Wir wollen uns einmal die Frage stellen: Habe ich genug «geistlichen Tiefgang»? Liegen nicht viele unserer Schwierigkeiten darin begründet, dass wir in den Dingen Gottes oft so oberflächlich sind?
Das Gleichnis vom Sämann und vom «vierfachen Ackerfeld» macht deutlich, dass ein Grund für geistliche Fruchtlosigkeit darin zu finden ist, dass der Same des Wortes nicht auf «tiefe Erde» fiel. Das menschliche Denken bewegt sich gewöhnlich in den drei Dimensionen «Länge, Breite, Höhe», aber in den geistlichen Belangen kommt noch die Dimension der «Tiefe» hinzu. So lesen wir in Epheser 3,16-18: «Damit er euch gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr völlig zu erfassen vermögt mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei.»
Wir wollen die Frage Gottes an Hiob einmal geistlich auf uns anwenden: «Hast du die Gründe der Tiefe durchwandelt?» (Hiob 38,16). Sind wir damit zufrieden, rein äusserlich den Anforderungen Gottes im persönlichen und gemeinsamen Wandel zu genügen, oder hat die Tiefe der Gedanken Gottes unsere Herzen erfasst?
Diese «Tiefen Gottes» sind verbunden mit einem verherrlichten Christus. Gott hat in seinem Herzen Gedanken, die in anderen Heilszeitaltern verborgen waren, Gedanken, die mit der Offenbarung seines Sohnes und den Ergebnissen seines Werkes zusammenhängen. Wie sehnt Er sich danach, dass wir das Verlangen haben, in diese Ratschlüsse einzudringen! Das Kreuz und der Tod des Herrn Jesus sind die Grundlage all dieser Ratschlüsse. Beim Betrachten dieser «Gnadengaben und Berufungen Gottes» kann der Apostel Paulus nur in einen Lobpreis ausbrechen: «O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege!» (Röm 11,33).
Nachdem der Herr in Lukas 5 die Volksmenge gelehrt hatte, forderte Er Simon auf: «Fahre hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zum Fang hinab» (V. 4). Das Ergebnis war reicher Segen. Der Herr hatte zwar gesagt «eure Netze», d.h. mehrere. Simon aber antwortete: «Auf dein Wort will ich das Netz1 (nur eines!) hinablassen.» Der Reichtum des Herrn ist nicht begrenzt. Die Begrenzung liegt immer auf unserer Seite.
Wollen wir uns nicht neu ermuntern lassen, «auf die Tiefe hinauszufahren», «die Gründe der Tiefe zu durchwandern»? Das Silber liegt nicht an der Oberfläche. Es ist für den, der bereit ist zu «graben». «Wenn du ihn (den Verstand) suchst wie Silber, und wie nach verborgenen Schätzen ihm nachspürst; dann wirst du die Furcht des HERRN verstehen und die Erkenntnis Gottes finden» (Spr 2,4.5).
- 1Wortlaut der nicht revidierten Elberfelder Bibel. Die Elberfelder-Übersetzung (Edition CSV Hückeswagen) hat auch in Vers 5 Mehrzahl: «die Netze hinablassen».