Sonntag

«Nach sechs Tagen nimmt Jesus den Petrus und den Jakobus und den Johannes mit und führt sie für sich allein auf einen hohen Berg» (Mk 9,2).

Sechs Tage der Arbeit und Mühen, während denen die Jünger ihrem Meister durch die Städte und Dörfer von Galiläa nachgefolgt waren, lagen hinter ihnen. Womit waren sie beschäftigt gewesen? Die Volksmengen belehren, die Kranken heilen, sich mit allen und jedem beschäftigen, ihnen zu essen geben und die befreien, die vom Teufel überwältigt waren, den Menschen die unendliche Liebe bringen, die der Sohn Gottes gekommen war, hier zu offenbaren: So sah ihr ausgefülltes Tagewerk und das ihres Meisters aus. Aber das war nicht alles. Leider begegnete ihnen auch viel Hass, Widerstand und Verachtung. Aber nach diesen sechs Tagen wollte der Herr Jesus einige der Seinen «für sich allein» bei sich haben. Allein mit Ihm auf dem Berg durften sie seine Herrlichkeit und sein leuchtendes Angesicht sehen, das wie die Sonne strahlte. Sie hörten die Stimme des Vaters, der von seinem geliebten Sohn zeugte. Nach all der Arbeit der vorangegangenen Tage konnten sie sich des Platzes zu seinen Füssen erfreuen und hatten «Jesus allein bei sich».

«… Troas, wo wir sieben Tage verweilten. Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen …» (Apg 20,6.7).

Sechs Tage waren in Troas vergangen. Paulus musste weiterreisen. Er beeilte sich, um wenn möglich am Pfingsttag in Jerusalem zu sein. Aber der «erste Tag der Woche» war gekommen. Er wollte diesen Tag noch einmal, vielleicht zum letzten Mal, mit den Geliebten des Herrn verbringen, die sich in dieser Stadt versammelten. Mit seinen Reisebegleitern blieb er also die ganze Woche unter ihnen, damit er sich an diesem gesegneten Tag mit ihnen versammeln konnte, «um Brot zu brechen», um den Tod des Herrn zu verkündigen und gemäss seinem Wunsch Seiner zu gedenken. Hatte Er nicht in der Nacht, in der Er überliefert wurde, gewünscht: «Dies tut zu meinem Gedächtnis.»? Wenn der Apostel schon in Eile unterwegs war, scheint es, dass er seine Reise hätte fortsetzen können, nachdem er den Gläubigen in Troas zwei oder drei Tage gewidmet hatte. Aber der «erste Tag der Woche» hatte einen zu hohen Wert für ihn, um ihn fernab von denen zu verbringen, die wie die Jünger am Auferstehungstag mit dem Herrn Jesus selbst in ihrer Mitte versammelt waren (Joh 20,19; Mt 18,20). Der Herr hat dafür gesorgt, dass uns durch die Schriften bestätigt wird, dass der erste Tag der Woche von Anfang an der Tag war, an dem man das Brot brach.

«Ich, Johannes, … war auf der Insel, genannt Patmos, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Ich war an des Herrn Tag im Geist» (Off 1,9.10).

Am Ende seiner langen Laufbahn befand sich der Jünger, «den Jesus liebte», allein und verbannt auf der Insel Patmos. Wie muss sich sein Herz an jenem, «dem Herrn gehörenden Tag» nach denen gesehnt haben, von denen er durch die Verfolgung getrennt war! Er war allein und des gesegneten Vorrechtes beraubt, sich mit den Erlösten um den Herrn zu versammeln. Aber sein Geist war trotzdem mit dieser wunderbaren Person beschäftigt. Er war in Gemeinschaft mit Ihm, und der Herr Jesus selbst offenbarte sich seinem Knecht, um ihm zu zeigen, «was bald geschehen muss». Das war ein unvergesslicher Tag für den alten Apostel, dessen Dienst sich auf diese Weise bis zum Kommen des Herrn fortsetzte (Joh 21,22).

Welchen Platz nimmt der Sonntag als Tag der Auferstehung, Tag des Lichts, Tag des Friedens und Tag des Herrn in unserem Herzen und Leben ein? Es ist zweifellos ein Tag der Ruhe, an dem es unser Vorrecht ist, alle Sorgen und Belastungen der täglichen Arbeit beiseite zu lassen. Aber es ist auch ein Tag der Arbeit, entsprechend dem Mass, das jedem gegeben ist, um unwissenden Menschen von der Liebe zu erzählen, die wir durch die Güte Gottes im Heiland gefunden haben. An diesem gesegneten Tag kann auch das Familienleben gepflegt, vor allem aber dürfen die Bande der Familie Gottes enger geknüpft werden. In allererster Linie aber ist der Sonntag ein Tag des Gedächtnisses und der Anbetung, an dem gilt: «Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt» (1. Kor 11,26).

Ist der Herr es nicht wert, dass wir Ihm an diesem Tag, noch mehr als an den anderen, in allem den ersten Platz geben?

«Wenn du … den heiligen Tag des HERRN ehrwürdig nennst; und wenn du ihn ehrst, so dass du nicht deine Wege verfolgst, dein Geschäft betreibst und eitle Worte redest, dann wirst du dich an dem HERRN ergötzen» (Jes 58,13.14).

«Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen» (Röm 11,36).