Als es um unsere Errettung, um die Befreiung von Schuld und Strafe für unsere Sünden ging, war es nicht eine Frage der eigenen Anstrengung, sondern unseres Vertrauens auf unseren Heiland. Handelt es sich aber um unser christliches Leben, ist dann unsere Anstrengung richtig oder falsch?
Gleich am Anfang sei es gesagt, dass Gott allein es ist, der uns den Sieg gibt. Er allein hat die Macht dazu. «Ausser mir könnt ihr nichts tun», sagt unser Herr (Joh 15,5), und diese Wahrheit haben wir alle durch schmerzliche Erfahrung kennengelernt. Seine Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt (2. Pet 1,3). «Gott vermag jede Gnade gegen euch überströmen zu lassen» (2. Kor 9,8), und Er vermag uns «ohne Straucheln zu bewahren» (Judas 24).
Wie manche Gläubige sind gestärkt worden durch die Worte des Herrn an Paulus: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2. Kor 12,9). Die göttliche Kraft selbst wirkt sich in der menschlichen Schwachheit völlig aus.
Aber es genügt nicht, unsere eigene Schwachheit zu kennen; wir müssen auch von Gottes Kraft Gebrauch machen und uns auf seine Energie stützen. Und ist dazu nicht oft eine Anstrengung des Geistes nötig? In den Versuchungen machen wir nicht immer Gebrauch von der göttlichen Gnade, die uns zugänglich ist; wir können vergesslich, nachlässig, stolz oder anmassend sein; und dann werden uns die Angriffe des Bösen hindern, uns zum Herrn zu wenden.
Es gibt falsche Anstrengungen, zum Beispiel, wenn wir versuchen, unsere Stellung vor Gott zu verbessern (sie ist ja vollkommen in Christus) und wenn wir uns bemühen, die alte Natur auszurotten oder sie in Unabhängigkeit vom Herrn zu überwinden, oder wenn wir in Eigenwillen handeln. Solches Tun ist nutzlos und verkehrt.
Doch erfordert jede Lebensäusserung eine gewisse Art von Anstrengung, und das christliche Leben bildet keine Ausnahme. Das Neue Testament ist voll von Ausdrücken, die dies andeuten: Wir haben zu wandeln, zu laufen, zu ringen, zu kämpfen, das ewige Leben zu ergreifen. Die Hebräer wurden ermahnt: «Ihr habt noch nicht, gegen die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden» (Heb 12,4).
Wir leben in einer Welt, worin Gottes Wirksamkeit ständig der Sünde gegenübersteht. Überall ist Widerstand gegen Ihn. Da braucht es unsererseits geistliche Energie, dem Drängen seines Geistes in uns Folge zu leisten; denn da ist der Widerstand Satans, der alten Natur, der Welt und der Umstände.
Was wir nötig haben zu lernen, ist dies: in Vertrauen und Gehorsam mit Gott zu handeln. Auch wenn es um Überwindung auf moralischem Gebiet geht, ist Gott nicht fern von uns, um uns den Sieg zu geben. Wir sind manchmal wie ein Pendel und neigen dazu, von einem Extrem zum anderen zu schwingen. Einmal meinen wir, Gott müsse alles für uns tun und bleiben müssig; ein anderes Mal wollen wir alles unabhängig von Ihm tun.
In Philipper 2,13 haben wir beide Seiten der Sache: «Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, zu seinem Wohlgefallen.» Wir müssen wollen, und wir haben zu handeln, aber alles geschieht durch das göttliche Wirken. Auch in Psalm 27,14 haben wir beide Seiten: «Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den HERRN!» Er bittet, unsere kraftlose Hand auszustrecken, und wenn wir sie ausstrecken wollen, versieht Er sie mit Kraft.
Es geht nicht so sehr darum zu verstehen, wie Gottes Wirken zustande kommt, wenn wir «allen Fleiss anwenden» (Heb 4,11), sondern vielmehr darum, in unserer praktischen Erfahrung zu beweisen, dass eine solche Gemeinschaft mit dem Herrn Sieg bringt.