Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen müsse und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet und am dritten Tag auferweckt werden müsse (Matthäus 16,21).
Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen überliefert werden, und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferweckt werden (Matthäus 17,22.23).
Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen und werden ihn den Nationen überliefern, damit sie ihn verspotten und geisseln und kreuzigen; und am dritten Tag wird er auferstehen (Matthäus 20,18.19).
Einleitung
Dreimal konfrontierte der Herr Jesus seine Jünger mit dem bevorstehenden Ende seines Lebens hier. Er tat dies in verschiedenen Situationen und mit unterschiedlichen Worten. Zwei Punkte hielt Er aber immer fest: seinen Tod und seine Auferweckung. Diese beiden Ereignisse sind das sichere Fundament unserer Errettung. Die Gläubigen in Rom durften erfahren, dass der Herr Jesus «unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Röm 4,25). Das bedeutet für alle Erlösten:
- Der Herr Jesus hat Sühnung getan und die Strafe für unsere Übertretungen getragen. So konnte Gott uns vergeben. Das Werk des Herrn hat aber eine noch weitergehende Wirkung: Gott hat uns Glaubende auch gerechtfertigt. Nun stehen wir vor Ihm, wie wenn wir nie eine Sünde getan hätten.
- Der Herr Jesus ist von Gott auferweckt worden. Gott drückte damit aus, dass das Werk seines Sohnes seinen gerechten Forderungen vollkommen genügt. Seine Auferweckung gibt uns die Gewissheit über das Werk des Erlösers. Als Auferstandener vermittelt Er uns nun den ganzen Segen, den Er durch sein Werk erwirkt hat.
Sowohl sein Tod als auch seine Auferweckung haben zwei Seiten:
Der Tod des Herrn Jesus:
- Er hat sein Leben selbst gelassen, aus eigener Machtbefugnis (Joh 10,17.18). Er tat es aus tiefer Liebe zu mir, zu allen Gläubigen, zur Versammlung und zu seinem Gott und Vater (Gal 2,20; Eph 5,2.25; Joh 14,31). Dies können wir nicht verstehen. Aber mit dankbarem Herzen beten wir an.
- Er wurde von den Menschen getötet (Apg 2,23). Wie gross ist ihre Verantwortung und in spezieller Weise die der Juden!
Seine Auferweckung:
- Der Herr Jesus hatte als Sohn Gottes die Vollmacht, selbst wieder zum Leben aufzuerstehen (Joh 10,17.18; Röm 1,4). Wir staunen über seine grosse, göttliche Kraft.
- Jesus Christus wurde von Gott, dem Vater, auferweckt. Er konnte nicht zulassen, dass sein Frommer die Verwesung sehe (Ps 16,10). An vielen Stellen im Wort zeigt Gott, wie wichtig Ihm die Auferweckung des Herrn Jesus ist.
In allen drei am Anfang angegebenen Bibelzitaten betont der Herr Jesus, dass seine Auferweckung am dritten Tag stattfinden werde. Das steht im Gegensatz zu Lazarus, der bei seiner Auferweckung bereits vier Tage gestorben war und bei dem die Verwesung schon riechbar war. Der Herr Jesus hingegen wusste, dass Er die Verwesung nicht sehen, sondern auferweckt würde. Damit erfüllte sich der eben zitierte Vers aus Psalm 16.
Im Folgenden wollen wir einzelne Aspekte der drei kurzen Ansprachen an seine Jünger vergleichend anschauen.
Anlass
Matthäus 16,21: Nach seiner Verwerfung durch die Juden (Mt 12,14-45) distanziert sich der Herr Jesus von ihnen (Mt 13,1; 16,4) und kündet neue Dinge an. Dies war einerseits das Reich der Himmel, das Er ab Kapitel 13 in verschiedenen Gleichnissen einführt. Anderseits war es die Versammlung als wunderbare göttliche Institution (Mt 16,18).
Dieses Neue konnte nur kommen, wenn Er zuvor sterben und auferstehen würde. Das ist ein Grund für diese erste Ansage an die Jünger. Gleichzeitig bringen sein Tod und seine Auferstehung eine Veränderung für die Jünger mit sich. Sie folgen nun einem verworfenen Herrn nach und teilen mit Ihm seine Ablehnung seitens der Welt.
Matthäus 17,22.23: Der Herr Jesus hat sich drei von seinen Jüngern in seiner Königsherrlichkeit gezeigt, die Er im Tausendjährigen Reich besitzen wird (Mt 17,1-8). Als Er vom Berg herunterkommt, begegnet Er seinen anderen Jüngern, wie sie angesichts eines besessenen Jungen in ihrer Aufgabe versagen. Der Unglaube des Menschen ist das Hindernis, das der Herr offenlegen muss (Mt 17,17).
So steht hier die Grösse des Sohnes des Menschen in scharfem Kontrast zum völligen Versagen der Menschen. In die Hände solcher Menschen würde Er überliefert werden!
Matthäus 20,18.19: Der Herr Jesus ist auf seiner letzten Reise nach Jerusalem. Die Jünger sind sich dessen nicht bewusst. Sie begleiten Ihn ja nicht zum ersten Mal dorthin. Vielleicht hofften sie bei jeder Reise, der Herr werde sein Königtum nun endlich antreten. Da zeigt Er ihnen den tatsächlichen Ausgang der Reise: Er würde nicht den Thron besteigen, sondern ans Kreuz genagelt werden.
Hauptaussagen
Matthäus 16,21: Der Herr Jesus spricht von «müssen». Der Weg zum Kreuz mit seinen furchtbaren Leiden war alternativlos. Er musste durch Leiden zur Herrlichkeit gehen (Lk 24,26; 1. Pet 1,11; Röm 8,17).
Der Heiland sagt, dass Er «vieles leiden» müsse. Er war der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut. Viel gelitten hat Er sowohl im Umfang als auch in der Art. Die Menschen haben in nichts zurückgehalten, den Herrn Jesus zu quälen!
In dieser Ansprache wird mit den «Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten» die gesamte Elite der Juden für den Tod des Herrn Jesus verantwortlich gemacht. Sie sind die Weingärtner, die die Frucht nicht abliefern wollten und deshalb sprachen: «Dieser ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen!» (Mt 21,38). Sie sind die Bauleute, die den Stein verworfen haben (Mt 21,42).
Matthäus 17,22.23: Der Herr Jesus nennt sich «Sohn des Menschen». Diese Bezeichnung umschreibt seine tiefe Erniedrigung und sein vollkommenes Menschsein (Heb 2,6-9). Die Menschen meinten, mit Ihm machen zu können, was sie wollten.
Der Sohn des Menschen würde «in die Hände der Menschen überliefert» werden. David bat angesichts seines persönlichen Versagens: «In die Hand der Menschen lass mich nicht fallen!» (2. Sam 24,14). Wie schrecklich ist der gefallene Mensch! Seine ganze Bosheit liess er an Jesus Christus aus (Ps 140,3; Pred 9,3; Jer 17,9). Er wurde in die Hände seiner Feinde gegeben. Was der Herr dabei empfand, sehen wir speziell in den Psalmen (z.B. Ps 69,5.8.10-13.20-22.27).
Matthäus 20,18.19: Israel sollte ein abgesondertes Volk sein. So suchten die Juden möglichst wenig Kontakt zu den «Unbeschnittenen». Aber jetzt verbinden sich Juden und Nationen gegen den Herrn Jesus. Alle machen sich schuldig (Apg 4,27). Was muss es für den Heiland gewesen sein, dass sein Volk Ihn an die Nationen überlieferte!
Alle gegen einen! Der Herr Jesus war wirklich ganz allein, niemand stand Ihm bei. Zuletzt wurde Er sogar von Gott verlassen. Wie tief waren sein Schmerz und seine Not!
Die Kreuzigung als Todesstrafe war die Hinrichtungsart der Römer und nicht nach dem Gesetz der Juden. Das bedeutete einen besonders qualvollen Tod. Der Herr Jesus wurde so zum Fluch für uns, denn: «Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!» (Gal 3,13). Gleichzeitig musste Er wie die Schlange in der Wüste erhöht werden, um für jeden, der an Ihn glaubt, der Erretter zu werden (Joh 3,14.15). Was für einen wunderbaren Heiland habe ich doch!
Seine Auferweckung
Matthäus 16,21: Auch seine Auferweckung musste sein. Sein Tod und seine Auferstehung verliefen, wie es in «den Schriften» vorausgesagt worden war (1. Kor 15,3.4). Alles geschah nach Gottes Plan! Er wollte seinen Sohn nicht «dem Scheol», dem Totenreich, überlassen. Er wollte Ihn zum Leben auferwecken und Ihn zu seiner Rechten erhöhen.
Matthäus 17,22.23: Seine Feinde waren an seinem Tod beteiligt. Über seine Auferstehung hatten sie keine Macht. Alles, was sie versuchten, um seinen Leib im Grab zu halten, misslang (Mt 27,65 – 28,6). Der Herr Jesus hat den Tod und das Grab überwunden. Rückblickend sagt Er: «Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Off 1,17.18).
Matthäus 20,18.19: Hier wird die Seite seiner Auferstehung in eigener Vollmacht hervorgehoben (Joh 10,18). Er ist der «Erstgeborene aus den Toten», «der Anfang» der neuen Schöpfung (Kol 1,18). Da, wo alle völlig versagt und damit bewiesen haben, dass der «erste Mensch» verdorben ist, steht der Herr Jesus als «der Erstling» einem neuen Menschengeschlecht vor (1. Kor 15,20-23).
Die Reaktion der Jünger
Matthäus 16,21: Petrus wagt es, den Herrn zu tadeln. Einige Augenblicke zuvor hat er mit Überzeugung eine Offenbarung des Vaters ausgesprochen: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes» (Mt 16,16). Jetzt spricht er als Werkzeug des Teufels! Der Herr Jesus muss ihm zeigen, dass das Leben in seiner Nachfolge schwierig wird und mit Selbstverleugnung verbunden ist, auch wenn Neues und Wunderbares auf seine Verwerfung folgen.
Matthäus 17,22.23: Die Jünger werden sehr betrübt. Worüber? Sind sie in ihren Hoffnungen enttäuscht? Trauern sie über den Tod ihres Herrn? Die Bibel sagt es uns nicht. Aber in Psalm 69,21 finden wir, dass sie kein Mitempfinden und keinen Trost für den Herrn Jesus hatten. Wie schmerzlich für Ihn!
Matthäus 20,18.19: Dieser letzte Ausspruch des Herrn Jesus scheint die Jünger gar nicht mehr zu erreichen. Offensichtlich sind sie mit ihrer zukünftigen Position beschäftigt. Zuerst kommt die Mutter von Johannes und Jakobus und bittet um die besten Plätze für ihre Söhne im Reich. Darauf reagieren die anderen Jünger ungehalten. Aus den dann folgenden Belehrungen des Herrn Jesus wird klar, dass sie «gross» sein wollten. Da zeigt sich der Meister als Vorbild: «Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden (wie ein Grosser), sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele» (Mt 20,20-28).
In diesen wenigen Versen werden uns der Herr Jesus und sein Werk grösser und wunderbarer. Und die Jünger? Verachten wir sie, weil sie so ungenügend reagieren? Nein, sie sind uns als Warnung gegeben, denn wir neigen zu den gleichen Reaktionen.