Welch überströmenden Trost gibt doch der Glaube dem Menschen, der sich an Gott klammert! Als Christus hier auf der Erde war, konnte Er sagen: «Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt» (Ps 16,8). Sollte ich nicht auch das Gleiche tun? Habe ich Ihn in den Einzelheiten des Lebens nicht beständig nötig? Er allein kann mir beistehen.
Christus nahm einst einen abhängigen Platz ein. Er wurde auferweckt durch die Kraft des Geistes, durch Gott den Vater. Er hätte selber auferstehen können; «der Tod herrschte nicht mehr über ihn». Des Vaters Herz war mit Christus, seinem Sohn, aufs innigste verbunden. Er war seine ganze Wonne.
Der Vorläufer und der Weg
Christus ist jetzt als Mensch und für den Menschen in der Gegenwart des Vaters, als unser Vorläufer und unser Weg. Es ist so gesegnet, auf Christus zu blicken, als auf den Weg; dies bringt Ihn uns so nahe. So gewiss ich als Mensch an der Natur des ersten Adam und an den Folgen seiner Sünde teilgenommen habe, habe ich als Gläubiger nun teil an dem zweiten Adam. Der Herr Jesus Christus ist in der Gegenwart Gottes für mich.
Gewiss, hier auf der Erde sind Schwierigkeiten; aber bald werde ich bei Ihm sein, da, wo auf immerdar Freude ist. Gott wird als Gott verherrlicht (Off 4), aber Er wird auch im Menschen Christus kundgetan werden (Off 5); und, da wir in Christus sind, werden wir seine Herrlichkeit teilen.
Der Kommende
Wie huldvoll und gesegnet sind doch die Worte: «Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet» (Joh 14,1-3), Christus wird bei den Seinen sein und die Seinen bei Ihm. Sie werden seinem Bild gleichförmig gemacht und Ihm gleichgestaltet. Wir werden Ihn sehen und Ihm gleich sein. Schon jetzt werden wir in dem Mass, wie wir auf Ihn blicken, nach seinem Bild verwandelt.
Dies ist unser sicheres Teil, und in der Gemeinschaft mit Ihm haben wir Anteil an dem, was Er ist. Seine Wonne ist bei den Seinen. Er ging in ihr tiefstes Leiden ein, und sie werden mit Ihm, dem Erhöhten und Verherrlichten, seine Freude und Herrlichkeit teilen.
Der mitfühlende Helfer
Wie handle ich nun Ihm gegenüber? Bringe ich alle meine Sorgen zu Ihm? Mache ich Ihn zum alles beherrschenden Gedanken in meinen Bedürfnissen, in jeder Übung meiner Seele und auch in meinen Freudenzeiten? Dies ist der Weg, um Ihn und die Liebe in seinem Herzen kennen zu lernen.
Es gibt keinen Umstand, in dem ich Ihn nicht als meinen Genossen haben könnte. Ist Er doch in die tiefsten Tiefen meiner Leiden eingegangen. «Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse», konnte Er sagen. Es gibt keinen Platz, in dem der Glaube nicht Christus finden könnte. «Das aber: Er ist hinaufgestiegen, was ist es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte» (Eph 4,9.10).
Aber gehe ich in der Welt mit Ihm voran? Sind meine Freuden solcher Art, dass ich sie mit Ihm teilen kann? Wandle ich mit Ihm in meinem alltäglichen Leben? Wenn ich in Trübsal war, wie weit vermochte Er mich da aufzumuntern? Ja, wenn ich in Ihm ruhe, hat Er mich aufgerichtet; und dies ist mein sicheres Vorrecht.
Der Hirte
Das Herz, das sich auf Christus stützt, findet in Ihm dauernden Trost. Ausser Ihm sucht es nichts. Siehe Psalm 23. Wenn ein Bedürfnis vorliegt, werde ich mich nicht fürchten, sondern sagen können: «Der Herr ist mein Hirte.» Ich sage dann nicht: Jetzt bin ich zwar auf grünen Auen, aber wie lange noch? Nein, Er lässt mich auf ihnen lagern. Da sind auch «stille Wasser»; aber können diese nicht bald getrübt werden? Wie könnte dies möglich sein, wenn Christus mich zu ihnen führt! Oft fühle ich mich elend, weil ich nicht in Ihm geblieben bin. Das ist traurig; aber Christus «erquickt meine Seele». Und wenn ich durch das Tal des Todesschattens schreiten muss, will Er bei mir sein und mich trösten. Aber ich bin doch im Land meiner Feinde! Was nun? Christus bereitet für mich einen Tisch, gerade vor ihnen. «Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fliesst über. Nur Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich werde wohnen im Haus des HERRN auf immerdar.»
Der Freund
Wie gesegnet ist es, in dieser Weise auf den Herrn zu blicken! Er ist unsere jetzige und ewige Freude. Die Zeit wird kommen, wo alle unsere Trübsal vorüber ist, Er selbst aber uns bleiben wird als unser bewährter und wahrer Freund. Er ist in das tiefste Weh unserer Herzen eingegangen und wird uns für immer zu Teilhabern seiner Freude machen. Unsere Segnung, unsere Sicherheit, unsere Hoffnung sind alle auf die Sühnung gegründet, die Er zustande gebracht hat.
Der Heiland
Ist da eine Seele, die dies liest, aber sich noch nicht in Christus freuen kann und Ihn noch nicht als ihr Teil besitzt? Ist da jemand, der ausruft: Meine Sünde ist zu gross, um vergeben werden zu können? – Dass du deine Sünde fühlst, ist wohl gut, aber darüber zu verzweifeln ist ganz falsch. Mit deinen Worten sagst du ja: Meine Sünde ist grösser als die Gnade Gottes. Du wirst es nicht wagen, so zu reden, wenn du auf Christus blickst. Genügt Christus nicht? Ist die Gnade kleiner als deine Bedürfnisse, oder ist sie grösser? Christus ist das Teil jeder Seele, die an Ihn glaubt. Das Sühnungswerk ist getan. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt von aller Sünde.