Dies ist der Bund, den ich dem Haus Israel errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihre Herzen schreiben; und ich werde ihnen zum Gott und sie werden mir zum Volk sein. Und sie werden nicht jeder seinen Mitbürger und jeder seinen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich erkennen vom Kleinen bis zum Grossen unter ihnen. Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken (Hebräer 8,10-12).
Der alte Bund – das Gesetz
Das aus Ägypten befreite und erlöste Volk Israel war auf dem Weg ins verheissene Land und kam auf seiner Wüstenwanderung zum Berg Sinai. Dort richtete Gott durch den Führer Mose Worte der Gnade an die Israeliten:
«Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlers Flügeln getragen und euch zu mir gebracht habe. Und nun, wenn ihr fleissig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein» (2. Mo 19,4-6).
Selbstsicher und überheblich antwortete das ganze Volk: «Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun!» Anstatt sich demütig auf die Gnade Gottes zu stützen, waren sie bereit, einen Vertrag mit Gott abzuschliessen. Sie verpflichteten sich, Ihm in allem zu gehorchen. Daraufhin gab der HERR ihnen das Gesetz vom Sinai. In diesem Bund oder Vertrag garantierte Gott gewisse Segnungen, die aber den Gehorsam des Menschen zur Bedingung hatten.
Es zeigte sich schnell, dass der natürliche Mensch nicht fähig ist, Gottes Gebote zu halten. Mose war noch nicht mit dem göttlichen Gesetz vom Berg Sinai herabgekommen, da hatte das Volk Israel bereits das erste der zehn Gebote übertreten. Sie hatten sich als Ersatzgott ein goldenes Kalb gemacht, obwohl der HERR gebot: «Du sollst keine anderen Götter haben neben mir» (2. Mo 20,3).
Mit dem Kommen von Jesus Christus schloss Gott nach etwa 1500 Jahren die Zeit des Gesetzes ab. Es hatte sich mehr als deutlich gezeigt, dass kein Mensch in der Lage ist, den Ansprüchen Gottes zu genügen. So heisst es in Römer 10,4: «Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.» Das bedeutet, dass in der heutigen Zeit das Gesetz kein Mittel mehr ist, um vor Gott gerecht zu werden und Leben zu erlangen. Jetzt ist der Herr Jesus der Weg zu Gott. Wer an Ihn und an sein am Kreuz vollbrachtes Erlösungswerk glaubt, wird durch Gnade vor Gott gerechtfertigt (Röm 3,22-26).
Wenn vom «Ende des Gesetzes» gesprochen wird, heisst das aber nicht, dass es beseitigt worden wäre. Römer 7,12 hat immer noch seine Gültigkeit: «Also ist das Gesetz heilig und das Gebot heilig und gerecht und gut.» Bis heute zeigt es dem Menschen sein Versagen vor Gott auf. «Denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde» (Röm 3,20). Aber es kann dem sündigen Menschen keine Kraft geben, nicht zu sündigen. Hilfe und Rettung findet der Sünder einzig und allein beim Herrn Jesus, dem Heiland der Welt, und im Glauben an Ihn. Nebenbei bemerkt, gilt das Gesetz auch nicht als Lebensregel für den, der an den Herrn Jesus glaubt. Es dient einfach dazu, den Sünder von seiner Schuld vor Gott zu überführen (1. Tim 1,9).
Der neue Bund
Das Versagen des Volkes Israel unter dem Gesetz hat die bedingungslosen Verheissungen, die Gott Abraham, dem Stammvater Israels, gegeben hatte, nicht aufgehoben. Gott hält, was Er versprochen hat. Deshalb finden wir im Alten Testament Stellen, die von einem zukünftigen, neuen Bund reden.
Aber während der jetzigen Zeitperiode der Gnade, die mit dem Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten begann und durch die Entrückung zum Abschluss kommen wird, sind die Wege Gottes mit Israel als seinem irdischen Volk unterbrochen. Heute stehen die Menschen aus dem Volk Israel auf der gleichen Stufe vor Gott wie alle übrigen aus den verschiedensten Völkern. Sobald ein Mensch – ob aus den Juden oder aus den Nationen – einsieht, dass er verloren ist, steht jedem der gleiche Weg zur ewigen Errettung offen: die Buße vor Gott über seine Sünden und der Glaube an den Erlöser Jesus Christus.
Nach der Entrückung wird sich Gott aufs Neue mit seinem irdischen Volk beschäftigen. Mit dem gläubigen Überrest Israels, den Er als sein Volk anerkennen wird, wird Gott einen neuen Bund schliessen. In diesem neuen Bund verheisst Gott seinem Volk viele Segnungen. Und die Seite des Menschen? Diese übernimmt der Herr Jesus Christus. Im Hebräer-Brief wird Er als «Bürge und Mittler eines besseren Bundes» bezeichnet (Heb 7,22; 8,6). Als Bürge übernimmt Er die volle Verantwortung für diesen Bund. Er garantiert dafür, dass dieser Bund wirklich Bestand haben wird. Als Mittler gab Er zum einen sich selbst «als Lösegeld für alle» (1. Tim 2,6) und zum anderen verwaltet Er den Bund, der sich auf seinen Sühnungstod gründet.
Die Segnungen des neuen Bundes
In Hebräer 8,8-12 haben wir ein längeres Zitat aus Jeremia 31,31-34. Der Text macht klar, dass der neue Bund mit dem Haus Israel und dem Haus Juda geschlossen wird. Die Segnungen dieses Bundes werden sie im Tausendjährigen Reich unter der Regierung des Herrn Jesus ungestört geniessen können.
Wenn wir uns nun fragen, worin diese Segnungen bestehen, dann merken wir bald, dass es Segnungen sind, die wir Christen heute schon geniessen, obwohl Gott mit uns keinen Bund schliesst. Das Evangelium bringt uns heute bereits die Segnungen, die Israel in der Zukunft haben wird, und zwar auf genau der gleichen Grundlage – dem Erlösungswerk von Jesus Christus.
In Jeremia 31,33.34 und Hebräer 8,10-12 finden wir vier Segnungen des neuen Bundes, die wir heute schon besitzen:
1) Die Neugeburt
Gott sagt: «Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben.» Damit ist die geistliche Neugeburt gemeint, die Israel in der Zukunft erleben wird. Alle Menschen, die zu Beginn des Tausendjährigen Reichs in diesen Segen eintreten werden, werden von neuem geboren sein. Das neue Leben als Folge der Neugeburt verlangt nach dem Wort Gottes und durch dieses Leben wird das Wort Gottes in ihren Herzen lebendig.
Wir Christen haben dies bei unserer Bekehrung erfahren: Wir wurden aus Wasser und Geist von neuem geboren (Joh 3,5). Das ist ein Werk Gottes, das in uns geschah, als der Heilige Geist das Wasser des Wortes Gottes anwandte. So schreibt Petrus an seine Briefempfänger: «Die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes» (1. Pet 1,23).
Als Erlöste der Gnadenzeit haben wir nicht nur neues Leben, sondern ewiges Leben, ein Leben in Überfluss (Joh 10,10). Wir sind aus Gott geboren und können durch das ewige Leben, das wir besitzen, Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn haben (1. Joh 1,3). Dieser Segen übersteigt die Segnung des neuen Lebens für die Menschen aus Israel in der zukünftigen Zeit bei weitem.
2) Eine geordnete Beziehung mit Gott
Weiter sagt Gott: «Ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein.» In der Vergangenheit hatte dieses Volk seinem Gott oft den Rücken gekehrt und fremden Göttern gedient. Wie wunderbar wird es sein, wenn Israel im Tausendjährigen Reich in eine so ungetrübte Beziehung mit Ihm kommen wird!
Wie sieht die Beziehung zu Gott aus, in die wir gekommen sind? Unsere Voraussetzungen sahen ganz anders aus als die des Volkes Israel. Wir besassen einst keine göttlichen Verheissungen, hatten keine Hoffnung und lebten ohne Gott in der Welt (Eph 2,11.12). Als seine Feinde waren wir sogar gegen Ihn (Röm 5,10).
Jeder nun, der an den Herrn Jesus als seinen Erretter glaubt, wird mit Gott versöhnt. Seine Beziehung zu seinem Schöpfer kommt in Ordnung. Aber nicht nur das. In Johannes 1,12 heisst es: «So viele ihn – den Sohn Gottes – aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.» An seinem Auferstehungstag erklärte der Herr Jesus: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17). In der heutigen Zeit ist jeder Glaubende ein Kind Gottes und darf die Liebe und Fürsorge seines himmlischen Vaters geniessen.
Unser Ziel als Kinder der Familie Gottes ist das ewige Zuhause beim Vater. Alle Erlösten der Gnadenzeit werden einmal für immer im Haus des Vaters sein, wohin der Mensch gewordene Sohn Gottes nach seiner Auferstehung als verherrlichter Mensch zurückgekehrt ist. Dort werden wir Ihn sehen, der einst für uns am Kreuz gestorben ist. Dann wird wahr werden, was der Sohn Gottes zum Vater gebetet hat: «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt» (Joh 17,24). Mit staunender Anbetung kommen wir zum Schluss: Unsere Beziehung zu Gott ist herrlicher und inniger als das, was Israel in der Zukunft erleben wird.
3) Echte Erkenntnis Gottes
Eine dritte Segnung finden wir in den Worten: «Sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: ‹Erkennt den HERRN!›, denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Grössten, spricht der HERR.» Im Tausendjährigen Reich wird jeder aus dem Volk Israel offene Augen und ein verständnisvolles Herz für seinen Gott haben. Welch ein Gegensatz zur religiösen Führerschaft in der Zeit des Herrn Jesus! Die Pharisäer und Gesetzeslehrer kannten den Inhalt des Gesetzes, das Gott seinem Volk gegeben hatte. Aber von Ihm selbst hatten sie eine falsche Vorstellung. Sie hatten kaum eine Ahnung davon, wer Gott wirklich ist. Deshalb lehnten sie Christus als den Gesandten Gottes ab und kreuzigten Ihn schliesslich. Er passte nicht in ihr religiöses System.
Wie steht es mit unserer Erkenntnis von Gott? In Johannes 17,3 heisst es: «Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.» Bei unserer Bekehrung und Neugeburt haben wir das ewige Leben empfangen, das uns befähigt, Gott, den Vater, zu erkennen. Das ewige Leben macht uns auch fähig, den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, zu erkennen. In jedem gläubigen Christen wohnt zudem der Heilige Geist. Diese göttliche Person will uns in die ganze Wahrheit leiten und uns die Herrlichkeiten des Herrn Jesus zeigen. Den Vater und den Sohn zu erkennen und die Beziehung der Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn zu betrachten – das geht weit über die Erkenntnis hinaus, die Israel im Tausendjährigen Reich von Gott haben wird. Was für gesegnete Menschen sind wir Christen doch!
4) Volle Vergebung der Sünden
Zuletzt sagt Gott in Jeremia 31,34: «Ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.» Das Zitat lautet: «Ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken» (Heb 8,12). Gott verheisst den Menschen seines irdischen Volkes volle Vergebung all ihrer Sünden. Hier wird deutlich, dass der neue Bund nur auf der Grundlage des umfassenden Erlösungswerks des Herrn Jesus zustande kommen kann. Er ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Mit seinem Opfertod hat Er auch die Grundlage für die völlige Wiederherstellung Israels als Volk Gottes gelegt. Weil Er eine Sühnung vollbracht hat, die den göttlichen Ansprüchen völlig genügt, kann der heilige und gerechte Gott den Menschen des treuen Überrests einmal alles vergeben. So wird Israel von jeder Schuld befreit in das Tausendjährige Reich eingehen.
Und wir? Jeder Mensch wird als Sünder geboren. In seinem Leben häuft er durch sein Verhalten in Gedanken, Worten und Taten eine Menge Sünden zu einem riesigen Schuldenberg vor Gott auf. Keiner ist in der Lage, diesen abzutragen. Wir sind schuldig vor Gott. Ohne Vergebung sind wir verloren und haben nur das gerechte Gericht Gottes zu erwarten. Doch wir sind glücklich zu wissen, dass das, was der Apostel Petrus einst dem Römer Kornelius verkündete, auch für uns wahr ist. Zuerst stellte er seinen Zuhörern den Herrn Jesus Christus vor, der – von Gott gekommen – am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden ist. Dann fügte er hinzu: «Jeder, der an ihn glaubt, empfängt Vergebung der Sünden durch seinen Namen» (Apg 10,43).
Im Römer-Brief, wo zuerst die Schuld aller Menschen vor Gott klar bezeugt wird, ist mehr von Rechtfertigung als von Vergebung die Rede. Doch die beiden Begriffe sind untrennbar miteinander verbunden. Denken wir an Römer 4,6.7: «Wie denn auch David die Glückseligkeit des Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke zurechnet: ‹Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind! Glückselig der Mann, dem der Herr Sünde nicht zurechnet!›» In diesen Worten ist die Rechtfertigung praktisch gleichbedeutend mit Vergebung. Man kann heute keine Vergebung seiner Sünden haben, ohne gleichzeitig auch gerechtfertigt zu sein, noch umgekehrt. Bei Vergebung liegt der Nachdruck auf dem Negativen – wir verlieren unsere Sünden. Der Schwerpunkt bei Rechtfertigung ist positiv – wir gewinnen Gerechtigkeit.
Je mehr uns bewusst wird, wie unbezahlbar hoch unsere Sündenschuld vor Gott war, umso grösser wird uns das Geschenk der Vergebung all unserer Sünden. Als Glaubende sind wir sogar von Gott gerecht gesprochen. Er betrachtet uns so, wie wenn wir nicht gesündigt hätten. Wie gross ist das! Doch damit Gott so mit uns handeln konnte, musste der Herr Jesus damals am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis die Strafe Gottes für jede einzelne unserer Sünde erdulden. Ihm sei ewig Dank dafür, dass Er diesen unendlich hohen Preis bezahlt hat!