Serubbabel – der Diener, der zweimal erweckt werden musste

Esra 1,5; Esra 5,1-2

Die erste Erweckung – Esra 1

Als die zwei Stämme Juda und Benjamin noch in der babylonischen Gefangenschaft waren, erging nach Ablauf der von Gott verfügten 70 Jahre der Aufruf des Perserkönigs Kores: «Wer irgend unter euch aus seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels.» Serubbabel war unter denen, deren Geist Gott durch diesen Erlass erweckte, und der sich aufmachte (V. 5).

Wie schön ist die Erweckung dieses Mannes! Die besonderen Ausdrücke, die der königliche Aufruf enthielt: aus seinem Volk – mit dem sei sein Gott – das Haus des Herrn das Haus des Gottes Israels – in Jerusalem –, müssen die empfindsamen Saiten seines Herzens zum Schwingen gebracht haben. Er ist bereit, Babylon zu verlassen. So erweckt, übernimmt dieser Fürst von Juda die Verantwortung für die heiligen Geräte und ergreift die Führung der nach Jerusalem Zurückkehrenden. (Serubbabel war von der königlichen Linie, ein Nachkomme Josias über dessen Sohn Jojakim; 1. Chr 3,15-19).

Als er den Bestimmungsort erreicht, ist seine geistliche Energie immer noch vorhanden: «Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes Israels» (Esra 3,2). Sein vorherrschender Gedanke ist, dem Herrn Brandopfer zu opfern. Das ist die erste gesegnete Frucht einer Erweckung: der Gottesdienst nach den Anweisungen der Schrift.

Nachher richten sich die Gedanken und Zuneigungen dieses Mannes auf das Haus Gottes. Er legt dessen Grund und beschäftigt die Diener dieses Hauses: die Leviten (V. 8). Das ist die zweite segensreiche Frucht einer Erweckung: Man wertschätzt und liebt die Versammlung und unterstützt und fördert die Gaben, die zu ihrer Auferbauung gegeben sind.

Aber jede wirklich von Gott gewirkte Erweckung ruft den Unwillen Satans hervor, und so bekommt es Serubbabel mit den «Feinden Judas und Benjamins» zu tun. Ganz entschieden widersteht er ihrem Vorschlag der Zusammenarbeit: «Wir allein wollen dem Herrn, dem Gott Israels, bauen.» Da ändert der Feind seine Taktik. Er versucht die Hände des Volkes Juda schlaff zu machen, indem er ihnen Angst einflösst. Er dingt Ratgeber gegen sie, um ihren Plan zu vereiteln. Und da vermag die geistliche Energie Serubbabels die Flut des Widerstandes nicht mehr einzudämmen. Die Bauarbeiten werden eingestellt.

Um dem Feind zu widerstehen, ohne auch nur ein einziges Mal nachzugehen, ist ein Grösserer als Serubbabel nötig. Satan begegnete unserem Herrn mit jeder Form von möglichen Versuchungen: «Der in allem versucht worden ist» (Heb 4,15). Das Ziel seiner Anstrengungen war, den Plan der Erlösung zu vereiteln. Die Hände Serubbabels, «die dieses Haus gegründet haben», konnten die Arbeit im Augenblick nicht beenden. Unser Herr aber sagte zu seinem Gott: «Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte» (Joh 17,4).

Die zweite Erweckung – Esra 5,1.2; Haggai 1

Die Hände Serubbabels, die das Haus gegründet haben, sind jetzt im Blick auf das Werk Gottes untätig. Noch anders ist es mit den Händen des Volkes. Diese sind in einer anderen Richtung aktiv. Sie fördern ihre eigenen Interessen: «Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt?» – «Ihr lauft, ein jeder für sein eigenes Haus» (Hag 1,4.9).

Aus diesem Grund hält Gott den Segen zurück (V.10).

Doch die Worte, die durch den Propheten an ihn persönlich gerichtet sind, an ihn, den Statthalter von Juda, berühren sein Gewissen, wie einst der Erlass Kores' sein Herz berührt hat. Zusammen mit dem Hohenpriester und dem Rest des Volkes hört er auf die Stimme des Herrn. Das Wort Gottes erweckt aufs Neue seinen Geist: «Und der Herr erweckte den Geist Serubbabels, des Sohnes Schealtiels» (V. 14).

Nun macht er sieh auf (Esra 5,2). Mit den andern kommt er und arbeitet am Haus des Herrn, nachdem ihnen Gott vorher seine Gegenwart verheissen hat (Hag 1,14.13). Die ermüdeten Hände Serubbabels haben das Werk wieder in Angriff genommen, obwohl er weiss, dass der Feind, der auf jede Erweckung einen Gegenangriff startet, in der Nähe ist. Tatsächlich kommt dieser auf ihn zu und fragt: «Wer hat euch Befehl gegeben, dieses Haus zu bauen und diese Mauer zu vollenden?» (Esra 5,3). Aber Serubbabel und seine Helfer erfahren, dass das Auge Gottes auf die gerichtet ist, die Ihn fürchten, und auf die, die auf seine Güte harren (Esra 5,5; Ps 33,18). Daher können die Feinde ihnen nicht wehren.

In den schwierigen Umständen vermehren sich die von Gott kommenden Ermutigungen an Serubbabel und seine Gefährten: «Sei stark, Serubbabel, arbeitet! denn ich bin mit euch» (Hag 2,4).

«Das Wort … und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!» (V. 5). Der Herr spricht im Blick auf dieses Haus von einer herrlichen Zukunft (V. 7-9). Allen Widerständen zum Trotz wird Er «den Schlussstein herausbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade ihm!» (Sach 4,7).

Mehr noch als das: Serubbabel erfährt vom Kommen eines Mannes, «sein Name ist Spross», der «den Tempel des Herrn bauen … und Priester auf seinem Thron sein wird» (Sach 6,12.13). Er hört weiter, dass die Tochter Zion, die heute so elend dran ist, sich freuen wird, denn ihr König kommt zu ihr: gerecht, demütig und als Retter. «Seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer» (Sach 9,9.10). Doch Serubbabel lernt durch den Propheten Sacharja auch, dass jener Kommende von seinem Volk für nichts geachtet, durchbohrt und im Haus derer, die ihn lieben, verwundet werden wird (Sach 11,13; 12,10; 13,6). Er erfährt zudem etwas überaus Erstaunliches, etwas, das er noch nie gehört hat: dass dieser verheissene Messias von Gott selbst geschlagen werden wird (Sach 13,7).

Diese besonderen Hinweise auf den kommenden Messias helfen Serubbabel bei seiner schweren Aufgabe und unterstützen ihn in seinem Werk. Mit seinen Gefährten baut und vollendet er den Tempel, das Haus Gottes. «Und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohne Iddos» (Esra 6,14). Er kann seine Arbeit mit froher Hoffnung im Herzen beenden. Der Himmel ist zwar noch dunkel, aber am Horizont zeigen sich schon Lichtstreifen. Der Trost Israels steht in Aussicht und das gibt ihm Mut.

Haben wir nicht auch eine mutmachende Hoffnung, die uns hilft, im Dienst für den Herrn fortzufahren, bis Er kommt?