Der Apostel Paulus erklärt uns, dass wir heilig und untadelig in Liebe vor Gott stehen (Eph 1,4). Das ist unsere Stellung. Der Apostel Petrus denkt an unser praktisches Verhalten, wenn er das Wort Gottes aus 3. Mose 11,45 zitiert: «Seid heilig, denn ich bin heilig!» (1. Pet 1,16). Die christliche Reihenfolge lautet also wie folgt: Wir sind stellungsmässig geheiligt worden, um praktisch heilig zu leben!
Stellungsmässige Heiligung
Viele religiöse Menschen denken: Ich muss mich verbessern und immer heiliger werden, damit Gott mich annehmen kann. Sie strengen sich an, tun viele gute Werke, leben anständig und hoffen, dass sie dadurch frömmer werden und ein Niveau erreichen, das Gott entspricht.
Doch was sagt die Bibel zu diesem Thema? Es fällt auf, dass die Christen in Korinth am Anfang des ersten Briefs als «Geheiligte in Christus Jesus» und als «berufene Heilige» angesprochen werden (1. Kor 1,2). Wenn wir jedoch den Brief lesen, merken wir, dass Paulus an ihrem Verhalten manches zu tadeln hatte. Ihr Leben war durchaus nicht immer «heilig».
Warum nennt der Apostel sie trotzdem «Heilige»? Weil Gott bei ihrer Bekehrung ein Werk an ihnen getan hat. Sie hatten vorher ein sündiges Leben geführt. Doch als sie an den Herrn Jesus glaubten, wurden sie vom Schmutz der Sünde abgewaschen und für Gott geheiligt. Das wird in 1. Korinther 6,11 beschrieben: «Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.»
Diese Heiligung ist ein einmaliges Werk Gottes und kennzeichnet unsere Stellung als Gläubige vor Ihm. Durch den Glauben an den Erlöser wurden wir passend für Gott. Wir sind nun für Ihn geheiligt, d.h. für Ihn reserviert, denn wir gehören Ihm. Wir brauchen uns also nicht anzustrengen, um «Heilige» für Gott zu werden. Das ist ohnehin unmöglich. Er selbst hat uns zu «Heiligen» gemacht, als wir über unsere Sünden Buße taten und das Erlösungswerk des Herrn Jesus angenommen haben. «Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi» (Heb 10,10).
Praktische Heiligung
Nun soll in unserem Leben sichtbar werden, dass wir «Heilige» sind und Gott gehören. Weil Er heilig ist, sollen auch wir «in allem Wandel» heilig sein (1. Pet 1,15). Was bedeutet das?
Es geht nicht darum, dass wir die alte, sündige Natur verbessern. Das schaffen wir nicht – und Gott will das auch nicht. Er hat uns ein neues Leben geschenkt, damit wir in der Kraft des Heiligen Geistes die Begierden der in uns wohnenden Sünde ignorieren und in Übereinstimmung mit Ihm leben können. Konkret heisst das: Wir sollen nicht sündigen, sondern getrennt von allem Bösen zu Gottes Ehre leben. Weil Er zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen, erwartet Er auch von seinen Kindern diese praktische Heiligkeit.
Sie betrifft alle unsere Lebensbereiche: die Ehe, die Familie, die Arbeit, die Freizeit. Jederzeit und überall soll unser Verhalten mit der göttlichen Heiligkeit übereinstimmen. Wir führen nicht ein heiliges, Gott geweihtes Leben, um von Ihm angenommen zu werden, sondern weil wir bereits für Ihn geheiligt sind. So wollen wir mit der Hilfe des Herrn täglich der Aufforderung des Apostels Paulus nachkommen: «Lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes» (2. Kor 7,1). Das ist ein lebenslanger Vorgang, weil wir die Sünde in uns haben, solange wir hier leben und von einer verdorbenen Welt umgeben sind.
Der Herr Jesus kommt uns darin zu Hilfe, denn Er sagt: «Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit» (Joh 17,19). Er hat die Welt verlassen und ist zum Vater zurückgekehrt, um dort der Anziehungspunkt unserer Herzen zu sein. In dem Mass, wie wir eine lebendige Glaubensbeziehung zu Ihm im Himmel pflegen, werden wir auf der Erde für Gott Geheiligte sein. Oder anders ausgedrückt: Je mehr unsere Herzen von Christus erfüllt sind, desto einfacher fällt es uns, zur Sünde Nein zu sagen und getrennt von der Welt für Gott zu leben.
Heilige Männer und Frauen
Wir finden in der Bibel einige Gläubige, die sich durch einen heiligen Lebenswandel auszeichneten. Sie zeigen in ihrem Verhalten verschiedene Merkmale praktischer Heiligkeit, die wir nachahmen können.
1) Hiob
Hiob 1,1
«Dieser Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend.» Hiob führte ein Leben zur Ehre Gottes. Bewusst mied er das Böse, um nicht versucht zu werden und sich nicht zu verunreinigen. So schützte er sich.
Heilige Männer machen einen grossen Bogen um das Böse, damit sie unnötige Konfrontationen mit der Sünde vermeiden. Das bewahrt sie vor einem Fehltritt.
2) Joseph
1. Mose 39,7-12
Joseph lebte als Sklave im Haus von Potiphar. Da versuchte die Frau seines Herrn ihn zur Hurerei zu verführen. Doch er weigerte sich entschieden und erklärte: «Wie sollte ich diese grosse Bosheit tun und gegen Gott sündigen?» Als sie ihn beim Gewand ergriff, floh er, um nicht sündigen zu müssen.
Heilige Männer möchten mit der Hilfe Gottes ein reines Leben führen. Wenn die Verführung zur Sünde an sie herantritt, weigern sie sich und fliehen.
3) Noah
1. Mose 6,9; 7,1
Umgeben von einer verdorbenen Welt lebte Noah als ein gerechter und vollkommener Mann. Weil er mit Gott wandelte und sein Leben auf Ihn ausrichtete, konnte er gegen den Strom der gottlosen Lebensführung seiner Mitmenschen schwimmen.
Heilige Männer möchten ein gerechtes Leben führen, das Gottes Zustimmung findet. Davon lassen sie sich nicht abbringen, auch wenn die Ungläubigen um sie herum anders denken und handeln.
4) Pinehas
4. Mose 25,6-13
Pinehas war ein Priester, kein Soldat. Trotzdem kämpfte er für die Heiligkeit Gottes in seinem Volk. Mit heiligem Eifer verurteilte und richtete er die Unmoral, die in Israel eingedrungen war.
Heilige Männer setzen sich in der Versammlung für die Aufrechterhaltung der Heiligkeit Gottes ein. Dabei leitet sie der Grundsatz: «Deinem Haus geziemt Heiligkeit, HERR, auf immerdar» (Ps 93,5).
5) Die hebräischen Hebammen
2. Mose 1,15-21
Als der König von Ägypten den Hebammen befahl, die neugeborenen Söhne der Israeliten zu töten, gehorchten sie ihm nicht. Weil sie Gott fürchteten, erhielten sie die Knaben am Leben.
Heilige Frauen zeichnen sich durch echte Gottesfurcht aus. Anstatt sich dem Druck der Welt zu beugen, meiden sie alles, was Gott missfällt.
6) Jokebed
2. Mose 2,1-10
Jokebed tat, was sie konnte, um ihren neugeborenen Sohn vor den Ägyptern zu verbergen. Als es nicht mehr möglich war, machte sie ein wasserdichtes Kästchen für Mose und legte ihn darin ins Schilf am Ufer des Nils. Das Kästchen spricht von Christus und der Strom vom Einfluss der Welt.
Heilige Frauen beten für ihre Kinder und erzählen ihnen vom Herrn Jesus, um sie möglichst früh gegen den Einfluss der Welt zu wappnen und davor zu schützen.
7) Debora
Richter 4,4-9
Während einer Zeit grosser Schwachheit im Volk Gottes handelte die Richterin Debora mit Glaubensenergie. Sie spornte Barak zum Kampf gegen den Feind an und ging sogar mit, um ihn darin zu unterstützen. Zugleich blieb sie in der Stellung, die Gott ihr als Frau zugewiesen hatte.
Heilige Frauen leben in Gemeinschaft mit Gott und setzen sich für das Wohl seines Volkes ein. Die Tätigkeit ihres Glaubens stimmt mit dem Platz überein, den der Schöpfer ihnen gegeben hat.
Jesus Christus – der Heilige
Zum Schluss möchten wir noch über den Herrn Jesus nachdenken, der in der Bibel mehrmals der Heilige oder das Heilige genannt wird. Dabei erkennen und bewundern wir seine persönliche Herrlichkeit.
- Der Herr Jesus ist heilig in seiner Natur. So sagte der Engel zu Maria: «Der Heilige Geist wird auf dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden» (Lk 1,35). Der Mensch gewordene Sohn Gottes war vollkommen rein und heilig. Er konnte nicht sündigen, denn Sünde ist nicht in Ihm (1. Joh 3,5). – Da besteht ein grosser Unterschied zu uns: Jesus Christus ist in sich selbst heilig, während wir geheiligt worden sind!
- Jesus Christus war heilig in seinem Leben. Der Apostel Petrus machte den Juden den berechtigten Vorwurf: «Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet» (Apg 3,14). Obwohl Jesus ein heiliges, Gott geweihtes Leben geführt hatte und Pilatus dreimal seine Unschuld bezeugte, forderten die Juden seinen Kreuzestod. Doch am dritten Tag wurde Er von Gott auferweckt. Damit bestätigte Gott sein vollkommenes Leben. – Das Leben des Herrn Jesus ist für uns das beste Beispiel eines heiligen Wandels.
- Der Erlöser war heilig in seinem Tod. Er opferte sich selbst ohne Flecken seinem Gott (Heb 9,14). Als das heilige, fleckenlose Lamm Gottes gab Er sein Leben zu unserer Erlösung (1. Pet 1,18.19). Wie litt Er aufgrund seiner Heiligkeit, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde und unsere Sünden an seinem Leib trug! – Sein Tod am Kreuz bildet die Grundlage unserer stellungsmässigen Heiligung.