Die Leiden des Christus und die Herrlichkeiten danach

Der Apostel Petrus schreibt, dass der Heilige Geist «von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte» (1. Pet 1,11). Das geschah durch die Propheten im Alten Testament. Jesus selbst erklärte den Jüngern von Emmaus, als Er sich nach seiner Auferstehung mit ihnen unterhielt: «Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?» (Lk 24,26).

In der heutigen Zeit bezeugt der Heilige Geist die Leiden und die Herrlichkeiten unseres Herrn durch das Wort Gottes, das wir vollständig in Händen haben. Es dient zu unserer Erbauung, wenn wir über dieses Thema nachdenken.

Wir möchten uns nun mit dem beschäftigen, was unser Herr vonseiten der römischen Soldaten erduldete, die im Zusammenhang mit seiner Kreuzigung die Nationen vertraten. Zugleich betrachten wir seine Herrlichkeiten, wenn Er auf der Erde erscheinen wird, um diese Nationen zu richten.

Jesus leidet vonseiten der römischen Soldaten

Diese Leiden werden uns in Matthäus 27,27-31, in Markus 15,16-20 und in Johannes 19,2.3 berichtet.

Jesus Christus ist in diesen Versen die Zielscheibe des Spotts und der Brutalität der Soldaten. Diese römischen Armeeangehörigen hätten sich darauf beschränken sollen, die Befehle von Pilatus auszuführen und die Kreuzigung des Verurteilten vorzunehmen. Es wurde nicht von ihnen verlangt zu zeigen, was sie von Jesus hielten, und ein so ungerechtes Verhalten an den Tag zu legen. So beweisen sie unwiderlegbar den Hass der Nationen gegenüber dem Sohn Gottes, der in Gnade und Wahrheit zu einer sündigen und verlorenen Menschheit gekommen ist.

Inspiriert durch den Heiligen Geist beschreiben die Evangelisten die äusseren Umstände, unter denen Jesus verurteilt wurde. Sie schildern auch die Taten der römischen Soldaten, die sein Bekenntnis als König verhöhnten. Sie kleideten Ihn in Purpur, krönten Ihn mit Dornen und gaben Ihm einen Rohrstab in seine rechte Hand, mit dem sie nachher auf seinen Kopf schlugen. Sie spien Ihn an, knieten vor Ihm nieder und huldigten Ihm.

Diese Bosheit und Gewalttat vonseiten der Nationen gehören zu den moralischen und körperlichen Leiden unseres Herrn, die Er sowohl in seiner Seele als auch an seinem Körper erduldete.

Christus erscheint in Herrlichkeit als Richter

Die Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit wird uns in Offenbarung 19,11-16 beschrieben. Es ist sein zweites Kommen auf die Erde. Er wird uns hier in seiner richterlichen Gestalt vorgestellt, wie Er kommt, um unverzüglich die Lebenden zu richten. Es geht um ein Gericht, dessen Ausgang durch einen Kampf entschieden wird, im Unterschied zu einem Urteil, das durch einen Gerichtshof gefällt wird.

Es ist bemerkenswert, dass jede spottende Handlung der Soldaten an Jesus Christus ihr Gegenstück in der Herrlichkeit haben wird, wenn unser Herr auf die Erde zurückkehrt, um die Nationen zu richten.

Anhand dieser beiden Szenen, die im Wort Gottes beschrieben werden, möchten wir die Leiden, die Jesus Christus von den Vertretern der Nationen erduldet hat, seinen Herrlichkeiten bei der Erscheinung zum Gericht gegenüberstellen. Dabei werden wir sowohl Übereinstimmungen als auch Gegensätze feststellen.

Jesus wird ins Prätorium geführt
Christus sitzt auf einem weissen Pferd

Das Prätorium war der Amtssitz des römischen Statthalters. Dorthin führten die Soldaten Jesus, nachdem Pilatus Ihn zum Tod verurteilt hatte (Mt 27,27; Mk 15,16). Anschliessend wurde Er durch die gleichen Soldaten hinausgeführt, um gekreuzigt zu werden (Mt 27,31; Mk 15,20). Zweimal wird das Wort «führen» gebraucht. Darin erkennen wir die vollkommene Unterordnung des Sohnes des Menschen im Blick auf das Werk, das der Vater Ihm aufgetragen hat (Joh 4,34). Das stimmt mit dem prophetischen Wort überein: Er war «wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird» (Jes 53,7). In Jeremia 11,19 werden uns die Empfindungen des Erlösers offenbart, wenn Er sagt: «Ich war wie ein zahmes Lamm, das zum Schlachten geführt wird.»

Dort im Prätorium sehen wir Ihn auch, wie Er, «gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet» (1. Pet 2,23).

Bei seinem Kommen in Herrlichkeit wird der Himmel geöffnet sein, und «siehe, ein weisses Pferd, und der darauf sass, genannt ‹Treu und Wahrhaftig›, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit» (Off 19,11). Sein Erscheinen wird die ganze Erde betreffen und sich nicht auf ein Gebiet beschränken. Er selbst wird die Autorität und die Fähigkeit zum Gericht haben.

Wir sehen Ihn nicht mehr, wie Er den Misshandlungen der Urteilsvollstrecker ausgeliefert ist. Im Gegenteil: Er wird wahrhaftige und gerechte Gerichte ausüben (Off 19,2). Dazu hat Ihm sein Vater die Vollmacht gegeben (Joh 5,22).

Das Pferd, auf dem Er sitzt, weist auf die Macht seines Kommens hin. Die weisse Farbe des Pferdes symbolisiert die Reinheit und Gerechtigkeit seiner Gerichte.

Die Majestät und die Feierlichkeit dieser Szene ist mit der Herrlichkeit des Herrn Jesus als Richter verknüpft.

Jesus ist von der ganzen Schar Soldaten umringt
Es begleiten Ihn die Kriegsheere aus dem Himmel

Eine römische Kohorte bestand aus etwa 600 Soldaten. Diese ganze Schar war im begrenzten Raum des Prätoriums gegen Jesus versammelt (Mt 27,27; Mk 15,16). Die römischen Soldaten waren als brutal bekannt. Sie unterliessen es nicht, ihre Gewalttat durch Worte und Taten gegenüber dem Verurteilten zu zeigen, der sich in keinem Moment zu verteidigen suchte. Er war wirklich wie «ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern» (Jes 53,7).

Wenn Christus in Herrlichkeit erscheint, wird Er nicht allein kommen. Die Kriegsheere aus dem Himmel werden Ihn begleiten (Off 19,14). Diese werden in feines Leinen gekleidet sein, weiss und rein. Das griechische Wort für «feines Leinen» ist nicht dasselbe, das in Offenbarung 15,6 für die Engel wiedergegeben wird, die «mit reinem, glänzendem Leinen» angetan sind. Hingegen handelt es sich um denselben Ausdruck, der für «das feine Leinen» beim Hochzeitskleid der Braut des Lammes benutzt wird, das «die Gerechtigkeiten der Heiligen» darstellt (Off 19,8). Diese Heere sind somit nicht den Engeln gleichzusetzen, die Christus in Matthäus 25,31 begleiten. Es sind die himmlischen, verherrlichten Heiligen. Zu ihnen gehören die Erlösten der Gnadenzeit und die Gläubigen des Alten Testaments.

Es geht hier um unser Offenbarwerden mit Ihm in Herrlichkeit (Kol 3,4). Was für eine Pracht wird unser Herr ausstrahlen, wenn Er kommen wird, um die Nationen zu richten! Er wird kommen «inmitten seiner heiligen Tausende» (Jud 14), d.h. inmitten aller, die durch sein Erlösungswerk am Kreuz gerechtfertigt worden sind und die Er zuvor entrückt haben wird in Wolken, um Ihm zu begegnen und für immer bei Ihm zu sein (1. Thes 4,17).

Diese Heere werden Ihm zwar folgen, aber sie werden kein Gericht ausüben. Nur Christus wird dazu die Autorität besitzen, denn der Vater hat das ganze Gericht dem Sohn gegeben (Joh 5,22). Ihm allein ist es übergeben, obwohl Er die Ausführung des Gerichts zum Teil den Engeln übertragen wird (Mt 13,41.42). Die himmlischen Heiligen werden jedoch an seinem Triumph teilhaben und mit Ihm 1000 Jahre herrschen.

Jesus wird mit Purpur bekleidet
Christus trägt ein in Blut getauchtes Gewand

Purpur ist ein kräftiges Rot. Kleider aus Purpur waren ein Zeichen kaiserlicher oder königlicher Würde (Ri 8,26). Beim verherrlichten Christus spricht Purpur von seiner universellen Herrschaft. Als die Soldaten dem Herrn einen Purpurmantel anlegten (Mk 15,17; Joh 19,2), war es ihre Absicht, Ihn damit zu verspotten.

In Matthäus 27,28 heisst es, dass die Soldaten Jesus einen scharlachroten Mantel umlegten. Scharlach ist ein leuchtendes Rot. Dieser Unterschied zu den Berichten von Markus und Johannes ist kein Widerspruch, sondern hängt mit der Tatsache zusammen, dass sich Scharlach auf Israel bezieht. Die Erwähnung dieser Farbe in Matthäus entspricht dem Charakter seines Evangeliums, in dem Jesus als der König der Juden dargestellt wird. In diesem Zusammenhang spricht der scharlachrote Mantel von der messianischen Herrlichkeit des Herrn.

Bei seiner Erscheinung in Herrlichkeit wird Christus ein Gewand tragen, das in Blut getaucht worden ist (Off 19,13). Das weist darauf hin, dass ein unwiderrufliches Gericht und eine vollständige Vernichtung der vereinten Armeen stattfinden werden. Es ist nicht sein eigenes Blut, nicht das Blut des Lammes ohne Flecken und ohne Fehl (1. Pet 1,19). Nein, es handelt sich um das Blut seiner Feinde. Bei seinem Gericht wird der Herr die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes treten (Off 19,15). Aus dieser Kelter wird Blut hervorgehen «bis an die Gebisse der Pferde, 1600 Stadien weit» (Off 14,20). Dieses Blut wird auf die Kleider des Richters spritzen, der in seinem Gewand feierlich auftritt und dessen Kleider vom Blut seiner Feinde rot gefärbt ist (Jes 63,1-4).

Jesus wird mit Dornen gekrönt
Christus trägt viele Diademe auf seinem Haupt

Die Dornen sind eine direkte Folge des Sündenfalls von Adam und Eva (1. Mo 3,18). Sie bezeugen den Fluch, der durch die Sünde in die Welt gekommen ist. Die Soldaten krönten Jesus zum Spott mit einer Dornenkrone (Mt 27,29; Mk 15,17, Joh 19,2). Sie fügten Ihm damit körperliche Leiden zu. Zugleich krönten sie den einzigen gerechten Menschen, der keine Sünde begangen hatte (1. Pet 2,22), mit dem Symbol des Fluches. Diese Tat weist einerseits darauf hin, dass der Erlöser dazu bestimmt war, zum Fluch für uns zu werden. Anderseits ist darin auch die Rebellion der Menschen gegen die Regierungswege Gottes zu sehen, der sie die Folgen des Sündenfalls spüren lässt.

Bei seiner Erscheinung in Herrlichkeit wird Christus auf seinem Haupt viele Diademe tragen (Off 19,12). Ein Diadem symbolisiert Schönheit und herrlichen Schmuck. Satan wird als Drache mit sieben Diademen dargestellt (Off 12,3). Das Tier, das den römischen Herrscher symbolisiert, hat auf seinen Hörnern zehn Diademe (Off 13,1). Doch beim Herrn werden viele Diademe genannt, ohne die Zahl anzugeben. Das weist darauf hin, dass Er in seiner königlichen Majestät seine Feinde bei weitem übertrifft. Diese unzähligen Diademe stellen seine universelle und vielfältige Herrschaft dar, die sich über die ganze Welt und alle ihre Bereiche erstrecken wird.

Jesus hält in seiner rechten Hand einen Rohrstab
Christus wird die Nationen mit eiserner Rute weiden

Ein Rohrstab aus Schilf ist hohl und daher zerbrechlich. Er symbolisiert Schwäche und Machtlosigkeit. Diesen Stab gaben die Soldaten dem Verurteilten in die rechte Hand, um Ihn zu verspotten (Mt 27,29). Er sollte ihn anstelle eines königlichen Zepters halten, das ein Zeichen von Macht und Majestät ist.

Bei seinem Erscheinen in Herrlichkeit wird der Herr die Nationen mit eiserner Rute weiden (Off 19,15). Die eiserne Rute spricht von seiner absoluten und unerbittlichen Herrschaft. Mit diesem Instrument wird Er die Nationen, die Gott Ihm zum Erbteil geben wird, zerschmettern und sie wie ein Töpfergefäss zerschmeissen (Ps 2,8.9). Mit der eisernen Rute wird Er auch die Nationen «weiden», die vom Gericht verschont werden. Dazu gehört, dass Er sich diese Völker zu Beginn des Reichs zuerst unterwerfen und dann gerecht über sie herrschen wird. Diese Herrschaft wird auf seinen Schultern ruhen (Jes 9,5). Gerechtigkeit und Gericht werden im Tausendjährigen Reich die Grundfeste seines Thrones sein (Ps 89,15).

Jesus wird durch die Soldaten verhöhnt, die auf ihre Knie fallen und Ihm huldigen
Christus trägt den Namen «König der Könige und Herr der Herren»

In geheuchelter Huldigung knieten die Soldaten vor Jesus nieder und verspotteten Ihn mit den Worten: «Sei gegrüsst, König der Juden!» (Mt 27,29.30; Mk 15,18.19). Gleichzeitig spien sie Ihn an und schlugen mit dem Rohrstab auf sein Haupt.

Ihre Begrüssung drückt den ganzen Spott aus, den sie mit Jesus trieben, der tatsächlich der König der Juden war, wie Er es vor Pilatus bestätigt hatte (Mt 27,11). So lautete auch die Beschuldigungsschrift, die später an seinem Kreuz angebracht wurde (Mt 27,37). Das griechische Wort, das hier für «gegrüsst» gebraucht wird, meint wörtlich «sich freuen». Dieser Sinn betont die ungerechte Freude, die die Soldaten empfanden, als sie den König der Juden herabsetzten und seine Majestät ins Lächerliche zogen.

Die Nationen – zu denen diese Soldaten zählen – gehören in der Zukunft zu den Irdischen, die ihre Knie im Namen Jesu werden beugen müssen. Sie werden bekennen müssen, dass Er Herr ist zur Verherrlichung Gottes des Vaters (Phil 2,9-11).

Bei seinem Erscheinen in Herrlichkeit wird Christus auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben tragen: «König der Könige und Herr der Herren» (Off 19,16). Das ist sein öffentlicher Name, denn er steht auf seinem Gewand und kann deshalb von jedem an Ihm gesehen werden. Dieser Name wird seine Vorrangstellung über alle Menschen als König von Israel und als Herr der Nationen bezeugen.

Dieser Titel wird Ihn beim Kampf gegen die Heere der Nationen kennzeichnen, die sich in Harmagedon versammeln werden und an deren Spitze das Tier und der falsche Prophet stehen werden. Er wird sie alle besiegen (Off 16,13-16; 17,14; 19,17-21).

Paulus benutzt den gleichen Titel, wenn er von Gott spricht, der Christus bei seiner Erscheinung auf der Erde einführen wird. Er nennt Ihn auch «König der Könige und Herr der Herren» (1. Tim 6,15). Das ist einer der vielen Beweise der Gottheit des Herrn Jesus. Er ist als Sohn eine göttliche Person.

Schlussfolgerungen für uns

Unser Herr hat während seines Lebens auf der Erde als vollkommener Mensch gelitten. Im Weiteren hat Er unsägliche Leiden erduldet, als Er das Werk zur Sühnung unserer Sünden vollbracht hat. Alle diese Leiden sind unerforschlich und unaussprechlich. Das gilt genauso für die Herrlichkeiten, die Er sich durch dieses Werk am Kreuz erworben hat. Insbesondere denken wir da an seine offiziellen Herrlichkeiten als Messias, die bei seinem Erscheinen für alle sichtbar erstrahlen werden. Wir werden sie an Ihm bewundern, ja sogar mit Ihm teilen – während der Errichtung und im Lauf des Tausendjährigen Reichs.

Durch das prophetische Wort werden wir jetzt schon dazu ermutigt, einige Aspekte davon zu betrachten und zu bewundern. Das Ergebnis wird ein Wachstum in der Erkenntnis unseres Herrn sein (2. Pet 3,18). So wird uns seine Person immer wertvoller, «indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres grossen Gottes und Heilandes Jesus Christus» (Tit 2,13).