Einsicht in die Zeiten

1. Chronika 12,33

Die Zeit, in der wir leben, ist ohne Frage eine schwierige Zeit. Gott hat sie vorausgesehen und in seinem Wort angekündigt. Timotheus sollte ausdrücklich wissen, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten würden (2. Tim 3,1). Dennoch möchte Gott uns nicht ohne Orientierung lassen. Er hat uns sein Wort und seinen Geist gegeben, damit wir auch in komplizierten Verhältnissen die richtige Richtung einschlagen können. Aber nicht nur das. Gott hat auch gewissen Brüdern und Schwestern die besondere Fähigkeit gegeben, die Zeichen der Zeit richtig zu beurteilen, um andern raten zu können.

Ein schönes Beispiel von dieser besonderen Fähigkeit finden wir im Alten Testament. Kurz bevor David als König über Israel anerkannt wurde, gesellten sich Männer aus dem Stamm Issaschar zu ihm, die eine ganz besondere Qualifikation hatten. Gottes Wort beschreibt sie uns so:

«Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten (d.h. ein richtiges Urteil in der Erwägung der Zeitverhältnisse), um zu wissen, was Israel tun musste; … und alle ihre Brüder folgten ihrem Befehl (ihrem Mund)» (1. Chr 12,33).

Nicht jeder in Israel hatte diese besondere Befähigung, aber im Stamm Issaschar gab es solche, die ihren Brüdern helfen konnten.

Auch heute hat nicht jeder im Volk Gottes die gleichen Begabungen und Fähigkeiten. Gott hat uns mit ganz unterschiedlichen Befähigungen ausgestattet. Aber auch heute gibt es gläubige Männer und Frauen, die in der Lage sind, die Zeitverhältnisse richtig zu beurteilen und damit andern Rat zu geben und zu helfen. Dabei stellen sich einige Fragen:

1. Sind jene, denen Gott eine solche Fähigkeit gegeben hat, auch bereit, sie in seinen Dienst zu stellen?

Es kann sein, dass es Geschwister gibt, die die Zeitverhältnisse durchaus beurteilen können, die aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht bereit sind, diese Gabe auch anzuwenden. Vielleicht schweigen sie, obwohl sie sehen, dass andere die Orientierung verloren haben oder im Begriff stehen, sie zu verlieren. Es ist eine grosse Verantwortung damit verbunden, eine Gabe von Gott bekommen zu haben und sie nicht zu benutzen.

2. Sind jene, denen Gott eine solche Fähigkeit gegeben hat, auch bereit, sie in der richtigen Weise anzuwenden?

Es ist vorstellbar, den richtigen Weg zu wissen, aber aus verschiedenen Beweggründen heraus einen falschen Rat zu geben oder durch ein schlechtes Beispiel auf den falschen Weg zu führen. Petrus z.B. wusste ganz genau, dass es falsch war, sich abzusondern und mit den Nationen nicht zu essen. Aber er tat es dennoch und zog dadurch andere mit sich, so dass Paulus ihm ins Angesicht widerstehen musste (Gal 2,11.12). Er hatte die richtige Einsicht, aber er handelte nicht danach.

3. Sind wir bereit, solche anzuerkennen und zu akzeptieren, von denen deutlich wird, dass Gott ihnen Einsicht in die Zeiten gegeben hat?

Diese Frage ist sicher sehr aktuell, weil die Ausübung dieser Fähigkeit schnell als Bevormundung angesehen werden könnte. Bestimmt entspricht es nicht unbedingt dem Geist unserer Zeit, andere zu akzeptieren, die uns Orientierung geben können, aber es ist nach der Bibel. Gott hat Führer gegeben, die uns durch ihre besondere Einsicht, aber auch durch ihr Vorbild den richtigen Weg weisen können.

4. Sind wir bereit, dem Rat und der Empfehlung zu folgen, die solche geben, die Einsicht in die Zeiten haben?

Diese Frage ist vielleicht noch aktueller, weil sie scheinbar gar nicht mehr in unsere Zeit passt. Und doch sind wir nahe bei dem, was Gott uns sagt, wenn wir so reagieren. Damit wir uns nicht missverstehen: Es geht nicht darum, alles völlig unkritisch hinzunehmen, was andere sagen. Wir sollen sicher anhand von Gottes Wort prüfen, ob der Rat solcher Geschwister von Gott kommt oder nicht. Aber wir sollten auch nicht hinter alles und jedes von vornherein ein Fragezeichen setzen. Nach weltlichen Gesichtspunkten muss heute alles kritisch hinterfragt werden. Das ist aber nicht die Weise unseres Herrn. Wenn bewährte Geschwister einen Rat geben, dann dürfen wir ihrem Wort und ihrer Empfehlung in der Gesinnung unseres Herrn folgen. So taten es die Kinder Israel damals. «Alle ihre Brüder folgten ihrem Befehl (ihrem Mund).»

Wie manche schwierige Situation im heutigen Volk Gottes könnte vermieden werden, wenn wir von diesem Beispiel aus dem Alten Testament mehr lernen würden. Das betrifft einerseits jene, denen Gott die Fähigkeit gegeben hat, Einsicht in die Zeitverhältnisse zu haben. Die Gefahr, eine solche Befähigung zu missbrauchen, ist durchaus gegeben. Anderseits betrifft es jene, die Rat und Wegweisung annehmen sollten. Wenn wir alle gemeinsam in Hingabe und Liebe zu unserem Herrn unseren Platz einnehmen, dann kann Gott sein Volk segnen – auch heute noch.