Ein göttliches Rezept

1. Thessalonicher 5,16-18

Wer ein körperliches Gebrechen hat, empfängt von allen Seiten wohlgemeinte Ratschläge; jeder nennt ihm ein anderes, sicher wirkendes Rezept. Vielleicht helfen sie, vielleicht aber auch nicht. Ob Gott in seiner Weisheit überhaupt heilen will, ist doch vor allem die Frage. Der Feigenkuchen Jesajas hätte das Geschwür Hiskias nicht zu heilen vermocht, wenn der HERR zum Leben des Königs nicht fünfzehn Jahre hätte hinzufügen wollen (2. Könige 20,7).

Anders verhält es sich mit der Gesundheit unserer Seele. Gott will, dass sie sich beständig freue, ohne Sorge sei und sich ohne Unterlass seiner treuen Fürsorge, seiner machtvollen Durchhilfe, seiner Erbarmungen und Segnungen bewusst bleibe.

Durch den Heiligen Geist gab der Apostel den Thessalonichern daher das dreifache göttliche Rezept:

«Freut euch allezeit; betet unablässig; danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch» (1. Thes 5,16-18).

Dieses Rezept ist von unfehlbarer Wirkung, wenn es treu befolgt wird. Es hilft wenig, wenn man es nur hin und wieder, oder einmal pro Woche, oder jeden Tag, oder dreimal täglich anwendet. Der göttliche Arzt sagt ausdrücklich: «allezeit, unablässig», also ohne Unterbruch.

Die Anweisungen sind sehr einfach. Aber weil manche zu wenig daran gewöhnt sind, mag es gut sein, sie näher auszuführen.

1. «Freut euch allezeit!»

Selbstverständlich ist da nicht gemeint: Freut euch in den Umständen. Aber ertappen wir uns nicht immer wieder dabei, dass unsere Freude auf den Nullpunkt sinkt, wenn die sichtbaren und natürlichen Quellen versiegen? Wenn sich in der Familie, im Geschäft, bei der Arbeit, im körperlichen Wohlbefinden Schwierigkeiten einstellen? Bei Misserfolg und Enttäuschungen? Wenn wir die Lieblosigkeit, Selbstsucht oder gar die Bosheit der Menschen empfinden und die Einsamkeit uns bedrückt?

Gewiss, das alles ist bitter. Aber die herrlichste, tiefste und heiligste Freude – die «Freude im Herrn» (Phil 3,1; 4,4) – kann uns nicht geraubt werden. Wenn sie uns fehlt, sind wir selbst schuld. Ich allein, niemand anders, bin dafür verantwortlich.

Es ist «der Wille Gottes» gegen mich, dass ich allezeit diese Freude suche, Tag und Nacht, ohne Unterbruch. Sie wird sich einstellen, wenn ich «mit Herzensentschluss bei dem Herrn verharre», statt irgendein Buch, die Bibel zur Hand nehme und Ihn darin betrachte, statt irgendwohin zu gehen, Ihm nachfolge, statt mich an ein anderes Feuer zu setzen, mich von der Sonne seiner Liebe durchwärmen lasse. Will ich das tun? Will ich auch in diesem Stück Gott gehorchen? Er gebe mir Gnade dazu!

2. «Betet unablässig!»

Erscheint uns diese göttliche Aufforderung übertrieben? Dann stellen wir uns selbst aber ein schlechtes Zeugnis aus. Damit verraten wir, dass wir gewohnt sind, in den «kleinen Dingen» des täglichen Lebens unserem eigenen Willen zu folgen. Wir laufen und reden, handeln und arbeiten, ohne es für nötig zu erachten, Kontakt mit dem Willen, mit der Weisheit und mit der Kraft Gottes zu suchen. Für wen Abhängigkeit von Gott ein fremder Begriff ist, dem erscheint das «unablässige Gebet» überflüssig, denn das Gebet ist ja der Ausdruck der Abhängigkeit.

«Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst», sagte Gott zu Saul. Christus aber hat für uns im Fleisch gelitten, dass wir «die im Fleisch noch übrige Zeit nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes leben» (1. Pet 4,1.2).

Wie oft beschämen uns die einfachen Geschwister in ihrer demütigen Abhängigkeit, in der alles, was das tägliche Leben mit sich bringt, für sie zu einem Anliegen wird, das sie «durch Gebet und Flehen, mit Danksagung» vor Gott kundwerden lassen. Darum geniessen sie auch «den Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt». Sie sind nicht weise bei sich selbst und suchen ihre Kraft in Gott.

Vor allem aber lasst uns das leuchtende Beispiel des vollkommenen Menschen nachahmen, der in völliger Abhängigkeit von Gott unablässig betete (Ps 109,5).

3. «Danksagt in allem!»

Mögen die Umstände, in denen wir uns befinden, noch so widerwärtig sein, so haben wir doch «in allem» unendlich viele Ursachen, Gott zu danken.

Unser Herr sagt: «Die Lampe des Leibes ist das Auge; wenn nun dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein;  wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein» (Mt 6,22.23).

Richten wir also unser Auge wie durch eine Falte – ohne nach links und rechts abzuschweifen – auf Christus und die wunderbaren himmlischen Segnungen, die uns in Ihm geschenkt sind (Eph 1,3), so wird es in unserer Seele licht. Sie wird von Herrlichkeit erfüllt und kann Gott lobsingen und danken. David in der Wüste Juda (Psalm 63) und Paulus im Kerker zu Philippi (Apg 16,25) sind Beispiele dafür.

Ein Auge aber, das sich von Ihm abwendet, ist «böse». Es macht finster, verleitet zu Klagen und Murren, sät Misstrauen ins Herz und verunehrt Gott.

«Danksagt in allem!» – Wer sich darin übt, wird durch die Kraft des Geistes dahin geführt werden, sogar «für alles», selbst für das Schwere, dem Gott und Vater zu danksagen (Eph 5,20), wissend, dass Er uns liebt und sein Tun vollkommen ist.