Wir leben in einer Zeit, in der es üblich ist, fast alles infrage zu stellen. Sogar die Wahrheit der Haushaltungen oder Heilszeiten wird angezweifelt. Die meisten von uns haben gelernt, Gott dafür zu danken, dass Er unsere Herzen für die Bibel zugänglich gemacht hat, damit wir die Lehre der verschiedenen Heilszeiten erkennen konnten.
Der Gedanke von «Haushaltungen» oder «Heilszeiten» wird in der Bibel klar vorgestellt, obwohl die Begriffe selbst nicht vorkommen.
Das Wort «Verwaltung» als Übersetzung des griechischen Wortes «oikonomia» ist aber ein nützlicher Begriff. Zum Beispiel wird Gott für «die Verwaltung der Fülle der Zeiten» in dem Christus alles unter ein Haupt zusammenbringen: das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist (Eph 1,10; siehe Fussnote). Wir kommen dem Höhepunkt immer näher: Gott wird im Tausendjährigen Reich aus allen vorhergehenden Heilszeiten das zusammenführen, was zu seiner Verherrlichung und zur Ehre des Herrn Jesus dienen wird. Das wird die nächste Heilszeit sein, die auf die Zeit der Gnade folgen wird, in der wir uns jetzt befinden.
Als gläubige Christen leben wir in der Zeit, die als die «Verwaltung Gottes, die im Glauben ist» bezeichnet werden kann (1. Tim 1,4). Es ist die christliche Heilszeit, die fünf besondere Merkmale aufweist.
1) Ein Mensch ist in der Herrlichkeit Gottes
Es geht jetzt nicht um den Herrn Jesus auf seinem Weg zum Kreuz. Das Werk ist vollbracht, und Gott ist verherrlicht worden. Christus ist auferweckt worden, Er ist hinaufgetragen und im Himmel aufgenommen worden. Dort sitzt Er nun zur Rechten des Vaters und wartet, bis seine Feinde als Schemel seiner Füsse hingelegt werden.
Die Tatsache, dass sich ein Mensch bei Gott in der himmlischen Herrlichkeit befindet, ist das erste herausragende Merkmal unserer Heilszeit. Seine Anwesenheit dort ist der Beweis für das vollbrachte Werk und die sichere Gewissheit, dass auch wir zu gegebener Zeit dort sein werden: Jesus Christus ist «als Vorläufer für uns hineingegangen» (Heb 6,20). Seine Gegenwart dort bedeutet auch, dass alle Verheissungen Gottes feststehen, denn «in ihm ist das Ja, darum auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns» (2. Kor 1,20). Er ist wie ein eingeschlagener Pflock an einem festen Ort (Jes 22,23). Alles hängt von diesem verherrlichten Menschen zur Rechten des Vaters ab. Viele Herrlichkeiten sind damit verknüpft, dass Er sich dort aufhält: Er ist der Herr, das Haupt, der Priester und der König. Ausserdem ist Er der Sohn und als solcher fähig, diese Herrlichkeiten einzuführen und in der Würde seiner eigenen Person zu halten.
Lasst uns die Augen des Glaubens zum Himmel erheben, um unser Herz mit der wunderbaren Tatsache erfüllen zu lassen, dass es jetzt einen Menschen in der Herrlichkeit Gottes gibt (Kol 3,1).
2) Eine göttliche Person ist auf der Erde
Im Alten Testament kam der Heilige Geist auf einzelne Menschen. Doch Er war nur ein Besucher, der für eine Zeit über sie geriet. Die Besonderheit der gegenwärtigen Heilszeit – nachdem das Werk am Kreuz vollbracht und Christus verherrlicht worden ist – besteht darin, dass der Heilige Geist dauerhaft in den Erlösten wohnt.
Die symbolische Sprache des Alten Testaments drückt es so aus: Das Öl ist auf das Blut herabgekommen. In der Sprache des Neuen Testaments heisst das: Ein Mensch, der an die Person und das Werk des Herrn Jesus glaubt und so unter dem Schutz seines Blutes steht, wird mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph 1,13). Die Bedeutung dieser Tatsache für das praktische christliche Leben kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Für junge Menschen, die sich bekehrt haben und nun entschieden dem Herrn folgen möchten, ist es sehr nützlich, wenn sie sich anhand des Wortes Gottes mit der Gegenwart des Heiligen Geistes befassen.
Zu diesem Thema gehören Abschnitte wie Römer 8 und besondere Stellen im Johannes-Evangelium: die sprudelnde Wasserquelle (Joh 4,14), die Ströme lebendigen Wassers (Joh 7,38), die Mitteilung des Herrn über das Kommen und das Wirken des Heiligen Geistes (Joh 14 – 16), wie Er die Jünger in die ganze Wahrheit leitet, wie Er ihnen das Kommende verkündigt und Christus verherrlicht (Joh 16,13.14). Nachdem der Heilige Geist die Neugeburt in uns bewirkt hat, ist Er weiter in unseren Herzen tätig. Er ist die Kraft des neuen Lebens.
3) Die Bildung der Versammlung
In Matthäus 16,18 sagt der Herr: «Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen.» Beachten wir, dass dies zum damaligen Zeitpunkt noch zukünftig war. Der Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 ist die Geburtsstunde der Versammlung. Gott hat schon immer die Versammlung im Sinn gehabt. In 2. Mose 12, wo zum ersten Mal von der Erlösung die Rede ist, wird auch zum ersten Mal die «Versammlung der Gemeinde Israels» erwähnt. Dann gab es in der Wüste die Stiftshütte und später im Land den Tempel. Gott liess sich herab, dort seine Gegenwart zu bezeugen: Die Wolke erfüllte sowohl die Stiftshütte als auch den Tempel. Aber alle Bilder, die wir im Alten Testament haben, sind Schatten und Hinweise auf eine zukünftige Wirklichkeit. Alles, was in der Stellung des Volkes Israel zum Vorschein kam, ist ein schwaches Bild von dem, was in der aktuellen Heilszeit verwirklicht wird.
Die Wahrheit über das Haus Gottes wird schon in 1. Mose 28 mitgeteilt. Aber im Neuen Testament finden wir die geistliche Wirklichkeit. Der Heilige Geist kam herab und nahm nicht nur in den Gläubigen Wohnung, sondern erfüllte auch das ganze Haus, wo sie sassen (Apg 2,2.3). So erhält das Haus Gottes in der Zeit der Gnade einen neuen Charakter: Es wird durch den Geist zur Wohnung Gottes. Was für eine herrliche Tatsache!
Aber es gibt noch etwas Wunderbares. Im Neuen Testament werden wir mit der Wahrheit über den Leib des Christus bekannt gemacht. Der Herr sagt in Apostelgeschichte 9,4: «Saul, Saul, was verfolgst du mich?» Das heisst: Christus als das Haupt im Himmel ist mit den Gliedern auf der Erde verbunden. In Römer 12 sind wir Glieder voneinander, in 1. Korinther 12 Gefässe für die Offenbarungen des Geistes. Im Kolosser-Brief sind die Glieder dazu da, die Herrlichkeit des Hauptes zu zeigen. Im Epheser-Brief bekommen wir die volle Wahrheit über den Mann und die Frau – d.h. über Christus und die Versammlung. Wunderbare Tatsache: Es gibt in der Welt eine Einheit von Menschen, die Gebein von seinem Gebein und Fleisch von seinem Fleisch sind (Eph 5,30; 1. Mo 2,23). Wir leben in einer höchst wunderbaren Zeit der langen Geschichte der Erde. Als Gläubige gehören wir zur Versammlung des lebendigen Gottes und sind aufs Engste mit Christus verbunden. Berührt das nicht unsere Herzen?
4) Wir rufen Gott als Vater an
In der heidnischen Welt gab es viele Götter und viele Herren (1. Kor 8,5). Im Alten Testament riefen die Patriarchen Gott als den Allmächtigen an. Das Volk Israel kannte Ihn als den HERRN (Jahwe). Doch in unserer Zeit gilt: «So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn» (1. Kor 8,6).
Wir besitzen die Offenbarung Gottes als Vater. Wunderbar! «Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht» (Joh 1,18). Alle Geheimnisse im Herzen des Vaters sind offenbart worden, weil der Sohn sie uns bekannt gemacht hat. «In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten» (Joh 14,2). Dort ist unser Endziel, die Heimat der Liebe. Wir kennen auch die Worte des Herrn an Maria Magdalene nach seiner Auferstehung: «Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott» (Joh 20,17). Er nimmt uns an der Hand, um uns in den Genuss der Offenbarung des Vaters zu bringen. Damit ist auch das Leben verbunden, das beim Vater war und offenbart worden ist (1. Joh 1,1-3). Die Apostel haben es in der Person des Herrn Jesus gesehen und uns verkündigt. Das führt uns in den gegenwärtigen Genuss des ewigen Lebens, das wir durch den Glauben an den Herrn Jesus besitzen. Im Alten Testament lesen wir, dass das Land Kanaan von Milch und Honig floss. Im Neuen Testament wird das ewige Leben als «Leben in Überfluss» bezeichnet (Joh 10,10). Möge Gott es schenken, dass wir dieses wunderbare ewige Leben mehr geniessen und uns gegenseitig die Atmosphäre dieses Lebens nahe bringen. Dann erleben wir die Freude des Himmels, bevor wir dort ankommen.
5) Der Herr Jesus kann jeden Moment kommen
Für die wunderbare Wahrheit, dass der Herr Jesus jeden Augenblick kommen kann, stehen wir ein. Wir haben eine «Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln» (Kol 1,5). Wir warten auf ein unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil, «das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch» (1. Pet 1,4). «Unser Bürgertum ist in den Himmeln» (Phil 3,20). «Wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus» (Tit 2,13).
Der Herr kann jeden Augenblick kommen. Er sagt: «Ich komme bald.» Antworten wir Ihm dann mit freudigen Herzen: «Komm, Herr Jesus!» (Off 22,20)? Wie könnte man an dieser Wahrheit zweifeln? Dennoch gibt es leider viele Christen, die keine Gewissheit darüber haben. Wir können den Grund dafür leicht erkennen. Wenn sie die Wahrheit der verschiedenen Heilszeiten nicht akzeptieren, verkennen sie auch den grundlegenden Unterschied zwischen der Versammlung und dem Volk Israel: Die Versammlung gehört zum Himmel, Israel hingegen ist ein irdisches Volk. Sie lehnen auch die buchstäbliche Erfüllung der prophetischen Mitteilungen im Alten Testament ab. Wer jedoch die besondere Stellung der Versammlung erkennt, weiss auch, dass der Herr für sie kommen wird. Er ist der Bräutigam, der die Braut bald zu sich in den Himmel nehmen wird. So erfüllt uns sein Kommen nicht mit Furcht. Die Liebe ist auf seiner Seite, die Erwartung auf unserer Seite. Wir warten darauf, jeden Augenblick zu Ihm zu gehen. Die Bibel ist so klar und deutlich: Er kommt bald!