«Gläubige können drei verschiedene Haltungen im Blick auf die Handlungsweise Gottes einnehmen: Unterwerfung, Ergebung und Freudigkeit.
- Wenn der eigene Wille zu Ende gekommen ist, so zeigt sich Unterwerfung.
- Ist der Verstand über Gottes Absichten erleuchtet, so zeigt sich Ergebung.
- Und ist im Herzen des Gläubigen wirkliche Zuneigung zu Gott selbst, so ist echte Freude vorhanden.»
(C.H. Mackintosh)
Diese Gedanken eines bewährten Dieners des Herrn aus dem 19. Jahrhundert möchten wir im Folgenden anhand der Schrift ein wenig ausführlicher untersuchen.
Unterwerfung unter den Willen Gottes
Im Garten Eden erwartete Gott von den Menschen, dass sie ihren eigenen Willen dem Willen Gottes unterwerfen würden. Das einzige Gebot, das der Mensch besass, sollte dies deutlich machen. Doch seit dem Aufbegehren und dem Ungehorsam des ersten Menschenpaares ist die Geschichte der Menschheit durch eigenwilliges Handeln gekennzeichnet. Der Eigenwille ist in den Augen Gottes «wie Abgötterei und Götzendienst» (1. Sam 15,23). Die letzten Tage des christlichen Zeitalters sind dadurch geprägt, dass die Menschen eigenliebig oder selbstsüchtig sind (2. Tim 3,2).
Das Leben des Gläubigen hingegen sollte durch Gehorsam und Unterwerfung unter den Willen Gottes gekennzeichnet sein, und zwar nicht nur allgemein, sondern auch, was sein Handeln mit uns persönlich angeht. Dabei wissen wir aus Erfahrung nur zu gut, wie schwer es uns oft fällt, unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen zurückzustellen. Auch der Apostel Paulus hatte wegen seines «Dorns im Fleisch» dreimal zum Herrn gefleht, um sich dann jedoch dem Willen Gottes zu unterwerfen und sich auf die damit verbundene Verheissung zu stützen: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2. Kor 12,9).
In diesem Zusammenhang dürfen wir auch an einen anderen Knecht Gottes denken – an Mose. Was für Gefühle mögen durch sein Herz gegangen sein, als er das Urteil Gottes hören musste: «Auch du sollst nicht hineinkommen» in das Land Kanaan (5. Mo 1,37). Doch dann hören wir aus seinem Mund den bekannten, so oft zitierten, aber in der Praxis des eigenen Lebens auch manchmal so schwer nachzusprechenden Satz: «Der Fels: Vollkommen ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht» (5. Mo 32,4).
Das vollkommene Vorbild finden wir auch hier wieder in unserem Herrn als Mensch auf dieser Erde. Er war gekommen, «um deinen Willen, o Gott, zu tun» (Heb 10,7). In jenen so heilig-ernsten Augenblicken im Garten Gethsemane sehen wir dann seine vollkommene Unterwerfung unter den Willen Gottes: «doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe» (Lk 22,42).
Ergebung in den Willen Gottes
Das geht weiter als nur mit dem eigenen Willen zu Ende gekommen zu sein und sich der Handlungsweise Gottes in unserem Leben zu unterwerfen. Wir ergeben uns in seinen Willen, weil wir durch die Wirkung seines Geistes die Absichten Gottes in seinem Handeln verstanden haben.
Als der Herr Jesus seinem Jünger Petrus sagte: «Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.» Dann offenbart uns der Heilige Geist anschliessend die Absicht Gottes in diesem Handeln: «Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte» (Joh 21,18.19). Petrus durfte verstehen, dass das, was er aus eigener Kraft nicht vermochte, nämlich für den Herrn ins Gefängnis und in den Tod zu gehen, einmal in der Kraft Gottes sein Teil sein würde, und dann würde es zur Verherrlichung Gottes gereichen.
Mit welcher Ergebenheit in die Wege seines Gottes mit ihm sehen wir Petrus dann im Gefängnis schlafen (Apg 12). Hören wir diese Ergebenheit nicht auch aus seinen Abschiedsworten: «Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnerung aufzuwecken, da ich weiss, dass das Ablegen meiner Hütte bald geschieht, wie auch unser Herr Jesus Christus mir kundgetan hat» (2. Pet 1,13.14)?
Auch jetzt wollen wir unsere Blicke noch einmal auf den Herrn Jesus lenken. Er, dessen Speise es war, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte (Joh 4,34), hatte nicht nur gesagt: «nicht mein Wille, sondern der deine geschehe»; wir hören aus seinem Mund auch die Worte: «Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken? … Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst aus. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen» (Joh 18,11; 10,17.18). Die Ergebenheit des Herrn in den Willen des Vaters war verbunden mit einer göttlich vollkommenen Einsicht in dessen Absichten und Gedanken.
Freude am Willen Gottes
Der Apostel Paulus hatte seine Schwachheit nicht nur untergeordnet und ergeben «hingenommen», sondern er konnte vielmehr sagen: «Daher will ich mich am allerliebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne» (2. Kor 12,9). Die schwierige Lage, in der er sich befand, als er den Philipper-Brief schrieb, konnte ihn nicht davon abhalten, wiederholt von dieser Freude zu schreiben, die aus der innigen Gemeinschaft mit seinem Herrn entsprang: «Im übrigen, meine Brüder, freut euch im Herrn! … Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!» (Phil 3,1; 4,4).
Im Herrn Jesus sehen wir auch hier die erhabenste Darstellung dieses Gedankens. Er konnte sagen: «Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue» (Joh 8,29). Während seines ganzen Lebens und Dienstes, in seinem Leben und Sterben leitete Ihn nur ein Beweggrund: der Wille des Vaters. Darin fand Er seine ganze Wonne und Freude. Und so hören wir aus seinem Mund die anbetungswürdigen Worte: «In derselben Stunde frohlockte er im Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir» (Lk 10,21).