Was ist zu tun, wenn ein Gläubiger aus Mangel an Wachsamkeit von einem Fehltritt übereilt worden und in Sünde gefallen ist? Soll man ihn deswegen verurteilen, ihn links liegen lassen, den Kontakt zu ihm abbrechen?
Wir können uns in einem solchen Fall entweder als Jäger oder als Hirte betätigen. In diesen zwei Berufen finden wir, bildlich dargestellt, zwei entgegengesetzte Verhaltensweisen gegenüber unseren Mitgläubigen. Der Gedanke des Jägers und des Hirten lässt sich übrigens durch die ganze Bibel hindurch verfolgen.
Es kümmert den Jäger wenig, ob seine Beute leiden muss oder nicht, wenn er nur zu seinem Vorteil kommt. Der Hirte hingegen verwendet sich für seine Herde, auch wenn er dadurch selbst zu leiden hat (1. Mo 31,38-40). Er opfert sich auf für seine Schafe, indem er das Verlorene sucht, das Versprengte zurückführt, das Verwundete verbindet und das Kranke stärkt (Hes 34,16). Der schlechte Hirte trägt den Charakter eines Jägers. Er herrscht mit Strenge und Härte über seine Schafe, so dass sie zerstreut werden (Hes 34,4.5).
Esau war ein Jäger wie Nimrod; Jakob war ein Hirte. Mose und David waren Hirten, bevor sie das Volk Gottes führten. Aber Saul verfolgte David, «wie man einem Rebhuhn nachjagt auf den Bergen» (1. Sam 26,20). Paulus hatte einst den Charakter eines Jägers gehabt. Als Saulus von Tarsus verwüstete er die Versammlungen. Aber der Herr machte aus ihm einen Hirten. Und die Stimme, die sich an Petrus richtete, um ihn in seinem Dienst wiederherzustellen, dringt sie nicht auch an die Ohren vieler von uns: «Weide meine Lämmer … weide meine Schafe» (Joh 21,15-17)?
«Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest» (Gal 6,1).