In der Bibel finden wir mehrere Stellen, die uns zu einer Prüfung auffordern. Wir können sie in drei Gruppen einteilen.
1) Prüfen – was wir tun sollen
Drei Bibelworte leiten uns an, im täglichen Leben nach Gottes Willen zu fragen und dem Herrn Jesus zu gefallen. Sie geben uns auch Hinweise, wie wir das Richtige zum rechten Zeitpunkt tun können.
Was ist Gottes Wille?
«Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist» (Röm 12,2).
Dieser Aufruf zur Prüfung zeigt deutlich, dass wir nicht immer sofort wissen, was der Wille Gottes für uns ist. Wie können wir ihn erkennen? Die Antwort darauf ist mehrteilig:
- Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, das zu tun, was Gott von uns möchte. Darum wollen wir unsere Gedanken prüfen und unseren Eigenwillen verurteilen, damit wir für Gottes Willen zugänglich werden.
- Es gilt auch zu überlegen, wie weit uns die Welt in unseren Überlegungen beeinflusst. Werden wir von der Lust des Fleisches, von der Lust der Augen oder vom Hochmut des Lebens angetrieben (1. Joh 2,16)? Was wir als Einfluss der Welt erkennen, müssen wir im Selbstgericht verurteilen.
- Gott teilt uns in der Bibel seinen Willen zu vielen grundlegenden Fragen des christlichen Lebens mit. Beim regelmässigen Lesen finden wir darin die göttlichen Grundsätze für ein Leben zu seiner Ehre.
- Das Wort Gottes gibt uns oft keine detaillierten Anweisungen für unser Verhalten im Alltag. Wenn wir nicht wissen, was wir in einer konkreten Situation tun sollen, können wir den Herrn danach fragen. Wenn wir Ihn aufrichtig um Hilfestellung bitten, wird Er uns nicht ohne Antwort lassen.
Wir merken, dass ein ernstes Prüfen nötig ist, damit wir erkennen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes für uns ist. Darum wollen wir eine fragende Haltung vor Gott einnehmen und unter Gebet in seinem Wort forschen, bis Er uns seine Absicht zeigt.
Was gefällt dem Herrn?
«Indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist» (Eph 5,10).
Auch an dieser Stelle geht es um ein Prüfen, was wir tun sollen. Der Ansatzpunkt ist jedoch ein wenig anders. Wir fragen nicht: Was ist der Wille Gottes für mich?, sondern: Was gefällt dem Herrn? Oder: Was macht Ihm Freude? In der Bibel finden wir einige Antworten, die uns bei dieser Überlegung weiterhelfen:
- Der Herr freut sich über ein aufrichtiges Herz, das offen und ehrlich vor Ihm ist: «Siehe, du hast Gefallen an der Wahrheit im Innern» (Ps 51,8).
- Er hat auch Freude an echter Gottesfurcht: «Der HERR hat Wohlgefallen an denen, die ihn fürchten, an denen, die auf seine Güte harren» (Ps 147,11).
- Ebenso freut Er sich, wenn wir mit unseren Mitmenschen gütig und gnädig umgehen: «Der Gütige erlangt Wohlgefallen von dem HERRN» (Spr 12,2).
Was ist besser?
«Damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist» (Phil 1,10).
Dieses Bibelwort führt uns in der Frage, was zu tun ist, noch einen Schritt weiter. Wir sollen nicht nur überlegen, ob etwas verkehrt oder richtig ist, sondern auch prüfen, was das Vorzüglichere ist. Oft gilt es, zwischen dem Guten und dem Besseren zu entscheiden.
Dazu ein Beispiel aus der Bibel: Martha hatte den Herrn Jesus mit seinen Jüngern in ihr Haus aufgenommen, um sie zu bewirten. Dieser Dienst für Ihn war gut. Aber ihre Schwester Maria nutzte diese Gelegenheit auch, um sich zu den Füssen des Herrn niederzusetzen und Ihm zuzuhören. Zweifellos war es das Vorzüglichere, geistliche Unterweisung von Ihm zu bekommen (Lk 10,38-42).
Um das Bessere zu wählen und zu tun, brauchen wir Erkenntnis und Einsicht (Phil 1,9):
- Aus dem Wort Gottes erkennen wir, was in der Sache vorzüglicher ist. In Psalm 84,11 heisst es zum Beispiel: «Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.» Daraus können wir eine Anwendung auf uns ableiten: Wie gesegnet ist es, am ersten Tag der Woche in die Gegenwart des Herrn Jesus zu kommen, indem wir uns mit den Gläubigen zu seinem Namen hin versammeln!
- In der Abhängigkeit vom Herrn bekommen wir die Einsicht, was in der Situation das Vorzüglichere ist. Nehmen wir als Beispiel einen freien Samstag: Der Herr kann uns zeigen, ob wir an diesem Tag ein wenig bei Ihm ausruhen oder Ihm dienen sollen. Die Antwort mag nicht jedes Mal gleich ausfallen.
2) Prüfen – wie wir geistlich stehen
Als Christen sollen wir nicht ständig auf uns selbst blicken. Das macht uns entweder unglücklich oder hochmütig. Viel besser ist es, wenn wir auf unseren Herrn schauen, um Ihn nachzuahmen und Ihm nachzufolgen. Es gibt jedoch zwei Bibelstellen, die von einer Selbstprüfung reden.
Den eigenen Zustand prüfen
«Jeder aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch» (1. Kor 11,28).
Der Apostel Paulus hat vom Herrn eine Offenbarung über das Gedächtnismahl empfangen (1. Kor 11,23-26). Daraus erkennen wir, dass seine Aufforderung «Dies tut zu meinem Gedächtnis!» nicht nur die Apostel damals betraf, sondern auch für uns Christen gilt. Was für ein Privileg haben wir, sonntags das Brot zu brechen, an den Herrn Jesus zu denken und seinen Tod zu verkündigen!
Dieses Vorrecht ist mit einer Verantwortung verknüpft: Wir sollen in einer würdigen Weise am Mahl des Herrn teilnehmen. Das erfordert eine ernste Selbstprüfung, damit wir nicht mit ungeordneten Sünden in die Gegenwart des Herrn Jesus kommen. Es gilt, das eigene Verhalten zu überprüfen und alles zu verurteilen, was Gott nicht gefällt.
Vielleicht haben wir Ihn durch unser Reden verunehrt. Oder wir sind im Umgang mit unseren Mitmenschen nicht gerecht gewesen. Vielleicht entdecken wir in unserem Herzen hochmütige Gedanken. Prüfen wir uns aufrichtig und bringen wir das begangene Unrecht mit einem Bekenntnis vor Gott und, wenn nötig, vor Menschen in Ordnung!
Die Heiligkeit Gottes fordert diese Selbstprüfung. Aber danach lädt uns die Gnade Gottes ein, am Mahl des Herrn teilzunehmen. Nachdem wir uns geprüft haben, werden wir ausdrücklich aufgefordert: «So esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.»
Das eigene Werk prüfen
«Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er an sich selbst allein und nicht an dem anderen Ruhm haben» (Gal 6,4).
Am Anfang von Galater 6 stellt uns der Apostel zwei Aufgaben an unseren Mitchristen vor:
- Der Herr kann uns den Auftrag geben, jemand, der von einem Fehltritt übereilt worden ist, in einer sanftmütigen Gesinnung zurechtzubringen (V. 1). Wir versuchen, ihm das begangene Unrecht aufzuzeigen und ihm in einer Gott gemässen Umkehr beizustehen.
- Wir werden aufgefordert, die Lasten der anderen mitzutragen (V. 2). Das sind menschliche Schwächen, wie z.B. Kummer, Angst, Nöte, Schwierigkeiten, Unerfahrenheit, Unkenntnis, die sich oft als drückende Last auf die Seele legen. Wir tragen sie mit, indem wir füreinander beten und einander helfen.
Wenn wir unseren Mitgeschwistern im Glaubensleben behilflich sein konnten, besteht die Gefahr, dass wir uns etwas darauf einbilden. Wir meinen dann, etwas zu sein, obwohl wir nichts sind (V. 3). Das ist ein Selbstbetrug. Stattdessen sollen wir demütig unser eigenes Werk prüfen: Kann es vor Gott bestehen? Ist das, was wir tun, zu seiner Ehre? Entspringt es der Liebe zu Ihm? Handeln wir in einer Gesinnung, die dem Herrn Jesus gefällt?
Bedenken wir: Auch der Herr beurteilt uns! Alles, was wir aus Liebe zu Ihm und in Treue für Ihn getan haben, wird Er belohnen.
3) Prüfen – was wir aufnehmen
Was wir hören oder lesen, sollen wir nicht ungeprüft ins Herz aufnehmen. Das gilt einerseits für das Wort, das in der Versammlung verkündigt wird, und anderseits für die Stimmen, die in der Christenheit an unser Ohr dringen.
Die gehörte Botschaft prüfen
«Weissagungen verachtet nicht; prüft aber alles, das Gute haltet fest» (1. Thes 5,20.21).
Diese Verse beziehen sich auch auf die Zusammenkünfte der Versammlung zur Verkündigung des Wortes Gottes. Sie enthalten drei Aufforderungen an die Zuhörer:
- Weissagungen verachtet nicht! Vielleicht spricht ein Bruder durch den prophetischen Dienst einen wunden Punkt in meinem Leben an. Dann stehe ich in Gefahr, diese Botschaft abzulehnen, weil ich im Gewissen getroffen wurde und die Sache nicht ordnen will. Es wird mir hier aber ans Herz gelegt, das verkündigte Wort nicht zu verachten, sondern anzunehmen.
- Prüft aber alles! Das Wort Gottes wird durch Menschen verkündet, die sich irren können. Darum werden wir aufgefordert, alles anhand der Bibel zu prüfen. Dabei soll uns nicht ein Kritikgeist, sondern die gute Gesinnung der Menschen in Beröa kennzeichnen. Als Paulus ihnen die gute Botschaft verkündigte, heisst es: «Sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich so verhielte» (Apg 17,11).
- Das Gute haltet fest! Wir sind manchmal dümmer als die Hühner: Während sie das Korn fressen und das Stroh liegen lassen, nehmen wir das Stroh mit und lassen das Korn liegen. Oder anders ausgedrückt: Auch wenn die Verkündigung des Wortes mangelhaft war, sollen wir uns nicht bei dem aufhalten, was unglücklich formuliert worden ist, sondern den ausgeteilten Segen mitnehmen. Der Herr möchte uns bestimmt etwas zu unserer geistlichen Nahrung mitgeben. Dieses Gute wollen wir festhalten.
Die gehörte Stimme prüfen
«Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen» (1. Joh 4,1).
In der Christenheit wirkt nicht nur der Heilige Geist. Auch der Teufel ist am Werk und versucht, durch falsche Lehren das Werk Gottes zu zerstören. Er hat seine Leute, die bewusst oder unbewusst das Verkehrte unter den Christen zu verbreiten suchen. Das kann auf mündlichem oder schriftlichem Weg geschehen.
Darum werden wir aufgefordert, nicht jeder Stimme, die an unser Ohr dringt, vorbehaltlos zu glauben. Stattdessen sollen wir das prüfen, was wir hören und lesen. Damit wir erkennen, ob es von Gott oder vom Feind kommt, gibt uns der Apostel zwei Prüfsteine in die Hand:
- Was sagen die Verkündiger über den Herrn Jesus? «Jeder Geist, der nicht Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist nicht aus Gott» (1. Joh 4,3). Wer entweder die ewige Gottheit oder die wahre, sündlose Menschheit des Herrn Jesus leugnet, hält nicht daran fest, dass Christus im Fleisch gekommen ist. Er glaubt nicht, dass der ewige Sohn Gottes wirklicher, jedoch sündloser Mensch geworden ist, aber Gott geblieben ist – Gott und Mensch in einer Person. Unmöglich kann so jemand ein Diener Gottes sein. Folglich müssen wir uns bewusst von ihm abwenden und uns allem verschliessen, was er verkündet und verbreitet.
- Wie stehen die Verkündiger zur Lehre des Neuen Testaments? Johannes sagt stellvertretend für alle Apostel: «Wir sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht» (1. Joh 4,6). Wenn jemand die christliche Lehre, wie sie die Apostel im Neuen Testament schriftlich niedergelegt haben, absichtlich kritisiert oder infrage stellt, handelt er nicht im Auftrag Gottes. Weil er ein Werkzeug des Widersachers ist, müssen wir unsere Ohren vor ihm verschliessen.
Schluss
Aus all diesen Stellen merken wir, dass wir als Christen nicht gedankenlos in den Tag hinein leben können. Es kommen Entscheidungen auf uns zu, die ein Überlegen und Abwägen erfordern. Auch unsere Gedanken, Worte und Taten gilt es immer wieder anhand des Wortes Gottes zu überprüfen. Was in der Christenheit angeboten wird, sollen wir nicht vorbehaltlos aufnehmen, sondern nur das Gute festhalten.
Gott will uns dabei zu Hilfe kommen! Machen wir die Bitte Davids auch zu unserem Gebet: «Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!» (Ps 139,23.24).