Der alte Prophet von Bethel

1. Könige 13,1-32; 2. Könige 23,17-18

Die Ereignisse, die uns in 1. Könige 13 mitgeteilt werden, fanden in einer Zeit statt, als das Volk Israel in trauriger Weise von Gott abfiel. Aus diesem Grund sind sie von besonderer Bedeutung und zur Warnung für uns Gläubige heute, denn wir leben in einer verdorbenen Christenheit, die mit Riesenschritten dem grossen Abfall von Gott entgegengeht.

In der Geschichte kommen vor allem drei Personen vor: König Jerobeam I., ein Mann Gottes aus Juda und ein alter Prophet in Bethel.

König Jerobeam I. und sein eigener Gottesdienst

Jerobeam hatte durch den Propheten Achija ein klares Wort von Gott bekommen, dass er über die zehn Stämme regieren sollte. Wenn er auf Gott hörte, in den Wegen des HERRN ging und seine Satzungen und Gebote hielt, würde Gott mit ihm sein und ihm ein beständiges Haus bauen. Sobald Jerobeam jedoch auf den Thron kam, versuchte er sein Königtum mit eigenen Mitteln zu befestigen, anstatt sich auf den HERRN zu stützen. Da er keinen Glauben an Gott hatte, verfiel er in natürliche Überlegungen. Er suchte nach menschlichen Möglichkeiten, um die Menschen, die zum Volk Gottes gehörten, zusammenzuhalten. So stellte er zwei goldene Kälber auf – eins in Bethel und eins in Dan. Damit besiegelte er das Schicksal seines Königreichs. Dem Volk sagte er: «Siehe da, Israel, deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben» (1. Kön 12,28). Die Folge war, dass die Menschen diese falschen Götter anbeteten, indem sie den Kälbern opferten. So wurden sie zum Abfallen von Gott verleitet.

Bethel war der Ort, wo Jakob ein Denkmal aufgestellt hatte. Dieses Denkmal war ein Zeuge der bedingungslosen Verheissung Gottes, die Nachkommen Jakobs zu segnen. Bethel, der Ort der unveränderlichen Treue Gottes gegenüber den Seinen, bezeugte nun die Sünde und den Abfall des Menschen. Durch den König war es dem Feind gelungen, das Gottvertrauen des Volkes zu untergraben und es dadurch von Gott zu entfernen.

Der Mann Gottes aus Juda

Gott erweckte jedoch einen Zeugen gegen dieses schreckliche Böse. Er sandte einen Mann Gottes aus Juda nach Bethel, um die Bosheit Jerobeams zu verurteilen. «Durch das Wort des HERRN» war dieser Mann über das Böse in Bethel belehrt worden. Es war für Gott so abscheulich, dass der Tag bald kommen würde, an dem der HERR im Gericht dagegen einschreiten würde. Der Mann wurde angewiesen, mit Zeichen und Worten gegen diese Bosheit zu zeugen. Er bekam auch die Warnung, sich ja nicht mit dem Bösen zu verbinden und so sein Zeugnis zu schwächen. Er hatte nur die Botschaft zu überbringen, das Zeichen zu geben und dann wieder wegzugehen. Auf keinen Fall sollte er in Bethel Brot essen oder Wasser trinken. Zudem musste er auf einem anderen Weg zurückkehren. Er durfte keine Gemeinschaft mit der falschen Stellung derer haben, die bekannten, das Volk Gottes zu sein, aber im Ungehorsam gegenüber dem Wort des HERRN lebten.

Der Mann Gottes führte seinen Dienst in grosser Treue aus. Da befahl der wütende König seinen Leuten, ihn zu verhaften. Angesichts dieser Drohung schwieg der Mann Gottes, handelte aber in Gnade, als Gott den König schlug, der ihn bedroht hatte. Schliesslich blieb er fest und schlug die Belohnung des Königs aus. Im Gehorsam zum Wort Gottes weigerte er sich, in Bethel zu essen und zu trinken.

In all diesem führte der Mann Gottes seinen Auftrag treu und sogar in einem Geist der Gnade aus. Zugleich blieb er fest und liess sich nicht in eine Verbindung mit der Welt hineinziehen.

Der alte Prophet in Bethel als Verführer

Im weiteren Verlauf dieser lehrreichen Geschichte sehen wir, wie die Treue zum Wort des HERRN einem zusätzlichen und schwereren Test unterzogen wird. Dieser Teil der Geschichte wird mit den bedeutenden Worten eingeführt: «Ein alter Prophet aber wohnte in Bethel.» Genau an dem Ort des Bösen, wohin der Mann Gottes aus Juda gesandt worden war, um es öffentlich zu verurteilen, und wo er keinerlei Gemeinschaft haben sollte, wohnte ein Bruder-Prophet. Dieser war wirklich ein Prophet. Zudem war ihm das Böse an diesem Ort bewusst. Aber weil er in einer falschen Verbindung lebte, war er nicht nur unfähig, dagegen zu zeugen, sondern billigte es indirekt sogar. Durch diesen Bruder und Propheten wurde der Gehorsam des Mannes Gottes auf die Probe gestellt. Es war eine schwere Prüfung. Der alte Mann konnte nicht nur geltend machen, dass er ein Bruder und ein Prophet war, er konnte auch die Erfahrung des Alters ins Feld führen. Zudem erwies er seinem müden und hungrigen Bruder liebevolle Gastfreundschaft. «Komm mit mir nach Hause und iss Brot», sagte er. Schliesslich behauptete er, ein Engel habe durch das Wort des HERRN zu ihm geredet und gesagt: «Bring ihn mit dir in dein Haus zurück.»

Eine solche Einladung abzulehnen, würde den Anschein machen, man behandle das Wort eines Bruder-Propheten geringschätzig. Zudem würde es den Eindruck erwecken, man achte das Alter nicht. Es wäre auch eine Gleichgültigkeit gegenüber einer brüderlichen Freundlichkeit, die bereit war, Gastfreundschaft zu üben. Vor allem aber würde es aussehen, als ob man das direkte Wort des HERRN durch einen Engel ignorieren würde. Doch die Geschichte zeigt klar, dass hinter diesen äusserlich bestechenden Gründen, die die Natur vorbringen mag, die Anstrengung des Feindes lag, das Wort des HERRN zu untergraben und den Mann Gottes in eine verkehrte Verbindung zu verwickeln.

Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes

Wie reagierte der Mann Gottes angesichts dieser starken und raffinierten Versuchung? Offenbar wollte er das Alter respektieren. Deshalb ging er leider auf die brüderliche Freundlichkeit ein. Er suchte die Gemeinschaft mit einem anderen Diener Gottes und bezeugte so scheinbar Gehorsam gegenüber dem Wort des HERRN. Doch das, was der alte Prophet sagte, widersprach eindeutig den ersten Anweisungen Gottes und stellte sie infrage. Weil der Mann Gottes dem nicht gehorchte, was Gott zuerst gesagt hatte, liess er sich in eine falsche Verbindung hineinziehen. Ein alter Prophet kann leider ein Verführer werden und jemand zum Ungehorsam und zur Untreue verleiten.

Es ist leicht zu sehen, wie ernst dieser Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes war. Dadurch, dass der Mann Gottes zurückkehrte und mit dem alten Propheten ass und trank, gab er erstens seine Zustimmung zu einer Verbindung, die Gottes Wort verurteilte. Zweitens billigte er damit die Untreue des alten Propheten, der in einer solchen Verbindung lebte. Drittens machte er sein eigenes Zeugnis ungültig, weil er gerade das Böse guthiess, das er zuvor verurteilt hatte.

Wir fragen uns: Was hätte den Mann Gott davor bewahrt, in diese Schlinge zu treten? Sein eigenes Wort gibt uns die Antwort, denn er bekannte: «So ist mir durch das Wort des HERRN geboten und gesagt worden: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Weg zurückkehren, den du gegangen bist» (V. 9). Offensichtlich lag also die Vorsichtsmassnahme gegen jeden Versuch, ihn in eine verkehrte Verbindung zu ziehen, im unerschütterlichen Gehorsam zum Wort Gottes. Mit dem Hinweis auf diese Szene hat jemand richtig gesagt: «Immer wenn Gott uns seinen Willen klargemacht hat, dürfen wir keinem später kommenden Einfluss mehr erlauben, ihn infrage zu stellen. Auch dann nicht, wenn dieser die Form des Wortes Gottes annehmen sollte. Die einzig wahre und richtige Stellung ist, dem zu gehorchen, was Gott zuerst gesagt hat.»

Das Wort Gottes hatte ihn angewiesen, in Bethel nicht zu essen und zu trinken, obwohl ein Bruder-Prophet dort wohnte. Der Mann Gottes hätte niemals zurückkehren und essen und trinken dürfen, nur weil ein Bruder-Prophet in Bethel lebte. Wenn sein Auge einfältig gewesen wäre, hätte er erkannt, warum das Wort Gottes ihm so eindeutig verbot, sich mit dem alten Propheten zu verbinden. Warum musste Gott einen Propheten aus Juda senden, um das Böse in Bethel zu verurteilen, wenn es doch schon einen Propheten in Bethel gab? Weil der alte Prophet in Bethel, der sich selbst nicht vom Bösen trennte, kein geeignetes Werkzeug in der Hand des Meisters war!

Da sich der alte Prophet in einer falschen Stellung befand, war er bereit, sehr weit zu gehen, um den Mann Gottes dahin zu bringen, sich mit ihm zu verbinden und so seine Untreue gutzuheissen. Leider fiel der Mann Gottes in diesen Fallstrick und zerstörte sein eigenes Zeugnis, als er sich mit einem verband, der das Böse wohl zugab, aber nachsichtig damit war.

Deshalb wird von diesem Mann Gottes richtigerweise gesagt: Er bewies Standhaftigkeit gegen die Versuchung, als sie in einer bösen Form an ihn herantrat. Aber er versagte, als die Versuchung gut aussah. Die Stimme eines Bruders, seine Position und sein Ruf wurden mehr geehrt als das Wort Gottes. Er gehorchte Gott nicht und schrieb Ihm indirekt sogar eine Lüge zu, indem er der zweiten Aussage mehr Glauben schenkte als der ersten. Er triumphierte über den Widerstand der Welt von aussen, wurde aber durch einen untreuen Bruder von innen verführt. Als er sich weigerte, mit dem König zu essen und zu trinken, nahm er Gottes Stellung gegen das Böse ein. Aber als er zurückkehrte und mit dem alten Propheten ass und trank, verband er sich mit dem Bösen.

Gott greift mit Gericht ein

Der letzte Teil der Geschichte (V. 20-32) zeigt klar, dass Gott weder gegenüber der Untreue des alten Propheten noch im Blick auf das Versagen des Mannes Gottes gleichgültig ist. In den Regierungswegen Gottes kommen beide unter seine Züchtigung.

Der alte Prophet wird gerechterweise dadurch gestraft, dass Gott ihn zwingt, seine eigene Falschheit aufzudecken und das Gericht über den Mann Gottes auszusprechen. Der Mann Gottes muss Folgendes lernen: Wenn er das Wort seines Bruders höher achtet als das Wort Gottes, ist gerade der, durch den er zum Ungehorsam verleitet worden ist, das Werkzeug in der Hand Gottes, um seine Sünde aufzudecken.

Die Härte des Gerichts, das den Mann Gottes trifft, zeigt, wie sehr ihm Gott seinen Ungehorsam übelnahm. Der HERR hatte dem Mann Gottes viel geistliches Licht über das Böse in Bethel gegeben. Er hatte ihm seinen Abscheu darüber gezeigt und das Gericht mitgeteilt, das über dasselbe kommen würde. Es war eine grosse Ehre für ihn, dass er gebraucht wurde, um gegen dieses Böse zu zeugen. Gott hatte ihn deutlich davor gewarnt, in eine falsche Verbindung verstrickt zu werden. Trotz des Lichts, des Vorrechts und der Warnung liess er sich in eine verkehrte Verbindung hineinziehen. Die Folge war, dass sein Dienst als Zeuge Gottes auf der Erde trotz früherer Treue und Kühnheit sofort abgeschlossen wurde. Es ist sehr ernst, das Wort Gottes ausser Acht zu lassen und gegen das Licht zu sündigen.

Trotzdem dürfen wir erkennen, dass Gott nicht ungerecht ist, auch wenn Er in seiner Heiligkeit sein Volk wegen seines Versagens und seiner Untreue züchtigen muss. Er wird kein Werk und keine Mühe vergessen, die für seinen Namen bewiesen werden. So geschieht es auch hier: 350 Jahre nach diesen Ereignissen führt König Josia das Wort des HERRN aus, das durch den Mann Gottes geredet worden ist, und verbrennt die Gebeine der falschen Propheten. Aber die Gräber des Mannes Gottes, der von Juda kam, und des alten Propheten von Bethel werden verschont. Wegen seiner Untreue mag das Volk Gottes unter göttliche Züchtigung kommen. Doch durch die Treue Gottes werden die Seinen nicht in das Gericht kommen, das die Welt treffen wird (2. Kön 23,15-18).

Lektionen für uns

Wenn wir versuchen, die Lektionen dieser eindrücklichen Geschichte auf uns anzuwenden, ist es gut, drei grosse Tatsachen zu bedenken:

  1. Durch Gottes Gnade sind vor etwa 200 Jahren die grossen Wahrheiten über Christus und die Versammlung, wie sie uns in der Bibel offenbart sind, wiedergefunden worden. Bis heute werden sie mündlich und schriftlich verbreitet.
  2. Im Licht dieser neu entdeckten Wahrheit sind vielen die Augen aufgegangen, so dass sie erkennen, wie weit die allgemeine Christenheit von der Wahrheit der Bibel abgewichen ist. Wie der Mann aus Juda stellen wir dies fest. In der bekennenden Christenheit sieht es heute ähnlich aus, wie es damals in Israel war. Die Masse derer, die sich Christen nennen, anerkennt weder die Autorität des Herrn Jesus noch kümmert sie sich um seine Grundsätze. Sie befindet sich auf einem Weg, der zum völligen Abfall von Gott und zum Gericht führt.
  3. Mit geöffneten Augen sehen wir dieses Abweichen von der Wahrheit. Wir haben auch erkannt, was Gottes Gedanken über das Verhalten des einzelnen Gläubigen in der Christenheit sind, die zu einem grossen Haus geworden ist. Es ist uns klar geworden: Die Erkenntnis der Wahrheit einerseits und das Wissen um das Verkehrte in der Christenheit anderseits erfordern eine klare und vollständige Trennung von allem, was die Wahrheit verleugnet und von Gott verurteilt wird.

Die Christenheit hat sich in eine Vielzahl von Systemen und Denominationen organisiert. So bildet das Christentum eine auf der Erde etablierte Religion. Es ist eine Religion, die dem Fleisch, d.h. dem natürlichen Menschen, zusagt. Eine solche Religion war das Judentum, und das Christentum ist ebenfalls eine geworden. Gott nennt das System des Judentums «das Lager». Im Brief an die Hebräer wird der wahre Gläubige aufgefordert, zum Herrn Jesus «hinauszugehen, ausserhalb des Lagers, seine Schmach tragend» (Heb 13,13).

Im Weiteren lesen wir: «Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!» Nachher heisst es, dass wir uns von den Gefässen der Unehre «reinigen» und «die jugendlichen Begierden fliehen» sollen (2. Tim 2,19-22).

Das Wort Gottes macht also deutlich, dass wir in den Tagen des Niedergangs sowohl zu einer gottesdienstlichen als auch zu einer persönlichen Absonderung aufgerufen werden. Leider kann es das eine ohne das andere geben. Wir mögen uns gottesdienstlich klar vom Bösen absondern, aber im Blick auf die persönliche Heiligkeit versagen. Oder es kann eine persönliche Absonderung vorhanden sein wie in der Versammlung von Sardes, wo es einige wenige Namen gab, die ihre Kleider nicht besudelt haben (Off 3,4). Aber wir sehen dort keine Absonderung von einem leblosen System, das unter dem Urteil Gottes steht. Wahre Absonderung zu Christus hin umfasst beides. Wie in den Tagen des Mannes Gottes von Juda so wird es in unseren Tagen sein. Die Kraft unseres Zeugnisses wird im Verhältnis zur Verwirklichung unserer Absonderung stehen.

Weil das so ist, werden die, die sich zu Christus hin absondern, die gleichen Erfahrungen wie der Mann Gottes aus Juda machen. Alle Anstrengungen des Feindes zielen darauf ab, ihr Zeugnis durch Verbindungen zu ruinieren, die das Wort Gottes verurteilt. Um dieses Ziel zu erreichen, wendet der Teufel die gleichen Kniffe an, mit denen er den Mann Gottes zu Fall bringen wollte. Erstens versucht er uns durch weltliche Vorteile, die wir erreichen können, in falsche Verbindungen zu verwickeln. So suchte er den Mann Gottes durch die Belohnung des Königs zum Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes zu verleiten. Wenn er uns auf diese Weise nicht abzuziehen vermag, versucht er zweitens das Ziel viel raffinierter zu erreichen: Er benutzt Mitchristen, die sich in einer falschen Stellung befinden.

Viele mögen wie der Mann Gottes im Alten Testament das Erste entschieden ablehnen, kommen aber durch das Zweite zu Fall. Vielleicht meiden wir eine weltliche Verbindung, die die Bibel verurteilt. Wir wollen nichts damit zu tun haben, weil es in jener Vereinigung keine Christen gibt. Wenn wir so argumentieren, müssen wir uns fragen: Handeln wir dann richtig, wenn wir eine falsche Verbindung unter dem Vorwand eingehen, dass es dort auch Gläubige gibt? Wenn Gott uns auffordert, aus den von Menschen errichteten religiösen Systemen hinauszugehen, obwohl manche Gläubige dort bleiben, kann es dann richtig sein, dort zu bleiben – oder dorthin zurückzugehen –, weil noch einige dort sind?

Die Bitte zurückzugehen, kommt oft sehr intensiv und unter vielen trügerischen Vorwänden auf uns zu. Brüderliche Liebe, alte Freundschaften und der Wunsch, dem Volk Gottes zu helfen und das zu stärken, was vorhanden ist – all das kann als Grund dienen, um eine Verbindung einzugehen, die die Bibel verurteilt. Zudem haben wir die alte Natur noch in uns. Da kann es sein, dass dieser Ruf dem Stolz und der Selbstüberhebung des natürlichen Herzens schmeichelt. Wir können unsere Augen auch nicht vor der Tatsache verschliessen, dass der Bruder, der uns zurückzuziehen sucht, das Fleisch ebenfalls in sich hat. Wie der alte Prophet von Bethel kann er versuchen, uns in eine falsche Verbindung zu ziehen, mit dem schwachen Beweggrund, sich selbst in dieser falschen Stellung zu rechtfertigen.

Als wir uns von dem trennten, was Gottes Wort verurteilt, und uns zum Herrn Jesus absonderten, legten wir ein Zeugnis für die Wahrheit ab. Zurückkehren würde bedeuten, unser Zeugnis aufzuheben und dem Grundsatz nach das wiederaufzubauen, was wir als im Widerspruch zur Bibel erkannt haben.

Im Weiteren können wir uns wohl fragen: Hilft der Bruder, der zu einem menschlichen System zurückgeht, dem Gläubigen tatsächlich, der sich noch darin befindet? Wird er durch sein Verhalten einen solchen Christen aus seiner verkehrten Verbindung befreien? Es ist offensichtlich, dass der Mann Gottes, als er im Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes in Bethel ass und trank, weder dem alten Propheten half noch ihn aus seiner verkehrten Stellung befreite.

Wenn wir zu dem zurückkehren, was im Widerspruch zur Wahrheit ist, stehen wir zudem in Gefahr, nicht nur unser Zeugnis zu zerstören, sondern wie der Mann Gottes aus Juda auch unseren Dienst als Zeugen für die Wahrheit zu beenden.

Darum wollen wir in unerschütterlichem Gehorsam zum Wort Gottes vorangehen. Dann werden wir den Anschlägen des Feindes entfliehen, der uns in eine falsche Stellung zurückziehen will. Lasst uns dafür sorgen, dass die Bibel ihre absolute Autorität über unser Herz behält! Ausserdem wollen wir zufrieden sein, den Weg der Absonderung von den menschlichen Einrichtungen unscheinbar und still zu gehen. Es soll uns genügen, wenn der Herr von uns sagen kann: «Du hast eine kleine Kraft, und du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet» (Off 3,8).