Hier bin ich!

Verschiedene Personen der Bibel antworteten auf den zuweilen sehr folgenschweren Ruf Gottes: «Hier bin ich!» Meist standen sie dabei vor einer Aufgabe, deren Tragweite sie noch nicht erkannten. Aber auf ihre Antwort: «Hier bin ich!» gab Er ihnen die nötige Kraft, seinem Ruf Folge zu leisten.

Dass doch auch unser Leben mehr unter diesem Zeichen der Bereitschaft stände und wir bereit wären, nach Empfang seines Auftrages unverzüglich den uns anvertrauten Dienst für den Herrn zu tun!

Abraham

Diesen Ausdruck finden wir zum ersten Mal in 1. Mose 22,1. Als Gott Abraham rief, antwortete er sogleich: «Hier bin ich!» Er wusste noch nicht, welch überaus schwere Aufgabe ihm bevorstand, aber er war bereit, das zu tun, was Gott von ihm verlangte. Und dann empfing er den unerhörten Auftrag, seinen Sohn zu opfern. Ja, mit Isaak, seinem Sohn, seinem einzigen, den er lieb hatte, musste er nach Morija gehen und ihn auf einem der Berge, den Gott ihm bezeichnen würde, als Opfer darbringen. Menschlich betrachtet, war dieser Auftrag unausführbar. Aber durch Glauben, in der Kraft Gottes, vermochte er ihn auszuführen. Es war ihm dabei bewusst, dass Gott mächtig war, Isaak aus den Toten zu erwecken. Und wenn ihn Gott nicht aufgehalten hätte, so wäre er bis zum Äussersten geschritten. Darum wird sein Tun in Hebräer 11,17 als eine vollendete Glaubenstat hingestellt und gesagt, Abraham habe seinen Sohn geopfert. Durch Glaubensgehorsam wurde sein Handeln zu einem eindrücklichen Vorbild auf das, was Gott später mit seinem eingeborenen Sohn tatsächlich getan hat. Er hat Ihn am Kreuz auf Golgatha für uns hingegeben!

Jakob

Als Gott Jakob rief (1. Mo 46,2), war auch dessen Antwort: «Hier bin ich!» Das war nicht immer so. Jakob hat in seinem Leben viele eigene Wege eingeschlagen und ist manchmal Gott vorausgelaufen. Aber Gott hat ihn dann überwunden.

Und nun, in seinem Alter, stand er hier an einem Scheideweg. Er hatte gelernt, sich vor sich selbst zu fürchten. Wohl hatte er den Eindruck, es sei für ihn der Weg Gottes, nach Ägypten hinabzuziehen, aber er war dessen noch nicht so ganz sicher und fürchtete sich aufzubrechen. Er dachte gewiss an Abraham, der auf einem eigenwilligen Weg nach Ägypten gegangen war. Und auch sein Vater Isaak wäre dahin gezogen, wenn ihn Gott nicht aufgehalten hätte.

Ja, es war begreiflich, dass Jakob sich fürchtete. Darum kam ihm Gott in Gnade entgegen und rief ihn bei seinem Namen. Jakob antwortete: «Hier bin ich!» und dadurch wurde er für Gott ein brauchbares Werkzeug. Ach, viele Jahre lang war er es nicht gewesen! Als er dann vor dem Pharao stand, musste er bekennen: «Wenig und böse waren die Tage meiner Lebensjahre.» Aber jetzt liess er sich von Gott gebrauchen, um im Segen über seine Söhne die Geschichte des Volkes Israels vorauszusagen. Er durfte sogar von der Herrlichkeit Christi weissagen: «Dich, Juda, dich werden deine Brüder preisen … Nicht weichen wird das Zepter von Juda … und ihm werden die Völker gehorchen.» So durfte Jakob in seinen alten Tagen die Gedanken Gottes erkennen, um in Übereinstimmung damit zu handeln.

Mose

Wie schön wird uns der Anfang des Lebens Mose beschrieben! Von Paulus wird gesagt, Gott habe ihn von seiner Mutter Schosse an abgesondert. Aber auch mit Mose war es so. War er nicht schon von Anfang an als Führer des Volkes Israels gekennzeichnet? Als er vierzig Jahre alt war, kam es in seinem Herzen auf, nach seinen Brüdern zu sehen, aber erst mit achtzig Jahren wurde er von Gott berufen. Als seine Stimme ihn rief, antwortete er: «Hier bin ich!» (2. Mo 3,4). Er kannte die Grösse seiner verantwortungsvollen Aufgabe noch nicht, und als er davor gestellt wurde, schreckte er zurück. Aber das darf nicht sein. Wenn Gott einen der Seinen zum Dienst beruft, so darf Ihm ein solcher nicht entgegenhalten, er sei «schwer von Mund und schwer von Zunge» (2. Mo 4,10), denn: «Der Herr hat stets in uns getan, was Er zu tun verlangt.»

Als sich Mose, im Bewusstsein der eigenen Schwachheit der Aufgabe entwinden wollte, wurde Gott zornig und hielt ihm vor die Augen, dass es nicht auf den Mund ankomme, sondern auf den Gott, der den Mund gemacht hat und die Zunge lösen kann. Mose hatte «hier bin ich» gesagt, und nun gab es kein Zurück. Gott verlieh ihm täglich Kraft, die gewaltige Aufgabe zu erfüllen.

Samuel

Die Geburt und das Leben Samuels haben wenig Gemeinsames mit dem Lebensweg Moses. Aber beider Leben war durch ein «Hier bin ich!» (1. Sam 3,4-9) und durch grosse Treue in der Erfüllung ihrer Aufgabe gekennzeichnet. Dabei zeigten sich beide als solche Menschen, wie wir es sind. Mose vergass einen Augenblick lang die Verherrlichung Gottes (4. Mo 20,12). Und Samuel musste vernehmen, dass seine Söhne, die er selbst als Richter eingesetzt hatte, nicht auf seinen Wegen wandelten (1. Sam 8). Aber Mose wie Samuel waren Knechte Gottes, die für das Volk beteten (siehe Psalm 99,6; Jeremia 15,1), Männer, auf die Gott hörte. Möchten doch auch unsere Gebete mehr und mehr den Gebeten dieser Knechte gleichen, die für das Volk zum Herrn riefen und von Ihm Antwort empfingen!

Jesaja

Die bis jetzt genannten Personen wurden mit Namen gerufen. Bei Jesaja war es nicht so. Im Verlauf der Geschichte Israels ging es mit dem geistlichen Zustand des Volkes immer mehr bergab. Und nun war es, als ob Gott Freiwillige zu Knechten aufriefe. Es war eine schwere Aufgabe, die auf sie wartete. Sie mussten predigen und kamen sich dabei wie Rufer in der Wüste vor. Aber Jesaja durfte den schweren Weg mit Gott gehen. Auf den Aufruf Gottes: «Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?» antwortete er: «Hier bin ich, sende mich!» (Jes 6,8). Nachdem er von sich selbst bekannt hatte: «Wehe mir! Denn ich bin verloren», konnte er gebraucht werden, nicht nur, um von andern zu sagen: «Wehe denen!» (Kap. 1-6), sondern auch, um von der Gnade zu weissagen.

Die Predigt ist auch heute noch Gericht und Gnade. 2. Korinther 5,11 und 14, spricht davon: «Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen … Denn die Liebe des Christus drängt uns …» Geben auch wir heute Gott allezeit die Antwort: «Hier bin ich»? Gibt es nicht alle Tage in unserer nächsten Umgebung eine Predigt auszurichten? Als Kinder Gottes sind wir dazu berufen. Lasst uns darin treu sein.

Ananias

Als dieser Mann bei seinem Namen gerufen wurde, sagte er, obwohl er die Tragweite seiner Berufung nicht kannte: «Siehe, hier bin ich, Herr!» (Apg 9,10). Auch auf diese Antwort folgte sogleich der Auftrag. Sein Dienst wurde ihm bis in die kleinsten Einzelheiten vorgezeichnet. Es war jedoch sehr menschlich, dass er mit dem Herrn zuerst darüber sprechen wollte. Er kannte – vielleicht nur dem Namen nach – diesen Saulus von Tarsus. Er wusste, dass dieser die Versammlung Gottes verfolgt hatte. Er kannte ihn als einen Wolf aus dem Stamm Benjamin. Über diesen Stamm hatte Jakob einst geweissagt, dass er wie ein «verzehrender Wolf» sein werde. Saulus war mit seiner Beute erbarmungslos verfahren. Er war selbst nicht davor zurückgeschreckt, Frauen gefangen zu nehmen. Und zu diesem Mann musste Ananias gehen? Lag hier keine Verwechslung vor? Aber aus der Antwort des Herrn wurde es deutlich, dass Saulus ein Auserkorener des Herrn war. Darauf ging Ananias. Gottes Wege sind wundersam. Wie dankbar musste Ananias nachher gewesen sein, nicht nur, dass er diesen Auftrag bekam, sondern dass er ihn auch ausführte.