Der Herr kommt mit Petrus zum Ziel

Johannes 21,18-19

Nachdem der Herr seinen Jünger Petrus öffentlich wiederhergestellt hatte, teilte Er ihm mit, wie sein persönlicher Lebensweg aussehen würde: Er sollte die Gelegenheit bekommen, für seinen Meister zu sterben und damit Gott zu verherrlichen.

Mit dem Herrn alt werden

«Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest.»

Petrus hatte sich früher selbst gegürtet. Er hatte von sich aus eine Aufgabe in Angriff genommen und selbst einen Weg eingeschlagen. Denken wir nur an Johannes 18,15-18, als er von sich aus zum Kohlenfeuer der Feinde des Herrn Jesus gegangen war. Gerade dort hatte er versagt und seinen Herrn verleugnet.

«Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken.»

Es ist eine Rarität in der Bibel, dass der Herr einem Menschen mitteilt: Du wirst alt werden. Er tat es hier bei Petrus und sagte ihm seine Zukunft voraus. Das ist tatsächlich höchst selten. Gott sei Dank, tut Er das kaum. Wir würden nur schwer damit fertigwerden. Bei Hiskia tat Gott es auch. Er erhörte sein Gebet, als er krank war, und erklärte ihm: «Ich will zu deinen Tagen fünfzehn Jahre hinzufügen» (Jes 38,5). Der König wusste nun, dass er noch 15 Jahre leben durfte.

Der Herr sagte Petrus, er werde im Alter nicht mehr der Gleiche sein. Er würde die Sache nicht mehr selbst in die Hand nehmen, sondern seine Hände ausstrecken und sich von Gott führen lassen.

Für den Herrn sterben

«Ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.»

Petrus hatte zu seinem Herrn gesagt: «Mein Leben will ich für dich lassen» (Joh 13,37). Als er dann am Kohlenfeuer erprobt wurde, war von seinem Vorsatz nichts mehr vorhanden. Anstatt sich auf die Seite des Herrn zu stellen, verleugnete er seine Beziehung zu Ihm: «Ich bin es nicht» (Joh 18,25). Aus eigener, fleischlicher Kraft war er nicht in der Lage, sich zum Herrn Jesus zu bekennen, geschweige denn für Ihn zu sterben.

Doch nun gab der Herr seinem Jünger die Chance, das im Geist zu vollenden, was er im Fleisch begonnen hatte. Bei den Galatern war es genau umgekehrt. Sie hatten im Geist begonnen und wollten jetzt im Fleisch vollenden (Gal 3,3). Das war nicht gut. Bei Petrus hingegen sehen wir, was die Gnade bewirkt: Er durfte im Geist vollenden, was er im Fleisch begonnen hatte. Der Herr Jesus würde ihn bereit machen, damit er mit seiner Unterstützung den Märtyrertod erleiden konnte.

Der Herr würde ihn dahin bringen, wohin Petrus nicht mehr gehen wollte. Vielleicht hatte der Jünger vorher gedacht: Für den Herrn zu sterben, ist eine Heldentat. Doch später dachte er nicht mehr so. Er wünschte es sich nicht herbei, den Märtyrertod zu erleiden. Aber wenn es dennoch so weit kommen sollte, würde der Herr ihm die Kraft geben, für Ihn den Tod zu erdulden.

In 2. Petrus 1,14 spricht der Apostel auch von seinem bevorstehenden Tod: «Ich weiss, dass das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat.» Da bezieht er sich auf die Worte seines Herrn in Johannes 21,18.

Gott verherrlichen

«Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte.»

Johannes, der Schreiber des Evangeliums, bestätigt unter der Leitung des Heiligen Geistes, dass der Herr vom Märtyrertod seines Jüngers Petrus spricht. Mit diesem Tod durfte Petrus Gott verherrlichen, d.h. etwas von dem zeigen, was Gott in ihm bewirkt hatte. Das war erstens eine Gnade: Er bekam die Gelegenheit, für seinen Herrn das Leben zu lassen, obwohl er Ihn verleugnet hatte. Zweitens war dies eine Ehre für Petrus. Diesen Gedanken finden wir in Philipper 1,29: «Euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.» Es ist ein Geschenk Gottes oder eine Ehre, wenn Gläubige in der Kraft, die der Herr schenkt, für Ihn leiden oder sterben dürfen.

Durch Gottes Gnade ist es in unseren Ländern zurzeit nicht so, dass wir als gläubige Christen den Märtyrertod erleiden. Wir wünschen auch nicht, so sterben zu müssen. Da stellt sich die Frage: Können wir Gott auch in unserem Tod verherrlichen, wenn er uns «ganz normal» durch Krankheit oder Alter erreicht? Ich denke: Ja. Ich will mit aller Vorsicht darüber reden. Wenn wir den Weg des Herrn mit uns akzeptieren, anstatt uns innerlich dagegen aufzulehnen, wenn wir uns vom Herrn die Ruhe und die Gelassenheit erbitten, seinen Weg mit uns in stiller Anerkennung zu gehen, dann verherrlichen wir Gott, wenn es durch den Tod gehen sollte.

Dem Herrn nachfolgen

«Als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!»

Im Anschluss an die Mitteilung über den Märtyrertod forderte der Herr seinen Jünger zur Nachfolge auf. Dazu zwei Stellen aus dem Johannes-Evangelium:

  • Der Herr erklärte Simon Petrus in Johannes 13,36: «Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen.» Als Jesus Christus nach Golgatha ging, um das Erlösungswerk zu vollbringen, konnte Petrus Ihm nicht folgen. Diesen Weg musste der Heiland allein gehen. Nur Er konnte ins göttliche Gericht gehen und den Tod als Lohn der Sünde erdulden. Aber später durfte Petrus Ihm folgen, wie er es selbst schreibt: «Hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fussstapfen nachfolgt» (1. Pet 2,21). Dieser Weg in den Fussspuren des Herrn umfasst das ganze Leben auf der Erde und kann – wie bei Petrus – bis zum Märtyrertod führen. Das ist die Bedeutung hier. In den sühnenden Leiden war der Herr allein. Da konnte Ihm niemand folgen. Aber auf seinem Weg bis zum Tod am Kreuz durfte Petrus Ihm nachfolgen und später sein Leben für Ihn lassen. Bis zu diesem Punkt kann die Nachfolge in den Fussstapfen des Herrn gehen, wenn Er es will.
  • In Johannes 12,26 sagt der Herr: «Wenn mir jemand dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.» Zuerst lernen wir hier, dass wir dem Herrn nur dienen können, wenn wir Ihm nachfolgen. Dann kommt der Nachsatz: «Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein.» Wo ist der Herr jetzt? Er ist im Haus seines Vaters (Joh 14,2). Dieser Nachsatz ist also eine Belohnung für den, der dem Herrn Jesus nachfolgt und dient: Der Herr will die Seinen bei sich haben, wo Er ist. Dorthin wird Er dich und mich bringen. Dort, wo der Sohn Gottes von Ewigkeit her war und ist und wo Er jetzt als verherrlichter Mensch ist, werden wir für immer sein. Das ist das wunderbare Ziel, wenn der Herr uns zuruft: «Folge mir nach!»