Einige Gedanken zur Treue Gottes

Im Alten Testament wird Gott unter anderem als der Gott der Treue oder als der treue Gott bezeichnet (5. Mo 7,9; 32,4; Jes 65,16), während wir sowohl im Alten wie im Neuen Testament mehrmals davon lesen, dass Gott treu ist. Auch vom Herrn Jesus wird gesagt: Er ist treu.

Treu bedeutet soviel wie feststehend, zuverlässig. Gott ist beständig in seiner Gesinnung. Er steht zu dem, was Er gesagt hat, seien es Verheissungen oder Gerichtsankündigungen. Und Er bleibt, was Er ist.

Nun finden wir viele Stellen in Gottes Wort, vor allem im Alten Testament, in denen die Treue Gottes mit seiner Güte verbunden wird. Zum Beispiel:

  • «HERR! An die Himmel reicht deine Güte, bis zu den Wolken deine Treue» (Ps 36,6).
  • «Am Morgen zu verkünden deine Güte, und deine Treue in den Nächten» (Ps 92,3).
  • «Gut ist der HERR; seine Güte währt ewig, und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht» (Ps 100,5).

Diese Stellen zeigen uns, dass Gott nicht in harter Konsequenz treu ist, sondern in Güte. Wie wunderbar, einen solchen Gott zu kennen und sich auf Ihn stützen zu können!

Wir, unsere Umstände – und die Treue Gottes

«Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn» (1. Kor 1,9).

Im ersten Korinther-Brief steht die Treue Gottes im Gegensatz zu den Korinthern, die fleischlich lebten. Wegen ihres Zustands erinnert der Apostel sie nicht an die Entrückung, sondern an «die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus» und appelliert damit an ihre Verantwortung (V. 7). Gleichzeitig drückt er das Vertrauen aus, das er zum Herrn hat, dass Er die Korinther bis ans Ende befestigen werde, und zwar so, dass sie am Tag unseres Herrn Jesus Christus, wenn alles ans Licht kommen wird, untadelig seien (V. 8). Der Apostel wusste, dass er auf Gott und seine Treue zählen konnte.

Gott ist auch treu im Blick auf seine Berufung. Er hat uns in die Gemeinschaft seines Sohnes berufen, also in eine Gemeinschaft, bei der Christus, unser Herr, uns alle verbindet. Weil das in der Praxis bei den Korinthern nicht mehr so war, gab es Spaltungen unter ihnen. Gott aber hält an dieser Gemeinschaft der Seinen fest.

«Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so dass ihr sie ertragen könnt» (1. Kor 10,13).

Jedes Kind Gottes macht die Erfahrung, dass Gott Lebensumstände zulässt, die den Glauben erproben. Dabei ist Er selbst die Kraftquelle, damit wir in den Umständen nicht verzagen. Er ist es aber auch, der den Ausgang schafft. Zu seiner Zeit führt Er die geprüften Seinen aus der Erprobung heraus. Er überfordert niemand.

«Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde untadelig bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist der, der euch ruft; er wird es auch tun» (1. Thes 5,23.24).

Bei diesem Ruf zur praktischen Heiligkeit gilt es, drei Punkte zu beachten. Da ist zunächst unsere persönliche Verantwortung. Als solche, die der Stellung nach vor Gott heilig sind, sollen wir nun auch nach Geist, Seele und Leib in praktischer Heiligkeit leben. – Und wenn jemand zum Schluss kommt: Das schaffe ich nie! und mutlos wird, dann wird ihm die Treue Gottes vorgestellt. Er, der uns zu einem solchen Leben gerufen hat, ist treu und will helfend in unser Leben eingreifen. Er zeigt uns in seinem Wort den Weg zu einem Ihm wohlgefälligen Leben, und durch seinen Geist schenkt Er uns täglich die Kraft, von der Sünde abzustehen und heilig zu leben. – Der dritte Punkt ist die «Ankunft unseres Herrn Jesus Christus». Der Tag wird kommen, da wir verherrlicht und heilig vor Ihm stehen werden. Dann wird unser praktischer Zustand in jeder Hinsicht unserer Stellung vor Gott entsprechen. Dafür garantiert seine Treue. Wie wunderbar!

«Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird» (2. Thes 3,3).

Wir leben in einer Welt, in der wir vom Bösen umgeben sind. Und gerade da erfahren wir auch die Treue des Herrn. Es besteht also kein Grund, sich zu fürchten.

Zur Treue des Herrn gehört, dass Er uns befestigt, damit wir bei einem Angriff des Bösen nicht wankend werden. Sie will uns aber auch bewahren, d.h. sie schützt uns, damit das uns umgebende Böse uns nicht schaden kann.

Die Treue des Wortes Gottes

Die Treue Gottes steht in enger Verbindung mit seinem Wort. Wenn Er treu und zuverlässig ist, dann ist das, was Er sagt und was Er uns in der Bibel, seinem geschriebenen Wort, mitgeteilt hat, ebenso treu und zuverlässig. Mehrere Verse im Alten und im Neuen Testament unterstreichen dies. Zum Beispiel:

  • «Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig und macht weise den Einfältigen.» (Ps 19,8).
  • «Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig» (Ps 93,5).
  • «Das zuverlässige Wort nach der Lehre» (Tit 1,9).

Gottes Treue und Gerechtigkeit

Wir finden in Gottes Wort die Verbindung zwischen seiner Treue und seiner Gerechtigkeit sowohl im Blick auf die Ungläubigen als auch auf die Gläubigen.

Wenn es um sein Gericht geht, das die unerlösten Menschen treffen wird, heisst es:

«Der HERR kommt, die Erde zu richten: Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit, und die Völker in seiner Treue» (Ps 96,13).

Das Gericht wird absolut gerecht sein. Der Massstab, nach dem der Richter urteilen wird, ist das Wort Gottes. Auch im Gericht wird Er seinem Wort treu bleiben. Welch ein ernster Gedanke für all jene, die leichtfertig über die gerechten Ansprüche Gottes, ihres Schöpfers, hinweggehen! Sie werden Ihm als dem Richter begegnen müssen.

Im Wissen um diese Tatsache rief der gläubige David in Psalm 143,1.2:

«HERR, höre mein Gebet, nimm zu Ohren mein Flehen! Erhöre mich in deiner Treue, in deiner Gerechtigkeit! Und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht! denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.»

Im Gegensatz zu David stehen wir hinter dem vollbrachten Erlösungswerk von Golgatha. Wir wissen, dass Christus am Kreuz für unsere Sünden gelitten und sie gesühnt hat – Er, der Gerechte, für uns, die Ungerechten. Jetzt können wir aus Erfahrung mit dem Apostel Johannes bezeugen:

«Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er (Gott) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit» (1. Joh 1,9).

Wenn es um unsere Sünden geht, dann heisst es nicht, Gott sei treu und gütig. Dann ist Er treu und gerecht. Wir hätten gerechterweise das Gericht verdient. Aber auf der Grundlage von Golgatha, wo Gott mit dem Herrn Jesus, unserem Stellvertreter, im Blick auf unsere Sünden absolut gerecht verfuhr und seine Heiligkeit befriedigt worden ist, schenkt Er uns auf ein aufrichtiges Bekenntnis unserer Sünden hin seine Vergebung.

So ruht unser Heil auf Gottes Treue und Gerechtigkeit und kann daher nie und durch nichts erschüttert werden. Ihm sei ewig Dank dafür!