Alle Zeugen, die uns in Hebräer 11 vorgestellt werden, sind uns auf dem Pfad des Glaubens zur Ermutigung. Aber zwischen ihnen und dem Herrn Jesus ist ein grosser Unterschied. Darum sondert Ihn der Schreiber des Hebräerbriefes von allen anderen ab. Abraham, der sich durch Glauben in dem Land der Verheissung aufhielt wie in einem fremden, oder Isaak, der den Jakob und den Esau in Bezug auf zukünftige Dinge segnete, oder Jakob, der auf seinem Sterbebett die Söhne Josephs segnete und Gott anbetete, sie hatten alle schon ihren Lauf vollendet – aber in Jesus haben wir einen weit erhabeneren Zeugen. Zudem ist jetzt in Ihm die Gnade zu finden, die uns im Wettlauf aufrecht hält.
Wenn wir daher auf Jesus schauen, so ist Er uns zugleich Beweggrund und die unversiegbare Quelle der Kraft. Wir finden in Ihm die Liebe, die Ihn dazu trieb, sein Leben für uns zu lassen, und, nachdem Er «seine eigenen Schafe alle herausgebracht hat», vor ihnen her zu gehen. Denn zu unserem Wettlauf brauchen wir einen Vorläufer. In Jesus ist uns ein solcher gegeben, und Er ist der «Anfänger und Vollender des Glaubens» geworden. Blicken wir auf Ihn, fliesst Kraft in unsere Seele.
Während Abraham und die übrigen an ihrem Platz und in ihrem begrenzten Mass Glauben bewiesen, hat Christus seinen ganzen Lauf, von Anfang bis zum Ende, in vollkommener Weise mit Glauben erfüllt. Ich kann mich auf dem Weg der Treue in keiner Stellung und in keiner Trübsal befinden, ohne das tröstliche Bewusstsein zu haben, dass auch Christus durch dieses alles hindurchgegangen ist und darin überwunden hat. So besitze ich also jemand, der sich mir gerade in dem Charakter darstellt, wie ich ihn nötig habe. Auch finde ich in Ihm einen, der weiss, welche Gnade ich brauche, und der sie mir darreichen will. Er sagt zu mir: «Sei guten Mutes: Ich habe die Welt überwunden» – nicht: Du hast überwunden, sondern: Ich habe überwunden. Der Blindgeborene wurde aus der Synagoge hinausgeworfen, weil Jesus vor ihm verworfen worden war. Trübsal und Drangsal ist das Teil der Seinen in der Welt, aber wir lernen dabei, dass, je heftiger der Sturm werden mag, er uns nur umso völliger auf Jesus Christus wirft, und das, was eine unerträgliche Prüfung zu sein scheint, kann bewirken, dass wir Ihm umso enger anhangen.
Was immer unser Auge von Christus ablenkt, ist auf dem vor uns liegenden Wettlauf ein Hindernis. Wenn Christus der Anziehungspunkt unserer Seele geworden ist, so lasst uns doch jede Bürde ablegen! Bei einem Wettlauf wird sogar ein Mantel, der so angenehm zu tragen wäre, mich aufhalten, und ich müsste ihn ablegen: Er hat sein Gewicht und würde meinen Lauf erschweren. Ich möchte nichts auf mir tragen, was meine Füsse einengt. Wenn ich auf dem mir bezeichneten Lauf auf Jesus schaue, so muss ich den Mantel von mir tun, mögen es andere noch so unbegreiflich finden, ein nützliches Kleidungsstück fortzuwerfen.
Wenn die Geschichte jener treuen Zeugen aus alter Zeit in Hebräer 11 für uns noch so voller Ermunterung ist, so muss doch unser Auge auf Jesus, den Treuen und Wahrhaftigen gerichtet sein. Es gibt keine Versuchung oder Schwierigkeit, durch die Er nicht vor mir hindurchgegangen wäre und dabei seine Quellen in Gott, dem Vater, gefunden hätte. Er wird meinem Herzen die nötige Gnade zuteilen.
Das Leben Christi hier auf der Erde hatte zwei Merkmale:
- Erstens verwirklichte Er eine dauernde Abhängigkeit von seinem Vater. Er sagte: «Ich lebe des Vaters wegen.» Der neue Mensch ist immer ein abhängiger Mensch. In dem Augenblick, da wir die Abhängigkeit verlassen, treten wir auf den Boden fleischlicher Gesinnung. Denn Christus ist unser Leben (in uns selbst sind wir ja tot), und nur wenn wir uns von Ihm nähren, kann sich dieses Leben entfalten. Er selbst wandelte in ununterbrochener Abhängigkeit vom Vater, und hat dabei, die Schande nicht achtend, für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldet.
- Zweitens waren seine Zuneigungen ungeteilt. Bei Christus trat nie ein neuer Gegenstand vor das Herz, der Ihn veranlasst hätte, von seinem Pfad der Treue – wenn auch nur für Augenblicke – abzuweichen.
Paulus und Stephanus durften Blicke tun in die Herrlichkeit, und dies befähigte sie, auszuharren. Denn als Stephanus die Himmel geöffnet wurden, erblickte er den verherrlichten Herrn, so, wie später auch Saulus von Tarsus. Aber wenn über Jesus die Himmel geöffnet wurden, so wurde Ihm kein sichtbarer Gegenstand vorgestellt, sondern im Gegenteil, Er selbst war der Gegenstand des Himmels; als Er hier auf der Erde war, stieg der Heilige Geist auf Ihn herab und der Vater erklärte: «Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.» Der inspirierte Schreiber hebt hier die Kostbarkeit Christi in seiner Niedrigkeit hervor, verliert aber nie die Herrlichkeit dessen aus dem Auge, der herabgekommen ist.