Anhand von einigen Fragen und Antworten möchten wir über diesen Bibelabschnitt nachdenken. Wenn uns dabei der Herr Jesus und sein Werk am Kreuz aufs Neue gross und bedeutsam wird, haben wir einen geistlichen Gewinn.
1) Das Fest der ungesäuerten Brote und das Passah
Warum nennt Lukas in Vers 1 zuerst das Fest der ungesäuerten Brote und schreibt erst danach, dass es auch Passah genannt wird, obwohl es zeitlich doch umgekehrt ist?
Aus 2. Mose 12,6 wissen wir, dass das Lamm am 14. Tag des ersten Monats geschlachtet werden musste. Weiter heisst es in 2. Mose 12,18: «Im ersten Monat, am 14. Tag des Monats, am Abend, sollt ihr Ungesäuertes essen bis zum 21. Tag des Monats, am Abend.» Die Reihenfolge ist also eindeutig: zuerst das Lamm schlachten, danach mit dem Fest der ungesäuerten Brote beginnen. Der Bericht in Lukas 22 beginnt aber nicht mit dem Passah, das der Herr Jesus erfüllen sollte, und setzt diesen Gedanken zunächst auch nicht fort. Es wird nur beiläufig erwähnt, dass das Fest der ungesäuerten Brote mit dem Passah zusammenhängt. Vielleicht wird das Fest der ungesäuerten Brote hier deshalb besonders hervorgehoben, weil dieses Evangelium nicht in erster Linie für die Juden, sondern vor allem für die Menschen aus den Nationen geschrieben wurde. Diese sollten aufgrund ihrer Herkunft besonders darauf hingewiesen werden, den Sauerteig der Bosheit und der Schlechtigkeit zu verurteilen und wegzutun (1. Kor 5,8). Das ist ja die geistliche Bedeutung vom Fest der ungesäuerten Brote für uns Christen.
2) Der böse Plan der Feinde
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Hinweis auf das Fest der ungesäuerten Brote in Vers 1 und der Mitteilung über die bösen Absichten der Hohenpriester und Schriftgelehrten in Vers 2? Wenn ja, welchen?
Der Herr Jesus, der Herzenskenner, wusste genau, welchen Plan die Schriftgelehrten und Pharisäer gefasst hatten, obwohl sie ihre Absichten zu verheimlichen suchten. Ihre Bosheit steht also in direktem Gegensatz zu dem, was das Fest der ungesäuerten Brote bildlich darstellt – das Verurteilen und Wegtun des Bösen im eigenen Leben. Die Pharisäer hielten sich streng an die äussere Form des Gesetzes und assen an jenen Tagen keinen Sauerteig. Doch in ihren Herzen waren die bösesten Gedanken: Sie wollten Jesus umbringen. Für diesen Mord waren sie sogar bereit, etwas zu bezahlen.
3) Die Übereinkunft der Feinde
Gibt es auch einen Bezug der ersten beiden Verse zu den Mitteilungen in den Versen 3 bis 6? Wenn ja, welchen?
Der erste Zusammenhang ist ein deutlicher Kontrast zwischen dem Fest der ungesäuerten Brote und dem Verhalten von Judas. Obwohl er sich ungefähr drei Jahre in der Nähe des Herrn Jesus aufgehalten hatte, tat er nie Buße und verurteilte das Böse in seinem Herzen nicht. So gab es in ihm eine Geldliebe, die ihn jetzt dazu führte, seinen Meister durch Verrat den Hohenpriestern zu überliefern. Wie abscheulich war die Bosheit und Schlechtigkeit in seinem Herzen!
Ein zweiter Bezug besteht in der Menschenfurcht der Schriftgelehrten und der Gelegenheit, die Judas sucht, Jesus Christus ohne Volksauflauf an sie zu überliefern. In ihren Herzen war überhaupt keine Gottesfurcht, wohl aber die Furcht, durch einen von ihnen ausgelösten Aufruhr das Ansehen vor den Menschen zu verlieren (Mt 21,46; Mk 14,2). So versuchten sie mithilfe von Judas, ohne viel Aufhebens Jesus zu Tode zu bringen. Doch Gott sorgte dafür, dass es zu einer öffentlichen Entscheidung kam. Das Volk musste sich für oder gegen Christus entscheiden.
4) Der Tag kommt näher
In Vers 1 kam das Fest der ungesäuerten Brote näher, in Vers 7 kam der Tag, an dem das Passah geschlachtet werden musste. Warum gibt Lukas die Zeitangabe noch einmal genauer an?
Auffällig ist, dass in Vers 7 nicht mehr vom Fest, sondern einfach vom Tag der ungesäuerten Brote gesprochen wird. Das Fest ist jetzt das Passah. Damit wird der Blick auf das Opfer gelenkt, das der Herr Jesus selbst werden sollte. Dieser Moment stand nun kurz bevor. Was war es für den Erlöser – der alles im Voraus wusste –, dass die Kreuzigung und das Verlassensein von Gott in den drei Stunden der Finsternis immer näher rückten!
Ausserdem hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten im Sinn, dass der Herr nicht am Fest sterben sollte, weil sie einen Volksauflauf vermeiden wollten (Mt 26,5). Doch Gott lenkte alles so, dass der Herr Jesus gerade am Fest litt und starb, denn Er war das wahre Passahlamm.
5) Der Ort
In Vers 8 gibt der Herr Jesus den beiden Jüngern Petrus und Johannes den Auftrag, das Passah zu bereiten. Warum teilt Er ihnen nicht mit, wo sie es tun sollen?
Aus dem nachfolgenden Text wird deutlich, dass der Herr Jesus den Ort bereits bestimmt hatte. Wie wird Er sich über die Frage «Wo willst du?» gefreut haben! Die beiden Jünger hätten denken können: Der Herr hat uns freie Hand gegeben, den Ort selbst zu wählen, sonst hätte Er es doch genauer angegeben. Doch sie offenbarten mit ihrer Frage eine ganz andere Einstellung. Sie wollten das Passah dort zubereiten, wo Er es bestimmte. Aus seiner Antwort wurde ihnen klar, dass Er das Ziel kannte und auch den Weg, wie sie dieses Ziel finden konnten. Er kennt auch heute in jeder Sache das Ziel und den Weg ans Ziel. Ist das nicht ein grosser Trost für uns?
6) Die Wegbeschreibung
Warum macht der Herr Jesus in den Versen 10-12 eine so umständlich erscheinende Wegbeschreibung und gibt nicht einfach eine genaue Adresse an?
Tatsache ist, dass es damals schon Strassennamen gab (Apg 9,11). Dennoch wählte der Herr Jesus einen anderen Weg, um den Jüngern den Ort anzugeben. Er wusste, dass es für sie die letzte Passahfeier sein würde. Dann würde Er das wahre Passahlamm werden. Durch seinen Tod und seine Auferstehung würde die Tür der Errettung auch für die Menschen aus den Nationen geöffnet werden. Der eingeschränkte Rahmen des Passahs würde verschwinden und etwas ganz Neues würde an seine Stelle treten: sein Gedächtnismahl. Hätte Er eine genaue Adresse angegeben, dann müssten alle Christen heute an den angegebenen Ort in Jerusalem reisen. Stattdessen gab der Herr Jesus eine Wegbeschreibung, die bildlich auf den Ort hinweist, wo sich heute Gläubige in seinem Namen zum Gedächtnismahl versammeln.
7) Der Mann mit dem Wasserkrug
Was kann man im übertragenen Sinn unter dem Mann und dem Wasserkrug verstehen? Warum müssen die Jünger hinter ihm hergehen?
Der Mann mit dem Wasserkrug spricht vom Heiligen Geist und das Wasser vom Wort Gottes. Beide führen uns an den Ort, wo der Herr die Seinen um sich versammelt, damit sie sein Gedächtnismahl halten können. Der Heilige Geist benutzt das Wort Gottes, um uns die Grundsätze des Zusammenkommens als Versammlung vorzustellen und uns den Platz zu zeigen, wo zwei oder drei im Namen des Herrn Jesus versammelt sind. Damit Gott durch seinen Geist und sein Wort dieses Ziel mit uns erreichen kann, muss unser geistlicher Zustand so sein, dass der Geist Gottes ungehindert in uns wirken kann.
Zudem müssen wir dem Wort Gottes den absoluten Vorrang geben und bereit sein, uns unter seine Autorität zu stellen und die biblischen Anweisungen zu befolgen. Wenn das der Fall ist, gehen wir im übertragenen Sinn hinter dem Mann mit dem Wasserkrug her.
8) Die zweimalige Erwähnung eines Kelchs
Gehört der Kelch in Vers 17 zum Passah oder ist Vers 20 nur eine Wiederholung?
Kenner des Judentums berichten, dass beim Passah sogar aus mehreren Kelchen getrunken wurde. Im Alten Testament finden wir keinen Hinweis darauf. Wein ist ein Sinnbild für Freude und Segen. Das Passahlamm, das die Juden auf Anordnung Gottes geschlachtet hatten, erinnerte sie an den Segen, den sie durch die Opferung des Lammes bekommen hatten: Sie waren aus Ägypten erlöst worden und ins verheissene Land gekommen, um dort einen irdischen Segen zu geniessen. Der Kelch in Vers 17, der sich auf das Passah bezieht, symbolisiert diese Freude und diesen Segen.
Ab Vers 19 handelt es sich um das Gedächtnismahl, das der Herr kurz vor seinem Tod einsetzte. Zuerst nahm Er Brot, dankte, brach und gab es den Jüngern. Danach nahm Er den Kelch, dankte auch für ihn und forderte die Jünger auf, daraus zu trinken. In Vers 20 geht es also um den Kelch, der zum Mahl des Herrn gehört.
9) Den Kelch teilen oder aus dem Kelch trinken
Warum fordert der Herr in Vers 17 die Jünger auf, den Kelch unter sich zu teilen? Gilt das auch für den Kelch in Vers 20?
Beim Kelch in Vers 17, der zum Passah gehört, sagt der Herr Jesus: «Teilt ihn unter euch!» Der Segen der Erlösung aus Ägypten war auf die Israeliten beschränkt und konnte von ihnen unter sich geteilt werden. Darum tranken die Jünger vermutlich solange aus dem Kelch, bis er leer war. Beim Kelch in Vers 20, der zum Gedächtnismahl gehört, sagt der Herr Jesus in der Parallelstelle: «Trinkt alle daraus» (Mt 26,27). Der Segen aus dem Erlösungswerk des Herrn Jesus ist so gross, dass er für die Vielen ausreicht, die an Ihn glauben. Er braucht nicht geteilt zu werden und kann nicht auf ein Volk begrenzt werden. Alle Erlösten haben Anteil daran.