Jonathan und Saul – der Glaube und das Fleisch

1. Samuel 14

Die Kinder Israel waren ausserordentlich geschwächt; «Es war kein Schmied zu finden im ganzen Land Israel; denn die Philister hatten gesagt: Die Hebräer sollen sich weder Schwert noch Speer machen!» (1. Sam 13,19). Als der Tag der Schlacht kam, fanden sich daher keine Waffen vor als nur bei Saul und seinem Sohn Jonathan.

Das Volk hatte nach einem König verlangt, und Gott hatte ihnen einen solchen gegeben, aber es war ein König nach ihrem Herzen, nach dem Fleisch. Gott hatte durch ihn wohl einen Sieg gegeben, und es gab während seiner Regierung sogar Segen, aber das war der Güte Gottes zuzuschreiben, der mit seinem Volk Erbarmen hatte.

So ist es auch mit uns. Wenn wir nach dem Fleisch wandeln, mag es sein, dass wir für andere ein Mittel zum Segen sind. Aber für uns selbst werden wir dabei keinen Segen haben.

Jonathan

In Jonathan hingegen haben wir ein deutliches Beispiel dafür, was der Glaube auszurichten vermag. Jonathan beriet sich nicht mit Fleisch und Blut; er gab seinem Vater keine Kenntnis von seinen Absichten und vertraute völlig auf Gott.

Die Lade Gottes befand sich bei Saul und auch die sechshundert Mann, die zur Zeit das Heer Israels ausmachten; aber statt auf diese äusseren Vorteile zu blicken, richtete sich das Glaubensauge Jonathans nur auf Gott. Es gibt für den Glauben nur eine Tatsache: Die Macht Gottes. Alles, was nicht von Gott ist, erscheint ihm ohnmächtig.

Als etwas später der junge David die Worte Goliaths hörte, womit dieser Israel verhöhnte, da rief er aus: «Wer ist dieser Unbeschnittene?» Der Glaube sieht nichts, was ihm zu mächtig ist, weil er nur die Verheissung ergreift und damit vorangeht, ohne all das andere, das ihn umgibt, in Betracht zu ziehen.

Jonathan unternahm nun etwas, das dem Menschen unmöglich war, daher beriet er sich nicht mit dem Menschen; sein Glaube hatte es nur mit Gott zu tun. Dieser sah keine Schwierigkeiten; die Vorhut des Feindes war für ihn nur eine «Aufstellung der Unbeschnittenen». Und Jonathan sagte sich: «Für den HERRN gibt es kein Hindernis, durch viele zu retten oder durch wenige.» Der Weg zu den Philistern war sehr schwierig. Auf dieser und auf jener Seite gab es eine Felszacke, zwischen denen man hinaufklettern musste, aber dem Glauben ist keine Arbeit, kein Hindernis zu viel; er lässt sich durch nichts erschrecken und wartet ruhig auf die Dazwischenkunft der Macht Gottes.

Die Philister sagten zu Jonathan und seinem Knaben: «Kommt zu uns herauf!» Jonathan mass dem Umstand, dass er ohne Waffen war, keine Bedeutung bei. (Der Mann, der seine Waffen trug, war hinter ihm). Er stieg auf allen Vieren hinauf. Und was geschah? Die Aufstellung der Philister fiel vor ihm!

Jonathan hatte nichts zu tun. Gott antwortete dem Glauben; Er war der Handelnde, und Er sandte einen grossen Schrecken auf das ganze Lager der Philister, so dass das Schwert des einen gegen den anderen war, eine sehr grosse Verwirrung.

Saul

Welch ein Gegensatz zu Saul! Wir sehen in ihm die Handlungsweise des Fleisches. Als er das Getümmel bemerkte, war er ratlos. Er sagte zum Priester: «Bring die Lade Gottes herbei!» Er wollte Gott fragen. Als aber die Unruhe im feindlichen Lager mehr und mehr zunahm, sprach er zum Priester: «Zieh deine Hand zurück!» Er wollte nun selber handeln. Er verbot dem Volk zu essen, obwohl es durch Hunger und Müdigkeit sehr ermattet war. Jonathan aber hatte den Schwur seines Vaters nicht gehört, und als er in einen Wald kam, wo «ein Strom von Honig» war, streckte er das Ende seines Stabes aus, nahm von dem Honig und seine Augen wurden hell. Saul hatte mit seinem scheinbaren Eifer «das Land in Trübsal gebracht»; das war alles, was er zu tun vermochte. Als es darum ging, zu untersuchen, wer gegen den kühnen Schwur gehandelt hatte, da wurde Jonathan getroffen. Aber Gott trat durch Vermittlung des Volkes für ihn ein, «denn», so sagte dieses, «er hat mit Gott gehandelt!»