Die örtliche Versammlung in der Apostelgeschichte (1)

Apostelgeschichte 2,37-47; Apostelgeschichte 4,23-32; Apostelgeschichte 5,1-11; Apostelgeschichte 6,1-6; Apostelgeschichte 12,1-17

Die Apostelgeschichte, in der uns das Leben der ersten Christen aufgezeichnet ist, enthält viele ermunternde und praktische Hinweise für die Gläubigen aller Zeiten. So finden wir in den darin erwähnten örtlichen Versammlungen und in dem Verhalten der Christen, die sich an einem Ort versammelten, manche Dinge, die uns heute helfen, das Zusammenkommen zum Namen des Herrn Jesus hin örtlich praktisch zu verwirklichen.

Die örtliche Versammlung in Jerusalem

Ihre Anfänge und Grundlagen (Apg 2,37-47)

Der erste Abschnitt (Verse 37-41) zeigt die Reaktion der Menschen, die der Predigt des Petrus zugehört hatten, die im Gewissen getroffen worden und in Sündennot geraten waren. 3000 nahmen das Wort auf, wurden getauft, empfingen den Heiligen Geist und gehörten nun zur Versammlung des lebendigen Gottes.

Der zweite Abschnitt (Verse 42-47) handelt vom Verhalten der gläubig Gewordenen, die sich in Jerusalem aufhielten und damit die örtliche Versammlung in dieser Stadt bildeten.

Vers 42

Sie hielten an den vier Stücken fest, die unbedingt zum Leben einer örtlichen Versammlung gehören. Zum Verharren in der Lehre der Apostel sind die Zusammenkünfte zur Wortverkündigung und zur Wortbetrachtung nötig. Die Gemeinschaft (der Apostel) bedeutet das praktische Miteinanderleben der älteren und jüngeren Geschwister, der «Väter», «Jünglinge» und «Kinder» in Christus (siehe 1. Joh 2,13-18). Das Brechen des Brotes (die Feier des Abendmahls) steht immer in Verbindung mit dem Zusammenkommen zur gemeinsamen Anbetung. Mit Verharren in den Gebeten ist das gemeinsame Gebet in der Gebetsstunde gemeint.

Möchten wir keines dieser vier Dinge als nicht so wichtig betrachten oder gar vernachlässigen. Wir würden damit die Lebensgrundlagen des örtlichen Zeugnisses angreifen.

Vers 43

«Deinem Haus geziemt Heiligkeit, HERR, auf immerdar» (Ps 93,5). Das gilt nicht nur für den Tempel in Jerusalem, und nicht nur für die Versammlung als Gesamtheit aller Erlösten, sondern auch für die Versammlung an einem Ort. Sie ist kein Platz, wo jeder ein- und ausgehen kann, wie es ihm passt und jeder tun und lassen kann, was ihm gefällt. Menschen, die sich nicht klar für den Herrn Jesus entschieden und dies auch nicht durch die Taufe bezeugten, fürchteten sich, sich den Christen anzuschliessen (siehe auch Apg 5,11.13; 1. Kor 14,24.25).

Verse 44,45

Die Gläubigen aber bildeten eine harmonische Gemeinschaft, in der niemand zu kurz kam. Wenn die Liebe tätig ist, so kann diese Einheit unter den Gläubigen, die an einem Ort zum Namen des Herrn zusammenkommen, heute zum Ausdruck kommen, wenn auch nicht in der gleichen äusseren Form wie damals, als sie alles gemeinsam hatten. Leider macht der Egoismus, der oft an die Stelle der Liebe tritt, in vielen Fällen diese harmonische Einheit unmöglich.

Vers 47

«Gunst haben bei dem ganzen Volk» bedingt, dass jeder Gläubige am Ort «ehrbar wandelt vor denen, die draussen sind» (1. Thes 4,12). Wie das praktisch aussieht, sagt der Apostel in den Versen vorher: «Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten» (1. Thes 4,10.11). In unserem ganzen Verhalten müssen wir «ein gutes Zeugnis haben von denen, die draussen sind» (1. Tim 3,7).

Das Wachstum einer örtlichen Versammlung bleibt trotz des Dienstes und der Bemühungen, die wir in Treue für den Herrn tun mögen, das ausschliessliche Werk des Herrn. Nur Er kann hinzutun. Das heisst nun nicht, dass wir die Hände in den Schoss legen sollen. Dieser Vers will uns vielmehr davor bewahren, uns einer Sache zu rühmen, de nur der Herr durch seine Gnade zustande gebracht hat.

Gemeinsame Notzeiten (Apg 4,23-32; 12,1-17)

«Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit» (1. Kor 12,26). Das bekommt man in der örtlichen Versammlung besonders intensiv zu spüren. Aber der Herr zeigt uns in seinem Wort auch das Hilfsmittel. Es ist das gemeinsame Gebet. In Apostelgeschichte 4 bekommt die Versammlung in Jerusalem den Widerstand von religiöser Seite und in Kapitel 12 von politischer Seite zu spüren.

Die Drohung vonseiten der religiösen Führer des Volkes vereinigt die Gläubigen zum Gebet (Apg 4,24-30). Sie legen Gott ihre Not vor und bitten um Kraft zum Ausharren und um Mut, trotz den Drohungen nicht zu schweigen. Und Gott erhört ihre Bitten.

In Kapitel 12 geht es um den eingekerkerten Petrus. Weil die Antwort Gottes nicht sofort eintraf, lesen wir von einem anhaltenden Gebet vonseiten der Versammlung (Vers 5). Zu seiner Stunde erhörte Gott auch dieses Flehen.

Der erste Zuchtfall (Apg 5,1-11)

Leider gelang es dem Feind schon ganz am Anfang, das Böse in die Versammlung hineinzubringen. Sein Vorgehen ist heute noch dasselbe. Das Böse beginnt immer in unserem Herzen. Dort versucht der Feind anzusetzen, wenn wir nicht wachsam sind. Die Anfänge im Herzen sieht kein Mensch. Aber die Auswirkung des Bösen, die Tat, wird offenbar. Es kann sich dabei um moralisch Böses wie Hurerei, Habsucht, Götzendienst, Schmähung, Trunksucht, Raub (1. Kor 5,11), um Versündigung gegen einen Bruder, oder um böse Lehren handeln. Gelingt es dem Feind, derart Böses in die örtliche Versammlung hineinzubringen, ist der Name Gottes und der Name des Herrn Jesus dadurch verunehrt. Um der Heiligkeit, die dem Haus Gottes geziemt, zu entsprechen, muss die Versammlung handeln und sich vom Bösen reinigen.

In einem früheren Jahrgang dieser Zeitschrift wurde über die Notwendigkeit der Zucht Folgendes geschrieben: «Mit der Aufrechterhaltung oder Vernachlässigung der Zucht steht und fällt jede sichtbare Darstellung der Versammlung Gottes auf der Erde. Ohne Zucht wäre ein Zu­sam­men­kom­men im Namen des Herrn unmöglich. Ohne Versammlungszucht bliebe der einzelne Gläubige sich selbst überlassen: Wenn er in Sünde fällt, könnte sie ungehindert auch seine Brüder und Schwestern beeinflussen und seine gestörte Gemeinschaft mit dem Herrn und den Seinen könnte nicht gottgemäss wiederhergestellt werden» (Halte fest 1959, «Die Versammlung des lebendigen Gottes (10)».

Was sind nun die praktischen Belehrungen aus der traurigen Begebenheit von Ananias und Sapphira?

Vers 3

Das Böse, das in die Versammlung kommt, richtet sich gegen Gott, den Heiligen Geist, der darin wohnt.

Verse 3,4

Am Anfang wirkte Gott viele Dinge direkt durch den Heiligen Geist in den Aposteln und andern Dienern des Herrn. Heute haben wir das ganze geschriebene Wort Gottes, das uns Auskunft darüber gibt, wie wir in Zuchtfällen zu handeln haben (z.B. 1. Kor 5,9-13; Mt 18,15-18).

Vers 8

Es gibt Unterschiede in der Verantwortlichkeit. Ananias konnte nichts mehr erwidern, Sapphira aber wohl.

Vers 10

«Sie trugen sie hinaus.» Die schwerste Form von Zucht ist der Ausschluss von der Gemeinschaft am Tisch des Herrn und von jeder Art Gemeinschaft mit den Gläubigen. Der Schuldige muss hinausgetan werden (1. Kor 5,13).

Vers 11

Das konsequente Handeln gegenüber dem Bösen sollte alle zu grösserer Wachsamkeit vor dem Bösen im eigenen Leben anspornen (1. Tim 5,20). Aber es soll vor allem auch zum Herzen des Ausgeschlossenen reden, um, solange der Tod es noch nicht unmöglich gemacht hat, eine Wiederherstellung zu bewirken. Lasst uns nie vergessen: Das Ziel jedes Ausschlusses ist, dass der Fehlbare zur Einsicht und mit Gott und den Menschen wieder völlig in Ordnung kommt.

Die Ausübung verschiedener Aufgaben (Apg 6,1-6)

In jeder örtlichen Versammlung ergeben sich verschiedene Aufgaben, so war es auch in Jerusalem. Wenn es aber an der richtigen Verteilung fehlt, wird sich früher oder später Unzulänglichkeit bemerkbar machen.

Handelt es sich um die Gaben, die der Herr seiner Versammlung gibt (Eph 4,11; 1. Kor 12,4-11), dann haben wir Menschen keine Aufgaben zu verteilen. Wenn es aber um das Werk der «Diener» (1. Tim 3,8) geht, die sich mit den äusseren Angelegenheiten des örtlichen Zeugnisses befassen, unterliegt dies wohl unserer Verantwortung.

Wie wurden die Probleme in der Versammlung in Jerusalem praktisch gelöst?

Vers 2

Die Apostel sahen ein, dass nicht alle Dienste durch sie getan werden sollten. Ihre besondere Aufgabe vom Herrn war der Dienst des Wortes. Die Bedienung der Tische – man könnte heute vielleicht sagen: die Verwaltung und Verteilung des Geldes, das in der Kollekte eingelegt wird – konnten andere übernehmen.

Vers 3

Aber nicht jeder war in der Lage, dies zu tun. Die Voraussetzungen werden hier und in 1. Timotheus 3,8-13 erwähnt. Wie wichtig ist dabei das «gute Zeugnis» und die Bewährung (1. Tim 3,10). Aber keine der in diesen Stellen genannten Bedingungen steht in Verbindung mit einem öffentlichen Dienst des Wortes. Wenn wir das nicht beachten und nur solche zu Dienern wählen, die auch einen öffentlichen Dienst tun, könnte es wie damals zur Überlastung einzelner Brüder und zum Mangel anderer Geschwister führen.

Vers 6

Die örtliche Versammlung spricht den sieben Männern ihr Vertrauen aus. Wie nötig und wie wichtig ist dies für jeden Dienst, der mit materiellen Dingen, vor allem mit Geld, zu tun hat (2. Kor 8,19-23).