Glaube in unruhigen Zeiten

1. Könige 1

König David ist alt geworden

Fast 40 Jahre lang hatte David schon über Israel regiert. In vielen Kriegen hatte er die Nachbarvölker besiegt und zu seinen Untertanen gemacht. So genoss das Volk Israel Ruhe und Frieden. Doch nun war der König alt geworden. Die vielen Kämpfe hatten an seinen Kräften gezehrt. Seine Untergebenen suchten eine Pflegerin, die ihn betreute. Ob David die Regierungsverantwortung noch wahrnehmen konnte? Wohl kaum. Wie sollte es weitergehen?

Wenn alles seinen gewohnten Gang nimmt, wird der Glaube nicht auf die Probe gestellt. Darum führt Gott uns manchmal in Situationen, in denen unser Glaube gefordert wird. Dabei kommt zum Vorschein, was in unserem Herzen ist.

Adonija will König werden

Der erste, bei dem etwas sichtbar wird, ist Adonija. Er ist wahrscheinlich der älteste lebende Sohn Davids. Sein ungezügelter Ehrgeiz tritt offen ans Tageslicht. Er nutzt die Schwäche seines Vaters aus, um die Königsherrschaft an sich zu reissen. «Ich will König werden!», ruft er und setzt seinen Vorsatz zielbewusst in die Tat um: Er schafft sich Wagen, Reiter und 50 Mann an, die vor ihm herlaufen. Er hat das früher bei seinem Bruder Absalom gesehen (2. Sam 15,1). Erinnert er sich nicht mehr daran, dass der Aufstand Absaloms scheiterte?

Fast nebenbei erwähnt der Heilige Geist den tieferen Grund für das egoistische Wesen Adonijas: Sein Vater hat seine Erziehung sträflich vernachlässigt und ihn nie zurechtgewiesen (V. 6). Nun bringt der verwöhnte Sohn seinen Vater in Schwierigkeiten. Aus 1. Timotheus 3,4 lernen wir, dass Eltern dem Willen ihrer Kinder nicht einfach freien Lauf lassen dürfen.

Adonija geht sehr geschickt vor. Er sichert sich zuerst die Unterstützung der wichtigsten Leute am Königshof. Joab, der Heerführer, und Abjathar, der Priester, helfen ihm. Als Adonija annimmt, der Zeitpunkt sei günstig, organisiert er ein Fest, um sich als König einsetzen zu lassen. Der Putsch soll David vor vollendete Tatsachen stellen.

Joab

Die zweite Person, deren Herzenszustand offenbar wird, ist Joab. Er war ein ausgezeichneter Soldat und Heerführer. An den militärischen Erfolgen Davids hatte er einen wesentlichen Anteil. Aber er hatte immer gewissenlos seine egoistischen Ziele verfolgt. Zwei Männer hatte er ermordet, weil er sie als Konkurrenten fürchtete: Abner (2. Sam 3,27) und Amasa (2. Sam 20,10). Den Befehl Davids, Absalom zu verschonen, missachtete Joab, weil ihm klar war, dass nur so die Rebellion niedergeschlagen werden konnte (2. Sam 18,5.14).

Joab hatte König David loyal gedient. Vor der Einnahme der Stadt Rabba liess er David mit den Worten rufen: «Ich habe gegen Rabba gekämpft, habe auch die Wasserstadt eingenommen; und nun versammle das übrige Volk und belagere die Stadt und nimm sie ein, dass nicht ich die Stadt einnehme und sie nach meinem Namen genannt werde» (2. Sam 12,27.28).

Doch jetzt will der selbstsüchtige Joab seine Position sichern und stellt sich auf die Seite Adonijas. Joab urteilt nach rein menschlichen Grundsätzen. Was ein kluger politischer Schachzug zu sein scheint, widerspricht dem offenbarten Willen Gottes und muss deshalb scheitern. Joab hat sich verrechnet!

Abjathar

Die Geschichte Abjathars ist besonders erschütternd. Er entkam als junger Mann einem Massaker, als Doeg die Priester von Nob ermordete, und fand Zuflucht bei David (1. Sam 22,20). Er teilte die Jahre der Verfolgung mit David. Als die Zeit der Verwerfung zu Ende ging und David König wurde, durften seine Helden, zu denen auch Abjathar gehörte, die Zeit der Herrschaft mit David teilen. Er und Zadok übten gemeinsam den Priesterdienst aus (2. Sam 20,25). Als sich Absalom gegen seinen Vater erhob und David aus Jerusalem fliehen musste, bekannte sich Abjathar zu David und ging mit ihm (2. Sam 15,24).

Doch jetzt wendet er sich von David ab, den Gott zum König eingesetzt hat, und stellt sich auf die Seite des Thronräubers Adonija. Ja, so trügerisch ist das menschliche Herz! Achten wir auf die Ermahnung Salomos: «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23). Es gilt, jeden Tag mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren (Apg 11,23).

Wo holen wir Rat?

In Vers 10 lesen wir, dass Adonija gewisse Leute nicht einlud, von denen er annahm, dass sie sein Vorgehen nicht befürworten würden. – Prüfen wir uns in diesem Punkt: Wenn du einen Rat benötigst, fragst du dann nur Personen, mit deren Zustimmung du rechnest? Oder holst du auch andere Meinungen ein? Vor allem: Fragst du Gott im Gebet? Suchst du Antworten in seinem Wort? Das ist das Wichtigste.

Adonija unterliess es, Gott zu fragen. Ja, sein Vorgehen war noch schlimmer: Er wusste, dass das Königtum vom HERRN aus Salomo gehörte (1. Kön 2,15; siehe auch 1. Chr 22,9.10; 28,5.6). Trotzdem versuchte er, es an sich zu reissen. Das ist Auflehnung gegen Gott!

Gott greift ein

Auch die Herzenszustände der Treuen werden offenbar. Gott kann sie gebrauchen, um ins Geschehen einzugreifen. Seine Verheissungen müssen sich erfüllen. Er benutzt dazu den Propheten Nathan, der dem Treiben Adonijas nicht tatenlos zuschaut. Nathan geht sehr geschickt vor. Er ist sich im Klaren darüber, dass Salomo und Bathseba in Lebensgefahr sind, wenn Adonija König wird. Deshalb sucht er Bathseba auf und gibt ihr den Rat, zum König zu gehen und ihn zu informieren.

Bathseba befolgt den Rat Nathans. Sie geht zum König und berichtet ihm, was sich ereignet hat. Sie erinnert ihn auch an seine Zusagen. Während sie noch beim König ist, kommt der Prophet dazu und bestätigt, was Bathseba gesagt hat. Nathan geht sehr taktvoll vor. Er fragt den König, ob er Adonija zu seinem Nachfolger bestimmt habe, obwohl er annehmen muss, dass dies nicht vom König angeordnet worden ist. Alles, was Nathan und Bathseba erzählen, entspricht der Wahrheit. Das unterscheidet diese Begebenheit von dem, was wir in 2. Samuel 14,1-20 über die Frau von Tekoa lesen, die der Heerführer Joab mit einer erfundenen Geschichte zum König geschickt hat.

Nathan handelt so, wie der Herr Jesus uns in Matthäus 10,16 ans Herz legt: «Seid nun klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.» Wir sollen den Verstand gebrauchen, den Gott uns gegeben hat, und dabei immer bei der Wahrheit bleiben. Es ist gar nicht so einfach, in schwierigen Situationen auf die rechte Weise für Gottes Wahrheit einzustehen.

Nun gibt Gott seinem alten Knecht die Kraft, alles Notwendige anzuordnen, um Salomo als König über Israel einzusetzen. Ist es nicht schön, den König sagen zu hören: «So wahr der HERR lebt, der meine Seele aus aller Bedrängnis erlöst hat»? David blickt auf zu seinem Gott, bevor er Anordnungen trifft.

Die Befehle des Königs werden sofort und freudig ausgeführt. Zadok, Nathan, Benaja und die Leibgarde Davids lassen Salomo auf der Mauleselin des Königs nach Gihon reiten. Dort salbt der Priester Zadok Salomo zum König. Das Ergebnis ist grosse Freude bei den Bewohnern Jerusalems.

Der Schrecken der Aufrührer

Die Nachricht, dass David seinen Sohn Salomo zum König gemacht hat, erreicht die feiernden Verschwörer beim Stein Sochelet. Was für den Überbringer Jonathan eine gute Botschaft ist, löst bei Adonija und seinen Anhängern grossen Schrecken aus. Das lässt uns an die Menschen denken, die in der Zukunft meinen, ihre Bemühungen hätten Frieden und Sicherheit auf der Erde zustande gebracht. Wie werden sie erschrecken, wenn ein plötzliches Verderben über sie kommen wird (1. Thes 5,3).

Alle Anstrengungen, die die Menschen ohne Gott unternehmen, sind zum Scheitern verurteilt. Nur Einer wird die Probleme dieser Welt lösen: Gottes Sohn, Jesus Christus. Er wird im Tausendjährigen Reich als Friedefürst regieren. Die Königsherrschaft Salomos ist ein prophetisches Bild dieser herrlichen zukünftigen Zeit.

Adonija muss seine Niederlage eingestehen. Er bittet Salomo, sein Leben zu verschonen. Salomo fällt noch kein Urteil. Er wartet ab, ob Adonija sich bewähren wird. Als sich aber später sein böser Herzenszustand offenbart, muss er sterben (1. Kön 2,23-25). Auch das deutet auf das Tausendjährige Reich hin: Böses, das offen zutage tritt, wird sofort bestraft werden (Ps 101,8).

Die Lehren für uns

Wir wollen uns diese Geschichte zu Herzen nehmen. Bitten wir den Herrn Jesus um Weisheit, seine Worte in die Tat umzusetzen und für seine Wahrheit einzustehen, so wie Nathan und Bathseba es taten. Was die Gefahren auf dem Glaubensweg betrifft, soll uns die Bitte des Psalmdichters in Psalm 119,133 leiten: «Befestige meine Schritte in deinem Wort, und lass kein Unrecht über mich herrschen!» Rechnen wir Tag für Tag mit der Gnade, die der Apostel Paulus den Thessalonichern gewünscht hat: «Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!» (2. Thes 3,18).