Segenskanäle

Johannes 7,37-39

Jesus stand da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten (Johannes 7,37-39).

Seitdem wir an das Evangelium geglaubt und den Herrn Jesus als unseren Erlöser angenommen haben, wohnt der Heilige Geist in uns. Indem Er uns Christus offenbart, wird Er in uns zu einem Strom, der zum Segen für andere wird. Diese Tatsache führt zur Frage: Wie können wir ein solcher «Segenskanal» sein?

1) An den Erlöser glauben

Ein Kanal kann nur wirksam werden, wenn er einen Einlass hat, wo das Wasser eintreten kann. In Johannes 7 wird uns dieser Ausgangspunkt gezeigt: «Wer an mich glaubt ...» Damit beginnt alles. Es ist nämlich nutzlos, dass jemand ein Segenskanal für andere sein will, wenn er selbst den Segen der Errettung nicht erfahren hat. Vielleicht erscheint es uns unnötig, darauf hinzuweisen. Doch in Wirklichkeit gibt es viele Männer und Frauen in der Christenheit, die sich für andere einsetzen, ohne selbst geglaubt zu haben. Bevor der Segen zu anderen ausströmen kann, muss er im Herzen aufgenommen werden. Es heisst: «Aus dessen Leib (oder aus seinem Inneren) werden Ströme lebendigen Wassers fliessen.» Die Quelle des Segens liegt nicht in uns, sondern im Herrn Jesus, an den wir geglaubt haben. «Wer an mich glaubt» – das ist das Wesentliche und Unerlässliche.

Mit dieser Wahrheit beginnt es: Ein echter Segenskanal für eine notleidende Welt kann nur ein Mensch sein, der zu Gott umgekehrt ist und an den Erlöser geglaubt hat. Mit dieser Tatsache musste auch die samaritische Frau in Johannes 4 beginnen: «Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.» Nur ein Mensch, der das ewige Leben empfangen hat, kommt in eine glückliche Beziehung zu Gott, dem Vater. In Johannes 7 spricht der Herr Jesus dann vom Ausfluss zu anderen. Doch der Kanal muss zuerst einen Zufluss haben, wie es in Johannes 4 berichtet wird.

2) Mit dem Herrn verbunden sein

Um wirklich nützlich zu sein, muss ein Kanal vollständig mit der Versorgungsquelle verbunden sein. Vielleicht meinen wir, dass dieser zweite Punkt kaum vom ersten abweicht. Es gibt jedoch einen Unterschied. Die Tatsache, dass ich mich bekehrt habe, macht mich an sich noch nicht zu einem wirksamen Segenskanal. Viele junge Christen werden aufgefordert, von ihrer Errettung Zeugnis abzulegen. Das mag zuweilen nützlich sein. Manchmal bewirkt es aber, dass sie sich in einer ungesunden Weise mit sich selbst und ihrer eigenen Erfahrung beschäftigen. Das lebendige Wasser befindet sich weder in mir noch in meiner Erfahrung. Es ist nur in Christus und durch den Heiligen Geist zu finden. Darum ist meine Verbindung zu Ihm so wichtig.

Darüber spricht der Herr in Johannes 15, wenn Er sich mit dem Weinstock und seine Jünger mit Reben vergleicht. Er sagt dort: «Ausser mir könnt ihr nichts tun.» Der Ausdruck «ausser mir» bedeutet auch «ausserhalb von mir» oder «getrennt von mir». Wenn die Rebe vom Weinstock abgetrennt wird, verdorrt sie und stirbt ab. Sie hat kein Leben in sich selbst, sondern lebt und trägt nur Frucht, wenn sie am Weinstock bleibt und ihren Lebenssaft aus dieser Quelle bezieht. So kann niemand ein Segenskanal sein, wenn er nicht in einer lebendigen Glaubensbeziehung zum Herrn Jesus steht. Verbunden mit dieser Quelle können wir uns für solche einsetzen, die Hilfe brauchen. Unser Zeugnis für den Herrn ist nur dann wirksam, wenn wir in unserem Leben und Dienst vollständig und fest mit Ihm verbunden sind.

3) Segen weitergeben

Der eigentliche Zweck eines Kanals besteht darin, Wasser zu einem Übergabepunkt zu befördern. Die Gläubigen sind nicht gesegnet worden, um diese Fülle in ihrem Inneren verborgen zu halten, sondern um sie an andere weiterzugeben. Mit einem anderen Vergleich macht Paulus diesen Gedanken deutlich: Gott «ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi» (2. Kor 4,6). In seiner Gnade hat Gott dieses kostbare Licht in unser Herz scheinen lassen, damit wir in einer dunklen und notleidenden Welt ein Licht für Ihn sind.

Nicht alle von uns haben die gleiche Funktion oder die gleichen Fähigkeiten. Der Meister gibt dem einen diesen Dienst und dem anderen jene Aufgabe. Mose und Aaron lebten ihr persönliches Leben als Gläubige und hatten eine unterschiedliche Aufgabe im Volk Gottes. So war es auch bei David und Salomo und vielen anderen. Jeder von uns hat seinen besonderen Dienst bekommen. «Einem jeden sein Werk» (Mk 13,34).

Was auch immer der Herr uns aufgetragen hat – unsere Verantwortung ist es, die übertragene Aufgabe zu tun. Als Kanäle haben wir den Auftrag, alles, was uns anvertraut worden ist, an den Übergabeort zu bringen. So wie wir es aufgenommen haben, sollen wir es ausgiessen. Einerseits können wir nichts weitergeben, was wir nicht aufgenommen haben. Anderseits sollen wir alles, was wir für andere bekommen haben, ihnen auch tatsächlich vermitteln.

4) Sich rein erhalten

Ein Kanal muss sauber sein, damit er das Wasser transportieren kann, ohne es zu verschmutzen. Keiner von uns würde sich als sündlos ausgeben. Es ist vielmehr so, dass sich die hingebungsvollsten Gläubigen am meisten ihres Versagens bewusst sind. Dennoch können wir anderen nicht als Segenskanäle dienen, wenn unser eigenes Leben durch Sünden befleckt ist. Darum ist es für uns so wichtig, einen reinen Lebenswandel zu führen. Sogar in der Zeit des Gesetzes wurde angeordnet: «Reinigt euch, die ihr die Geräte des HERRN tragt!» (Jes 52,11). Vielleicht könnte man es auch so sagen: Sorgt dafür, dass ihr rein seid, um Kanäle für den Herrn zu sein! Es ist uns nur möglich, für andere zum Segen zu sein, wenn wir frei vom moralischen Schmutz sind, der in der menschlichen Gesellschaft um uns her üblich ist und als normal akzeptiert wird.

5) Hindernisse ausräumen

Ein Kanal darf nicht verstopft sein, wenn er Wasser weiterleiten soll. Vieles, was wir nicht als sündig einstufen, kann trotzdem ein Hindernis in der Verbreitung des Segens sein. Ich denke da an die übermässige Aufmerksamkeit, die wir einem Hobby, einer Freizeitaktivität, einer geschäftlichen Angelegenheit oder anderen Interessen schenken. Das kann den Ausfluss des Segens behindern, ohne an sich böse zu sein. Es ist natürlich richtig, dass wir unseren Pflichten nachkommen müssen und Zeiten der Erholung brauchen. Doch die übertriebene Betonung einer Sache kann sich als Hindernis erweisen. Jeder Gläubige muss dies für sich selbst prüfen und – wenn nötig – eine Anpassung in seinem Leben vornehmen, um den Kanal freizuhalten.

6) Mit Ausdauer dienen

Ein Kanal soll konstant Wasser liefern. Es ist nicht nötig, dass wir im Dienst an anderen durch besondere Aktivitäten auffallen. Ein grosser Segen entsteht oft dort, wo im Stillen zuverlässig und ausdauernd für den Herrn gearbeitet wird. Ein Freund, der lange in Kenia lebte, erzählte mir, dass die örtliche Wasserversorgung eines Tages aussetzte. Eine Pumpe, die nur durch Wasserkraft angetrieben wurde, hatte die Versorgung jahrelang sichergestellt. Niemand wusste mehr, wo sie sich befand. Deshalb musste man der Versorgungsleitung bis zum kleinen Wasserfall nachgehen, wo die Pumpe viele Jahre zuvor installiert worden war und ihre wertvolle Arbeit die ganze Zeit treu und unbemerkt verrichtet hat. Man stellte fest, dass eine Dichtung leck geworden war. Nachdem man sie mit geringem Aufwand ersetzt hatte, nahm die Pumpe ihre wertvolle Arbeit wieder auf. Wie wichtig ist die Treue im Dienst für den Herrn! In der Verwaltung der biblischen Wahrheit gehört sie sogar zur vorrangigen Notwendigkeit: «Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde» (1. Kor 4,2). Gelegentlich oder zeitweilig dem Herrn dienen ist nicht so wertvoll wie stetiges Arbeiten für Ihn.

7) Anteil nehmen

Wir können nur ein Segenskanal für andere sein, wenn wir Interesse und Mitgefühl für sie haben. Jede Arbeit dieser Art ist anspruchsvoll. Sie erfordert Zeit und Mühe, man muss sich voll und ganz darauf konzentrieren. Nichts, was weniger kostet, ist so wirkungsvoll. Niemand zweifelt daran, dass der Herr Jesus seinen segensreichen Dienst auf diese Weise erfüllt hat, und zwar so vollkommen, wie niemand anders dienen kann. Wir lesen von Ihm: «Er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Schwachen» (Mt 14,14). Immer wieder sehen wir, wie sein mitfühlendes Herz durch den traurigen Zustand der Menschen berührt wurde und wie Er ihnen mit dieser inneren Einstellung diente. Ein Dienst, der ohne Herz und ohne Mitgefühl ausgeführt wird, wird mit Sicherheit scheitern.

John Barnes

Ich werde euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände!
Sacharja 8,13

Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.
Sprüche 11,25