Im Hohenlied beschreibt der Bräutigam seine Braut und die Braut ihren Bräutigam. Sie benutzen oft Bilder aus der Natur, um die Vorzüge auszudrücken, die sie beim anderen erkennen. Darin liegt neben der prophetischen Bedeutung, die sich auf den Herrn Jesus und den gläubigen Überrest in Israel bezieht, auch eine geistliche Belehrung für uns:
- Die Beschreibung der Braut zeigt, wie viel wir als einzelne Erlöste dem Herrn Jesus bedeuten.
- Die Darstellung des Bräutigams macht uns klar, was Jesus Christus für uns sein will.
Ein Beispiel für diese gegenseitige Beschreibung wollen wir uns näher anschauen. Zuerst spricht der Bräutigam über seine Braut: «Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Töchter» (Hld 2,2). Dann charakterisiert die Braut ihren Bräutigam: «Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne; ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süss» (Hld 2,3).
Eine Lilie inmitten der Dornen
Der Bräutigam hat nur Augen für die Braut und sieht sie als eine Lilie inmitten von Dornen. So wird der Herr in der Zukunft die treuen Gläubigen in Israel mitten unter den ungläubigen Juden sehen: Sie sind schön für Gott, während die Ungläubigen dem Gericht entgegengehen.
Jetzt blickt Christus vom Himmel auf die Erde und sieht jeden von uns in unserer wunderbaren Stellung vor Gott, obwohl wir von einer gottlosen Welt umgeben sind. In seinen Augen gleichen wir einer Lilie und sind schön für Ihn. Das haben wir nur der Gnade Gottes zu verdanken, die aus uns neue Menschen gemacht hat. Einst waren wir verlorene Sünder, jetzt sind wir durch den Glauben an den Herrn Jesus erlöste Menschen. Aus jedem verliehenen Vorrecht leitet sich auch eine Verantwortung ab. Da fragen wir uns: Leben wir entsprechend unserer Stellung? Zeigt sich in unseren Worten und Taten, dass wir gläubige Christen sind, die dem Herrn Jesus gefallen möchten? Dann sind wir auch in unserem Verhalten schön für Ihn.
Wie sich die Lilie völlig von den Dornen abhebt, so unterscheiden wir uns in der Stellung als Gerechte vor Gott klar von unserer ungläubigen Umgebung. Weil wir an den Herrn Jesus glauben, gilt für uns sein Wort in Johannes 17,16: «Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin.» Der Heiland hat uns mit dem Preis seines eigenen Lebens für Gott erkauft. Darum gehören wir nicht mehr zur Welt der ungläubigen Menschen. Auch hier stellen sich uns Fragen im Blick auf unsere Praxis: Sieht man in unserem Leben, dass wir mit der Welt, die unseren Heiland gekreuzigt hat, keine gemeinsame Sache machen? Lehnen wir die Ideen und Gedanken der Welt konsequent ab? Paulus fordert uns auf: «Seid nicht gleichförmig dieser Welt» (Röm 12,2). Johannes ermahnt uns: «Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist» (1. Joh 2,15).
Ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes
Die Braut blickt voller Bewunderung auf den Bräutigam und vergleicht ihn mit einem Apfelbaum. So werden die Gläubigen aus Israel in der Zukunft den Messias sehen. Sie werden bei Ihm Schutz suchen und an Ihm ihre Freude finden.
Der Apfelbaum unterscheidet sich deutlich von den Bäumen des Waldes, die einen langen Stamm haben und imposant aussehen. Viele Ungläubige gleichen einem Baum im Wald. Sie treten selbstbewusst auf und bringen es in der Welt zu etwas. Deshalb werden sie in der Gesellschaft anerkannt und bewundert. Aber in ihrem Leben entsteht keine Frucht für Gott. Ganz anders ist es beim Herrn Jesus. Er hatte äusserlich keine Gestalt und keine Pracht (Jes 53,2). In der Welt besass Er keinen Namen. Doch Er verbreitete Segen und brachte Frucht für Gott.
Sobald wir erkennen, dass der Herr Jesus schöner und ausgezeichneter ist als alle anderen Menschen (Ps 45,3; Hld 5,10), haben wir nur noch Augen für Ihn. Angesehene Leute in der Welt beeindrucken uns nicht mehr, weil seine Herrlichkeit unser Herz glücklich macht. Dann suchen wir wie die Braut seine Nähe und seinen Segen:
- «Ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt.» Der Herr Jesus bietet Schutz vor der sengenden Hitze, der wir in der Welt ausgesetzt sind. Bei Ihm finden wir auch Ruhe in unserer rastlosen Zeit. Wie wohltuend und erfrischend ist es für uns, wenn wir uns nach einem arbeitsreichen Tag zu seinen Füssen niedersetzen und seinem Wort zuhören. Dadurch werden wir im Glauben gestärkt.
- «Seine Frucht ist meinem Gaumen süss.» Was der Herr Jesus in sich selbst ist und was Er für uns sein will, ist besser als alle Angebote der Welt und erfüllender als jede irdische Freude. Je besser wir Ihn aus der Bibel kennen und je mehr Er uns im Leben bedeutet, desto grösser ist unsere Freude an Ihm. Als Folge davon geniessen wir die Gemeinschaft mit Ihm und sehnen uns nach seinem Kommen.
Schluss
Wir wollen uns so sehen, wie der Herr uns sieht: als eine Lilie inmitten der Dornen. Das macht uns demütig. Zugleich blicken wir auf Jesus Christus, der als Apfelbaum einzigartig ist und einen einmaligen Segen gibt. Das erfüllt uns mit Freude.