Die Leiden unseres Herrn – vorgeschattet im Leben Josephs

1. Mose 37,19-20; Matthäus 21,38

Die besondere Stellung, die Joseph bei seinem Vater Jakob genoss, rief bei seinen Brüdern Neid und Hass hervor. Die Vorrangstellung des Herrn Jesus als Sohn des Vaters erfüllte die Juden ebenfalls mit Hass (Joh 5,18; 15,24). Als Joseph von seinem Vater zu seinen Brüdern gesandt wurde und er zu ihnen kam, ersannen sie gegen ihn den Anschlag, ihn zu töten. Sie sagten zueinander: «Siehe, da kommt jener Träumer! So kommt nun und lasst uns ihn erschlagen und ihn in eine der Gruben werfen» (1. Mo 37,19.20). Die Führer der Juden zur Zeit unseres Herrn sagten im Gleichnis von Ihm: «Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten!» (Mt 21,38).

«Sie nahmen ihn und warfen ihn in die Grube.» Nicht nur darin zeigte sich die Bosheit der Herzen der Brüder. Nachdem sie dies getan hatten, lesen wir: «Sie setzten sich, um zu essen.» So hart und gefühllos waren sie. Als die Juden den gefangenen Jesus von Nazareth vor den römischen Richter brachten, um das Todesurteil über Ihn zu erwirken, heisst es: «Sie gingen nicht in das Prätorium hinein, um sich nicht zu verunreinigen, sondern das Passah essen zu können» (Joh 18,28). Dann wurde das Todesurteil gefällt und der Herr Jesus gekreuzigt. So brachten die Juden Jesus zu Tode. Dann setzten sie sich, um jenen «grossen» Sabbattag zu halten (Joh 19,31).

Joseph wurde von seinen Brüdern für zwanzig Silberstücke als Sklave an die Ismaeliter verkauft. Der Herr Jesus wurde für dreissig Silberstücke an die Hohenpriester überliefert.

Als Joseph in die Grube geworfen wurde, musste er nicht sterben, denn es war kein Wasser darin. Wie anders war es bei unserem vollkommenen Erlöser! In Psalm 69,3 hören wir Ihn prophetisch sagen: «Ich bin versunken in tiefen Schlamm, und kein Grund ist da; in Wassertiefen bin ich gekommen, und die Flut überströmt mich.» In Psalm 42,8 heisst es weiter: «Alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen.»

Als Isaak auf den Altar gelegt wurde, gab es einen Ersatz. So wurde auch Joseph verschont, als er in die Grube geworfen wurde. Doch als der Herr Jesus an das Kreuz genagelt wurde, verschonte Gott seinen eigenen Sohn nicht (Röm 8,32).

Die Behandlung Josephs durch seine Brüder war grausam. Doch er war nicht völlig verlassen. Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, so war «der HERR mit Joseph», wie Er später in Ägypten mit ihm war (1. Mo 39,2.21). Der Herr Jesus aber musste am Kreuz am Ende der drei Stunden der Finsternis mit lauter Stimme schreien: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» (Mk 15,34).

Warum wurde unser Erlöser am Kreuz so zerschlagen und von Gott verlassen? Weil Er dort für uns zum Sünd- und Schuldopfer geworden ist. «Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden» (Jes 53,5).

Die Leiden Josephs waren gegen seinen Willen. Doch der Tod des Herrn Jesus war sein eigenes, freiwilliges Opfer. «Ich lasse mein Leben für die Schafe» (Joh 10,15). «Es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe» (1. Pet 3,18). So hat Gott «seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist» (Röm 5,8). Wunderbare Gnade!