Praktizierte Absonderung

Psalm 1,1-3

Die ersten drei Verse des ersten Psalms zeigen uns einen Menschen, der in Trennung von dieser Welt und in Hingabe an Gott seinen Weg durch diese Welt geht. Ein solcher Mensch wird «glückselig» genannt, und tatsächlich, es ist ein grosses Glück, wirklich für Gott zu leben. Der erste Vers sagt uns, dass ein solcher Mensch keine gemeinsame Sache mit dieser Welt machen will. Er lebt in Absonderung von den Menschen der Welt. Der zweite Vers beschreibt uns, was dieser Mensch tut. Er lebt in Verbindung mit dem Wort Gottes, das er liebt und wertschätzt. Der dritte Vers behandelt die Folgen, die ein solches Verhalten nach sich zieht. Wer sich von dieser Welt weg- und zu Gott hinwendet, dem schenkt Gott Gelingen.

«Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und nicht steht auf dem Weg der Sünder und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter»

Im Neuen Testament werden wir aufgefordert, die Welt nicht zu lieben. Hier sehen wir, welche Charakterzüge die Menschen tragen, die dieses System «Welt» ausmachen. Es sind erstens Gottlose, zweitens Sünder und drittens Spötter.

Die Menschen dieser Welt sind gottlos, d.h. sie meinen, dass sie ohne Gott ganz gut klarkommen. Äusserlich nennt man den Namen Gottes vielleicht noch, innerlich aber hat man sich völlig von Ihm losgesagt. Sein Wille ist heute nicht mehr gefragt. Jeder tut, was ihm selbst gefällt. Wollen wir als Christen mit solchen Menschen aktive Gemeinschaft haben? Möchten wir nicht lieber zu den «glückseligen» Menschen gehören, die nicht im Rat der Gottlosen wandeln?

Die Menschen dieser Welt sind auch Sünder, d.h. sie handeln nicht nur ohne Gott, sondern sie handeln auch ganz bewusst gegen Ihn. Sünde ist nicht nur einfach ein Vergehen an einem Menschen, sondern jede Sünde ist zunächst eine Beleidigung Gottes. Gott wird durch jede Sünde verunehrt. Erneut stellt sich uns die Frage, ob wir mit solchen Menschen gemeinsame Sache machen, oder ob wir uns nicht lieber von dem Weg der Sünder abwenden wollen.

Schliesslich sind die Menschen dieser Welt auch Spötter, d.h. sie scheuen sich nicht, göttliche Dinge ins Lächerliche zu ziehen. Das Neue Testament weist uns ausdrücklich darauf hin, dass in den letzten Tagen des christlichen Zeugnisses auf der Erde Spötter da sein werden. Von diesen Spöttern sind wir heute umgeben, und die Gefahr ist gross, dass wir uns in ihrem Kreis wohl fühlen und uns nicht von ihnen distanzieren.

Der Psalmdichter nennt den «glückselig», der mit den Gottlosen, den Sündern und den Spöttern keine Gemeinschaft hat. Das spricht uns heute an. Zwar sollen wir den Menschen dieser Welt ein Zeugnis sein und ihnen von der Liebe Gottes erzählen, andererseits aber sollen wir uns nicht mit ihrem bösen Tun identifizieren. Unser vollkommenes Vorbild ist der Herr Jesus. In seinem Leben als Mensch sehen wir die vollkommene Verwirklichung des «glückseligen» Mannes aus Psalm 1. Er war das Licht in dieser Welt. Er hat den Menschen die Liebe Gottes offenbart. Er hat den Kranken geholten. Er hat unter Sündern gelebt. In allem aber war Er innerlich vollkommen von ihrem bösen Tun getrennt. Er war in Wirklichkeit «der Abgesonderte unter seinen Brüdern». Von Ihm können wir auch in dieser Hinsicht lernen.

«Sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht»

Während uns Vers 1 die negative Seite vorstellt, sehen wir in Vers 2 die positive Seite. Vers 1 zeigt, was der «glückselige» Mensch nicht tut, Vers 2 zeigt, was er wohl tut. Die Abkehr vom Bösen allein macht nicht glücklich, es muss noch etwas hinzukommen, nämlich die positive Hinwendung zu Gott. Absonderung ist nicht nur, sich vom Bösen wegzuwenden, sondern Absonderung bedeutet gleichzeitig, sich zu Gott hinzuwenden. Leider wird das oft vergessen. Die Folge ist ein Leben unter Zwängen und unter einer neuen Gesetzlichkeit. Wir müssen uns vom Bösen trennen; es ist aber auch nötig, dass wir uns zu Gott hinwenden. Beim Herrn Jesus war das so. Sein Leben war nicht nur getrennt vom bösen Treiben der Menschen, sondern es war auch gleichzeitig Gott geweiht. Nie hat ein Mensch sich so ganz Gott hingegeben, wie der Herr Jesus. Von Ihm konnte wirklich gesagt werden, dass Er «seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht». Prophetisch konnte Er selbst sagen: «Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens» (Psalm 40,8).

Wie steht es mit uns? Was für den alttestamentlichen Gläubigen das Gesetz des HERRN war, ist für uns das ganze Wort Gottes. Haben wir wirklich ein Verlangen nach diesem Wort? Formt es unser Denken und Handeln? Lust haben am Wort Gottes ist mehr, als nur gewohnheitsmässig ein paar Verse darin zu lesen. Sicher ist es eine gute Gewohnheit, regelmässig in der Bibel zu lesen, aber Gott möchte uns weiterführen. Er möchte, dass wir wirklich unsere Freude an seinem Wort haben. Diese Freude finden wir dann, wenn wir beim Lesen unseren Herrn Jesus suchen. Er ist der Mittelpunkt der ganzen Offenbarung Gottes. Mit Ihm beschäftigt zu sein, bringt wirklich Freude.

Wie aber steht es mit dem Sinnen Tag und Nacht? Wir können doch nicht Tag und Nacht in der Bibel lesen? Das ist zweifellos richtig, und Gott erwartet es auch gar nicht von uns. Jeder Mensch hat seine täglichen Pflichten, und als Christen sollten wir ihnen mit besonderer Sorgfalt nachkommen. Aber in allem, was wir tun und lassen, können wir uns durch das Wort Gottes leiten lassen. Sein Wort sollte unser Denken, unser Reden, unser Handeln, unser Verhalten prägen und beeinflussen. Wenn das so ist, werden wir glückliche Christen sein.

«Und er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht verwelkt und alles was er tut, gelingt»

Ein Leben in Trennung von der Welt und gleichzeitiger Hingabe an Gott kann nicht ohne Folgen bleiben. Diese Folgen beschreibt Vers 3 in vierfacher Weise.

  1. ist ein solcher Mensch wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist,
  2. bringt er Frucht für Gott,
  3. verwelkt sein Blatt nicht und
  4. gelingt ihm alles, was er tut.

Das hat uns allen etwas zu sagen.

1. «Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen.» Ein am Wasser gepflanzter Baum spricht von Kraft und Stabilität. Ein solcher Baum ist gesund, weil er seine Nahrung findet. So finden wir als Christen unsere Nahrung im Wort Gottes. Dadurch bekommen wir durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes Kraft für unseren Weg. Auch wenn einmal Stürme kommen, fällt der Baum am Wasser nicht gleich um. Seine Wurzeln sind tief im Erdreich verankert. Das Leben eines Christen verläuft nicht ohne Stürme. Es kommen Prüfungen und Glaubenskämpfe. Werfen sie uns aus der Bahn? Fallen wir um? Wenn wir uns mit der Welt vermischen und das Wort Gottes achtlos liegenlassen, dann ja. Gott aber möchte, dass wir wie Bäume sind, die nicht von jedem Wind hin und her gerissen werden. Er möchte, dass wir standfeste Christen sind.

2. «Er ist ein Baum …, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.» Gott möchte in deinem und meinem Leben gern Frucht sehen. Deshalb hat Er uns auf der Erde gelassen. Frucht für Gott können wir nur dann bringen, wenn wir uns so verhalten, wie es in den Versen 1 und 2 beschrieben wird. Was aber ist Frucht für Gott? In Galater 5,22 wird uns die Frucht des Geistes vorgestellt. Dort sehen wir, dass alles das Frucht für Gott ist, was der Geist Gottes in unserem Leben von den Wesenszügen des Herrn Jesus sichtbar werden lassen kann. Als Christus als Mensch auf der Erde war, hat Er in Vollkommenheit das gezeigt, was Gott von dem Menschen erwarten konnte. Nun dürfen wir etwas von Ihm in unserem Leben widerspiegeln, dürfen in aller Schwachheit seine Nachahmer sein. Darin findet Gott sein Wohlgefallen. Es ist Frucht für Ihn.

3. «Er ist wie ein Baum, … dessen Blatt nicht verwelkt.» Das Blätterwerk eines Baumes ist das, was man von weitem als erstes sieht. Deshalb spricht das Blätterwerk des Baumes von unserem Zeugnis, das wir als Christen in dieser Welt abgeben. Ist unser Zeugnis frisch und lebendig? Oder ist es welk und unansehnlich? Wenn die Umstände angenehm sind, ist es vielleicht einfach, ein lebendiges Zeugnis für den Herrn zu sein. Was aber, wenn einmal Zeiten der Dürre kommen, wenn die Umstände schwierig sind und wir mit negativen Konsequenzen zu rechnen haben, sobald wir unseren Herrn bekennen? Er allein kann uns die Kraft geben, Ihn auch in solchen Situationen zu verherrlichen.

4. «Und alles, was er tut, gelingt.» Das ist wie eine Zusammenfassung. Einem Christen, der sich so verhält, wird Gott in seinem persönlichen Leben Gelingen schenken. Es heisst nicht, dass es einem solchen Menschen immer gut geht und dass er sich nur in angenehmen Umständen befindet. Nein, aber Gott wird ihm da, wo er ist, helfen und Gelingen schenken. Gott gibt uns diese feste Zusage und damit dürfen wir rechnen.

Joseph ist dafür ein schönes Beispiel. In ihm dürfen wir einen alttestamentlich Gläubigen sehen, der das verwirklichte, was wir in Psalm 1 finden. Er lebte in Absonderung vom Bösen, er lebte in Hinwendung zu Gott. Bei ihm wurden auch die Ergebnisse von Vers 3 sichtbar. Jakob nennt ihn in seinem Segen in 1. Mose 49,22 einen Fruchtbaum am Quell, dessen Schösslinge über die Mauer treiben, und Gott bestätigt zweimal, dass Er ihm alles, was in seiner Hand war, gelingen liess (1. Mo 39,2 und 23). Sein Beispiel darf uns heute noch als Ermunterung dienen, es genauso zu machen. Dann werden wir wirklich glückliche Christen sein. Dieses Glück steht dir und mir zur Verfügung. Gott möchte uns glücklich sehen. An uns liegt es, dieses Glück zu ergreifen.