

So wurden arme Sklaven mit dem Gedanken getröstet, dass sie Freigelassene des Herrn seien, was auch immer ihre Stellung den Menschen gegenüber sein mochte. War sie auch niedrig in menschlichen Augen, dazu mit beständiger, vielleicht aufreibender Arbeit verbunden, so sollten sie doch, mit Gott, darin bleiben. Anderswo gibt ihnen der Geist Gottes ermunternde Ermahnungen bezüglich ihrer Arbeit und ihres ganzen Benehmens, so in Epheser 6,5-8, Kolosser 3,22-25, Titus 2,9-14, welche Stellen ausdrücklich an Knechte gerichtet waren.

Andere wiederum mochten sich ihrer Freiheit rühmen und sich freuen, dass sie nicht Sklaven seien, die sich immer nach dem Wort ihres Herrn zu richten hatten, sondern frei, zu tun was ihnen beliebte. Solche erinnerte der Apostel daran, dass sie Christi Sklaven seien.

Bleiben wir nun ein wenig bei der Betrachtung der zwei inhaltsreichen Worte stehen: «Freigelassener des Herrn» und «Sklave Christi». Die Schrift zeigt uns, dass beide Bezeichnungen von jeden, der an den Herrn Jesus Christus glaubt, wahr sind.

Der Freigelassene des Herrn

Von welcher Knechtschaft ist der Gläubige befreit worden? In Römer 6,17.20 haben war eine Beschreibung unseres früheren Zustandes in den Worten: «Ihr wart Sklaven der Sünde.» Sünde ist jener Grundsatz des Eigenwillens, der sich bei jedem Nachkommen Adams findet, und sich schon im frühen Kindesalter des Menschen zeigt, und der, wenn die Gnade ihm nicht entgegentritt, sich rasch entwickelt und den Menschen schliesslich auf ewig von der Gegenwart Gottes ausschliesst. Unser Herr Jesus Christus sagte: «Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht» (Joh 8,34). Die Juden rühmten sich, Abrahams Nachkommen und nie jemandes Knechte gewesen zu sein. Tausende von Menschen haben sich seither auf ähnliche Weise gerühmt und auf ihre «Freiheit» gepocht. Aber alle ihre hochmütigen Worte stossen die ernste Tatsache nicht um, dass der Sünder ein Sklave der Sünde ist.

Man mag uns antworten: Wir tun in jeder Hinsicht gerade das, was uns beliebt, kann man dies Sklaverei nennen? Wir erwidern: Der Mensch wurde nicht geschaffen, um nach seinem eigenen Willen zu handeln, sondern um für Gott zu leben. Und wenn er den Eingebungen des eigenen Willens folgt, so befindet er sich unter der Herrschaft Satans, des Fürsten dieser Welt, der die Menschen gefangen hält durch die Begierden ihrer Herzen. Er heisst sie tun, was sie begehren, aber das Schreckliche, dass um dieser Dinge wegen der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams kommt, verbirgt er vor ihnen.

Und wann tritt der wirkliche Charakter dieser Sklaverei an den Tag? Wenn der Sklave seinem Herrn zu entrinnen wünscht. Wenn das Gewissen aufgeweckt ist und die Seele einsehen lernt, wie fern von Gott sie bisher gelebt hat. Wenn sie erkennt, welche Anrechte Gott auf sie hat und wie sie ihrer Verantwortlichkeit gegen Ihn bis jetzt nicht nachgekommen ist. Wenn sie danach verlangt, nach Gottes Willen zu leben und sein heiliges Gesetz zu halten.

Ach, dann merkt sie, dass sie unter der Herrschaft der Sünde und ihr elender Sklave ist. «Ich bin fleischlich, unter die Sünde verkauft», muss sie dann seufzen (Röm 7,14). Sie fasst gute Entschlüsse, ein besseres Leben zu führen, sie strebt danach, so zu werden, wie das Gesetz es gerechterweise verlangt, aber vergebens! Die Ketten der Sünde scheinen sich nur noch fester um sie zu schliessen und das wiederholte Misslingen des Versuchs, sich frei zu machen, bringt sie in immer tiefere Traurigkeit. Welch eine elende Knechtschaft!

In dieser äussersten Hilflosigkeit ruft sie nach einem Befreier, nach jemand, der sie frei machen kann von dieser Knechtschaft und ihren traurigen Ergebnissen. Kann er gefunden werden? Ja, Gott sei Dank, das Evangelium verkündigt uns einen Heiland und Befreier. Weiter lesen wir in Römer 6,17: «Ihr wart Sklaven der Sünde, seid aber von Herzen gehorsam geworden dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! Frei gemacht aber von der Sünde …».

Was ist denn dies für eine Lehre, der sie von Herzen gehorsam geworden sind?

Das Evangelium Gottes sagt uns von Einem, der an unserer statt gestorben ist, und durch die Erlösung, die in Ihm ist, rechtfertigt uns Gott aus freier Gnade von allen unseren Sünden (Römer 3 und 4). Ferner wurde in Ihm, der für uns starb, die Sünde im Fleisch verurteilt (Röm 8,3). Und indem Er für uns alles unternahm, betrachtet Gott die an Christus Glaubenden stets als eins mit Ihm. Ja Er rechnet uns das zu, was von Jesus in Wirklichkeit wahr ist. Weil also Christus der Sünde gestorben ist, betrachtet uns Gott als mit Ihm gestorben und nicht mehr als im Fleisch lebend. Er lebt jetzt Gott, der Tod herrscht nicht mehr über Ihn, das Gericht ist vorbei. Und auch für uns gibt es keine Verdammnis mehr, denn Gott spricht von uns «als lebend in Christus Jesus». Dafür hält uns Gott, und Er fordert uns auf, dasselbe zu tun: «Haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus» (Röm 6,1-11).

Und ferner ist uns Christi Auferstehungsleben durch die Macht des Heiligen Geistes zuteilgeworden, der in uns wohnt und dessen Freude es ist, uns als die Söhne Gottes zu leiten. Durch seine Kraft können wir eine praktische, wirkliche Befreiung erfahren von dem Gesetz der Sünde und des Todes, das uns in Knechtschaft hielt. Die Gesinnung des Fleisches bleibt stets Feindschaft gegen Gott und begehrt gegen den Geist, aber durch den Geist, der dem Fleisch entgegengesetzt ist, enthalten wir uns der Dinge, die wir von Natur tun würden. Und insofern als wir in dieser Welt im Geist wandeln und nicht als solche, die noch im Fleisch sind und ihrem eigenen Willen folgen, wird im Blick auf uns der Wille und das Wohlgefallen Gottes erfüllt (Röm 8,1-11, Gal 5,16-25).

Das Evangelium Gottes sagt uns alle diese Dinge, sie sind das Teil derer, die es im Gehorsam des Glaubens annehmen. Der Gläubige ist nicht länger ein Sklave der Sünde und Satans, sondern durch den Tod und die Auferstehung Christi, ein «Freigelassener des Herrn.»

Ein Sklave Christi

Herr und Knecht sind Ausdrücke, die einander ergänzen. Wie wir gesehen haben, waren wir von Natur unter der Herrschaft der Sünde, waren ihre Sklaven. Jeder aber, der von dem Heiligen Geist gelehrt ist, nennt Jesus Herr (1. Kor 12,3). Schon während den Tagen seines Fleisches nannten Ihn die Gläubigen so, und Er hiess es gut. «Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt es zu Recht, denn ich bin es» (Joh 13,13). Und nach seiner Himmelfahrt hören wir Petrus durch den Heiligen Geist sagen: «Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Apg 2,36). Herr ist sein Titel der Würde und Herrschaft, Christus (der Gesalbte) sein sozusagen amtlicher Titel, als Gesandter Gottes, und durch die Heilige Schrift gelehrt, sprechen wir von Ihm als von unserem Herrn Jesus Christus. Der Tag wird kommen, wo durch die Macht Gottes in dem Namen Jesu jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes des Vaters (Phil 2,10.11). Der Glaube bekennt Ihn schon jetzt als solchen, obwohl Er von der Welt verworfen ist, und sagt: Christus Jesus, mein Herr! (Phil 3,8).

Demgemäss freut sich der Gläubige im Gedanken, ein «Knecht (eigentlich Sklave) Jesu Christi» zu sein. Paulus und Timotheus freuten sich darüber (siehe Phil 1,1), ebenso Petrus, Jakobus und Judas (siehe die Eingangsworte ihrer Briefe), und in unserer Stelle lesen wir, dass «der als Freier Berufene ein Sklave Christi» ist.

Verweilen wir einen Augenblick bei dem Unterschied, der zwischen einem angestellten Knecht und einem Sklaven besteht. Der erstere vermietet sich freiwillig einem Dienstherrn, wobei ausgemacht wird, wie viel Lohn er für eine gewisse Arbeit oder Dienst, die er zu leisten sich verpflichtet, bekommen soll, und nach vorangegangener Kündigung kann er beliebig wieder aus diesem Verhältnis austreten. Ganz verschieden aber ist es mit dem Sklaven. Dieser wird für eine gewisse Summe gekauft, und als absolutes Eigentum seines Herrn hat er ihm zu dienen, wann, wo und wie es diesem irgend beliebt. Sein Herr hat das Recht, nach Gutdünken über ihn zu verfügen, während er einfach zu gehorchen hat und zudem nicht frei ist, seinen Dienst wieder zu verlassen.

Als die Sünde noch über uns herrschte, waren wir nicht freie Knechte, die ihren Dienst verlassen konnten, wann sie wollten, sondern Sklaven, die einen Befreier benötigten. Und gerade so absolut und vollständig gehören wir jetzt Christus an. Er hat uns mit einem Preis – und mit was für einem Preis! – erkauft, und wir gehören für immer Ihm an. Als seine Erkauften nennen wir Ihn unseren Herrn, anerkennen seine Autorität und sein Recht, uns zu gebieten, beugen uns vor seinem Wort und suchen Ihm zu gehorchen. «Was soll ich tun, Herr?» war der Ruf des Saulus, dessen Augen geöffnet worden waren, um Christus in der Herrlichkeit zu erkennen (Apg 22,10). Das ist die Sprache, die sich für einen Knecht gehört. Als Erkaufte, als Sklaven Christi sollen wir von dem Augenblick unserer Bekehrung an bis wir des Vaters Haus erreichen, nie unseren eigenen Willen tun, sondern immer seinen Willen zu erkennen und zu tun suchen. Das erste, wonach ein Knecht zu fragen hat, ist der Wille seines Herrn, sonst kann er nicht zufriedenstellend dienen.

Und wo ist uns der Wille unseres Herrn offenbart? In der Heiligen Schrift. Als Er noch auf der Erde war, gab Er seinen Jüngern Gebote und sagte ihnen: «Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt» (Joh 14,21). Ja, noch mehr, Er berief sie sogar zu der Vertrautheit von Freunden. «Ich nenne euch nicht mehr Knechte», sind seine Worte, «denn der Knecht weiss nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe» (Joh 15,15). Die Liebe seines Herzens konnte sich nicht damit begnügen, uns nur die Stellung von Knechten zu geben, die einfach die Gebote ihres Herrn zu empfangen und auszuführen haben, sondern Er will uns in einem innigen Verhältnis mit sich selbst sehen, uns alles kundtun und keine Geheimnisse vor uns haben. O wie kostbar ist die Gnade unseres Herrn! Sollten wir Ihm deshalb weniger eifrig dienen, weil Er so gegen uns handelt? Gewiss nicht. Durch die völligere Erkenntnis, die Er uns von Ihm selbst und seinen Gedanken gibt, hat Er nur mehr Anspruch auf unseren freiwilligen und «vernünftigen Dienst».

Ausser seinen eigenen, vor den Ohren seiner Jünger ausgesprochenen Worten, teilten die Apostel manche seiner Gebote durch die Eingebung des Heiligen Geistes mit. So schreibt Paulus: «Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot des Herrn ist» (1. Kor 14,37). Auch Petrus spricht von dem «Gebot des Herrn und Heilandes durch eure Apostel» (2. Pet 3,2). Daher ist alles, was wir in diesen Briefen finden, bindend für «alle, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn» (1. Kor 1,2).

So ist dies also eine Frage, die unsere Herzen ernsthaft beschäftigen soll: Wie weit erkennen und tun wir den Willen des Herrn? Suchen wir in seinem Wort nach Leitung bei jeder Frage, die für uns entsteht, sei sie persönlicher Art, oder beziehe sie sich auf unsere Familie, unser Geschäft oder auf unsere kirchliche Stellung und Verbindungen? Wir sind nie, unter keinen Umständen frei zu handeln, wie es uns beliebt, oder unserem eigenen Willen zu folgen, noch sollen wir uns in unserem Tun durch die Aussicht auf Nutzen und Vorteil leiten lassen. Wir sind nicht unser selbst (1. Kor 6,19) und dürfen nicht mit unseren eigenen Gedanken oder Wünschen zu Rat gehen, denn dies wäre eine praktische Verleugnung der Herrschaftsrechte, die Christus über uns hat.

Wir gehören absolut und für immer Ihm an, der für uns gestorben und auferweckt worden ist, und daher haben wir Ihm zu leben, haben in allem nach seinem Willen, nach seinen Gedanken und Wünschen zu fragen und ohne Zögern, mit ungeteiltem Herzen danach zu handeln. Wie traurig, wenn Er uns in irgendwelchem Mass den Vorwurf machen muss: «Was nennt ihr mich aber: ‹Herr, Herr!›, und tut nicht, was ich sage?» (Lk 6,46). Lasst uns im Gegenteil sein Wort stets fleissiger erforschen und Ihn bitten, uns dafür Verständnis zu schenken, und möge die Gesinnung unserer Herzen dabei diese sein: «Rede, Herr, denn dein Knecht hört» (1. Sam 3,9). «Glückselig der Mensch, der auf mich hört, indem er an meinen Türen wacht Tag für Tag, die Pfosten meiner Tore hütet!» (Spr 8,34). «Deshalb hören auch wir nicht auf», sagt Paulus, «für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln, zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend» (Kol 1,9.10).

Da sagt vielleicht jemand: Wie drückend und langweilig muss eine solche Knechtschaft sein! Nie seinen eigenen Willen tun, immer nur nach dem eines anderen fragen!

Mein Freund, wenn das die Sprache deines Herzens ist, so kennst du eben den Meister nicht. Ihn zu verherrlichen wird kein Verlust sein für seine Knechte. Im Gegenteil, beim Tun seines Willens bleiben sie in seiner Liebe und geniessen eine völlige Freude (Joh 15,10.11). In seiner unendlichen Liebe hat Er sich selbst unserem Dienst hingegeben. Um unsertwillen wurde Er arm, nahm Knechtsgestalt an, diente, litt und starb Er. Auferstanden, inmitten der Herrlichkeit Gottes, dient Er uns ununterbrochen, unermüdlich weiter, als Hoherpriester über das Haus Gottes und Sachwalter bei dem Vater. Und wenn Er wiederkommen und uns mit Freuden einführen wird in die Herrlichkeit und die ewige Segnung des Vaterhauses, so wird Er auch dort noch uns dienen. Ist denn eine solche Liebe nicht imstande, deinem Herzen eine Erwiderung der Liebe abzugewinnen? Sagst du nicht mit aufrichtigem Sinn: Was kann ich tun für diesen teuren Herrn? Er schenkt dir jetzt das Vorrecht, Ihm für eine kleine Weile in dieser Welt zu dienen. Möglicherweise stellt er dich durchaus nicht an einen hervorragenden Platz, vielleicht in eine Küche oder Werkstätte oder hinter einen Ladentisch, aber was auch dein Stand oder Beruf sein mag, du hast das Vorrecht, alles was du tust, im Namen des Herrn Jesus zu tun (Kol 3,17). Die gewöhnlichste Handlung des täglichen Lebens kannst du als ein Knecht des lebendigen Gottes ausführen, als einer, der dem Herrn Christus dient.

«Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht», sagt der Herr (Mt 11,30). Liebe ist die Kette, die uns an seinen gesegneten Dienst fesselt, oder wie einer seiner Knechte gesagt hat: «Die Liebe des Christus drängt uns» (2. Kor 5,14). Betrachte eine Frau, wie sie sich ihrem Mann widmet, der schwer krank ist. Sie wacht Tag und Nacht bei ihm und erlaubt anderen kaum, ihm nahe zu kommen. Sie kommt seinem kleinsten Wunsch zuvor und sorgt in allem auf das zärtlichste für ihn. Was ist das Band, das sie an ihn bindet, was ist die Triebfeder solch tatsächlicher Hingabe? Die Liebe! Sie hat seine Liebe zu ihr gekannt und erfahren und sie erwidert sie ihm in jedem Wort, in jeder Dienstleistung. Ihm in diesen Umständen zu dienen, kommt ihr nicht hart vor, es nicht tun zu dürfen, wäre ihr sogar ein Schmerz. Die Liebe freut sich nur in der Nähe ihres Anziehungspunktes, und wenn unser Herz auf Christus gerichtet ist, wird uns seine Nähe und Gemeinschaft unentbehrlich. Wir werden eilen, mit aller Hingabe das zu tun, was Er von uns wünschen mag, und nach getaner Arbeit wieder unseren Platz zu seinen Füssen einnehmen.

«Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren» (Joh 14,21).

«Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut» (Joh 13,17).