Familien im Neuen Testament (2)

Apostelgeschichte 21,8-9; 1. Korinther 16,15-17; 2. Timotheus 1,3-5; 2. Johannes 1,1-4

Wir haben im ersten Teil dieses Artikels die

  • Familie von Petrus,
  • das Ehepaar Aquila und Priszilla,
  • das Haus des Onesiphorus und
  • das Haus von Philemon gesehen.

Jetzt wollen wir noch über die folgenden Personen nachdenken:

  • das Haus von Philippus,
  • das Haus von Stephanas,
  • die drei Generationen: Lois, Eunike, Timotheus, sowie
  • die auserwählte Frau und ihre Kinder.

Das Haus des Philippus – ein Evangelist

«Am folgenden Tag aber zogen wir fort und kamen nach Cäsarea; und wir gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm. Dieser aber hatte vier Töchter, Jungfrauen, die weissagten» (Apg 21,8.9).

Von Philippus lesen wir einiges in der Apostelgeschichte. Zuerst wohnte er in Jerusalem und half dort in der örtlichen Versammlung beim Bedienen der Tische. Später wurde er durch eine massive Christenverfolgung aus Jerusalem vertrieben. Nach einem segensreichen Dienst in einer Stadt Samarias bekam er einen besonderen Auftrag vom Herrn: Er durfte einem äthiopischen Staatsmann das Evangelium von Jesus verkündigen. Schliesslich führte ihn sein Dienst als Evangelist der Mittelmeerküste entlang nach Norden, wo er sich in Cäsarea niederliess.

Es kann auch heute vorkommen, dass der Herr eine Familie aufgrund eines evangelistischen Dienstes von ihrem angestammten Ort wegführt und vielleicht über mehrere Stationen an einen neuen Wirkungsort bringt. So war es jedenfalls bei Philippus.

Für eine Familie ist es etwas Spezielles, wenn der Vater ein Evangelist ist. Oft prägt dann der Dienst des Vaters das ganze Familienleben. Wir haben natürlich alle die Aufgabe, auf die eine oder andere Art in der Welt für den Herrn zu zeugen. Aber ein Evangelist ist nach Epheser 4,11 eine spezielle Gabe vom verherrlichten Herrn. Philippus war so ein Evangelist. Es scheint auch, dass Philippus immer ein offenes Haus hatte. Jedenfalls lesen wir in Apostelgeschichte 21 nicht, dass Paulus und seine Mitarbeiter erst bei Philippus anfragten, ob sie bei ihm übernachten könnten. Nein, es heisst einfach: «Wir gingen in das Haus des Philippus … und blieben bei ihm.» Im Haus eines Evangelisten gehen oft alle möglichen Leute ein und aus. Viele davon mögen ungläubig oder noch jung im Glauben gewesen sein, doch wohl immer beladen mit allerlei Nöten, Fragen und Bedürfnissen.

In diesem Zusammenhang ist es auch sehr schön, was wir von den vier Töchtern des Philippus lesen: Sie alle weissagten. Vielleicht fragt sich der eine oder andere, was das wohl bedeutet. Aus dieser Aussage erkennen wir zuerst, dass sie alle ein Eigentum des Herrn Jesus waren. Weiter finden wir in der Bibel folgende Bedeutung zu «weissagen»: Man teilt durch den Geist Gottes etwas mit, was genau in die Situation des Zuhörers passt, obwohl man die genauen Umstände gar nicht kennt. Das haben diese vier Töchter getan.

Sicher waren unter den Menschen, die ins Haus von Philippus kamen, auch viele Frauen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Einige kamen vielleicht aus einer schwierigen Beziehung, andere wussten erst ganz wenig vom Herr Jesus. Wieder andere hatten Eltern, die gegen das Evangelium eingestellt waren. Wir können uns gut vorstellen, dass diese Töchter den Betreffenden manches Gute weitergeben konnten, was ihre Fragen beantwortete oder sie ermunterte, weiter beim Herrn zu verharren. Was für ein Segen ging doch vom Haus des Philippus aus!

Das Haus des Stephanas – der Erstling von Achaja

«Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr kennt das Haus des Stephanas, dass es der Erstling von Achaja ist und dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben – dass auch ihr euch solchen unterordnet und jedem, der mitwirkt und arbeitet. Ich freue mich aber über die Ankunft von Stephanas und Fortunatus und Achaikus, denn diese haben erstattet, was eurerseits mangelte. Denn sie haben meinen Geist erquickt und den euren; erkennt nun solche an» (1. Kor 16,15-17).

Paulus schreibt im ersten Korinther-Brief über das Haus des Stephanas. Er sagt, dass es der Erstling von Achaja war. Erstling bedeutet nicht eine Rangordnung, sondern dass Stephanas und seine Familie die ersten in jener Provinz waren, die sich auf die Predigt von Paulus und seinen Mitarbeitern bekehrt haben. So ist das auch heute in den örtlichen Versammlungen. Es gibt immer solche, die schon lange die Zusammenkünfte an einem Ort besuchen. Vielleicht sind sie von Kind auf mitgegangen. Oft haben sie viel erlebt. Zum Beispiel wie Geschwister dazugekommen sind, wie die Zahl gewachsen ist. Aber oft haben sie im Lauf der Zeit auch Nöte und Schwierigkeiten erfahren. Trotzdem gehen sie immer noch an diesen Ort. Ihre Zuneigung zu diesem Platz ist frisch und lebendig geblieben. Wie erfrischend ist es, solche Geschwister zu kennen!

Vom Haus des Stephanas heisst es weiter, dass sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben und dass Stephanas den Geist von Paulus und der Geschwister in Korinth erquickt hat. Welch ein Segen geht doch auch heute noch von Familien aus, die sich an einem Ort über viele Jahre den Heiligen zum Dienst verordnet haben! Manchmal denken wir zu gering von ihnen. Deshalb wollen wir die Ermahnung von Paulus auch für uns nehmen: «Erkennt nun solche an.» Diese Personen und Familien gilt es zu achten und in unsere Gebete einzuschliessen.

Lois, Eunike, Timotheus – ungeheuchelter Glaube

«Ich danke Gott, dem ich von meinen Voreltern her mit reinem Gewissen diene, wie unablässig ich deiner gedenke in meinen Gebeten Nacht und Tag, voll Verlangen, dich zu sehen, indem ich mich an deine Tränen erinnere, damit ich mit Freude erfüllt sein möge; indem ich den ungeheuchelten Glauben in dir in Erinnerung habe, der zuerst in deiner Grossmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir» (2. Tim 1,3-5).

Von dieser Familie werden uns drei Generationen genannt. Bei allen wird uns das lebensbestimmende Prinzip eines ungeheuchelten Glaubens genannt. Der Glaube pflanzte sich hier also über drei Generationen fort. Es ist auch in unserer Zeit eine Ermunterung, wenn der Glaube auf die jüngeren Familienmitglieder übergeht. Natürlich muss jeder persönlich den Herrn Jesus als Heiland annehmen. Aber wir fragen uns manchmal: Warum pflanzt sich der Glaube in der einen Familie auf die jüngere Generation fort und in der anderen nicht? Vielleicht gibt uns das Wort «ungeheuchelt» eine gewisse Antwort. Kinder merken sehr gut, ob der Glaube der Eltern echt oder eben nur geheuchelt ist. Umgekehrt heisst das natürlich nicht, dass der Glaube jener Eltern geheuchelt ist, deren Kinder den Glauben nicht annehmen. Manche Kinder haben treue, gläubige Eltern. Trotzdem entscheiden sie sich gegen den Herrn Jesus. Aber als Ältere können wir uns doch einmal fragen: Ist mein Glaube echt und wahr oder ist einiges davon nur geheuchelt, damit es nach aussen besser aussieht, als es wirklich ist? Interessant ist hier zu sehen, dass der Glaube vor allem in den Frauen wohnte. Wie wichtig ist doch der persönliche Glaube der Mütter!

Die auserwählte Frau und ihre Kinder

«Der Älteste der auserwählten Frau und ihren Kindern, die ich liebe in der Wahrheit; und nicht ich allein, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben, um der Wahrheit willen, die in uns bleibt, und sie wird mit uns sein in Ewigkeit. Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich einige von deinen Kindern in der Wahrheit wandelnd gefunden habe, wie wir von dem Vater ein Gebot empfangen haben» (2. Joh 1-4).

Der Apostel Johannes schreibt seinen zweiten Brief an eine Mutter und ihre Kinder. Viel wissen wir nicht von dieser Familie. Es werden keine Namen erwähnt. Auch lesen wir nichts vom Vater. Es kann gut sein, dass die Frau eine alleinerziehende Mutter war. Vielleicht ist sie das geworden, als sie zum Glauben kam und der Mann sie verlassen hat. Es kann auch sein, dass der Mann nicht mehr lebte. In unserer Zeit gibt es viele alleinerziehende Mütter. Manche von ihnen sind in jungen Jahren Witwen geworden. Das ist immer eine grosse Not und eine schwere Prüfung für die Betroffenen. In anderen Fällen wurde die Ehe oder Familie durch Sünde zerstört. Manche von den Betroffenen haben später den Herrn Jesus in ihr Herz aufgenommen. Trotzdem müssen sie jetzt allein den Alltag bewältigen.

Wir lernen daraus, dass es auch unter Gläubigen nicht immer perfekte Familiensituationen gibt. Dennoch gehören solche Kinder Gottes genauso wie alle anderen Glaubenden zur Familie Gottes und dürfen die göttlichen Hilfsmittel in Anspruch nehmen.

Auch wenn die Worte von Johannes uns allen gelten, dürfen Glaubende, die in einer solchen Situation leben, den Inhalt dieses Briefs ganz besonders für sich nehmen.

In der Anrede nennt er die Frau eine «Auserwählte». Jeder echte Christ ist ein Auserwählter. Das zu wissen, darf in jeder noch so schwierigen Situation das Herz glücklich machen. Auserwählt zu sein, um einmal im Haus des Vaters die Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und dem Sohn zu geniessen, ist vielleicht die grösste Segnung, die es gibt.

Dann schreibt ihr der Apostel: «Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe.» Ist das nicht gerade die Hilfe, die solche Mütter dringend brauchen: Gnade, Barmherzigkeit und Frieden? Gnade ist unverdiente Zuwendung und Unterstützung von Gott in jeder Lebenssituation. Barmherzigkeit ist der verlängerte Arm der Gnade, wie es ein Bruder einmal ausgedrückt hat. Den Frieden braucht das Herz in einer solchen Lage ganz besonders. Gott selbst will diesen Frieden geben.

Gott möchte uns diese Dinge in «Wahrheit und Liebe» schenken. Manchmal besteht vielleicht die Gefahr, in einer solchen Situation Hilfsquellen zu nutzen, die nicht gut sind. Deshalb warnt der Apostel diese Frau vor der Verführung. Nicht nur Gott, sondern auch die Welt bietet für jedes Problem eine Lösung an. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass die «Lösungen» der Welt letztlich vom Fürsten dieser Welt kommen, der ein Lügner von Anfang an ist.

Aber Gott liebt seine Kinder sicher. Aus seiner Liebe zu uns möchte Er uns jeden Tag Gnade, Barmherzigkeit und Frieden für das Familienleben schenken.