Psalm 16

Psalm 16

Einleitung

Wenn ein Mensch einsieht, dass er ein Sünder ist und sich auf dem Weg ins ewige Verderben befindet, aber seine Sünden Gott bekennt und an den Namen und das Erlösungswerk des Herrn Jesus glaubt, wird er errettet. Von jenem Augenblick an ist er unterwegs zum Himmel, seinem endgültigen Ziel. Auf diesem Weg darf er sich mit der Person des Herrn Jesus, seines Heilands, beschäftigen. Das neue Leben, das er empfangen hat, weckt ein solches Verlangen in ihm und schenkt ihm gleichzeitig die Fähigkeit dazu.

Ein glaubender Mensch hat innere Augen, Augen des Herzens, mit denen er Jesus sehen kann. Das unterscheidet ihn von den ungläubigen Menschen. Wir staunen manchmal darüber, wozu unbekehrte Menschen fähig sind. Sie können freundlich sein und anderen Hilfe leisten – oft in einem Mass, dass sie uns beschämen. Doch etwas vermögen sie nicht: Sie können den Herrn Jesus nicht so sehen, wie wir Erlöste es vermögen. Das ist unser Vorrecht.

Aus diesem Grund lesen jungbekehrte Menschen gern die Evangelien. Sie erfahren aus diesen Schriften, was der Herr Jesus gesprochen und was Er getan hat, aber auch welche Wege Er gegangen ist, als Er auf der Erde lebte. Wer den Herrn Jesus so mit den Augen des Herzens betrachtet, wird

  1. von Ihm angezogen und wünscht, Ihm nachzufolgen und Ihm ähnlich zu werden; und wird
  2. zur Anbetung dieser wunderbaren Person geführt.

Und wenn unser Herz nach mehr verlangt, wenn wir wissen möchten, was der Herr Jesus empfunden hat, als Er zu den Menschen sprach, was Ihn bewegte, als Er hier lebte und den Nöten der Menschen begegnete, und wenn wir im Besonderen seine Empfindungen auf dem Weg nach Golgatha kennen lernen möchten, dann müssen wir die Psalmen lesen.

In den Psalmen geht es nicht so sehr um Ereignisse, die unseren Herrn betrafen, sondern Gott lässt uns ins Herz unseres Heilands blicken. Eine wunderbare Gnade!

Die Psalmen umfassen 5 Bücher. Jedes hat seinen eigenen Charakter. Zu allen Zeiten wurden gottesfürchtige Menschen von den Psalmen angezogen, aber oft verstanden sie die einzelnen Verse nicht. Es ist daher nötig, die Linie des Geistes Gottes in einem Psalmbuch zu sehen, um zu erkennen, was die darin vorkommenden einzelnen Verse uns zu sagen haben.

Das erste Psalmbuch – in dem Psalm 16 steht – redet prophetisch von zwei Zeiten:

  1. von der ersten Hälfte der zukünftigen 7-jährigen Drangsalszeit. Sie zeigt uns die Empfindungen des gläubigen Überrests der Juden in den letzten Tagen, und zwar zu einer Zeit, da dieser sich noch in Jerusalem und im Land befindet.
  2. von den ungefähr 3 ½ Jahren des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus, während Er hier lebte. Bei der Betrachtung dieser Seite lernen wir etwas von seinen Empfindungen kennen.

Von den 41 Psalmen des ersten Psalmbuchs reden 5 in besonderer Weise von der Person und dem Werk unseres Heilands. Die Psalmen 22 und 40 zeigen uns sein Werk, das Er auf Golgatha vollbracht hat. In Psalm 22 ist Er das Sündopfer, das für uns das Gericht Gottes ertragen hat. In Psalm 40 sehen wir Ihn als das Brandopfer, wie Er sich völlig Gott geopfert hat.

Wie gross und umfassend ist das, was Er am Kreuz auf Golgatha vollbracht hat! Gibt es noch etwas Grösseres als das? Ja, es ist die Person, die dieses Werk vollbracht hat.

So spricht Psalm 2 vom Sohn Gottes, vom König Israels, wie Er uns im Matthäus-Evangelium vorgestellt wird. «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt» (Ps 2,7). – Christus ist in zweierlei Hinsicht der Sohn Gottes:

  1. Er ist Gott, der Sohn, von Ewigkeit her, in einer ewigen Liebesbeziehung zu Gott, dem Vater.
  2. Er ist der Sohn Gottes, weil Er als Mensch durch Gott, den Heiligen Geist, gezeugt worden ist.

Diese Seite sehen wir in Psalm 2 und im Allgemeinen auch bei Matthäus, wenn er in seinem Evangelium von Ihm als dem Sohn Gottes spricht. Doch Matthäus kannte Ihn auch als den ewigen Sohn, wie dies aus dem Bekenntnis des Petrus ersichtlich ist: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes» (Mt 16,16). Auf diese Grundlage gründet sich die Versammlung (Mt 16,18).

In Psalm 8 sehen wir Ihn als den vollkommenen Menschen. Er ist der Wurzelspross aus dürrem Erdreich (Jes 53,2). Er ist der Mensch, wie Gott sich ihn vorgestellt hat, als Er uns Menschen schuf. Doch der Herr Jesus ist kein Geschöpf, aber Er trat als Mensch in seine Schöpfung ein und hat als solcher vollkommen nach den Ansprüchen Gottes gelebt. In diesem Sinn gab Petrus Ihm in Apostelgeschichte 3,15 den Titel: Urheber oder Fürst des Lebens. Er dachte dabei nicht an das ewige Leben, sondern an das Leben des Herrn Jesus hier auf der Erde, wie Er in allem den Ansprüchen Gottes an den Menschen entsprach.

Wenn jemand etwas macht, hat er genaue Vorstellungen über den Zweck dieser Sache. Das war auch bei Gott so, als Er den Menschen schuf. Er hatte klare Vorstellungen, wie sein Geschöpf auf der Erde leben sollte. Leider fiel der Mensch sehr schnell in Sünde, und von jenem Augenblick an entsprach kein Nachkomme Adams mehr den Ansprüchen Gottes. Welch ein Schmerz für das Herz Gottes (1. Mo 6,5.6)!

Das änderte sich, als Christus auf diese Erde kam und hier lebte. Da konnte Gott sein Wohlgefallen über diesen Menschen ausdrücken. Dies ist das Thema von Psalm 8, und so stellt Lukas den Herrn Jesus in seinem Evangelium vor.

In Psalm 16 sehen wir den Herrn Jesus als den vollkommenen Diener und wie Er seinen Dienst erfüllte. So stellt Ihn uns Markus in seinem Evangelium vor. Er berichtet über die Reden und Taten des Herrn, während Psalm 16 zeigt, was Er dabei in seinem Herzen empfunden hat.

Psalm 16

Verse 1 und 2

Sie zeigen uns den vollkommenen Diener in seiner Beziehung zu Gott.

Er sagt zu Ihm: «Bewahre mich, Gott!» Damit drückt Er seine Abhängigkeit von Ihm aus. Das erinnert uns an Markus 1,35, wo wir Ihn frühmorgens, «als es noch sehr dunkel war», hinausgehen sehen, um die Gemeinschaft mit Gott zu suchen und um aus dieser Abhängigkeit heraus seinen Dienst zu tun. Es war eine tiefe Freude für unseren Herrn, Schritt für Schritt abhängig von seinem Gott voranzugehen.

Das Zweite, was Er sagt, ist: «Ich suche Zuflucht bei dir!» Er hatte vollkommenes Vertrauen zu Gott. Im Gegensatz zu uns hat Er nie auf Menschen, sondern immer nur auf Gott vertraut. Wer auf Menschen vertraut, wird enttäuscht. Ist das nicht die Erfahrung von uns allen? Vom jüngeren Sohn in Lukas 15, der durch eigene Schuld ins Elend gekommen war, heisst es: «Er ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Schweine frassen; und niemand gab ihm.» Unser Herr, der wusste, was im Menschen ist, hat immer nur auf Gott vertraut.

Auch wir dürfen nicht auf unsere Glaubensgeschwister vertrauen, obwohl wir sie zum Vorbild nehmen können. Jüngere Gläubige dürfen sicher ältere, gottesfürchtige Brüder oder Schwestern zum Vorbild nehmen. Aber vertrauen wollen wir auf Gott. Nur wer auf Ihn vertraut, wird nicht enttäuscht.

Wenn Er in Vers 2 sagt: «Du bist der Herr», dann beweist dies den vollkommenen Gehorsam dieses Dieners. – Auch wir sollten von Herzen wünschen, unserem Herrn zu gehorchen, denn auf dem Weg des Gehorsams gegenüber Gott und seinem Wort ruht ein grosser Segen. Das sollte auch unsere Haltung sein. Und denken wir daran: Wir brauchen nicht zu Gott zu sagen: «Du bist der Herr.» Er ist unser Herr.

Wenn der Herr Jesus jedoch so redet, dann nimmt Er damit bewusst die Stellung dessen ein, der gehorchen will, wie uns dies Philipper 2,5-8 zeigt. Christus ist Gott gleich. Doch Er wurde Mensch und Diener, und Er nahm diese Stellung freiwillig ein und lernte darin den Gehorsam (Heb 5,8). Aber das ist etwas völlig anderes, als wenn wir den Gehorsam lernen müssen. In uns wohnt die Sünde, die uns stets zum Ungehorsam gegenüber Gottes Wort verleiten will. In Ihm aber ist keine Sünde. Aber als Mensch und Diener lernte Er durch Erfahrung, was Gehorsam ist. In der Ewigkeit als Gott kannte Er das nicht. Gott befiehlt; Er empfängt keine Befehle, sonst wäre Er nicht Gott. Doch der Sohn Gottes ist Mensch und Diener geworden, und als solcher hat Er gesagt: «Du bist der Herr.»

In seiner Haltung des Gehorsams fügt Er hinzu: «Meine Güte reicht nicht zu dir hinauf.» Er spricht als Mensch gegenüber Gott. Einst kam ein junger Mann zum Herrn Jesus und redete Ihn mit «guter Lehrer» an. Jesus antwortete ihm: «Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.» Damit wollte Er nicht sagen, dass in Ihm etwas Ungutes sei, sondern seine Stellung als Mensch und Diener betonen. Als solcher sagt Er: «Meine Güte reicht nicht zu dir hinauf.»

Verse 3 und 4

Jetzt sehen wir seine Beziehungen zu den Menschen. Damals wie heute gibt es unter ihnen zwei Gruppen: jene, zu denen der Herr Jesus eine Beziehung hat (V. 3), und die anderen, zu denen Er jede Beziehung ablehnt (V. 4).

Die Gottesfürchtigen, die der Herr Jesus angetroffen hat, als Er hier lebte, die zu Johannes dem Täufer kamen und wirklich Buße taten, das sind für Ihn die Heiligen und die Herrlichen. Heute noch gesellt Er sich zu denen, die gottesfürchtig sind und eine bußfertige Haltung einnehmen. «Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum, und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen» (Jes 57,15). Diese Haltung unseres Herrn trifft auf jeden zu, der Buße tut und sich bekehrt. Mit ihm macht Er sich eins, über ihn freut Er sich (Lk 15,10). Das gilt aber auch für uns, die glauben.

Der Herr Jesus gesellt sich nicht zu denen, die ein stolzes Herz haben. Aber den zerschlagenen Herzen wendet Er sich zu. Möchten wir als gläubige Eltern dies beachten! Sicher wünschen wir alle von Herzen, dem Herrn treu zu sein. Sobald wir uns aber zu den Treuen zählen, weil in unserer Familie alles in Ordnung ist, fängt der Stolz an, der nicht ohne Einfluss auf die örtliche Versammlung bleiben wird. Wenn aber die Herzen stolz werden und wir das Empfinden für die Gnade verlieren, beginnt der Niedergang. Der Herr kann dann erst wieder segnen, wenn wir zerbrochen vor Gott liegen. «An ihnen ist all mein Gefallen.»

In Vers 4 werden jene erwähnt, die einem «anderen» nacheilen. Prophetisch gesehen ist dieser Andere der Antichrist. Wir können diesen Vers aber ganz allgemein betrachten. Dann betrifft er alle, die noch einem anderen und nicht dem Herrn Jesus nacheilen, d.h. sich noch nicht zu Ihm bekehrt haben, Ihn noch nicht als persönlichen Heiland kennen. Ihr Ende ist ewiges Verderben.

Leider kommt es vor, dass auch ein Erlöster wieder anderem nachrennt. Wie traurig!

Lehrmässig geht es hier jedoch um gottlose Menschen, die sich nicht bekehren wollten. Der Herr Jesus verweigert jede Gemeinschaft mit ihnen und ihren Werken.

Es ist nicht ganz einfach zu erklären, was unter Trankopfern von Blut zu verstehen ist. Aber eines ist klar: Es geht darum, was gottlose Menschen tun, und der Herr distanziert sich von diesen Werken. Aber Er nimmt auch Abstand von ihnen als Personen. Er will ihre Namen nicht auf seine Lippen nehmen. Wie schrecklich für jemand, der noch nicht zum Heiland gekommen ist. Christus wird seinen Namen nicht in den Mund nehmen. So jemand ist ewig verloren. Wer aber zu Ihm kommt und an Ihn glaubt, den wird Er mit seinem Namen rufen, ja, der Name eines solchen ist im Himmel angeschrieben (Lk 10,20).

Verse 5-10

Nun sehen wir den Herrn, in welcher Beziehung Er zu den Umständen stand, durch die Er als Mensch hier ging. Die Verse 5-7 zeigen die Umstände während seines Lebens und die Verse 8-10 jene bei seinem Sterben. Wir erkennen dabei, was Er in den jeweiligen Situationen empfunden hat.

Im Blick auf die Umstände während seines Lebens sagt Er: «Der HERR ist das Teil meines Erbes.» Gott war der Inhalt seines Lebens. Bei Ihm wurde völlig wahr, was im Alten Testament vom Stamm Levi galt, der im Gegensatz zu den anderen Stämmen Israels kein Erbteil im Land bekam. Der Herr war sein Erbteil (Jos 13,33).

Für unseren Herrn war Gott nicht nur das Teil seines Erbes, sondern auch seines Bechers. Dieser spricht von den Lebensumständen, durch die Er ging. In alle seine Umstände hat Er Gott hineingebracht.

Diese beiden Seiten sind auch für uns wichtig. Der Apostel Paulus sagte: «Das Leben ist für mich Christus.» Er war sein Lebensinhalt. Und wenn er in irgendwelche Umstände kam, dann stellte er Gott zwischen sich und die Umstände. Das ist auch unser Vorrecht: In guten und in schweren Tagen dürfen wir Gott in die Situationen einbeziehen.

So konnte der Herr sagen: «Du erhältst mein Los.» Er war sicher, dass Er auf diesem Weg nicht zuschanden werden würde. Das gilt auch für uns. Wenn Gott unser Lebensinhalt ist und wir Ihn in unsere Umstände hineinbringen, werden wir immer glücklich sein und nie enttäuscht werden.

«Die Mess-Schnüre sind mir gefallen in lieblichen Örtern.» Damit meint Er den Weg, den Er hier auf der Erde zu gehen hatte. Er ist tatsächlich von Ort zu Ort gegangen. Doch es waren an sich keine lieblichen Örter. Z.B. Jericho ist ein Bild des Fluches, der durch die Sünde über die Erde und die Menschen gekommen ist. Weil aber dieser Weg von Ort zu Ort der Weg war, den Gott Ihm aufgetragen hatte, war er lieblich für Ihn.

Vielleicht ist dein Lebensweg zur Zeit ein schwerer. Wenn du aber überzeugt bist, dass dieser Weg von Gott ist, dann werden die schlimmen Umstände zu lieblichen Örtern. Sieh auf den Herrn Jesus! Er zog von Ort zu Ort mit tiefem Frieden in seinem Herzen. Zu seinen Jüngern sagte Er: «Meinen Frieden gebe ich euch.» Das möchte Er auch dir in deinen schwierigen Lebensumständen schenken.

«Ein schönes Erbteil ist mir geworden.» Damit meinte Er seine Aufgabe, die Er hier zu erfüllen hatte. Er hatte als Diener einen Weg zu gehen und auf diesem Pfad eine Aufgabe zu erfüllen. Beides war Ihm von Gott gegeben. Deshalb waren es liebliche Örter und ein schönes Erbteil. Auf diesem Weg und in der Erfüllung seiner Aufgabe erlebte Er zweierlei:

  1. Er wurde «von Gott beraten» und
  2. «bei Nacht unterwiesen ihn seine Nieren»

Gottes Rat für den Menschen ist immer zum Guten. In den Nieren werden giftige Stoffe aus dem Körper ausgeschieden. Daher ist die geistliche Bedeutung der Nieren, dass sie das Böse anzeigen. Diese beiden Punkte treffen auch auf bekehrte Menschen zu.

Als Adam erschaffen wurde, da ging er vollkommen aus der Hand des Schöpfers hervor. Er kannte weder Gut noch Böse: Er war unschuldig. Dann fiel er in Sünde, und aus dem ersten Menschen wurde der alte Mensch, der Gut und Böse kennt, aber das Böse tut. So sah unser Leben vor der Bekehrung aus. Seitdem wir neues Leben empfangen haben, leben wir im neuen Menschen. Dieser ist nicht in die Unschuld zurückgekehrt. Er kennt das Gute und das Böse, aber er tut das Gute. Als Erlöste haben wir im Herrn Jesus ein gutes Vorbild. Er ist zwar nicht der neue Mensch, aber Er ist das Modell für den neuen Menschen, indem Er allezeit das Gute getan und das Böse stets entschieden abgewiesen hat.

Der Herr Jesus ist auf diese Erde gekommen, um zu sterben. Davon reden die Verse 8-10. «Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt.» Als Er nach Jerusalem hinaufging und dann weiter nach Golgatha, tat Er dies in völliger Unterwerfung unter seinen Gott. In Johannes 14,31 heisst es: «Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat. – Steht auf, lasst uns von hier weggehen!» Dann ging Er willig bis nach Golgatha. Auf diesem Weg hielt Ihn die Rechte Gottes, d.h. Gottes Kraft, aufrecht. Als die Jünger Ihn verliessen, konnte Er sagen: «Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.» Mit welch tiefer Freude muss Er dies gesagt haben! Dann konnte Er mit den Worten unseres Psalms hinzufügen: «Ich werde nicht wanken.» Auf seinem Weg zum Kreuz und in den Tod geriet sein Vertrauen auf Gott nie, nicht eine Sekunde, ins Wanken. Männer Gottes kannten Momente, da sie gewankt haben (Hiob; Kap. 3,1; Jeremia; Kap. 20,15; Paulus; 2. Kor 1,8). Unser Herr hat nie gewankt.

Denken wir an Psalm 22! Da sehen wir Ihn in den Stunden der Finsternis am Kreuz. Am Ende dieser Zeit rief Er in höchster Seelennot zu Gott, doch der Himmel blieb stumm, denn Gott ist heilig. Und was sagte der göttliche Dulder dann? «Doch du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat, der mich vertrauen liess an meiner Mutter Brüsten. Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoss an, von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott.» Auch in den drei Stunden der Finsternis hat Er nicht eine Sekunde in seinem Vertrauen zu Gott gewankt.

Dann spricht Er von seinem Tod. «Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele. Auch mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen.» Er denkt an den Augenblick, da das Werk vollbracht ist, und Er vertraut im Blick auf seinen Leib völlig auf Gott. Menschen haben «sein Grab bei Gottlosen bestimmt», aber Gott hat dafür gesorgt, dass Er «bei einem Reichen war in seinem Tod» (Jes 53,9). Joseph von Arimathia kam und legte Ihn in eine neue Gruft (Mt 27,57-60).

Er vertraute auf Gott, dass Er seine Seele nicht im Scheol lassen und dass sein Leib die Verwesung nicht sehen würde. Mit anderen Worten: Er würde auferweckt werden, weil Er während seines ganzen Lebens der «Fromme Gottes» gewesen war.

Vers 11

Hier haben wir das Ziel dieses vollkommenen Dieners. Drei Tatsachen gingen für Ihn in Erfüllung:

  1. Gott hat Ihm den Weg des Lebens kundgetan. Er hat als Mensch Leben in Auferstehung kennen gelernt. Auch alle Glaubenden werden dies erleben
  2. Er ging ein in die Gegenwart Gottes und hat Fülle von Freuden vor Gottes Angesicht. Das ist auch das Ziel aller Erlösten
  3. Er hat den Platz zur Rechten Gottes eingenommen. Das ist der Platz der Ehre, der Ihm allein gebührt

Gepriesen sei sein heiliger Name!