Gott stellt diese beiden Brüder in seinem Wort vor uns hin, um uns an ihrem Beispiel eindrücklich zu zeigen:
- auf welchem Weg der Mensch Gott nahen und Ihm dienen soll;
- wie der andere, der ungöttliche Weg, den so viele gehen, von Gott weg zu Neid und Hass gegenüber den Gläubigen und in die Finsternis führt.
Abel ist der Vertreter des ersten Weges, Kain der des zweiten. In ihrem Leben treten also grosse Gegensätze hervor; anderseits aber hatten sie vieles gemeinsam: Kain und Abel besassen die gleichen Eltern. Beide wurden ausserhalb des Paradieses in Ungerechtigkeit geboren, mit derselben verdorbenen, sündigen Natur. Der Ungehorsam Adams hatte sie beide in die Stellung von Sündern gesetzt, und beide hatten gesündigt (Röm 5,12.19).
Abel wählte als erster einen Beruf, den eines Schafhirten. Kain wurde ein Ackerbauer; auch sein Beruf war gut und entsprach sogar den Anweisungen Gottes (1. Mo 3,23).
Kains Opfergabe
Beide wollten Gott anbeten. Kain war der erste Anbeter, wurde aber leider auch der erste Mörder. Wie kam er dazu?
Kains «Bibel» war zwar sehr kurz, aber sie hätte genügt, um ihm zu zeigen, welche Opfergabe Gott wohlgefällig war und auf welche Weise der sündige Mensch Gottes Gegenwart suchen sollte:
- Durch die Sünde war der Erdboden verflucht. Das wusste Kain von seinen Eltern und konnte es auch in seinem Beruf Tag für Tag erfahren. Aber er brachte dem HERRN gleichwohl eine Opfergabe von der Frucht des Erdbodens dar.
- Gott hatte seine Eltern durch den Tod von Tieren mit deren Fell bekleidet und dadurch die Wahrheit kundgemacht: «Ohne Blutvergiessung gibt es keine Vergebung» (Heb 9,22).
Kain aber wollte durch eigene Anstrengungen mit Gott ins Reine kommen. In seinem eigenwilligen Gottesdienst lehnte er den Stellvertreter ab.
Daher konnte Gott weder auf Kain noch auf seine Opfergabe blicken. Diese redete nicht von Glauben, der ihn vor Gott gerechtfertigt hätte. Vielmehr wurde dadurch sein böser Zustand offenbar, in dem er sich schon vor dem Brudermord befand: «… Wie Kain aus dem Bösen war und seinen Bruder ermordete; und weshalb ermordete er ihn? Weil seine Werke böse waren …» (1. Joh 3,12).
Kain war aus dem Bösen. So lautet Gottes Urteil über seine Person. In seinem Eigenwillen kümmerte er sich nicht um den Willen Gottes und handelte unabhängig von Ihm. Er hatte somit die Merkmale eines Gottlosen, und wie könnte ein solcher anbeten! Das Opfer der Gottlosen ist dem HERRN ein Gräuel (Spr 15,8; 21,27).
Seine Werke waren böse. Alles was er tat, kam aus seiner verdorbenen Natur, nicht aus dem Glauben hervor. Selbst die Darbringung seiner Opfergabe, die nicht dem Willen Gottes entsprach, kam aus dieser Quelle und war daher ein böses Werk. Gott sagte später zu Israel: «Bringt keine wertlose (oder falsche, lügenhafte) Opfergabe mehr (Jes 1,11-13; vgl. Jer 6,20, Amos 5,22). Die Opfer Gottes sind vielmehr ein zerbrochener Geist (Ps 51,19).
Anstatt eitler Opfer erwartet Gott:
- Gehorchen und Aufmerken (1. Sam 15,22);
- dass der Mensch Gott liebt und seinen Nächsten liebt wie sich selbst (Mk 12,33), was ja ohne Glauben unmöglich ist;
- Frömmigkeit und Erkenntnis Gottes (Hos 6,6);
- Barmherzigkeit (Mt 9,13; 12,7)
- Ausübung von Gerechtigkeit und Recht (Spr 21,3).
Abels Opfergabe
Der Glaube Abels ergriff das, was Gott damals schon während der kurzen Menschheitsgeschichte offenbart hatte:
- Die Sünde trennt den Menschen von Gott und hat Tod und Gericht zur Folge.
- Aufgrund des vergossenen Blutes eines stellvertretenden Opfers kann der Mensch gerecht gesprochen werden.
Abels Opfer war «vorzüglicher» als das von Kain, weil es mit dem Willen Gottes übereinstimmte. In Verbindung damit erlangte er das Zeugnis, dass er gerecht war (Heb 11,4), dass seine Werke gerecht waren (1. Joh 3,12), und Gott konnte ihn «den Gerechten» nennen (Mt 23,35). Weder seine natürlichen Eigenschaften noch «gute Werke», die der gefallene Mensch zu vollbringen sucht, hatten ihm dieses Zeugnis Gottes eingetragen, sondern einzig und allein das blutige Opfer, das er im Glauben dargebracht hatte. Gott gab Zeugnis zu seinen Gaben, nicht zur eigenen Natur Abels. Wenn er Gott wohlgefiel, so war es nur «durch Glauben» (Heb 11 5).
Gott redet heute noch durch Abel, durch seinen Glauben und sein Opfer, das ein Werk des Glaubens war. Aber während das Blut Abels um Rache schrie, redet das Blut Christi von Gnade (Heb 12,24).
Der Weg Kains
Dieser Weg war also durch eigenwilligen Gottesdienst gekennzeichnet. Seine Nachkommen fügten seiner Religion noch die entsprechende Kultur hinzu.
Eifersucht, Hass und Zorn statt Nächstenliebe erfüllten das Herz Kains. Auch durch Gottes eindringliche Warnung liess er sich nicht von seiner schrecklichen Tat abbringen. Sein Bruderhass machte ihn schon vor der Tat zum Mörder (1. Joh 3,15). Anstatt in Reue und Buße begegnete er Gott mit Lüge und Frechheit und versuchte schliesslich durch eigene Anstrengungen die Folgen des über ihn verhängten Gerichts Gottes aufzuheben.
Kain ging von dem Angesicht des HERRN weg. Welch ein dunkler, trauriger Weg!
Zwei Menschen, in der gleichen Familie, in denselben Umständen aufgewachsen – doch wie verschieden war ihr persönliches Verhältnis zu Gott und damit auch ihr Leben hier und in der Ewigkeit! Welchem der beiden gleichen wir?