Familien im Neuen Testament (1)

Markus 1,29-31; Römer 16,3-5; 2. Timotheus 1,16-18; Philemon 1,1-7

In der Bibel wird uns von vielen und ganz verschiedenen Familien berichtet. Manchmal erfahren wir ausführlich von ihnen, manchmal werden uns nur gewisse Ereignisse oder Einzelheiten mitgeteilt. Auf jeden Fall erkennen wir, dass Familien für Gott etwas Wichtiges sind. Er hat der natürlichen Familie in seiner Schöpfung einen Platz gegeben, damit wir Menschen die Familie Gottes, wie sie uns im Neuen Testament offenbart wird, besser verstehen können.

Aus der Bibel erfahren wir auch, dass die Familien, von denen wir lesen, sehr unterschiedlich sind. Manche sind wohlhabend, andere haben wenig Besitz. Einige haben viele Kinder, andere nur eins oder zwei. Gott will uns einerseits seine Grundsätze zeigen, die Er für die Familie vorgesehen hat. Anderseits möchte Er unseren Blick dafür öffnen, dass jede Familie vom Charakter der Menschen geprägt ist, die dazu gehören. So können wir für unser tägliches Familienleben von diesen Beschreibungen im Alten und Neuen Testament viel lernen. Oft wird der Begriff «Haus» anstelle von «Familie» verwendet.

Nun wollen wir uns speziell mit einigen Familien des Neuen Testaments beschäftigen.

Das Haus von Petrus – der Herr Jesus kehrt dort ein

«Sogleich gingen sie aus der Synagoge hinaus und kamen in das Haus von Simon und Andreas, mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder; und sogleich sagen sie ihm von ihr. Und er trat hinzu und richtete sie auf, indem er sie bei der Hand ergriff; und das Fieber verliess sie sogleich, und sie diente ihnen» (Mk 1,29-31).

Petrus ist eine der bekanntesten Personen im Neuen Testament. Wir lesen sehr viel über sein Leben und seinen Dienst. Schon die Kinder hören von ihm in der Sonntagsschule und kennen ihn. Petrus wohnte in Bethsaida, einem Dorf am Ufer des Sees Genezareth.

Vom Herrn Jesus hörte er zum ersten Mal durch seinen eigenen Bruder Andreas. Eines Tages kommt dieser nach Hause und ruft: «Wir haben den Messias gefunden.» So lernte Petrus den Herrn Jesus kennen (Joh 1,41.42).

Petrus war Fischer von Beruf. Zusammen mit anderen Geschäftspartnern (Genossen) hatte er einen Fischereibetrieb. Für dieses Unternehmen arbeiteten auch Angestellte (Tagelöhner). Daraus erkennen wir, dass Petrus tüchtig und fleissig war. Er sorgte dafür, dass seine Familie ein gutes Auskommen hatte.

Eines Tages, nachdem der Herr Jesus in der Synagoge von Kapernaum gelehrt hatte, besuchte Er Petrus zu Hause. Welch eine Gnade für jedes Haus, wo der Herr Jesus einkehrt. Wir erfahren bei dieser Gelegenheit, dass bei Petrus und seiner Frau auch seine kranke Schwiegermutter wohnte. Wie schön ist es, gläubige Familien zu sehen, die ein gutes Verhältnis zur Schwiegermutter haben! Auf wunderbare Weise heilte der Herr Jesus die Kranke. Aus Dankbarkeit begann sie sogleich Ihm und seinen Jüngern zu dienen.

Wie gut ist es, wenn in den Familien der Gläubigen die Männer – sofern es ihre Gesundheit erlaubt – fleissig für den Unterhalt arbeiten! Es ist auch schön, wenn es in solchen Häusern Platz hat, Hilfsbedürftige aufzunehmen. Am Ende seines ersten Briefs nennt Petrus seine Ehefrau «die Miterwählte in Babylon». Das zeigt uns etwas vom guten Verhältnis, das diese Eheleute zueinander hatten. Was für ein Segen ist in dieses Haus gekommen, als der Herr Jesus in den Herzen und in der Familie Aufnahme und Bleibe gefunden hat!

Priszilla und Aquila – sie gaben ihren Hals preis

«Grüsst Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus (die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Versammlungen der Nationen) und die Versammlung in ihrem Haus» (Röm 16,3-5).

Von diesem Ehepaar lesen wir sechsmal im Neuen Testament. In allen Bibelstellen sind sie uns ein Vorbild. Es fällt auf, dass diese beiden an verschiedenen Orten im Römischen Reich gewohnt haben. Zuerst in Rom, dann in Korinth, dann sind sie mit Paulus nach Ephesus gezogen. Später wohnten sie wieder in Rom. Daraus erkennen wir, dass der Herr nicht für jeden vorgesehen hat, ein ganzes Leben lang am gleichen Ort und in der gleichen Versammlung zu sein. Manchmal führt Er Geschwister während ihres Lebens an verschiedene Orte, um dort dem Herrn zu dienen. Wichtig ist, dass wir von Ihm abhängig bleiben.

Aquila und Priszilla haben vom Apostel Paulus das Evangelium und die ganze Wahrheit des Neuen Testaments gehört. Während die drei zusammen Zelte herstellten, konnten sie sicher viel von Paulus lernen (Apg 18,2.3). Wie nützlich ist es, wenn der Herr durch seine Diener das Wort verkündigen lässt, und wenn es dann Herzen gibt, die zuhören und die Wahrheit aufnehmen!

Meine Grossmutter konnte als junge Frau bei älteren Geschwistern wohnen und arbeiten. Dieses gottesfürchtige Ehepaar wusste viel von Gottes Gedanken über den gemeinsamen Weg der Glaubenden. Sie haben es meiner Grossmutter weitergegeben. In ihrem späteren Leben konnte sie von diesen Unterweisungen profitieren. Es wurde ihr zum Nutzen, weil sie das Wort, das ihr das ältere Ehepaar erklärte, auf- und angenommen hatte. So war es auch bei Aquila und Priszilla. Was sie an Gutem von Paulus gelernt haben, gaben sie bereitwillig an Apollos weiter (Apg 18,26).

Wie steht es da bei uns, wenn das Wort Gottes verkündigt wird? Sind wir so wie Lydia und achten auf das, was gesagt wird (Apg 16,14)? Aquila und Priszilla haben es getan. Ja, das Wort hatte so tiefe Wurzeln in ihren Herzen geschlagen, dass Paulus in Römer 16,4 die äusserst beeindruckende Aussage machen kann: «Die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben.» Wie gross war die Bruderliebe in ihrem Leben! Sie waren bereit, bis zum Äussersten zu gehen.

Das Haus des Onesiphorus – er hat mich oft erquickt

«Der Herr gebe dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt und sich meiner Kette nicht geschämt, sondern als er in Rom war, suchte er mich fleissig und fand mich. Der Herr gebe ihm, dass er vonseiten des Herrn Barmherzigkeit finde an jenem Tag! Und wie viel er in Ephesus diente, weisst du am besten» (2. Tim 1,16-18).

Vom Haus des Onesiphorus lesen wir nur im zweiten Timotheus-Brief. Es wird auch nur etwas vom Vater Onesiphorus gesagt. Paulus sass in Rom im Gefängnis. Nur noch wenige Menschen kümmerten sich um ihn. Er schreibt an einer Stelle: «Lukas ist allein bei mir.» An einer anderen sagt er: «Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt.»

Wirklich alle? Nein, Onesiphorus, der auch in der Provinz Asien, genauer gesagt in Ephesus wohnte, hat den Apostel im Gefängnis besucht. Vielleicht war wieder so ein trüber Tag, als Paulus allein in seiner Zelle sass. Plötzlich geht die Tür auf und Onesiphorus kommt herein. Wir können uns lebhaft vorstellen, was für eine grosse Freude das für Paulus war. Was Onesiphorus dann zu Paulus sagte, hat das Herz des Gefangenen gestärkt und belebt. Paulus wünscht ihm, dass seine Familie die Barmherzigkeit Gottes besonders erfahren möchte.

Auch wir haben die Barmherzigkeit Gottes für unsere Familien so nötig. Wo wären wir, wenn Gott nicht Erbarmen mit uns hätte?

Als Familienväter wollen wir von Onesiphorus lernen, im Guten der christlichen Praxis voranzugehen. Die Kinder beobachten genau, ob der Vater – und natürlich auch die Mutter – es mit dem Glauben ernst nehmen.

Wir sehen bei Onesiphorus auch, wie seine Familie bereit war, zurückzustehen und eine gewisse Zeit auf den Vater zu verzichten, damit er diese Reise zu Paulus unternehmen konnte.

Das Haus von Philemon – die Versammlung in seinem Haus

«Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter, und Apphia, der Schwester, und Archippus, unserem Mitkämpfer, und der Versammlung in deinem Haus: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott, indem ich dich allezeit erwähne in meinen Gebeten, da ich höre von deiner Liebe und von dem Glauben, den du an den Herrn Jesus und die du zu allen Heiligen hast, dass die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Anerkennung alles Guten, das in uns ist gegen Christus Jesus. Denn ich hatte grosse Freude und grossen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind» (Phlm 1-7).

Von Philemon lesen wir nur im ganz persönlichen Brief, den Paulus an ihn geschrieben hat. In der Anrede wird noch eine Schwester erwähnt – wir können annehmen, dass es die Frau von Philemon war – und Archippus – wahrscheinlich ein Sohn von ihm. Von dieser Familie heisst es, dass die Versammlung in ihrem Haus zusammenkam.

Es ist immer eine grosse Aufgabe für die betroffenen Geschwister, wenn die Zusammenkünfte bei ihnen zuhause stattfinden. Man muss jeden Sonntag den Raum bereithalten und anschliessend wieder aufräumen. Man muss (fast) immer da sein, damit das Haus für die Gläubigen offen ist. Philemon und seine Familie haben diese Aufgabe treu getan und waren dabei ein Segen für die Mitgeschwister. Ich habe einmal von einem Bruder gehört, der in Rente gehen musste. Dafür wurde ihm ein Geldbetrag ausbezahlt. Mit dieser Summe hat er dann den Geschwistern ein Versammlungslokal gebaut. Das hat mich sehr beeindruckt.

Wir lesen, dass Philemon sein Leben im Glauben an den Herrn Jesus führte. Für ihn war der Herr täglich eine Realität. Auch wenn er Ihn nicht mit seinen Augen sehen konnte, so war er doch sicher, dass Er da ist. Alle Schritte in seinem Leben hat er an der Hand seines Heilands getan. Daraus entstand eine echte Liebe zu den Geschwistern. In diesem Brief werden sie «Heilige» genannt. Als solche hat sie Philemon wahrgenommen. Er diente ihnen. Dadurch wurden die Herzen der Glaubensgeschwister erquickt. Welche Gnade, wenn der Herr es uns schenkt, dass wir die Herzen unserer Mitgeschwister beleben, stärken und erfrischen können!

Doch dann kam eine ganz spezielle Prüfung auf Philemon zu: Als Gutsherr hatte er einen Sklaven mit Namen Onesimus, der ihm einst davongelaufen war und dabei wahrscheinlich noch etwas hatte mitlaufen lassen. Nun bat ihn der Apostel Paulus, Onesimus wieder bei sich aufzunehmen. Er legte Philemon ans Herz, diesen auf die gleiche Art zu empfangen, wie wenn er selbst zu Besuch käme. Es war für Philemon bestimmt nicht einfach, die Ereignisse der Vergangenheit abzulegen, Onesimus Vertrauen zu schenken und ihn aufzunehmen. Das ging nur, wenn er wirklich auf den Herrn Jesus blickte und die göttliche Gnade erkennen konnte, die aus Onesimus ein Kind Gottes gemacht hatte. Wir wissen nicht, wie Philemon sich letztlich verhalten hat. Doch wir gehen davon aus, dass er dem Wunsch des Apostels nachgekommen ist.

Auch in unserem Leben gibt es Situationen, wo wir jemand vergeben und ihm die Hand zur Versöhnung entgegenstrecken müssen. Vielleicht einer Person, von der wir Böses erfahren haben oder deren Verhalten unser Herz verletzt hat. Versuchen wir in solchen Situationen etwas von Philemon zu lernen.

Erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt!

Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.

Josua 24,15